gebrochen, keine» ernsten Kampf mehr wagen können. Ich habe schon von der Panik geschrieben, welche das Zündnadelgewehr unter unfern Soldaten verbreitet, »nb wir hören noch fortwährend über die furchtbare Wirkung dieser Waffe. Interessant ist, was unsere Kavallerie-Offiziere über die GefechtSmethodc der prenß. Rs'.'.erti erzählen. Wo nämlich Kavallerie gegen Kavallerie stand, erwartete die preußische die Charge der östreichischen stehenden Fußes. Wenn die Oestreicher auf fünfzig Schritte heraugestürmt, crbiclten sie ans den Zündnadelkarabinern der preußischen Reiter stets eine volle Lage, welche jedcSmal die vordere Reihe der i Oestreicher niederstrcckte und auch in der Tiefe des östreichischen Cbors große Lücken riß. Diese» Augenblick der Verwirrung be- nutzten die Preuße» und stürzte» sich blitzschnell mit dem Säbel i ans die Oestreicher, welche, durch die Haufen todter und vermin- ! deter Pferde, in ihre» Bewegungen gehindert, sich nicht wirksam ^ verlheidigen konnten." ^

Rachrichlen ans Horitz in preußische» Blättern über die ! Schlacht von Königgrätz melde», daß während der Schlacht etwa 1500 Geschütze wirkten. Man rechnet, daß ungefähr 180,000 Oestreicher gegen 200,000 Preußen kämpfte», von welchen letz- ! tere» 50.000 vom drillen Korps, die mit Truppen vom fünften i Korps die Reserve bildeten, am Gefechte nicht betheiligt waren. ! Im Hauptquartier des Königs befinden sich der Großherzog i von Sachsen Weimar, welcher auch der gestrigen Schlacht beige- ! wohnt hat, sowie der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und - der Herzog von Sachsen-Kobnrg-Golha. !

Prcrau, 0. Juli. (Ostd. Post.) Tie Preußen, welche i in Bieütz cingcrnckt sind, haben dieser Stadt eine Kontribution ! von 35,000 Thlr. aufcrlcgt. l

Florenz, 7. Juli. Tie Oestreicher sind über den Mincio i znrnckgegangen und haben die Brücke von Goito gesprengt. !

Ter polnische Ex-General Laiigiewicz hak sich als ikalieni- I scher Freiwilliger gemeldet, ist jedoch nicht zngclasseu worden.

Mailand, 5. Juli. Koffnth hat nachstehende Proklama­tion an seine Landsleute ergehen lassen: ,,Tapfere Magyaren! linier dem Schutze des tapfere» und ehrlichen Königs von Ita­lic», im Name» Gottes und des Batcrlandes pflanze» wir aufs Nene daS Banner der ungarischen Freiheit ans. Hierher, Ta­pfere - hier ist der Posten der Ungarn! Ter Oestreicher ist unser Feind ruft der Italiener. Von Ocsireich hatten die Söhne unseres Vaterlandes nichts als Kerker, Schmach und Elend. Italien gewährt dem ungarischen Emigranten ein Asyl, nahm ihn gastfreundlich' ans, unterstützte ihn und hielt ihn in Ehren. Gott, der Gerechte, würde den Magyaren bestrafen, wen» er dies Alles damit vergelten würde, daß er mit 1>ein Oest­reicher gegen die Freiheit Italiens zu Felde zöge. Der Italiener besitzt ein Anrecht ans Venedig. es gehört ihm, ist seine Tochter. Italien gehört den Italien,, Ungarn den Ungarn. Hinaus mit dem Oestreicher ans Italien, hinaus mit ihm ans Ungarn. So will eS das Gesetz der Natur, das Gesetz der Ge­rechtigkeit. Ihr seid Oestrcich keinen Gehorsam schuldig. Es bat Euch durch eine ungesetzliche ZwangsanShcbnng in die Rei­hen seines Heeres geschleppt. Ihr seid dem Oestreicher keine Treue schuldig. Dies meineidige Geschlecht wurde im Jahr 18-49 durch ein eigenes Gesetz von der ungarischen Nation für immer deS königlichen Thrones für verlustig erklärt, und eS wurde da­mals als Gesetz von den Ungarn verkündet, daß jeder Ungar, der freiwillig unter der östreichischen Fahne weiter dienen würbe, sich deS Verbrechens des LandeSverraths schuldig mache. In die- ! ser Sprache sortfahrcnd, schließt die Proklamation: Im Namen deS Vaterlandes befehle ich Euch: Kommet hiehcr, damit Ihr hier anszichen könnt zur Befreiung deS Vaterlandes ES lebe der König von Italien eS lebe die italienisch-nugarische Al- lianz! Es lebe bas Vaterland! Aus dem Hauptquartier deS Kö­nigs von Italien am 24. Juni 1866."

Paris, 9. Juli. Tie Palrie schreibt: Es ist nicht un­möglich, daß die Verhandlungen über den Waffenstillstand heute oder morgen zum Abschluß kommen. Mil Preußen ist Ueberein- siimmung erzielt, bezüglich Venctiens bauern die Verhandlungen fort. Tie Italiener wollen sofort zwei Festungen, darunter Pes- chiera, besetzen. Der TcmpS hat ein Telegramm ans Konstan- tinopel de» 8. Juli, wonach die hohe Pforte de» Prinzen Karl von Hohenzollcrn als Fürsten von Rumänien anerkannt hat; der j ährlich der Pforte zu entrichtende Tribut ist verdoppelt worden.

Grof Balduin.

(Fortsetzung.)

Ihr sollt es erfahren," versetzte Johanna, und indem sie sich dicht an Aldenarde anlehnte und ihm ins Anilitz sah, fuhr sic zärtlich fort:Es drängt mich, Euch den Plan mitzntheileii, durch den ich meinem Lande ein besseres Looö zu bereiten hoffe nnd der^ auch mir" sic unterbrach sich hier und seufzte tief, woraus sie mit etwas veränderter Stimme wieder begann:Zu­vor muß ich einmal etwas weiter anSholen und Euch ein Bild meines inneren Wesens geben. Ihr wißt, daß mir in früher Jugend schon das Glück nicht günstig war. Als mein Vater dem Drange seines Herzens nnd den, Ruse der Kirche, vielleicht auch der Begier deS Ehrgeizes folgend, de» Zug »ach dem ge­lobten Lande antrat und die Muiter ihn begleitete, blieb ich mit Margarethe, meiner Schwester, die damals ein kleines Kind­war, in Gent unter der Vormundschaft meines Oheim?, des Grasen von Namur, zurück. Mein Vater siel im gelobten Laube,, die Mutter starb aus der Rückreise i» fernen Landen nnd der damalige König Philipp August von Frankreich, der schon lange gierig ans Flandern blickte nnd ein Mittel suchte, um dieses- blühente Land in Besitz zu nehmen, gab dem Grafen von Namur seine eigene Tochter znm Weibe, wofür dann der königliche Schwie-- gersodn den Eid, den er meinem Vater geschworen, brach, und trotz des heftigen Einspruches der Barone dieses Landes, mich nnd meine Schwester nach Paris z»i» Könige brachte. Man hielt mich gnt am Hofe des Königs, denn man hoffte, mich gefügig zu machen. Endlich aber, a!s die Zeit meiner Mündigkeit heran- nahtc, verlangten die Barone nnd Ritter Flandern? »sich so ernst­halt nnd drohend zurück, daß der König nicht widerstehen konnte." Hier hielt Johanna einen Augenblick inne, Aldenarde sah sie fragend an und jie fuhr fort, indem sie crrötbete:Bevor er mich aberziehe» ließ, vermählte er mich mit Ferdinand von Por­tugal, den ich in Paris kennen gelernt."

Und den Ihr liebtet!" warf Aldenarde ein,denn wie hättet Ihr Euch sonst zu dieser Verbindung verstehen können?"

Bittend blickte Johanna zu ihm ans. Tann sagte sic:Wie der Ertrinkende »ach dem rettenden Balken, so griff ich nach diesem Mittel, um zur Freiheit zu gelangen. Liebe? Ich kannte sie nicht nnd glaubte kaum, daß wahre Liebe ans Erden ;» finden sei, so sehr hakte das Unglück meiner Jugend mein Herz irre geinacht. Die Hochzeit wurde z» Paris mir höchster Pracht gefeiert nnd der Dauphin Ludwig, der jetzige König, begleitete uns mir gleiß- tierischer Freundlichkeit nnd wollte bis zur Grenze n»S das Ehren­geleite geben. In meiner Uncrfahrenheit rührten mich diese Be­weise von Anhänglichkeit, ach! ich sollte bitter enttäuscht werden. Noch bevor die Grenze erreicht war, erklärte Ludwig uns für Gefangene und ließ uns nicht eher weiter ziehen, bis ich und mein Gemahl ihm die Städte St. Omer nnd Aire als Eigenthum verschrieben und er von denselben Besitz genommen. Kaum im Vaterlands angckommen, fühlte ich mich Ferdinand entfremdet, ich wußte ja, daß er mich nie geliebt batte."

Johanna machte wieder eine Panse. Aldenarde ergriff ihre Hand, die sei» nnd schmal in seiner kräftigen Rechten lag. Er betrachtete dieselbe, dann führte er sic an seine Lippe» nnd sagte: Es ist »»denkbar, aber Ihr selbst sagt eS und ich muß Euch glauben."

Mit bestimmter Betonung fuhr Johanna fort:Ich weiß, daß cs so ist. O, Ihr werdet Staunen, was ich Alles weiß. Ferdinands Mutter, die vcrwilkwete Königin von Portugal, die, wie Ihr wißt, eine bnrgundischc Prinzessin und mit dem franzö­sischen Hose verwandt ist, lebte, znm zweite» Male Wittwe des Grafen von Elsaß, in Paris. Weßbalb sie einen alte» tiefen Haß gegen Frankreich »ährt, weiß ich »lckt, aber sie hoffte, durch die Verbindung ihres Sohnes mit mir die Macht zu erhalten, sich au Frankreich zu räche». Sie war es, die später ihren un­selbstständigen Sohn zu olle» Unternehmungen hier in Flandern ansstachclte, nnd jene große Schlacht z» Bovines, wo so viele kräftige Männer stritten und Kaiser »nb Könige sich gegcnüdcr- standen, war veranlaßt durch de» Rachedurst jenes energischen WeibeS, das nicht rasten kann vor der Begier, Frankreich zu schaden." (Forts, folgt.)

Redaktion,- Druck und Verlag der C-. W. Zaiser'schew Buchhandlung.