es scheint, daß di- Preußen zurückgedrängt worden sind. (Pr.)
Nach einem Telegramm der Telegrapheiistatio» Kissingeu vom 5- Juli sind die Preuße» in Brückenau (BaieriO ringe- rückt. Nach einer später» Nachricht habe» sie den baierischen Bo. den wieder verlasse».
Mainz, 4. Jnli. Zwischen den auch noch in der Nacht und srüh am Morgen nachrückcnden Knrbessen wurden wir deute Bormittags durch die Ankunft des 4. würtk. Jnfankerieregiments überrascht, daS erst gestern Morgen in Ulm Marschordre erhallen halte. DaS 5. Regiment wird beute Mittag erwartet. Auch diese Truppe» werde» zum größte» Theil bei den Bürgern Quartier beziehe», da die sür sie bestimmten Kasernen noch nicht hergerich. tet sind. Bei dem seit drei Tage» säst anhaltend strömenden 'Re. gen kampirten die jubelnden von Gesundheit und Leben strahle», de» Schwaben, die sämmtlich die deutsche Feldbinde am linken Arm trugen, zunächst in der Einsteighalle der Eisenbahn. Paffa- giere der den Rhein noch allein besahreuden holländischen Dampfer erzählen, daß Koblenz und alle Ortschaften rheinauswärls von Truppen wimmeln. Beim Anlegen in Koblenz und St. Goar, wo genaue militärische Durchsuchung des Schiffs vorgenommen wirltt sprechen die Offiziere in Uebereinstimmnng mit den hier, her gelangende» Briefen laut von ihrem demnächstigen Einzug in Mainz und Frankfurt.
Weimar, 2. Juli. Unsere Negierung ist nun auch aus dem deutschen Bunde aus und dem preuß. Bunde bcigetreten.
Berlin, 5. Juli. Der König von Preußen hat mit eige« ner Hand auf dem Schlachtfeld den Kronprinzen mit dem Mili- tärvertienstordcn geschmückt. Der General von Gable»; unter, handelt um einen Waffenstillstand. Man schätzt die Zahl der Ge- fangeneu auf 20,000.
Ein rheinländischer Patriot, der bekannte Classeu-Kappcl. man» in Köln, schloß eine Wahlrede mit folgenden Worten: ,,Zwei Militärmächte haben deutsche Heere gegen deutsche Heere geführt. Das deutsche Volk begleitet mit blutendem Herzen die Entwickelung des furchtbaren Kampfes. In unser» deutschen Herzen darf keine Feindschaft, kein Haß gegen die Bruderstämme auskomme». Wir trauern, wenn das Blut unserer Söhne fließt und beklagen das Blut, welches in den gegcnüberstehcnden Reihen vergossen wird; den» es ist Bruderblnt. Wir müssen trauern, wenn wir unterliege», und dürfe» nicht jauchzen, wenn wir sie- gen. In diesem Gefühle ei» Hoch auf ein bald in dauerndem Friede» und i» Freiheit geeinigtes Deutschland, ein Hoch, das durch den Donner der Kanonen hinüberhallt als Brudergruß zum ganzen deutschen Bolle."
Hamburg, 4. Juli. Heute hat die Bürgerschaft mit großer Mehrheit die preußischen Anträge bedingungslos angenommen. Der östr. Gesandte v. Lederer soll, wie es heißt, morgen früh Hamburg verlassen.
Die Bürgerschaft i» Lübeck hat fast mit Einstimmigkeit das preußische Bünduiß angenommen.
Einem Artikel der Ostd. Post vom 2. Juli von Wien entnehmen wir hinsichtlich der preußischen Kampsweise folgendes: Wir können die Thatsache nicht verhehlen, daß die Zündnadel- gewehre den Preußen in diesem Feldzüge ei» bedeutendes Ueber- gewicht über die östreichischen Waffen geben, und daß ebenso wie wir im Jahre 1859 den Franzosen unterlagen, weil ihre Kanonen gezogen waren, und die unsrigen nur aus glatte» Rohren bestanden, wir auch in diesem Feldzuge von der Ueberlegenheit der preußischen Infanteriewaffe (des Zündnadelgewehrs) zu leiden haben. Alle unsere Verwundeten sagen es aus, daß die Preußen mit ihren Gewehren fünf Schüsse oder mehr machen, während wir mit den unsrigen nur ein Mal schießen. Die meisten dieser Schüsse treffen durch die Lage des Gewehrs beim Abfeucrn die Hände (oder auch den Bauch) und Füße der Gegner und wir dürfen behaupten, daß weitaus die meisten der Gefangenen, welche die Preußen machten, aus solchen Soldaten bestehen, welche Schüsse in die Füße bekommen haben und daher nicht vom Platze konnten. Die Kampfesweise der preußischen Infanterie ist, wie sich jetzt erweist, seit Jahren darauf vorbereitet gewesen, der östreichischen zu begegnen. Unsere Hauptstärke besteht in dem Bayonnetangriff. Diesen fürchten die Preußen und haben daher die entgegengesetzte Methode eingeführt. Sie lassen unsere In- fanterie auf 200 Schritte herankommen, geben eine Decharge und ziehen sich daun rasch zurück, um sich später wieder zu formiren.
Dieses Zurückweichen vor dem Angriff der Gegner ist eines der Hauptknnststücke in der Taktik der Preußischen Infanterie, welche in den erste» Gefechten, wo man das Keheimniß nicht kennt, seine Borkheile hat, nicht aber so bald man endlich mit dieser Kampfesweise vertranter ist. (Fr. Z.)
Wien, 4. Jnli. Henke Morgen ist der Feldmarschall Heß
— er soll bei der Feststellung des Feldzugsplans für die Nord- armee nicht einverstanden gewesen sein — aus Rosenau, wo er die Molkenkur gebraucht, hieher beschicken, und mit großer Be- stimmlheit tritt das Gerücht auf, der frühere Kricgsministcr FZM. Degenfeld werde Benedek im Oberkommando ersetzen; daß Be- uedck des Kommandos enthoben ist, unterliegt keinem Zweifel.
— 5. Juli. Die Verzweiflung in Oestreich ist gränzenlos. Ist es wahr, was man verbreitet, ruft die N. fr. Pr., daß seit der verhängnißvvUe» Schlacht bei Königgrätz eine Nordarmee als faktische Größe nicht mehr vorhanden ist; ist es wahr, daß eine der schönsten Armeen, die Oestreich jemals ins Feld gestellt hak, von den Preußen nicht »nr geschlagen, sondern zersprengt, gefangen und vernichtet wurde; ist es wahr, daß dieses Preußen einen Sieg errungen, wie cS einen solchen niemals zu träumen gewagt — so fürchten wir, daß auch die Südarmee, falls mau sie ans Italien auf den nördlichen Kriegsschauplatz zu ziehen vorhälte, nicht mehr rechtzeitig ans dem Platze erscheinen kan», um den Feind auszuhalten, die Rcichshauptstadt erfolgreich zu vertheidigen und die siegreich vorrückende preußische Armee zurück- zuschlagen. Gibt es für den Feind, der in diesem Augenblicke bereits die Elbe überschritten und die Prag-Olmntzer Bahn be- herrscht, kein militärisches Hinderniß mehr, so ist Wien direkt bedroht und die Preußen werden weit rascher in unserer Nähe sein, als die Südarmee uns zu Hilfe kommen kau». Geht die Regie-- rung nicht mit dem Gedanken um, ihren Sitz von Wien wegzu- verlegen und die Reichshauptstadt gleich der Hauptstadt Böhmens dem Feinde preiszugeben, so ist dieser Plan unpraktisch. Mit de» militärischen Mitteln allein ist überhaupt an eine Fortführung des Krieges mit Erfolg nicht zu denken. Unsere jetzige Regierung oder eine andere muß sich entschließen, die politischen Hebel in Bewegung zu setzen, die ihr zu Gebote stehen. Wir müssen unsere Volksvertretung cinberufen, die Sympathien der ganzen östreichischen Nation durch Rekonstituirung der Verfassung erwerben re. Aber es muß das Alles sogleich geschehen, es wäre denn, daß die Negierung um jeden Preis Friede» mit Preußen will.
Ho ritz, 4. Juli. Drei Erzherzoge sind verwundet. Der Korpskommaudanl Gras Festetiz hat ein Bein verloren, der Korpskommanbaut Graf Thun ist am Kopf verwundet. Der Oberst Binder und ein anderer Generalsstabschef sind todt. Die Fürsten v. Liechtenstein und v. Windischgrätz sind gefangen.
Ueber die östreichische Kriegführung wird noch am Vorabend der Schlacht von Horitz dem „Tcmps" von seinem Berichterstatter geschrieben. „Der Marschall Benedek hatte nicht angenommen, daß die preußische Armee die Kühnheit besitze, sich in die Schluchten des Riesengebirges hineiuzuwagen und sich so in die schreckliche Alternative zu stelle», zn siegen oder vernichtet zu werde». Sie mußte bei ihrem Einmarsch in die Ebene auf einen Angriff gefaßt sein, ehe sie den nötbigen Raum zur Entwicklung fand. Und doch habe» die preußischen Führer dies ver- sucht: die Sudeten hinter, die Oestreichcr vor sich mußten die Preußen um jeden Preis verrücken, und es ist ihnen gelungen. Und warum? Weil Benedek 24 Stunden zu spät kam, um die Vereinigung der beiden Armeen noch hindern zu können. Dadurch verlor er den ganzen Vortheil seines Operationsplans. Das Gros der Armee war beim Vorbrechen der Preußen noch zurück und die Avantgarde verlor während der 4 Tage immer mehr Boden und mußte sich endlich an die um Königgrätz gelagerte Hauptarmee zurückziehen. Daß Gilschin aufgegebe» wurde, war nicht Folge eines Gefechtes, sondern geboten durch den eiligen Rückzug des linken Flügels, welchen das erste Korps und die kleine sächsische Armee bildete."
Wien, 4. Juli. Die Wiener Abendpost gibt dem Schmerze über die Wendung der Ereignisse, wie sie keine menschliche Voraussicht erwarten ließ, Ausdruck. Sie sagt: Um so erschütternder lastet dieser Schmerz ans uns, als an der Spitze der Armee ein Mann stand, der von dem vollsten Vertrauen der Bevölkerung und des HeereS getragen wurde, dem der Kaiser vorzugsweise wegen dieser Einmüthigkeit des öffentlichen Urtheils in je-