der Beziehung vollkommene Freiheit seiner Entschließungen und Handlungen gewährt hatte. Nicht der mindeste bestimmte Einfluß wurde ans de» Oberkommandante» der Armee geübt; die Wühl seiner Untergebenen und seine Anordnungen halten im Vorhinein die Genehmigung des Kaisers. Hiedurch widerlegen stch alle die Stimmen, welche von Beeinflussung deß Feldherrn und von Oktroyirung gewisser Persönlichkeiten sprechen. An maßgebender Stelle sind alle Einleitungen bereits getroffen, nm diejenigen Personen, denen ein spezielles Verschulden zur Last fällt, mit der verdienten Strafe zu treffen. Wir vernehmen, daß die energischsten Schritte bereits geschehen sind, welche sicher hoffen lassen, daß dasjenige, was in militärischer und politisch-diplomatischer Richtung noch erreicht werden kann, auch bald und wirk- ! sam werde erreicht werde». (T. d. St-A.)
Prag, 4. Juli. Ter Statkhalkereileiter verkündet den gänzlichen Rückzug der Armee. Der gestrige Sieg der Preußen war ein vollständiger. Unsere Truppen haben die Stellung zwischen Josephstadt und Königgrätz verlassen und befinden sich in vollem Rückzüge. sN.fr. Pr.)
Prag, -4. Juli. Die heutige „Politik" warnt die hiesige Bevölkerung vor Uebereilnngen. Seit dem letzten Sonntag sei eine förmliche Auswanderung a» der Tagesordnung. (An diesem Tage verließen über 13,000 Personen die Stadt.) DaS Fliehe» ansS Land hinaus habe doch sicher keinen Zweck, da man auf dem Lande mehr als in der Hauptstadt der militärischen Willkür ausgesctzt sei.
Wien, 5. Juli. Tie Wiener Abendpost thcilt mit: Seitens der östreichischen Regierung ist bereits vor der Schlacht vom 3. d. an den Kaiser der Franzosen das Ersuchen gestellt worden, einen Waffenstillstand zwischen Italien und Oestreich zu vermitteln, damit hiedurch die Vereinigung der in Italien stehenden östreick ischen Truppen ermöglicht werde. Der Kaiser der Franzosen ist in seiner Bereitwilligkeit, den Wünschen der östreichischen Regierung z» entsprechen und in dem Bestreben, den europäischen Frieden wieder hergestcllt zu sehen, noch weiter gegangen und Hai, ohne östreichischerseilS direkt oder indirekt ersucht worden lei», seine guten Dienste auch bezüglich eines zwischen Oestreich und Preußen zu vermittelnden Waffenstillstandes angckrageu. Das loyale Anerbieten des Kaisers der Franzosen ist von Seiten OcstreichS angenommen worden.
Wien, 6. Juli. Gegenüber der vielfach verbreiteten Nachricht, daß die Verluste der Armee nahezu 100.000 Mann betragen, hören wir, daß der Gesammtverlnst beiläufig 40,000 Man» an Todten, Verwundeten, Vermißten, Gefangenen und Ertrunkenen beträgt. Das Hauptquartier der Nordarmee befindet sieh sickeren, Vernehmen nach in Zwittau, an der böhmisch-mährischen Grenze. M.)
Wien, 0. Juli. Der Kaiser hat die preußischerscits gestellten Bedingungen zngestande», um seiner Residenz die Schrecken der Invasion zu ersparen. — Der Preuße» gemachte Friedensvorschlag Frankreicks zielt ans Räumung Böhmens und Wiedereinsetzung der deutschen Fürsten, sowie ans beiderseitige Ver- zichtleistnng hinsichtlich der Kriegsentschädigung. (S. M.)
Pardubitz, 30. Juni. Ter Prälat des BenediktinerstistS in Br-annan wurde von den Preußen nach Breslau als Geißel abgesnhlt bis die Stadt Braunau die ihr auserlegkc Kontribution erlegt bat.
Auch der Kaiser Napoleon hat den König von Preußen wegen des letzte» Siegs beglückwünscht.
Paris, 6. Juli. Die Presse berichtet: Der König Victor Emannel hat den Waffenstillstand nicht unmittelbar angenommen, sondern die Nothwendigkeit angesührk, sich darüber mit dem Könige von Preußen zu verständigen. I» Folge dessen wurde der italienischen Regierung angezeigt, daß sie unmittelbar jede feindselige Handlung gegen Venetien, welches französisches Eigeutlinni geworden, cinznstellen habe. Ei» französischer Kommissär wird sich unverzüglich nach Venetien begeben, um die Verwaltung im Name» Frankreichs zu übernehmen. Das Mittelmeergesckwadcr wird unverzüglich vor Venedig gehen. Die Presse versichert, daß es die Absicht Ocstrcicks sei, den Krieg gegen Preußen fortzn- setzen, wenn Preußen sei» Reformprojckt für Deutschland aufrecht erhalte. ^ (T. d. S. M.)
Paris, 8. Juli. TempS: Der Waffenstillstand ist von Preußen und'Italien angenommen. (Nach einem aus Stuttgart
uns zngckommenen Privattelegramm wäre derselbe ans vier Wochen abgeschlossen.) Die preußische Armee behielte ihre gegen, wärtigen Stellungen, die besetzten Länder sorgten für ihre Unterhaltung. Oestreich dürfe weder in Böhmen, noch in andern deutsche» Bundesländern seine Slreilkräfie vermehren. Tie Italiener besetzen eine Vierccksfestnng. Patrie: Tie Antwort des Königs von Preußen zeigt an. er werde sofort v. d. Goltz Instruktionen schicken. Heute lange Unterredung zwischen v. d. Goltz nnd Drvnyu. Italien mackste die Bedingung sofortiger Besetzung zweier Vierccks- festnngen durch italienische Truppen.— Mg. Z.: Tie Festungen Josephstadt, Königgrätz und Theresienstadt werden den Preußen cingeränmt. Dringenden Wünschen der deutschen Bundesgenossen entsprechend, sind dieselben in den Waffenstillstand cinbezogen.
Florenz, 9. Juli. Ctaldini hat den Po überschritten, um Oestreich anzngreife». — Paris, Der Abschluß des Was- senstillstandes wird noch einige Tage warten lasse». Tie neutrale» Mäckte haben Einmischnngsrechte wegen Rekonstitnirung Deutschlands. — München. Oestreich könne seine Bundesgenossen nicht vom Waffenstillstand anSschließcn. (T. d. St.A.)
AnS Kopenhagen wird die unmittelbar bevorstehende Ankunft eines anS 7 großen Kriegsschiffen zusammengesetzten nord- amerikaniscken Geschwaders gemeldet.
Grerf Balduin.
(Fortsetzung.)
Gebeugt und trostlos verließen die RakhSherrcn den Saal. Johanna wendete sich mit freundlicher Miene zu Hugo und fragte: ,,Nnn, Baron, wie seid ihr gesonnen? Gehört Ihr auch z» den Unzufriedene» im Lande? Wie fandet Jbr Flandern, nachdem Ihr Euch in fremden Ländern nmgcsehen und reich an Erfahrung zurnckgekehrst seid? Es hat stch Manches inzwischen hier verändert?"
,,Ack!" seufzte Hugo, ,,daß ich leider sagen muß, hohe Frau. Dann legte er die Hand bctheuernd ans die Brust und fuhr fort: „Doch bringe ick Euch ein unverändertes Herz zurück. Treu Euch ergeben und von Haß erfüllt gegen Eure Feinde."
Johanna sah ihn mit einem dankenden Blick an. „Fragt Euren Vater," sagte sie halb scherzend, ob der Hatz etwas vermag. Wäre cS, so hätten wir keine Feinde."
„Was Haß, was Treue!" grollte der alte Kranhoven; „wer fragt heute noch darnach? Der Vortheit regiert die Welt, bas kann man an Frankreich sehen. Der König ist klüger als mir; der sieht nicht rechts »och links, sondern thnt, was ihm vortheil« hast scheint."
„Und das haltet Ihr nachahmnugswerth?" fragte Johanna; woraus Wilhelm von Kranhoven versetzte: „Das nickt, aber für lehrreich, damit man ans der Hut ist. Zn Balduin's, Eures Vaters Zeit, da war das ein anderes Thun. Er zahlte seinen Tribut und ließ sich nicht in seine Angelegenheiten rede». Mit England hatte er eine feste Allianz anf Leben und Tod, das gab Respekt und hielt die Franzosen im Schach."
Aldenarde hörte mit großer Ungeduld zu, Johanna bemerkte dies und endete das Gespräch mit dem Stoßseufzer: „Will's Gott, so kommen auch für uns wieder bessere Zeiten!" Daraus wendete sie sich zu Hugo mit der Frage: „Habt Ihr die Mutter meines Gatten, die Königin Mathilde von Portugal, schon gesehen? Sie wohnt unweit der Stadt anf einem Schlosse. Versäumt es nickt, sie zu besuchen, denn Eure Ansichten in Bezug auf Frankreich werden ihr willkommen sein und sie liebt es, Kunde aus fernen Gegenden zu hören." — Dann grüßte sie die beiden Barone Kranboven mit huldvollem Kopsneigen und sagte: „Gehabt Enck inzwischen wohl, wir werden Euch bald wieder sehen."
Hierauf verließen Wilhelm und Hugo den Saal, während Aldenarde, nackdem er sich von ihnen verabschiedet, zurückblieb.
Als Jene sich entfernt hatten, forderte Johanna Aldenarde anf, sich zu ihr zu setzen, dann sagte sie: „Und nun zu Euch, thcnrer Freund!"
Aldenarde letzte sich und führte ihre Hand an seine Lippen. Sie drückte dje seinige und hielt sie fest. „Habt Ihr vernommen, sagte sie, daß ich einen Boten nach Rom senden will zum Papste."
„Ich vernahm es, entgegncte Aldenarde, „doch weder ich noch sonst Jemand weiß, zu welchem Zwecke Ihr ihn entsendet."
(Fortsetzun g folgt.) _ _
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