gerte die hannover'sche Armee am 2l. d. im Werrathale. Bei Waldkappel hak ein Vocpostengefecht stattgefnnden, wobei preußischer- und hannovei'scberseits einig, Mann geködtet und verwundet wurden. Die Preußen »ädern sich von Kassel ans, und der Herzvjl von Kvbnrg dat sein Regiment in aller Eile nach Eisenach aesandk, wo eS den Bahnlivs besetzte und das »vch vordandene Material und die Bad» zerstörte. — Die Abfübrung des knrh. Kriegsministers v. Mayeiseld nach der prenß. Festung Minden erfvlPe, weiter sich weigerte, das Bcrsprechen abzngebe», während des Krieges keine Feindseligkeiten gegen Preußen vornehmen zu wollen.
Frankfurt, 25. Juni. Sicherem Beriiebnieii nach wurde heute den Offizieren der hiesigen Besatzung dienstlich milgetheilt, daß die Hannoveraner, von de» Preußen unter General Beyer angegriffen, dieselben znrückgeworfen und ihre Berdindnng mit den baierischen Truppen bewerkstelligt habe». (Brgl. hiegegen auch andere Nachrichten.)
Am 23. haben die wackern Hannoveraner ans jeden Fall noch nicht über Kapitulation verhandelt, obwohl die preußischen Blätter schon seit 8 Tagen über den sichern gang jubeln. Noch ist Hoffnung ans ihre Retinng vorhanden. Die neueste Nachricht, daß sie sich ergeben wollen, wenn einer ihrer Offiziere sich von der Unmöglichkeit dnrclizukomme» überzeugt habe, stammt offenbar ans einer mit der Kcenzzkg. verwandten Quelle. Höchst bedenklich ist aber ihre Lage auf jeden Fall.
Vom Oberrhein, 20. Juni. Als Ersatz für das von Konstanz abgerückte Regiment (dasselbe verließ erst gestern Abend Konstanz) werden Bayern (?) erwartet, and eS sollen auch solche für Donaneschingen bestimmt sein. I» Folge dessen steht auch eine Piketstellnng für daS schweizerische Bodenseeuser und die Rheingrenzlinie -von da bis Basel bevor. Bereits werden unter der Hand die Oertlichkeilen und die Räumlichkeiten für Unterbringung von Truppen ausgenommen.
München, 25. Juni. Der König ist heute »»ter großem Jubel der Bolksmasse am Bahnhof ins Hauptquartier der Armee abgereist.
M ünchen, 25. Jnni. Wie die Bayerische Zeitung meldet, haben hannoverische Trnppentheile bei Eisenach kapitulirt. (Also nur Trupvenkheilc; diejenigen, welche sich »ach Eisenach durchschlagen wollten, nicht die ganze hannover'sche Armee.) — Der mecklenburgische BnndeStagSgesandte hat Frankfurt verlassen, ohne für Substitution Vorsorge zu treffen. (St.A.)
Die Fr. Pstz. theilt ans Kassel vom 22. mit: „Bon Wizen- bansen her ist heftiger Kanonendonner vernehmbar. Eine ganze Compagnie Preußen ist von hannoverschen Husaren gefangen genommen worden. Soeben treffen 6 Wagen verwundeter Preußen hier ein. (Wir bitten unsere Leser, uns nicht als Preußen- freunde zu betrachten, wenn wir in die Richtigkeit solcher Nachrichten hie und da Zweifel setzen.)
Ans Gotha vom 23. d. wird versichert, daß der König von Hannover sich mit einer kleine» Eskorte über Döllstedt i» der Richtung von Erfurt zu rette» sucht.
Eisenach, 23. Juni. Der Hannover'sche Major Jakobi ist zur Einleitung von Verhandlungen, betreffend die Kapitulation der Hannover'schen Arme;, in Gotha angelangt.
Marburgs 21. Juni. Die hannover'schen Truppen haben heute Morgen kapitulirt, berichtet , die Köln. Z. (Ist glaublich, wenn es wahr ist, daß sie beim Abzug fast sämmtliche Munition dahinten gelassen.)
Der Kurfürst von Hessen ist als Staatsgefangener nach der Festung Stettin eskortirt worden.
Gießen, 23. Juni. Gestern Nachmittag 4 Uhr trafen hier ziemlich unerwartet Württemberger ein, von Vilbel kommend (früher in Bockenheim), etwa 600—800 Mann Jäger, Artillerie, etwas Reiferen Sie besetzten die Lahnbrücke und Reilerpatrouil- len dnrchschwärmten die Umgegend. Der letzte preußische Zug nach Wetzlar ging in dem Augenblicke ab, in welchem die Württemberger aus de» Wagen stiegen. Das noch zurückgebliebene preußische Personal von der preußischen Bahn, wie vom prenß. Telegraphen wurden gefangen genommen, der Telegraph unbrauchbar gemacht, die Bahn nach Wetzlar zu aufgeri'ffen. (Ist nicht wahr.) Man hielt hier die Truppen für die Avantgarde des bei Frankfurt sich zusammenziehenden BunbeskorpS, aber gänzlich unerwartet ging der Zug Abends 8 Uhr wieder südwärts zurück.
Die Württemberger, kräftige, jugendliche Männer, mit vortrefflicher Ausrüstung, haben hier sehr gefallen.
Ans Thüringen, 20. Juni. Großes Aufsehen erregt der Selbstmord des Oberstlientenanks v. Blnmröder, Kommandeurs des schwarzbnrg.sonbershausen'schen Kontingens. Derselbe erschoß sich gestern früh in seiner Wohnung. Man sagt, er habe es ans Melancholie getban. Nach andern Sage» starb er als Opfer seiner politischen Grundsätze. Er wollte nicht in den Bruderkrieg ziehe». (RH.Z.)
Wiesbaden, 23. Jnni. Die „Nassanische Landeszeiknng" erhält die ganz authentische Nachricht, daß der neuerdings verbreitete Benedct'sche Armeebefehl durchaus gefälscht ist.
Bodenbach, 21. Juni. In den Bezirken Herrnhut, Reichenau und Ostriz in Sachsen haben die Preußen folgende Co»- lributio» ausgeschrieben: 45,000 Psd. Brod, 16,875 Psd. Fleisch, 11,250 Psd. Erbsen und ebenso viel Bohnen, 5625 Pfd. Graupen, 4500 Psd. Reis, 67.000 Pfd. Erdäpfel, 33,750 Pfd. Salz, 7050 Pfd. Kaffee, 22,500 Kannen Bier, 225,000 Stuck Cigarren, 33,500 Psd. Haber, 6000 Psd. Heu, 9450 Pfd. Stroh. Alles dies war in drei Tage» zu liefern. Wie verlautet, haben die Preußen einen Angriff auf die Festung Königstein unternommen.
Von der sächsischen Grenze, 2l. Juni. Wenn Ihnen auch Nachrichten über daS gewaltsame Auftreten der Preußen in dem vkkupirten Sachsen gewiß bereits zugegangen sind oder bald zngehen werden, so dürste es Ihre Leser doch intcressiren, auch von einem Akt der Frivolität und Brutalität Kenntniß zu erhallen, der in Berlin als Vorspiel unmittelbar vor der Okkupation stattgchabt bat. In der Nacht vom 15. auf den 16. d., in welcher der Einmarsch der Preußen in Sachsen, Hannover und Kurhessen erfolgte, war im Hause des Hrn. Ministerpräsidenten v. Bismarck eine ziemlich große Gesellschaft von Damen und Herren versammelt, unter welchen sich auch Adjutanten des Königs befanden. Um 1 Uhr erschien Graf Bismarck ans seinem Kabinet und verkündete, daß er soeben den Befehl zum Einmarsch an die KvrpSkommandantcn expedirt habe. Ein allgemeiner Jubel begrüßte ihn, und als nachher stündlich telegraphische Nachrichten über das erfolgte Einrückcn in die Länder deutscher Fürsten und Bundesgenossen, über den Beginn des Bürger- und Bruderkriegs erfolgten, wodurch unabtehbares Unglück über Deutschland und die Angehörigen der eigenen Nation gebracht wird, feierte man dieses Ereigniß im Salon des k. preußischen Ministerpräsidenten mit Becherklang! (Wenn Vorstehendes wahr, ist es da wohl zu verwundern, wenn man in gewissen Schichte» des Volkes die Nemesis der völligen Vernichtung solcher — (das Substantiv bilde sich jeder Leser selbst) herauf beschwören hört?)
Berlin, 20. Juni. Aus Opalnicc in der Provinz Posen geht der Königsb. Hart. Ztg. die Mitthcilnng über eine seltene Naturerscheinung zu. Am 31. Mai, nach vorhergegangcnem starkem Gewitter- und Hagelschlag, trat, während der Himmel sich anfznheitern schic», eine eigcnthümliche Stille ein; dann kam Blitz auf Blitz, aber ohne Donner. Eine schwarze Säule in der Gestalt eines mächtigen Kegels wirbelte plötzlich in südlicher Richtung hoch ans. Alles glaubte, daß bas eine halbe Meile entfernte polnische Dorf Buttken brenne, und lief hinaus. Es qualmte so auf, wie wenn beim Ausbruche eines großen Feuers unzählige schwarze und weißgeränderte Nauchwellen mächtig anf- wirbeln. Die Säule nahm eine Bcweaung von Süden nach Norden, dem andern Gewölk entgegensetzt, mit einem cigcnli- chen Rauschen; eine nahe Windmühle stürzte um; Theilc von ihr stiege» auf, fielen wieder nieder; ebenso Gesträuch, Bäume, Acste und Sand, als der qualmende Kegel über den Wald hinstrich. Der Kegel verwandelte sich zuerst in eine stehende Walze und nahm dann die umgekehrte Kegelgestalt an, die Grundfläche den Wolken znwendend, und mit der Spitze die Erde fegend. Anfangs bewegte sich derselbe in fast senkrechter Richtung, und wo er mit seiner Spitze die Bäume berührte, wurden sie vom Feuer versengt. Je weiter er sich aber von der Erde entfernte, desto schräger, dünner und Heller wurde seine Spitze, zuletzt so dünn, wie ein Faden, der sich wie ei» langer Schlangenschwanz in süd- nördlicher Richtung, dem Haupttheile nach, bewegte. Bis in die äußerste Spitze hinein konnte man die immer schwächer rotirende Bewegung seiner Wirbelwellcn beobachten. Die Erscheinung wird dort Gcwittertrompete (auch magnetisches Feuer) genannt. In