Stuttgart. Ihre Majestät die Königin Hit a», vergan- qenen Montag eine Abordnung des Gemeinderakhs zn Entgegen- nähme der Bewillkvmmnngsadresse in Audienz empfangen Ihre Majestät bezeugte» der Deputation Höchst-Jhre Befriedigung über die i» der Adresse knndgegebenen Gesinnungen, gaben den Hoffnungen für eine immer noch mögliche Erhaltung des Friedens Ausdruck, und nachdem sich Höchst-Dieselben über den Stand der hiesige» Geschäfte, die Lage der Arbeiter, soirie über verschiedene Angelegenheiten der Stadt unter,ächtet hakten, wurde die Abordnung mit dem gnädigsten Anstrag entlassen, ihren Mitbürgern den Dank Ihrer Majestät ansznsprechen.
Reutlingen, 2. Juni. Der Glanzpunkt unserer Ge- Werbeausstellung war offenbar der heutige Tag, an welchem Sc. Majestät der König in Begleitung ihres Adjutanten v. Spitzem- berg dieselbe besuchten. Um 9 Uhr mit Extrazng angekomme», fuhr Derselbe in eigener Equipage zum Ausstellnngsgebände und wurde dort, da ein offizieller Empfang nach Wunsch des Königs nicht stattfinden sollte — von dem Eomite feierlichst empfangen, und mit kurzer, aber warmer Ansprache des Borstands deS Gewerbevereins, Rechtskonsulent Baur begrüßt.
Karlsruhe, 4. Juni. Remonte-Vollzng ungeordnet, dem Vernehmen nach in Folge einer Depesche des Großherzvgs; die Frie d e n sh o ffn n u g e n offenbar im Sinken. (S. M.)
Heidelberg, 3. Juni. Ter etwas spat noch eingetretene Frost batte bei weitem nicht den Verderben bringenden Charakter, wozu ihn der Wucher und die allzu ängstliche Besorguiß, welche man bei dem Landwirthe aiizunehmen gewohnt ist, gerne stempeln möchte; wir haben im Gegenkheil ein fruchtbares Jahr zu erwarten und selbst die Gaben des Bachns sind noch lange nicht vereitelt.
Frankfurt, 3. Juni. Ein heutiges Telegramm der Fr. Postzig. aus Wien meldet: Tie Zusage des KongreßbesncheS knüpft Oestreich an die Voraussetzung, daß keine Kombination verhandelt werde, welche den geladenen Staaten eine Gebietserweiterung oder einen Machtzuwachs verschaffe.
München, 2. Juni. Frhr. v. d. Pfordkcn bat in der ersten Sitzung der Adreßkomimssion der Abgeordnetenkammer genaue Mittheilnngen über die Politik Baierns in der deutschen Krisis gemacht, welche alle Mitglieder der Kommission als höchst befriedigend anerkennen. Auch sind im Hauptpunkt der von Baiern zu beobachtenden Haltung, wie es scheint, alle Parteien einig.
München. 2. Juni. Es ist eine außerordentliche Heeres- ergänzuiig mit 18,610 Konscribirten ans den Altersklassen von 1843 und 1844 angeorduet. Die Aushebung beginnt am 18. Juni und soll am 2. Juli beendigt sein.
In München und Regensburg, auch in Schweinfurk hats großartige Bier- und andere Cravallc gegeben, die Offiziere haben äußern, Dienst wenig Gewalt über die Soldaten; in Urspring (Unterfranken) wurden von dem Pöbel 5 Jndenhänser zerstört.
Kassel, 2. Juni. Tie Sländeversammlnug ist auf den 11. Juni einberufeii.
Kassel, 4. Juni. Tie ,,Kaff. Ztg." meldet, daß am 8. Juni östreichische Truppen, durch Bayern über Hanau kommend, in 4 Extrazügen aus der Main-Weser- und der haiinöver'schcn Bahn »ach Holstein werden transporlirt werden.
Pillnitz, 4. Juni. Der Großherzog von Baden batte vorgestern eine längere Konferenz mit Beust, gestern mehrfache Besprechungen mit dem König von Sachsen, Abends ist derselbe über München znrückgereiSt. (T. d. S. M.)
Berlin, 31. Mai. Die ,,Nordd. Allg. Z." beschwört beute den seligen Radowitz ans dem Grabe, um ihre Kriegspolitik zn vertheidigen. Sie citirt zn dem Ende folgende, allerdings sehr merkwürdige Stelle aus dessen „Neuen Gesprächen über Staat und Kirche", i» welcher sich Radowitz über die Politik von Ol- mütz ansläßt: „Diese Sünde wird gebüßt werden durch einen Waffenkampf auf Leben und Tod. Eben was man hat um jeden Preis vermeiden wollen, was gerade in die jetzige klägliche Lage l gelockt hat, das wird zehnfach Hervorbrechen: der Krieg gegen Oestreich, bis Ein Theil völlig am Boden liegt. Wird aber Preußen nicht gerade dann durch die unwiderstehliche Gewalt der Umstände hinnbergedrängt werden zur Verbindung mit chem revolutionären Geiste, den auch ich so bezeichne? Wird man dann, wenn es um Sein oder Nichtsein gilt, noch peinlich abwägen dürfen, weß Geistes Kind die Verbündeten find, die für Preußen
und gegen Oestreich eintreten? Wird man dann noch die Kräfte als feindselig von sich stoßen können, die den gebrechlichen Kunstbau der östreichischen Monarchie von einander sprengen und an den treulosen Tpnastieen in Deutschland das Vergelteramt üben werden? Daß es je dahin komme, das war es, was wir hindern wollten, was auch die preußische Regierung zu wollen schien, indem sie sich an den bessern Geist der Nation wandte und Oestreich gegenüber eine feste Selbstständigkeit behauptete. Beides ist im November zu Grunde gegangen, das ist mein Schmerz für die Gegenwart, das ist mein Granen vor der Zukunft!"
Berlin, 2. Juni. Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt: „Tie östreicbiscbe Erklärung über die Einberufung der holsteinischen Stände scheint geradezu eine Provokation des Krieges zu sein, und die Einberusnng zu dem ausgesprochenen Zweck das Unler- thaneiivelhälliiiß zu lösen, in welchem Holstein nach dem Wortlaute der Verträge zu Preußen steht, scheint ein eklatanter Vertragsbruch, ein Angiiff auf die preußische» Souveränetätsrechte zu sein, dem Preußen nothgedrungen cnkgegentreten müßte. Wir wünschen und hoffen, daß Oestreich der aiigekündigten Maßregel keine Folge geben wird. (Frb.Z.)
Berlin, 2. Juni. Tie Neuwahlen werden in circa drei Wochen zur Ausführung kommen. — Gestern fand hier eine Volksversammlung der preußische» Konservativen statt, in welcher alle Provinzen Preußens vertreten waren. Dieselbe sprach, gegenüber dem Friedtnsadrefseiisturme, der noch immer forkdauert, eine sehr kriegerische Stimmung ans. Krieg wünscht im Grunde wohl Niemand bei uns, aber noch weniger eine Wiederholung von Olmütz. Weil man glaubt, daß eö von Seiten der Gegner Preußens sogar auf mehr als ein Olmütz abgesehen ist, fügt man sich in die Rüstungen wie in ein Uebel, durch das einem größeren Uebel vorgebengt werden soll. Von der Pariser Friedenskonferenz erwartet man wenig für den Frieden, doch findet man es in der Ordnung, daß sich Preußen daran betheiligt. — I» unserem gegenwärtigen Ministerium ist gestern in der That ein Personenwechsel eingetreten. Hr. v. Bodelschwingh hat ans Gesundheitsrücksichten seine Entlassung genommen. Die Leitung deS Finanzministeriums ist von ihm auf Hrn. v. d. Heyd (keine Friedenstaube) nbergegangen.
Berlin, 4. Juni. Die Krenzzeitnng sagt: Daß ans einer etwaigen Bnndeöexekutio» der Krieg folgen würde, ist unzweifelhaft. Das Wiener Kabinet weiß dies ebenso gut, es scheint daher, eS bube den Bnndesweg cingeschlagen, um sich dadurch Gelegenheit zum Kriege zu verschaffen; dafür spreche auch die gegen Preußen gerichtete Ständecinbernfnng in Holstein. (St.A.)
Berlin, 4. Juni. Glaubwürdig verlautet, Freiherr von Weither sei gestern von der preußischen Regierung angewiesen worden, von Oestreich die Verzichtlcistung auf die Einberufung der holsteinischen Stände kategorisch zu verlange». Damit wäre der Konflikt beiderseits aufs Aeußerste gestiegen und der Aus- bruch des Krieges in nächster Bälde unzweifelhaft.
Berlin, 4. Juni. Dev König empfing den von Petersburg elugetroffeneii russischen General Sievers, dann Govone, welcher nach Turin zurückgekcbrt. Der Kronprinz geht morgen aus einige Tage nach Breslau. Tie Ernennung v. d. Heydt's ist definitiv, Bodelschwingh ist zum Bicepräsident Westphalens designirt. (St.-A.)
Berlin, 5. Juni. Eine Erklärung der neutralen Mächte an Wien beweist, daß sie wegen des östreichischen Vorbehalts in Betreff Venetiens und des Vorgehens Oestreichs in Frankfurt die Koiifercnj als gegenstandslos anschen. (T. d. S. M.)
Berlin, 5. Juni. Von der schlesischen Grenze wird be- richtet, unter den östreichischen Truppen seien mehrfache Typhus- crkrankungc» vorgekommen.
Die Mobilmachung der preußischen Armee ist nach den „militärischen Blättern" als beendet zu betrachten. In wenigen Tagen wird die Ausstellung der Feldarmee — die größte, welche Preußen bis jetzt besaß — vollendet sein. Sie besteht aus 452'/, Bataillonen Infanterie (zu 1000 Mann), 321 Schwadronen Ca- vallerie (zu 200 Mann), 1086 Feldgeschützen, 72 FestungSartil- leriekompagnieen, 9 Pionnierbataillonen, sowie dem Stabs- und Sanitätspersonal. Die Gesammtstärke der Armee wird von den „militärischen Blättern" auf 695,026 Man» geschätzt.
Rendsburg, 4. Juli. Die Stände werden zum 11. nach Itzehoe einbernfen. (St.A.)