Hamburg, 2. Juni. Nack de» Hamb. Nachr. bat Preußen in Schleswig eine Lriippenausstellung längs der holsteinische» Grenze augcordnek. Das KriegSfuhrwesc» ist in Schleswig vollständig angcordnet.
I» dem reichen Hamburg ist das Geld so zurückhaltend, daß man cs kaum zu 8—10 Prozent auf erste Hypotheken bekommt.
Wien, 29. Mai. Tie Wiener Ztg. veröffentlicht eine Verordnung, wonach die Ausgabe von Münzsckcinen zu 10 kr. ö. W. bis ans l2 Millionen erhöht werde» soll.
Prag. 29. Mai. In der Nackt vom Sonntag auf Montag haben preußische Patrouillen in der Nähe Nachod's bei Ra- ketensencr die Stellung der östrcickiscken Truppen zu erforschen gesucht.
Bern, 29. Mai. DaS Ministerium des Auswärtigen von Frankreich bat dem schweizerische» Gesandten in Paris ebenfalls die entschiedene Erklärung abgegeben, daß die schweizerische Neutralität im Falle eines europäischen Krieges geachtet werden solle.
Brescia, 3. Juni. Nachrichten aus Vcnetien gebe» als gewiß an, baß die Oestrcicher Untersuchungen haben anstellen lassen, ob es möglich märe, eine Ueberschwemmung des Po und der Etsck herbeizuführcn und Polcsina unter Wasser zu setzen, damit dadurch der Eintritt der italienischen Armee vereitelt werde.
Paris, 31. Mai. Wir erhalten Privatbricse aus Spanien, deren Inhalt nur zu sehr die beunruhigenden Gerüchte erklärt, welche uns in letzter Zeit aus der ppreuäischen Halbinsel zugc- koiumen sind. In der Nacht vom 24. ans den 25. d. M. nämlich wollte die ganze Madrider Garnison sich z» einem Pronun- ciamiento erheben, bas uock durch einen Aufstand des Volkes unterstützt werden sollte. Die Regierung erhielt jedoch noch zur rechten Zeit Kunde von der Verschwörung und wußte durch unverzügliche Festnehmung höherer und niederer Offiziere deren Ausdruck zu Verbinder». O'Donncll bat die ganze Nackt im Ministerium des Innern zubringen müssen. Man spricht jetzt davon, Madrid und Ncukastilicu sollen abermals in Belagerungszustand erklärt werden. Wenn die offiziöse spanische Presse mit bekannter Grandezza den Entschluß der Regierung der Königin Jiabella auküudigt, so braucht dicS bei dem geschilderten gegenwärtigen Stand der Tinge keines Kommentars.
Paris. 2. Juni. Miuisterwechsel-Gerüchte find im Umlauf. Wenn die Konferenzverhandlunge» scheitern, soll Dronyn de LbnyS durch WalewSkY ersetzt werden.
Paris, 2. Juni. Die Königin Viktoria soll au die Kaiserin Engenie ein Schreiben gerichtet haben, worin sie diese bittet, ihren ganzen Einfluß mit den ihrigen zur Erhaltung des Friedens zu verbinden. — Tie Presse hofft noch, daß der Kou- scren; baldigst ein Fnrstcnkongreß folgen werde.
Paris, 4. Juni. Der „Morgen-Moniteur" sagt: Tie Antworten ans die Kongreß-Einladung Hallen sich innerhalb gewisser Reserven, die einer genauere Prüfung bedürfen, ehe ein Zusammentritt der Bevollmächtigten staltfinben kann. Verhandlungen, zu welchen diese Vorbehalte Veranlassung gaben, müssen de» beabsichtigte» Znsammentiitl nolbwcndig um einige Tage verzögern. Ter „Constitutionnel" sagt: Depeschen, welche diese» Morgen von Wien kamen, scheinen die Lösung der Fragen, welche Europa beunruhigen, sehr zu erschweren. (St.A.)
In Paris sind die Werkstätten des Napoleonsickc» Feuerwerkers in die Lust geflogen, 18 Arbeiter, darunter 11 Frauen, kamen dabei ums Leben, andere würden gräßlich verstümmelt.
London, 4. Juni. Times hat eine Depesche ans Wien von Montag: Preußen benachrichtigte Oestreich: Durch Ueber- wetsnng der holsteinischen Frage an den Bund werde der Gastei. »er Vertrag annnllirt. Preußen werde in Holstein einmarsebircn. Tie Brigade Kalik erhielt Befehl, fick nach Altona znrückznzichen.
sT. d. Sk.-A.t
London. Times: Tie französische Regierung telegrapvine der britischen, die Konferenz könne nicht statifinden, da Oest- reichs Vorbedingungen sie fruchtlos machen würben.
In Glasgow ist ein Setzer eines borkigen Blattes wegen sündhaften Arbeikens am Sonntage exkommunizirt worden. Das Urthcil wurde ansrecht erkalten, trotzdem daß der Erkommnui- zirtc bei eingelegter Berufung zu seiner Entschuldigung geltend machte, daß die Verhältnisse es so geböte» und er der 24stündi- g'.n Ruhe, welche das vierte Gebot befehle, am Samstag-genöße.
Graf Balduin.
iAorksetzung.
Wohl hatte er Reckt. Flandern war so eng von de>j Ränken des Königs Ludwig VIII. von Frankreich umgarnt^ daß jeder Versuch zur Abichüttclung des Joches vergeblich gewesen wäre. War dock der Versuch vor zehn Jabrcn gemacht worden. Damals herrschte Philipp August, der Vater Ludwigs, über Frankreich. England und Deutschland halten Flandern Hilfe gesandt, aber trotzdem war in der gewaltige» Schlackt z» Bovines die Entscheidung zu Gunsten der Franzosen ausgefallen, und Ferdinand, der Gemahl der regierenden Gräfin von Flandern, war damals noch zu jung gewesen, um Tbeil zu nehmen am Kampfe.
Voll Erbitterung sagte er jetzt: „Wäre Ferdinand dock gefallen am Unglücksrag zu BovincS, anstatt, daß er als Geißel z» Paris gehalten wird, und jedes Mittel, ihn zu befreie», für uns unmöglich ist. Flandern! Flandern!" fuhr er fort, „schönes. reiches, kräsliges Vaterland! Du eine Beute des babgicri- gen Nachbarn! Net», Vater, ick ertrage eS nickt! Dieser neueste Befehl, bei allen öffentliche» Angelegenheiten die französische Sprache einznfübren! Selbst unsere Muttersprache, unser eigenstes, kostbares Gut, will man uns rauben, und Tn sagst, daß wir ruhig zusehen sollen! O der Schmach!"s
Wilhelm ließ den jungen Mann seine» Unmuih völlig aus- svrechen. Dann sagte er ruhig: „Glaubst Du, ich verstände das Ungestüm Deines jugendliche» Zornes nicht? O mein Loh», ich hatte ganz andere Pläne, bevor Balduin, unser Herr, den unglücklichen Zug nach dem gelobten Lande autrat, Gräfin Johanna noch ein Kind war, und Du der Lieblingsgcspiele unserer zukünftigen Herrin. Und als sie in Frankreich weilte, wo Philipp August sie wider alles Reckt dort znrnckhiell. da war ich einer Der- jcnigen, die ibre Stimme erhoben, und sie zurücksorderien. Aber als sie kam, war es zu spät. WaS hals eS, daß ich eS wiederum war, der ihr offen'sagte, sie habe Unrecht an uns und Flandern ,getha», da sie sich in Ferdinand ein willenloses Werkzeug Frankreichs zum Gemahl habe ansdrängen, daß dieser portugiesische Prinz uns fremd bleiben werde, und daß sie die Liebe ihres Volkes verscherzt habe, bessert Wunsch es gewesen, sie mit einem der Edlen ihres Landes vermählt zu sehen. Damals gährie der Plan in mir" — fuhr der alte Man» fort, und seine Stimme war dninps geworden wie fernes Donnergrollen — „uns und Johanna von Ferdinand und damit vor, Frankreich zu befreien. Aber Ferdinand Iheilkc unsern Haß, und eniwaffneke dadurch meine Hand." — Mit einem tiefen Seufzer setzte noch der alte Baron hinzu: „Jetzt ist nicht die Zeit, etwas zn unternehmen. Seit dein Unglücke von BovineS ist Flandern mehr als je vorn Willen des französischen Königs abhängig, er hält den Prinzen Ferdinand und Margaretha, die Schwester Jobanna'S, in Gewabnam, und lähmt damit jeden Entschluß." Hugo batte aufmerksam zngehört. Seine auflodernde Stimmung war einer liefen Niedergeschlagenheit gewichen, und er seufzte mehrmals vor sich hin. — „Arme Johanna!" wiederholte er öfter. Dann plötzlich fragte er: „Und liebt sie diesen portugiesischen Prinzen?"
„Ick bezweifle es," versetzte Wilhelm, „aber es ist vor der Welt ihr Gemahl, und cs liegt in Frankreichs Interesse, daß er dies bliebe. Auch ist Johanna zn sehr Weib, um sich fremden Willen entgegen;»stellen."
„Alle Äemter besetzt Ludwig mit seinen Kreaturen!" fuhr nun Hugo in seinen Klagen fort, „die schönen Grenzfestnngen find in seiner Hand, wir sind nur noch die Sklaven des srenidcn Tyrannen! Nein, Vater, im kann hier nickt weilen! Laß mich zurück an den Hof Friedrichs, oder sende intck in'S gelobte Land, wo eS Kamps und ritterliche Tbaken gibt, damit ich hier nicht die Schmack sehe, die ans uns lastet." lFvrts. f.)
— London. Derselbe blinde Herr Galc, von dem das oft "erwähnte Verfahren herrührt, Schießpulver nach Beliebe» uu- explodirbar zn machen, hat ein Gewehr erfunden, mit dem man li)0 Schüsse in der Minute abseiier» kann. Er hak ein Exemplar dieser Waffe dem KriegSministerinm cingesandi, aus dessen Bericht man nickt wenig gespannt nt.
Auflösung des RäthselS in Nro. 63 :
Flöte. _
AeLaltion, Druck und Verlag der Ä. W. Zaiser'scheu Luchbanstung.