verhänge» wollen, sind unsere einigen Feinde. — Brüder aus Deutschland und Italien! Gegen diese Feinde müssen wir Krieg, unversöhnlichen Krieg, ohne Gnade »nd Unterlaß sichren. Zu diesem Krieg fordern wir Euch alle aus. Lies ist unsere heilige Ausgabe, die Ausgabe des »cnnzehnten Jahrhunderts. Vereint vorwärts! denn dieser Krieg wird, seit Anbeginn der Dinge, der emsige sein, der sich um die Menschheit wohl verdient macht, und er wird der letzte aller Kriege sein. Dan» ist die Bedrückung vernichtet, das Voruriheil geschwunden, die sociale Gerechtigkeit eine Wirklichkeit geworben; wie soll man da noch begreifen, daß die Völker sich gegenseitig zu vernichten denken sollten? Ihr of. senbares Interesse liegt nicht in diesen scheußlichen Kämpfen, sondern im Frieden, in der Eintracht und der Brüderlichkeit."
Paris, 31. Mai. Nachdem alle Mächte den Konferenz' Vorschlag definitiv angenommen, ist man mit der Festsetzung dcS Tags des Zusammentritts desselben beschäftigt. Tie Minister des Auswärtigen haben ihr Kommen zngesagt. (Tie Konserenz wird also bestehen aus Lord Clarendon, Drouyn de LhuyS, Gorlscha- koff, Lamarmora, Bismarck, Mcnsdvrff.Pouilly und für de» deutschen Bund v. d. Pfordten.) (T. d. S. M.)
Paris. Eine Welte zwischen Hrn. E. v. Girardin und dem Prinzen Napoleon macht viel von sich zu reden. Der Prinz wette ein Essen von 25 Gedecken gegen Girardin, daß der Krieg sicher sei, auch wenn der Kongreß znsainmcntrele.
New« Jork. Ter Präsident Johnson hat die Entlassung aller weißen Freiwilligen in der Armee angeordnel. Die virgl- niscke Unionskonvention nahm eine Resolution zu Gunsten des Negerstimmrechts an. AuS Vera-Cr»; wird unterm 7. Mai berichtet: Der Kaiser Maximilian negozirke ein beträchtliches Anleben in Europa. (?) Die Republikaner haben bei Michoachan eine große Niederlage erlitten.
Clelia.
(Schluß.)
Eine halbe Stunde später saßen Beide stumm und allein in dem großen Gastzimmer eines WirkbsbanseS, welches am Eingänge in das Städtchen gelegen war. Der Baron stand am offenen Fenster und schaute ans das Gebirg hinüber, welches von schwerem Morgendust umhüllt vor ihm lag und sich zu beiden Seilen weit in das Land hinansstreckte, b>S cs sich in nebeliger Ferne verlor. Clelia aber lebnke auf einem niedrigen Sopha in der Ecke des Zimmers und sab stumm und ernst vor sich nieder. Durch die offene Thüre erblickte man vor einer' Krippe die drei Pferde, zur Seile lag der Kutscher mit gestütztem Ellenbogen ans einer Bank und schaute schläfrig auf das Kind der Wirtdin herab, bas neben dem halbgefüllten Weinglase am Boden saß und aus alten Ziegelsteinen ein Häuschen baute. Im ganzen Hause regle sich nichts und die meisten Bewohner desselben schienen noch fest zu schlafen.
Nach wenigen Minuten mochte das Kind seines Spieles überdrüssig sein: es kam zur Thüre herein, lies aus Clelia zu und blieb vor ihr stehe». Der Baron börte, wie es fortwährend „Mutter" zu ihr sagte, woraus Clelia halblaut mit ihm zu spre- eben begann und cs küßte. Dann wurde eS eine Zeit lang still in der Stube, bis endlich der Kutscher unter die Thüre trat und rief: Der gnädige Herr kann weiter fahren!
Der Baron fuhr leicht zusammen und wandte sich nach Clelia um, welche regungslos in ihrer vorigen Stellung verharrte. Das Kind saß zu ihre» Füßen, spielte und svrach still vor sich hin. Der Baron trat vom Fenster hinweg und Clelia erhob sich langsam. Beide standen sich einen Augenblick stumm gegenüber.
„Sie werden für immer gehen?" fragte sie halblaut.
Er schwieg.
Ihre dunkeln Wimpern begannen leise zu zittern. „Sie gehen — ohne mir zu verzeihen?"
„Ick habe Ihnen nie gezürnt."
Sie schwieg und ihre Augen senkten sich zu Boden. Endlich ergriff sie seine Hand und sagte kaum hörbar: Leben Sie wohl!
Er blieb stumm und ihre Hände lagen zitternd ineinander. Da sank Clelia aus die Kniee und drückte ihr Gesicht auf seine Hand.
„Sie dürfen nickt gehen," preßte sie hervor, „ohne baß
ich Ihnen sage-O verachten Sie mich! — Ich wußte erst
diese Nacht, daß ich nicht mehr leben kann — wenn Sie mich verlassen!"
Er wollte sich zu ihr herabbcugen, da sprang sie auf und ries bebend: „Nein! Nein! Lassen Sie mich — 'ich darf diese Liebe nicht mehr annehmcu!" Sie schritt mit gesenktem Haupte der Thüre zu.
„Clelia!" rief er ihr nach.
^ Als sie sich umwandte, hatte er seine Arme ausgebreitet. Lie schaute ihn mit thränenden Augen an und mit einem liefen Alhemzuge sank sie a» seine Brust.
Gleich daraus saßen Beide im Wagen, welche» der Kutscher aus den vorigen Weg zurückleukte. Die Sonne halte unterdessen still die Nebel zerstreut und das Gebirge lag freundlich und klar vor den Heimkehrenken.
Allerlei.
— Ein berühmter Arzt, welcher zum Frühstück seine Flasche Portwein zu trinken pflegte — cs war in einer Stadt der Schweiz, wo derselbe wohnte, ehe er der Leibarzt eines Königs wurde, der auch einen guten Morgcntrunk nicht verachtete — erhielt den Besuch eines vierschrötigen Patienten, welcher ihm seine Leiden klagte. Gehe» Sic, sagte der Arzt, Sic sind ein Säufer — Ihnen ist nicht zu helfen! Nun, Herr Doktor! antwortete nach einiger Verblüfftheit der Patient, Sie haben mir wenigstens eine nützliche Wahrheit gesagt, für die ich gen, erkenntlich bin. Ich bin der Kupferschmied FF. Sollten Sie einmal ihre Nase verzinnen lassen, so schicken Sie zu mir. Ich thu' es Ihnen umsonst!
— Aus einem medizinischen Examen. Geheimer Medizinalrath (einen Kandidaten der Chirurgie examinirend): „Bei Verunglückungen handelt es sich, wie Sie wissen, für den Chirurgen hauptsächlich darum, daß er augenblicklich jene Hilfsmittel zur Hand habe, welche im Interesse des Verunglückten sowohl, als in dem der öffentlichen Sanität die geeignetsten sind. Welche Gegenstände würden Sie beispielsweise mit sich nehmen, wenn plötzlich Jemand in ihre Offizin stürzte mit der Nachricht, daß soeben von der Spitze des benachbarten 345 Fuß hohen Thurmes ein Lchieferdeckergeselle auf's Pflaster herabgestürzt sei?" Kandidat: „Einen Besen zum Zusammenkehren!"
— Balscr: Nun, Reincrt, wo warst Du heute Abend? R einer t: Ich war in vcr Köhlerei und habe ein Glas Bier getrunken. Balscr: Waren viele Leute dort? Reiner:: Ach nein! nur einige Honoratioren saßen da und sonst kein Teufel!
Deutschlands Volk au PrenHcns König.
Du blickst von Deines Schlosses Brüstung Aus Deiner Ahnen Ruhm zurück;
Du siehst Tein Heer iu voller Rüstung,
Und träumst von neuem Siegesglück:
Und fühlt denn keiner Deiner Großen,
WaS Deinem armen Volk gebricht?
Und hörst Du vor der Waffen Tosen Germania's Donnerstimme nicht?
Wohl rief von Deinem Herrschersitze Dereinst ein Wilhelm zum Gefecht;
Wild zuckten rings des Kampfes Blitze,
Doch war's ein Kamps für deutsches Recht!
Wie Jauchzen scholl's bei seinem Rufen,
Und alle Herzen waren sein;
Doch jetzt umtobt des Thrones Stufen Ein millionenfaches Nein!!!
Hoffst Du den Wehschrei zu ersticken,
Wenn Du die Trommeln wirbeln läßst?
Denkst Du des Geistes Kraft zu knicken,
Wenn ihn die Faust des Kriegers preßt?
Rur wer im Innern Frieden findet,
Spricht jedem Feind nach Außen Hohn,
Und wo des Volkes Liebe schwindet,
Ta stützt kein Heer den stolzen Thron!
Noch kannst Du Frieden uns verkünden,
Noch ist der Zeiten Zügel Dein;
Du kannst, was stürzte, neu begründen,
Und Deutschlands Segensbotc sein.
Du bist's, der die Geschicke wendet,
Wenn Du den Zauberbaim zerreißst.
Und von dem Dämon, der Dich blendet,
Dich und Dein treues Volk befreist!!
Arthur Freiherr von Deich.
Redaktion, Druck und Vertag der G. W. Zaijer'schen Buchhandlung.