Reviers beschäftigte man sich mit der Besprechung der bevor,sie- henden Wühlen. Man war darüber einig, unter dem heutige» Regiernngssystem kein Geld m bewilligen, und sagte folgende Punkte ins Auge: 1) volle Wiederherstellung des Bndgetrcchts mit Ergänzung der Bersassnng, dag dem Abgeordnetenhaus bei nicht erzielter Einigung der drei gesetzgebenden Faktoren die End­entscheidung Vorbehalten bleibt, 2, Ministerverantwortlichkeit,

Z) Reform des Herrenhauses. 4i Vereidigung des Heeres ans die Bersassnng, 5) Erstrcdnng des deutschen Parlaments unter einem liberalen Ministerium.

Berlin, 29. Mai. In der diplomatischen Welt wird neuerdings auch wieder von der Abtretung Hohenzollern's an Oestrcich gesprochen, wobei der Verzicht der Magnaten gegen OcstrcichS Anerkennung der rumänischen Fnrstenwahl eingetanscht werden ,o!l.

Berlin, 29. Mai. Die Nvrdd. allgem. Ztg. schreibt: Diejenigen, welche der Bernsung eines deutschen Parlaments ent- gegentrelen, begünstigen den Krieg. Die deutschen Stämme sind für den Frieden und entschieden gegen den KabinetSkcieg; ihre Vertreter werden dem Frieden bas Wort reden. Die deutschen Bundesregierungen mögen nicht vergessen: das deutsche Parla­ment ist der Frieden.

Berlin, 29. Mai. Tie Zahl der Frauen, schreibt die Sperr. Ztg ", welche von der Stadt Unterstützung erhalte», weil die Männer zum Heere einbernfen worden sind, hat gegenwärtig schon die Höhe von 3000 erreicht, eine Zahl, die sich früher immer niedriger gestellt und kaum 1500 betragen halte.

Berlin, 30. Mai. Preuße» hat in den Vorverhandlun­gen seine Theilnahme an der Konserenz nur unter der Voraus­setzung zngesagt, daß eine Einmischung in die innern Angelegen- heile» des deutschen Bundes nickt beabsichtigt wird. Die Mächte sind darauf aufmerksam gemacht worden, daß die preußische» BniikeSreformvorschläge jeden Anlaß zu einer fremden Einmischung vermeiden. Der König führte heute Mittag den Vorsitz in einem mehrstündigen Ministerralh. Der Kronprinz ist wieder hier ein­getroffen. (T. d. S. M.)

DieN. Fr. Z." schildert in einem Berliner Brief den in Preußen durch die Einberufung der Reservisten und Landwehr hervorgegangenen Nolhstand als so enrfetzltch unerträglich, daß, wenn er noch vier Wochen dauere, nickt der Krieg, wohl aber die Revolution die Folge fein werde und müsse.

Kladderadatsch erläßt in übermnthigster Laune einen Armeebefehl an seine lieben Berliner mit dem Refrain:

Bring, Nicke, schnell die Löffel weg.

Es kommt der Marschall Bcncrek!"

Gleichsam als Antwort setzt Advokat Dr. Hnndegger in Wien öffentlich dem östrcichischen Soldaten 100 Gulden ans, welcher den als Landwehrmajor ins Feld ziehenden Grasen Bismarker­greift und sei cs mit ganzem oder durchlöchertem Fest, sei es todt oder lebendig, zum Gefangenen macht."

Hannover, 28. Mai. Die Ständeversammlung hat dem Könige zu dessen gestrigem Geburtstage eine Adresse überreicht, die von Loyalität überfließt und die Versicherung wiederholt, daß sich in der Stunde der Gefahr die Treue seiner Unterthanen nie­mals verlängncn werde. (?) Während die Stände vergeblich um Aufhebung einiger königlicher Polizeiverwaltnngen in den Pro­vinzialstädten gebeten haben, wurden gestern drei dieser Polizei­chefs mit Orden geschmückt: das ist auch eine Antwort ans das Petitum der Stände-

Wien, 28. Mai. In der WienerPresse" erzählt ein gewisser Bernhard Scholz und verbürgt eS als vollkommen wahr, daß der jetzt in Dietz an der Lahn stehende nassanische Major Sterzing vor 30 Jahren in RüdeSheim dem Grafen Bismarck das Leben gerettet habe, als dieser, damals Referendar, bei einer mitternächtlichen Wasserpartie in den Rhein gestürzt war. (Müßt mancher zum Voraus was Mancher wird sein,

Zög' mancher Mann manchen Mann nickt ans dem Rhein.)

Wien, 30. Mai. Die Anuszeitnng schreibt ein Gesetz vom 25. Mai ans über ein Zwangsanlehen von zwölf Mistionen Gul­den für Lombardovcneticn, dessen Einzahlungen in sechs gleichen für die Provinzen Venedig, Vicenza, Lellnno mit Ende Juli, .für , die übrigen Provinzen mit Ende Juni 1866 beginnenden Monatsraten in Silber oder Gold zu erfolgen haben. (St.A.)

Wien, 30. Mai. Die Einladung zur Konferenz ist heute j

hier überreicht worden. Graf Meusdorfs geht vorläufig nicht nach Paris. Ein höherer Beamter der Staatskanzlei übcrbringt heute dem Fürsten Metternich die Instruktionen OestreickS. Das Programm geht wesentlich aus Ablehnung eines etwaigen Vor­schlags wegen Abtretung Beueiiens, in der schleswig-holsteinischen Frage ans Befragung der Stände und aus Ablehnung der Kom­petenz der Konferenz hinsichtlich der Bnndesreform.

Agram, 29. Mai. Die Stadtrepräsenlanz richtete eine Leben und Gut für den Kaiserthron nnd Erhaltung der Mo­narchie versprechende Loyalitätsadresse an den Kaiser.

P e st h, 30. Mai. In heutiger BürgeranSschnßsitznng wurde eine Loyalitäksadresse an den Kaiser angenommen und beschlossen: Geldsammlnugcn zu Unterstützung Verwundeter aus den ungari­schen Regimentern einznleiten. Mehrere Tausend sind bereits gezeichnet.

Florenz, 30. Mai. Der König hat heute Morgen ein Dekret über Errichtung von 2 Bataillonen freiwilliger Bersaglicri nnd über die Vermehrung der Freiwilligenkorps um 20 Bataillone unterzeichnet.

Brüssel, 26. Mai. Wir hatten heute neue Gelegenheit, einen Brief Kossnths zu lesen, aus welchem hervorgeht, daß der ungarische Agitator, im Einverständniß mit der italienischen Re­gierung, an einer Revolntionirnng Ungarns arbeitet und bereits mit revolutionären Comitcs in Ungarn in innigem Verkehr steht. Kossntb ist überzeugt, daß die gesummte ungarische Nation sich gegen das Habsburger HanS erbeben nnd Integrität mit der sei- nigen zu sicher» wissen wird.Diejenigen Ungarn (schreibt er), welche noch an Oestreich glaubten, trotz drcihnndertjährigen Ver- raths an Ungarn und seinen Rechten, haben in den letzten Ta­ge» ihren Jrrthnm eingesehen, nnd Deak wird sich bald, wie er eS 1848 that, ins Privatleben zurückziehen nnd den einbrechenden Sturm an sich vorüberziehen lassen." Gelingt der Kvssnth'sche Anschlag, so wird OestreichS Stellung eine wahrhaft verzweifelte. Klapka weilt noch immer hier. Wie wir vernehmen, steht der­selbe in Unterhandlungen, welche mit dem Kossuth'schen Projekt zusammenhängen. (Fr. I.)

Paris, 29. Mai. DerTemps" veröffentlicht eine Adresse der pariser Studenten an die Studenten Deutschlands und Ita­liens. Sie ist bereits von Hunderten von Unterschriften im Quar­tier Latin bedeckt. Sie lautet:Brüder! In beiden Ländern ruft Ihr nach Krieg. Jnng-Jtalieu nnd Jung-Dcutschlaud rüsten gegen einander. Mit tiefer Trauer nimmt die französische Jugend die Bewegung währ. Unser Geschlecht ist berufen, ein Werk zu vollbringen, das die Hoffnung unserer Menschheit ist und die Einigung aller unserer Kräfte erheischt. Dieses Werk mißkennt Ihr. Deutsche und italienische Brüder, die ihr mit dräuender Miene wider einander das Schwert zieht, sagt uns doch, welches die Gefühle und Absichten sind, die Euch trennen? Ein gleicher Haß glüht in all unfern Herzen. Welcher Haß? Antwortet! Ist es nicht der Haß gegen die Unterdrückung? Was lieben wir am meisten aus der Welt? was wollen wir alle in der Gesellschaft verwirklichen? Die Freiheit nnd die Gerechtigkeit! Fragt nickt weiter, wir sind alle einig. Und Wahnsinn ist cs, wenn wir einander angreifen. Brüder! Ihr seid die bethörten Opfer einer alten, ebenso abgeschmackten, wie hassenswncdigen Politik, die seit Jahrtausenden die Völker zu gegenseitigem Morde» hetzt unter dem albernen Vorwände der nationalen Interessen nnd der Stam- mcsunterfchiede. Nationalitäten, Vaterländer, Racenverschiedcu- heit, Gleichgewicht, alles große, sinnlose Worte, die stets nur dem Ehrgeize und dem aberwitzigen Stolze einiger Unterdrücker als Larve gedient haben. Dergleichen Kriege werden geführt, seit dem die Welt besteht. Was haben sie erzielt? Ströme Blutes sind geflossen, nnd was haben sie dabei gewonnen? Brüder! Die Zeit ist gekommen, alle diese unvernünftigen Ideen, diese mörderische» Bornrtheile von sich zu stoßen. Trennen wir uns von dieser alten Welt, die in Trümmer fällt. Italiener, Deutsche, Franzosen! Lange genug haben wir nnS für den Ruhm dieser hohlen Titel geschlagen. Weg mit ihnen! Sagen wir endlich einmal, daß wir einfach Menschen sind. Wie wir nur eine Führe­rin annehmen, die Vernunft, so erkennen wir auch nur ein Va­terland au, die Menschheit. Wer frei sein, wer mit uns ans der Bahn der Revolution wandeln will, der ill unser Landsmann, und die Verletzer der Gerechtigkeit, die, welche ans ewig die Knechtschaft, die Unwissenheit und das Elend über die Völker