desselben aus Lebendes.,br gerichtet hvorden. Graf BiSmarck hat darauf unterm 14. d. ein eigenhändig geschriebenes, sehr freundliches Antwortschreiben an eine» der Absender ergeben las­sen. Die Sache bat nicht verfehlt, hier Aufsehen zu machen.

Berlin, 19. Mai. Es wird versichert, die Herzoge von Ujest und Ratidor, die Fürsten Blücher, v. Hohenzollern-Hechin- gen, v. Pleß, v. Hatzfeld und v. Biron und der Graf v. Malt- zahn beschlossen, drei Husarenregimenter und drei Jägcrbataillone auf ihre eigenen Kosten zu errichten. Die Gelder seien beceils gezeichnet; um die Erlanbuiß sei nachgesnchr. (Diese Herren schei­ne» nicht nurheidenmäßig viel" preußischen Patriotismus, so»- dern noch heidenmäßiger viel Geld zu besitzen.)

Berlin. 20. Mai. Tie Bert. Börsenzlg,. welche gestern schrieb: Der König habe den Aliianzverlrag mit Italien, welcher ihm Vorgelegen habe, die Unterschrift verweigerl, will heule in Erfahrung gebracht haben, der schon seil längerer Zeit paraphirle Vertrag habe jetzt dieselbe erlangt.

Berlin, 21. Mai. Die Kreuzztg. schreibt: Wenn die Meldung des Memoral diplomatique wahr ist, daß Oestrejch mit den Mittelstaaten vereinbart habe, die Löinng der Herzogthümer- frage dem Bundestag zu überweisen, so ist anzunehmen, daß cs keine Verständigung wolle, da Preuße» jene Bedingung nicht ein- gehen könnte. (Tel. d. Schw. M.)

Köln, 18. Mai. Ans der Friedenspetikion der Stadt­verordneten an den König entnehmen wir folgende Stelle: Die Rheinländer wollen Preußen, wollen Deutsche bleiben, sie wollen ringen nach immer größerer Einigung der deutschen Stämme, aber sie scheuen davor, die Einigung und Einigkeit auf den Lei­chen und im Blute ihrer deutschen Brüder anfwachsen zu sehen, vielmehr wünschen und hoffe» sie mit den Sckwesterprovinzen des Staates, daß Ew. Maj. Weisheit Mittel und Wege finden werden, wie im Inner», so nach Außen den Frieden herzustcllen und zu erhalten, auf diese Weise für Preußen die ihm gebührende Machtstellung im deutschen Vaterland zu gewinnen, und seine Stämme hinzndräiigen zu einer Einigung mit einem Preußen, welches ohne innere Kämpfe der Kern deutscher Macht werden und mit siegreichem Schwert ans der Wache gegen jeden außer- denksche» Feind stehen wird. Der Schluß lautet: Königliche Majestät! Wir bitten um Frieden nicht bloß für unsere Stabt, für unsere Provinz, sondern für den ganzen Staat, das ganze deutsche Vaterland; gewähren Ew. Maj. Allergnädigst diese Bitte, damit Ew. Maj. Allerb. Person gepriesen werde als Hort LeS Friedens und als der Förderer deutscher Einigkeit und deutscher Stärke und deutscher Macht. (NH.Z.)

Aus der Rbeinprovinz, 17. Mai. (Auszug aus einem Privatbriefe.) Tie Stimmung ist hier eine sehr gedrückte; die Landwehr geht mit Widerwillen; man weiß ja gar nicht, wofür der Krieg sein soll, und will nicht gegen deutsche Brüder fechten. Man macht sich keinen Begriff, was hier in Preußen so eine Mobilmachung der Landwehr bedeutet. Da muß der Mann Frau und Kinder verlassen, sein Geschäft daran geben, die Familie der größten Noth ausgcsetzt zurücklassen. Ein Hofbauer mußte 4 Söhne geben, 12 Knechte, 8 Pferde; der Mann weiß die Ernte nicht heimznbringen. Ein Arbeiter in einer Handlung hat Frau und 2 Kinder, er muß zur Landwehr, und die Frau be­kommt noch einen Mann einquartiert. (T. M.)

Salzburg, 17. Mai. Der Spezialkorresp. der Köln. Z., welcher kein Preuße, sondern ein freier, in jeder Beziehung voll­ständig unabhängiger Norddeutscher sein soll, schreibt über das Ergebniß seiner Rundreise in Oestreich Folgendes: Die Eindrücke, welche ich jetzt auf meiner Rundreise im Kaiserstaate, in Prag, Olmütz, Wien, Gratz, Pesth, Krakan und nun auch in Salz­burg empfangen habe, sind wahrhaft furchtbar. Alle, alle Lei­denschaften des Racenhasses, der Brutalität, des Religionshaders und der Geldgier hetzt man jetzt in Oestreich gegen Preußen auf. Den Czechen und Polen sagt man. es gelte die verhaßten Deut­schen zu besiegen, den ultramontane» Tyrolern und Salzburgern, die lutherischen Ketzer müßten vertilgt werden, den besitzlosen Proletariern in Wien und andern großen Städten, sie sollten sich das Silbergeld von den Preußen wieder holen, was diese seit 20 Jahren den Ocstreichern gestohlen hätten. Der Krieg ist unvermeidlich, und wenn heute in Berlin Twesten, Virchow, Waldeck oder sonst wer statt Bismarck Minister wäre, so muß Preußen auf Leben und Tod kämpfen oder sich jetzt schon wider-

standlvS der unbedingten Suprematie und damit den ärgsten Demüthigungcn unterwerfen. Man lese nur sämmtliche östreicirifche Zeitungen, ob sie wohl etwas Anderes verlangen, als daß Preußen sich auf Gnade und Ungnade Oestreich unterwerfen und die alte östreichische Suprematie bedingungslos anerkennen müsse.

Florenz. 19. Mai. Die Opinione sagt: Oestreich ver­langt eine Gebietscutschädigung in Deutschland, im Fall der Verzichtleistung auf feine Rechte an die Herzogthümer; dagegen weigert es sich, den Vorschlag einer Abtretung Benetiens in Be- rarhung zu ziehen.

Florenz, 19. Mai. Man vermnkbet, daß bereits 20 Frei­willigenbataillone komplct sind, man glaubt, daß wegen des großen Zudraugs nächstens weitere Bataillone gegründet werden- (S.M.)

Bukarest, 21. Mai. Morgen findet der feierliche Einzug des Prinzen von Hohenzollern statt. Derselbe soll den Sultan schriftlich das Respekiiren des die Tonaufürstenthümer mit der Türkei verbindenden Vertrags versichert haben. (St.-A.)

Paris, 22. Mai. Der Coustitnlionnel schreibt: Frank­reich und England sind über de» Wortlaut der au die Regierun­gen zu richtenden Mittheiluugen übereingekommen. Die Antwort Rußlands wird erwartet. Alles läßt hoffen, daß in wenigen Ta­gen die drei Kabinete in der Lage sein werden, ihren Schritt vollends anSzusührcn. Es ist unmöglich, über den Ernst der Zerwürfnisse zwischen Preußen, Oestreich und Italien einer Täu­schung sich hinzugeben; allein wenn Frankreich, England und Ruß­land sich einer solchen Aufgabe unterziehen, so wäre eS kindisch, anzunehmen, daß sie dieselbe nicht ernstlich nehmen. Nach dem, was verlautet, würden die drei Mächte die Bedingungen eines Einvernehmens über diejenigen Gebietsausgleichungen suchen, welche gleichmäßig Preußen, Oestreich und Italien einschädigen würben. 'Im Aufsnchen dieser Entschädigungen besteht die Schwie­rigkeit der künftigen Verhandlungen. (T. d. S. M.)

C l e l > a.

(Fortsetzung.)

Leichenblasse bedeckte die Züge des Barons und seine Lippen preßten sich fest zusammen. Ec blieb aber unbeweglich stehen, als erwarte er ruhig den beschimpfenden Scklag.

--Ich si'ge Ihnen nochmals: treten Sie zurück'/' ries sie noch heftiger.

Er rührte sich nicht. Nur die mühsam athmende Brust und die sprühenden Blicke ließen ahnen, was in seinem Inneren verging.

Einige Sekunden verflossen in peinlichem Schweigen. Die Wangen der Reiterin rötheten sich, ihr Busen wogte immer schneller auf und nieder und der Arm mit der erhobenen Reit­peitsche zitterte immer deftiger.

Ich lasse nicht mit mir spielen!" brach sie plötzlich hervor zu gleicher Zeit pfiff die Reitpeitsche'durch die Luft und traf, durch eine schnelle Bogenwendung von ihrem ursprünglichen Ziele abgelenkt und nach rückwärts geführt, mit großer Heftigkeit die Hintere Flanke des Pferdes; das Thier bäumte sich wild auf, machte einen Satz nach vorwärts und im nächsten Augenblicke lag der Baron besinnungslos an der Felscnwand des Weges. Die Reiterin stieß einen Schrei aus, riß heftig die Zügel zurück, um das Pferd zum Stehen zu bringen. machte aber dasselbe nur noch scheuer und gerieth dadurch in die größte Gefahr, in den Abgrund gestürzt zu werden. Endlich gelang es ihr, das schäu­mende und an allen Gliedern zitternde Thier zum Stehen zu bringen, worauf sie aus dem Sattel sprang und auf den Leb­losen zustürzte.

,,O Gott!" ries sie in höchster Erregung,was Hab' ich gethan! Vergeben Sie mir! Steh'n Sie auf! Es war nicht meine Absicht, die Reitpeitsche zu gebrauchen. Ich war von Sinnen, ich wollte Niemanden.... ich wollte auch das Pferd nicht schlagen!.... O Gott, ich werde wahnsinnig! Steh'n Sie auf! Steh'n Sie doch auf!" Die Bewegung erstickte -eine Zeitlang ihre Stimme, dann sprang sie auf und rief zu wiederholtenmalten so laut sie konnte um Hilfe. Ihr Ruf ballte gedehnt in dem Eichenwalde wieder, der sich über dem Wege düster und einsam zum Gipfel des Gebirges hinaufzog; aber Alles blieb still und öde wie vorher. Sie trat an den Rand des Abgrundes und rief hinab, in der Hoffnung, daß man es in dem dicht am Fuße des BergeS gelegenen Landhause des Ba­rons hören würde; doch schon ihr erster Ruf überzeugte sie, daß