>uan ihre Stimme unmöglich unten vernehme» konnte. Sie wen,die sich jammernd zu Dem BcstiiiinngSlosc» zurück, kniete neben ihm nieder, riß fick die Spitzen von Buse» und Armen und begann ihm Stirne und Schläfe zu reiben. AIS er regungslos blieb, erfaßte sie eine entsetzliche Angst, welche durch die Oede der Umgebung und die immer stärker werdende Dämmerung fast bis zur Verwirrtheit gesteigert wurde. Sic richtete den Körper etwas aus, lehnte ihn in ihren Arm und brach in heftiges Weinen ans. „Ich bade ihn gemordet," rief sie aus, „aber Gott weiß eS, daß ich keine böse Absicht hakte. Ich hasse ihn nichr, nur kann ick ihn auch nickt lieben .... Als sie in jener stillen Nackt mit gebrochenen Augen i» meinen Armen lag, schwur ick euch alle zu Haffen. Ich wollte mich nickt in so viel Kummer stürze» lasse», — ihr Männer seid alle falsch, o Gott! —" Die Bewegung erstickte ihre Stimme und es dauerte geraume Zeit, bis sic sich einigermaßen gefaßt hatte. Da durchblitzte sie der Gedanke: auf dem Pferde hinab zu jage» und Hilfe herbeizuholen. In demselben Augenblicke öffnete der Baron die Augen und blickte die neben ihm Kniecnde verwirrt an. Sie beugte sich tief zu ihm herab und sagte bebend: „Vergeben Sic mir, .... es war nicht meine Absicht . . . ." Sic hielt iniie, der Baron, welcher sich plötzlich zu besinne» schien, blickte sie kalt und befremdend an. Eine leise Bewegung dnrckzuckte sie; sic bemerkte jetzt, daß sie ihren Arm fest um ihn geschlungen hatte und daß ihre Stirne fast die seinige berührte.
„Lassen Sie mich, —" mit diesen Worte» drängte der Baron ihren Arm zurück, richtete sich mühsam aus und ließ sich aus der Felsenbank nieder. Sic hatte sich ebenfalls erhoben und blieb lautlos, mit heftig wogendem Busen und niedergeschlagenen Auge» stehen, unschlüssig, was sie thun oder sagen sollte.
Wenige Minuten später wandelten Beide den Waldweg hinab. Der Baron ging langsam voraus und Clelia folgte in einiger Entfernung zu Fuße. In der einen Hand führte sie das Pferd am Zügel, mit der andern hielt sie ihr Reitkleid zusammen, — die Reitpeitsche Halle sie unberührt auf dem Plateau liegen jelassen, wo sie ihr entfalle» war. Kein Wort war zwischen Beide» mehr gewechselt worden und auch jetzt schritten sie stumm den einsamen Weg hinab. Der Gesang der Nachtigall war längst verhallt, ein leichter Wind rauschte znwcilc» eintönig in de» dichten Wipfel» der Eicken und die Dämmerung war so tief hereingc- brocke», daß an dem weite» Himmel bereits zahllose Sterne ihr sildersprühendes Licht in voller Reinheit zeigten. Als sie am Fuße teS Weges in der Nähe des Schloßthorcs angelangt waren, wandte sich der Baron zum ersten Male um und trat auf seine Begleiterin zu.
„Suchen wir zu vergessen, was zwischen uns vorgefallen," sagte er in eisigem Tone, „die Trennung für immer wird dieses Bemühe» unterstützen.... Lebe» Sic wohl!"
Keine Antwort erfolgte und nach einer kurzen Verbeugung wandelte der Baron aus sein Landhaus zu. Clelia aber mußte lange auf der nämlichen Stelle stehe» geblieben sei», denn erst nach geraumer Zeit vernahm der junge Mann den Tritt des Pferdes auf de» Steinplatten des Schloßportals.
Gleich darauf saß der Baron in dem hohen, elegante» Wohnzimmer des Landhauses ermattet im Lehnstuhl, während der alte Diener im oberen Stocke hcriimschlürfte und Geschäfte für den nächsten Tag besorgte. Die Stille des Zimmers, welche nur durch den gemessenen Schlag einer Pendeluhr unterbrochen wurde, und der trübe Dämmerschein der Lampe, die auf einem kleinen zierlichen Marmortischchen zur Seite stand, vermehrten die düstere Träumerei, in welche der Baron versunken war- Er erschien sich wie umgewandelt und eS war ihr», als sei an die Stelle der früheren Glnth eisige Kälte, ja Haß getreten. Der Augenblick, in welchem er im Arme Clelia's aus seiner Betäubung erwacht war, stand beständig vor ihm und peinigte ihn durch eine unangenehme Empfindung. „Es ist gut, daß es so gekommen ist," sagte er zuletzt halblaut vor sich hin, „ich kann jetzt mit Ruhe gehen." Allmälig sank es immer schwerer aus seine Augenlider und ein leichter Halbschlummer umfing endlich die aufgeregten Sinne. (Forts, folgt.)
Allerlei.
welche sich vielleicht einst mit der Seidenraupe in das Geschäft der Leidenbereitung thcilen wird. Dr. Wilder, ein Arzt in Boston, welcher die Entdeckung im Sommer 1863 machte, gibt Folgendes au: In Stunden spann er vom Körper einer einzige» Spinne 150 Ellen gelber Seide; im folgenden Jahr gewann ein Anderer von dreißig dieser Spinne» 3484 Ellen, wovon ein einzelner Faden stark genug war, um ein Gewicht vo»
, 54 -107 Grau zu trage». Das Hiuderniß, welches der Vec- werthung dieser Entdeckung entgegeustand, war die aus der Uu- bekannischast mit der Lebensweise der Spinnen entspringende Schwierigkeit, ihrer eine größere Anzahl auszuziehen, dazu die Gewohndeil der stärke>en unter ihnen, die schwächere» aufznfressen.
— Die Fabrikation vo» H e m deukra g c» ist aus dem Wege, eine bedeutende Aenderung zu erleiden. Wenn man bisher Dutzende und Hunderte von Hcmdenkrage» halten oder kaufe» mußte, je nachdem sic von Leinwand oder Papier waren, wen» inan auf Reinlichkeit halten wollte, so sind jetzt nur zwei einzige Stucke (ein nmgelegker und ein ausrechkstehcnder Kragens nokhwenbig, um Jahre lang damit ansznreiche». Ein Fabrikant hat nämlich die Erfindung gemacht, Kragen von emaillirkcm Stahl z» »er- fertigen, welche an Weißheil und Schmiegsamkeit de» anderen in nichts nachsteheii. Ist so ein Kragen schmutzig, so genügt es mit einem feuchten Schwamm darüber zu fahren und ec erglänzt wieder in seiner ursprünglichen Reinheit.
Die Verlustliste im amerikanische» Kriege ist, so weit es sich um die Nortstaakcn handclt, jetzt durch de» Provostmar« sbalgcneral mit der größten Sorgfalt ziisammeiigestellt. Jeder Gebliebene ist mit Namen nach Bataillon und Compagnic nach- gewiesen. Das Hanptcrgebuiß ist: Gefalle» oder an Wunden gestorben sind 5221 Offiziere und 90,880 Soldaten, an Krankheiten und in Folge besonderer Unglncksfällc sind gestorben 2321 Offiziere und 182,229 Soldaten. Im (Mnzcn sind gestorben 280,739 Offiziere und Soldaten.
— In der letzten Sitzung der „Geographischen Gesellschaft" kam eine Beschreibung Pekings zur Verlesung. Die Bevölkerung der chinesische» Hauplstabt lgewöhnlick auf anderthalb bis zwei Millionen veranschlagt) wurde ans etwa 1,200,000 Seele» geschätzt.
— (Französische Reklame.) Wie weit die Sitten in Frank- reich gesunken sind, zeigt ei» eben vom Avenir mirgetheiltcr Prospekt eines neuen Schwindel-SchnapseS, von welchem der Fabri- kaut »'örtlich sagt: Derselbe sei in den Pyramiden eingemauert gefunden worden, nebst dem Rezept. Der Krug, in welcher» sich dieses „alte Getränk der Pharaonen" befunden, sei mit dem Wappen Poiiphars versehen gewesen und man habe noch eine von der Hand der Frau Potiphar (!) geichriebcne Tafel entdeckt, worin sich diese Prinzessin (!) über die Geschichtsschreiber beschwere. Nur die unwiderstehliche Neigung zu dem köstlichen Ligueur habe bewirken können, daß sic einen Augenblick sich vergessen. Joseph dagegen habe gerade deßhalb widerstände», weil er de» Schnaps mäßig genossen. Für schüchterne Dame» genügt Liter. An solchen Galimathias und solche Sittenlosigkrit reiche» unser Hoff, Daubitz und wie wir sie alle beißen, doch »och lauge nicht hin. Und so was läßt sich die große Nation bieten!
— (Proben aus amerikanischen Zeitungen.) Ucber die Wirkungen eines vor einiger Zeit i» Minnesota und der Umgegend staltgehabten Torueados (Orkan) berichtet ein
, amerikanisches Blatt ganz eriisthaft Folgendes: Acht Ochsen wur»
! den dadurch über einen 800 Fuß breiten Fluß geweht. Der ! Slurm hob aus cincm Teiche das ganze Wasser, trug eS eine Meile weit fort und setzte es ans Mayor Dorans Farm in Gestalt eines kleinen Sees nieder. Einem Manne blies er die Stiefel von de» Füßen. Einem andern Manne warb vo» seinem lange» Rock nicht blos das untere Stück hinweggeweht, sondern ihm derselbe anck vo» unten bis oben zugeknöpft. Eine alte Dame ward wie ei» Luftballon cmporgehoben, drittelt' Meilen weit hinweg- genihik und blieb beim Njedersinkcn rittlings auf einem Tclegra- phcndrahte sitzen, wo sie von ihrem Enkel entdeckt und mittelst einer Leiter hcrabgeholt warb. Der Richter Moigaii sagt, der Sturm habe ihm nickt blos sein Wohnhaus, sondern auch den Keller und zwei Brunnen sortgelragen. -
In Amerika ist eine Art Spinnen entdeckt worden,
Redaktion, Druck und Beklag der G. W. Zaijersichen Buchhandlung-