T «« g e s - N e u i g k e i t e n.

Gestorben: den 17. Mai zu Heirenheim Handels- und Gewerbe­lehrer Th. Neger.

Ucbcr einen Ministerwechsel in Preuße» bringt der Staats- Anzeiger folgendes ,,Eingesendet": Obgleich die Gerüchte vH» einem liberalen Ministerium unter Bismarcks Leitung, so oft sie anfranchen, immer wieder dementirt nnd bezweifelt werden, so sebeinen eben dock einige Körnchen Wahrheit hinter diese» Hüllen von Bermnkbnngen z» liegen, wie es auch preußische Blätter zngeben. Mag auch immerhin die Nachricht verfrüht sei», daß Bismarck mit Grabow, Gneist, Twesten nnd andern verhandle, so ist doch gewiß, daß maneine Versöhnung mit der liberalen Partei" wünscht. Ebenso gewiß isi, daß man a» Roggenbach dachte und ihn ins Ministerium ansnchmeii wollte. Bestätigt werden diese Bermnlhnngen noch durch die Berufung der Kammer, welche allerdings nicht ganz mit dem Willen des Hru. Ministers geschehen sei» mag; aber da sie geschehen ist, muß er gute Miene z»m bösen Spiel machen nnd das heißt vielleicht: andere Minister neben sich berufen. Endlich kommt dazu noch die Haltung der- Kreuzzeitnng ihrem Minister gegenüber. Sie schein! mit den Planen dieses Staatsmannes nicht mehr ganz einverstanden zu sein, er wird ihr zu liberal. Und was soll daun geschehe», wen» ein liberales Mlnisterinm Bismarck zur Seile stehl? Das spricht am denllichsten die Adresse von Breslau ans: Der innere Konflikt wird beigelegt und der Krieg sortgesührt. Bismarck mag bedenklich geworden sein, als er die Unpopnlärikäk des Kriegs, die Tbeilnahmlosigkeit des Bolks bemerkte. Da erkannte er gewiß mit Recht, daß iiiiler gleichen Umständen ein MdereS Minftlerinm das Volk, wenn auch nicht ganz, so doch tM^vefte ans seiner Seite hätte. Also »in seine Plane dnrchzusührnl^ muß- er im Innern uachgebe», was ihm persönlich leicht wird, va eS ihm stets weit mehr um die Politik im Großen zu thnn war. Aber werde» sich liberale Männer dazu vergeben, eine solche aus­wärtige Politik zn verfolgen? Es kam »ns von jeher eimas so», derbar vor, wenn man meinte, auch in seiner Thatigkeit »ach außen stehe Bismarck allein, Bismarck, der der kvrrekleite Preuße und Gothaer ist in dieser Beziehung. Jeder Preuße will^l) die Annexion der Herzogtbümer nni jeden Preis; 2) das Ausgchen DrnischlandS ln Preuße» und den Ausschluß nnd die Demüthignug Oestreichs. Schreibt also das neue Ministerium diese Worte aus seine Fahne nnd regiert im Innern liberal und anii-junkermäßig, so ist statt der jetzigen Verstiminnug über den Krieg allgemeine Begeisterung für eine» Krieg gegen die, welche für Preußens Machlsülle und Vergrößerung nicht zu schwärmen vermögen. Tie Lage bleibt also im Wesentlichen dieselbe, Preußen beharrt aus seinen widerrechtlichen Forderungen. Nur Eins aber fürchten wir: das neue Ministerium wird gemäß seines Programms das Reform- Projekt in Deutschland ansnehmen, und da wird sich mancher, den seither der Name Bismarck abgekühlr hat, dafür begeistern, «der begeistern für eine wir wiederholen cs rein preußische Sache, für das Ausziehen DenischlanbS in Preußen. Mancher wird sagen: Wenn nur Deutschland einig wird, kann Preußen die Hcrzvglhümer anneklircu; und bedenkt nicht, daß wir eben auch anuekiirt werden, daß das große deutsche Oestreich von Tenischland getrennt werbe» soll. Und daher warnen wir, im Fall sich in Preußen ein liberales Ministerium konstitnirt: Traut Preußen nicht! Bismarck ist und bleibt der alte, der korrekte annerionssüchtige Preuße; und sein einziges Ziel, sein einziges Streben ist Preußens, nicht Deutschlands Größe und Glück! Damit warne» wir aber nicht vor dem Eingehen aus die Reform überhaupt, die wir gewiß als heilsam »nd nolbwendlg erkennen, sondern nur vor einem sich überstürzendenVertranensdusel", der Deutschland au den Rand des Verderbens bringen würde, Süddkiitschland in die Krallen Preußens fallen ließe. Und vor letzterem wolle uns Gott bewahren! (Von de» Umarmungen Oest­reichs aber nicht minder! hören wir unfern Setzer seufzen.)

Ein Artikel des ..Staats-Anzeigers", welcher die Lage, wie sie sich bis bieder gestaltet hat, »nter dem Gesichtspunkte prak­tischer Politik bespricht, sagt am Schlüsse: ES ist ein unbegrün­deter Argwohn, daß die vereinten Miltclstaaten, indem sie preu­ßischen Anmaßungen entgegcntreten, sich zu Gehilfen östrcichischer Großmachtspolitik zu machen beabsichtige,i. Ihre Vereinigung hat den umgekehrten Zweck, den Zweck, durch den Nachdruck

einer Gesammtmachk ein Abspringen von de» rein dentschcn Zie- len unmöglich zu machen, um die es sich in diesem Augenblick bandelt. Mag immerhin diese Gesammlmachloch keine große >-'i», ihre selbständige Haltung wird binreichen, der Aktion ihren reine» Charakter nnd bei einem Friedensschlüsse das Mit- reden zn sichern. Württemberg wird dem Bunde und diesen näheren Bundesgenossen treu bleiben. Mögen Andere den nn- beilvolleii Weg der Neutralität gehen, welcher nichts ist, als die Empörung der Muth- und Rathlosigkeit, und welcher zweifellos dem Verderben entgegensnbrt.

Karlsruhe, 19. Mai. Man versichert, Rußland mache Anstrengungen, daß Württemberg nnd Großherzogthiim Hessen die Neutralität aufrecht erhalte». ' (Schm. M.)

Ans S ü d de u tsch land, 20. Mai. WaS gegenwärtig in der Bnndessestung Rastatt vergeht, dürfte »och'uie dagewesen sein. In der Nacht verläßt die preußische Bundesgarnisvn, in der Regel in Abtheilungen von halben Kompagiiieen, mit ihren Ossizieren die Festung; der (badische) Gouverneur weiß natürlich, daß sie abziehen, aber angezeigt ist ihm ihr Abmarsch nicht, viel weniger seine oder deS Bundes Erlaubniß dazu eiugeholt. Im Nahekhal, »»mittelbar an der Gränze der Rheiupsalz, stehen 20,000 Mann Preußen; ebenso zahlreich ist der Hundsrück be­setzt. Man hälr, sobald die Feindseligkeiten ausbreche», in erster Reihe Mainz für dehrvht.

Frankfurt, AI. Mai. Die Volksversammlung war von 30003500 Männern besucht. Folgende Resolutionen wurden vom Komitee vorgeschlagen: Die Volksversammlung zu Frank- suci a. M. 1866 erklärt: 1) Gegen die fricdenSbrecherische Po­litik der preußischen Regierung ist der bewaffnete Widerstand Deutschlands geboten. Neutralität ist Feigheit oder Verralh. 2) Schleswig-Holstein ist sofort auf Grund des bestehenden Rech­tes als selbständiger Staat zu konstituircn; ohne Weiteres ist die holsteinische Stimme am Bunde wieder i» Kraft zu setzen und das holsteinische Eontingent zu bilden. 3) Der preußische Par- lameniSvorschlag ist unbedingt zu verwerfen; nur eine konstitni- rende mit der nölhigen Macht ausgestatlete Volksvertretung Ge- samiukdenischlauds kan» über die Verfassung des Vaterlandes endgiltig entscheiden. 4) Wir verlange» von den Regierungen die Herstellung der Grundrechte deS deutschen Volkes und die' gesetzliche Einführung der allgemeinen Volksbewaffnung. 5) Die Versammlung fordert das Volk in allen einzelnen deutschen Staa­ten dringend auf, angesichts der jetzigen Gefahr und Nvth über­all in Stadt »nd Land in politische Vereine znsammeuzntrelen. Diese Resolutionen wurden fast einstimmig angenommen. Schließ­lich wählte man ein 12gliedr»ges Komike, das ein Programm entwerfe» und dieses heimathlicheu Volksversammlungen zur An- nähme empfehlen soll. In diesen Volksversammlungen sollen dann Dclegirte gewählt werden, welche »ach Frankfurt kommen und einen ständigen Ausschuß einsetzen sollen.

Dresden,, 21. Mai. Der Coilgreiß ist allseitig angenommen nnd wird am nächsten Freitag in Paris zusammentrete». Der Freitag ist bekanntlich ein Unglückstag, und Unglück, allgemeines Unglück wird auch die Folge dieses Zurückfallens der Diplomatie in die Kvngreßidee sein. Der deutsche Krieg wird ein europäischer werden, und der Tausendkünstler an der Seine wird Alles austrengen, eine furcht­bare Koalition Deutschland gegenüber zn schassen, um das an­gebliche Friedenswerk mit einem vernichtenden Schlage gegen die Verträge von 1815 zn beendigen. Die Interessen der Völker werden bei den Verhandlungen der Diplomaten sicherlich wieder zu kurz oder besser gesagt gar nicht in Betracht kommen; das deutsche Volk in alle» seinen freisinnigen Parteien muß daher ein- stimmig in der Presse und in Versammlungen sich gegen diesen Congrcß der Höflinge erklären, und es wird ihm dann wohl ge- lingen, die saubere Versammlung ebenso an die Luft zu setzen, wie es den während des dänischen Krieges spielenden Londoner Kongreß an die Luft gesetzt hat. Unter keine» Umständen aber dürfen wir dulden, daß die deutsche Reform­srage ausländischen Diplomaten preisgegeben wird, es wäre dies eine Mundlodterklärung des deutschen Volkes.

Gotha, 17. Mai. Bon den Schülern der obersten Klasse des hiesigen Gymnasiums war am 11. d. an den Grafen v. Bis­marck eine Glückwunschadresse aus Veranlassung der Errettung