neu fünfhundertjährigen Waffen« und Jntriguenkampf Oestreicks gegen Württemberg, daS zweite die Gründung und Regierung deS deutschen Bundes durch Oestreick und Preußen bis zum Zahre 1848 und das letzte die preußischen Hegemoniebestrebuuge» von da bis zur Gegenwart. In die Darstellung sind überall die dip­lomatischen Aktenstücke ausgenommen, so baß die Schrift zugleich als sehr willkommenes Handbuch dient, um bei der fortdauernden politischen Verwicklung jede ungezogene Urkunde auf der Stelle nachschlagen zu können.

* Nagold. Die Leute sind zu bedauern, die mit dem Papiergeld nicht ninzugehen wissen. In diesem Punkt herrsche» Ansichten und Acngstlickkeiten, die wahrhaft komisch wären, wenn sie nicht so viel Unheil anrichtctcn. Zum größten Vergnügen der Bankiers nimmt man im täglichen Verkehr nicht einmal mehr die Staalsnoken. die in der Heimath ZwangSkours haben. Da braucht der Bankier solche Noten nur zu discontireu und an die heimatlichen Kassen zu senden, dann macht er für kleine Mühe großen Profit. Daß man dieWilden", die Scheine derRaub- siaaten" und der schwachen Privatbanken, sie sind fast alle im Tbalerfnße, nicht nimmt, das finde ich begreiflich. Allein, wenn man die 5> und 10-fl. und Thalerscheine der gut funbirten Mit« telstaaten nicht mehr nimmt, dann schadet man sich selbst, nützt den Geldwechslern und richtet eine im höchsten Grade schädliche Confnsion an. Einige Kanfleute benützen den Kurs der preuß. Thalerscheine und machen bekannt, daß sie an Waarenzahlungen dieselben für voll nehmen; Beweis genug, daß sie noch etwas wertd sind, und nickt, wie Viele meinen, gar keine» Werth mehr haben. Es wäre bereits am Platze gewesen, daß, wenn eine amklicke Beruhigung nickt erfolgt, durch Gewerbevereine oder andere Versammlungen diesem Unsinn gesteuert worden wäre.

Stuttgart, 13. Mai. Heute fand die Generalversamm­lung desAktienvereius znm Brudcrhaus in Reutlingen" hier statt. Es wurden einige Statutenänderungen einstimmig an­genommen und die beiden Mitglieder des Vereinsvorstands, der nach langjährigem Wirken an der Spitze großartiger Fabriken ln Rußland ins Vaterland znrückgekehrte, als Techniker und Ver­walter gleich ausgezeichnete Hr. D o r n in Tübingen und der als Freund und Beförderer der Industrie rühmlich bekannte Herr O.-A.-Aktuar Eberbach der Versammlung vorgestellt, auch schließlich dem Anfsichtsrath der Dank der Versammlung für seine aufopfernde Bemühungen votirt.

Karls rube, 12. Mai. Die grnndherrlichen Mitglieder der ersten Kammer zeigten beute ihren Austritt an wegen der Kritik ihres nenlichen Auftretens gegen Herrn Lamey in der zwei­ten Kammer. (Hätten können schon bälder gehen.)

Frankfurt, 13. Mai. Der Vorstand des 1862 zu Wei­mar gegründeten deutschen Abgcordnetentags beruft durch Aus­schreiben vom 12. Mai die Mitglieder und die Abgeordneten der Einzellandtage, welche noch beitreten wollen, auf den Pfingst­sonntag nach Frankfurt a. M.

M ü nchen, 12. Mai. Für zwei Armeedivistonen auf Kriegs­fuß sollen Zeltlager auf dem Lechfeld in Schwaben und bei Nürn­berg errichtet werden.

Am 13. Mai war in Bamberg eine Konferenz der Mini­ster, die vor vierzehn Tagen in Augsburg getagt haben.

Berlin, 7. Mai. Der Kaiser von Rußland hat zum zwei­ten Mal einen Brief an den König von Preußen gerichtet, in welchem er ihn ans das Inständigste bittet (?), den Frieden Europas nicht zu stören und sich mit Oestreich zu verständige».

Berlin, 14. Mai. Das Kommando des Gardekorps wech­selt in der Art, daß an Stelle des Prinzen August von Würt­temberg der Herzog Wilhelm von Mecklenburg tritt, v. Voigts Rhects wird zum Generalstabsches ernannt. (T. d. St.-A.)

Berlin, 14. Mai. Eine Sommation an Hannover soll vorgestern Abend abgegangen sein. Da Preußen Vorkehrungen wegen der Verbindung der beiden Theile der Monarchie in mili­tärischer und administrativer Beziehung zu treffen hat, so wird Hannover aufgefordert, sich in kürzerster Frist über seine Rüstun- gen und Stellung zu erklären.

Berlin, 14. Mai. Laut diversen Zeitungsmittheilungen pentilirt man in Regierungskreisen die Wiederherstellung der Reichs- Verfassung von 1849. Gerüchtweise verlautet von einer Allianz zwischen Dänemark und Oestreich.

Die Zeitungen in Preußen sind verwarnt worden, Mit­

theilungen über Truppenmärsche, Armirung der Festungen und. derlei Militärisches zu veröffentlichen.

Berlin. Der junge Blind ist auf die Bitte seines Stief­vaters gestern Abend inehrenvoller Weise" auf dem Kirchhofe der Parochie, zu welchem bas Gcfängniß gehört, beerdigt wor­den. Vorher wurden ihm, der Bitte seines Vaters entsprechend, noch mehrere Locken abgeschnitten und dieselben durch Rechtsan­walt Lewald der tiefgebeugten Familie übersandt. Als auf der Post das Attentat gegen den Grafen Bismark und der Name des ThäterS bekannt wurde, entsann sich ein Postbeamter, daß an demselben Tage ein dicker Brief anKarl Blind in Londen, recommandirl", zu Post gegeben und bereits abgegangen war. Der Beamte machte hiervon seinem Vorgesetzten Anzeige, welcher wieder dem Staatsanwalt Mittheilungen machte, und es wurde der Brief auf Verfügung desselben per Telegraph angehalten. Es ist ein sehr umfangreiches Schriftstück und enthält das Testa­ment des Cohen Blind. Der Sohn theilt darin seinem Vater seinen unumstößlichen Entschluß mit. den Grafen Bismark zu er­schießen, da er ihn für den ärgsten Feind der Freiheit Deutsch- lands halte. Zur Universalerbin seines Vermögens hat er seine Schwester eingesetzt. DieKreuzztg." kann in Anbetracht der wunderbaren Rettung Bismark's nicht umhin, an ein Wunder zu glauben; profane Gemüther glauben an ein Panzerhemd. Die­selbe Zeitung schreibt:Die aus den Köln. Bl. in mehrere hie­sige Zeitungen übergcgangenen Angaben über eine Verpfändung des Saarbrücker Kohlenlagers sind, wie wir versichern können, durchaus unbegründet. Es ist positiv, daß bas betreffende Mi- nistcr-Conseil sich mit dieser Angelegenheit gar nicht wie be­hauptet wird beschäftigt hat, und daß die Staatsregierung einen Beschluß wegen Veräußerung jenes Lagers nicht gefaßt hat."

Berlin. Die gerichtliche Vernehmung des Grafen hat festgestellt, baß zu dem Attentat ein kleiner Aäustger Revolver nach dem System Lefauchenx von ausgezeichneter Arbeit gebraucht wurde. Sechs Spitzkugelu wurden abgefcuert, von denen vier den Ministerpräsidenten berührt haben. Die eine, welche gegen den Rücken gerichtet war, durchdrang die Taille des Oberrocks, zwei Löcher, wo sie ein und ausging, 'zurücklassend. Drei Kugeln haben den Minister von vor» auf die Brust getroffen, die eine augenscheinlich in dem Augenblick, als Bismarck auf den Mörder eindrang. Sie traf die Wölbung der rechten Brust, drang durch den Paletot, machte eine Prellung und glitt ab. Die letzte Kugel wurde durch die Wendung Bismarcks zum Streifschuß über die rechte Brust; die erstere Kugel aber, die der Graf ganz un­vorbereitet erhielt, ist vollständig auf de» Brustknochen aufge- schlagen und nur durch Gottes Schutz (soll vielleicht Panzerhemd heißen) kraftlos geblieben! Eine Kontusion und Anschwellung der Knochenhaut ist Alles, was sich von der Wirkung noch zeigt.

Ist das Attentat aber nicht auch eine Folge der Blut- und Eisen-Politik des Grafen!

In Breslau stürzte sich ein junger Photograph vom Thurm der Elisabethkirche auf's Straßenpflaster herab; ein alter Herr, der Zeuge war, erschrack so heftig, daß ihn der Schlag traf und er starb.

Wien, 13. Mai. Die Gerüchte über einen bevorstehenden Ministerwechsel treten fester auf. Fürst Auerspergs Berufung zum Kaiser wird damit in Verbindung gebracht. Außerdem hat ein Kriegsrath unter Vorsitz des Kaisers stattgefunden.

In Wien mußte ein verheiratheter Gastwirth sammt sei­nem Kellner und Hausknecht ins Heer treten. Der Wirth dient als Gemeiner, der Kellner als Gefreiter und der Hausknecht als Corpora! in derselben Compagnie. Manchen Puff, den der Hausknecht im Gasthof vom Wirth und Kellner erhalten, gibt er als Corpora! jetzt reichlich zurück.

Florenz, 14. Mai. Ein Dekret reiht die Soldaten der 2. Kategorie von 1844, die schon zu einem zweimonatlichen E;cr- citium einberufen waren, in die Armee ein. In Rom geht das Gerücht, daß Kanzler entlassen und durch Merode ersetzt werden solle. Die Opinione sagt: Keine der großen Mächte hat den Kongreß förmlich vorgeschlagen, aber Frankreich und Rußland haben sich darüber in's Einvernehmen gesetzt, jedes für sich die Staaten, deren internationale Differenzen den europäischen Frieden bedrohen, zu befragen, ob sie sich dem Schiedsgerichte eines Kongresses unterwerfen würden. Wenn diese vorläufigen Schritte ein günstiges Resultat ergeben, werbe Frankreich und