hat derselbe Unmensch in München seine damalige Geliebte in j einem Anfall von Eifersucht erschlagen. wurde zn lebenslänglichem , Zuchthaus vernrtheilt, nach 9 Jahren aber in Betracht seiner ^ guten Ausführung begnadigt. !
Karlsruhe, 10. Mai. Der Wiener Korresvondent der j hiesigen amtlichen Zeitung vernimmt, Graf Bismarck habe Be- ! treffs der östreichiscken Note vom 26. Avril über dse Lösung der Herzvgkhümersrage dem Grafen Karvly bemerkt: Preußen werde ! keine Lösung mehr vom Bundestage, sondern nur noch vom i Parlamente annehmen. ^
Frankfurt, 9. Mai. Das „Franks. Jvurn." schreibt: ! „Der Meuchclmvrdversnch gegen Graf Bismarck ist keine Zierde ^ für de» deutschen Namen. Wir glaube», daß Millionen Men- j scheu Len stillen Wunsch hegen werden, daß die That doch ge- ^ lungen sein möchte, denn dieser Mord jenes Einzelnen, von ! Millionen als der alleinige Urheber alles bevorstehenden Unheils angesehenen Menschen würde Vielen im Vergleich zu dem über eine ganze Nation gebrachten Unglück als ein mehr oder weniger entschuldbares Verbrechen erscheinen. Und doch glauben wir, daß diese Auffassung eine irrige ist, eine irrige nickt bloß in moralischer, sondern auch in politischer Beziehung. Graf Bismarck ist nicht die Ursache, er ist nur ein Sympton unserer heutigen ! Lage. Wann hätte je ein einzelner Mensch eine solche Macht besessen, um einer ganzen Nation, einer ganzen Zcitepoche seinen Willen als Gesetz diktiren zu können? Die Geschichte widerlegt diese Auffassung ans jedem Blakt. Was in Deutschland allein ^ den Krieg verhindern könnte, das wäre eine Revolution, nickt ! aber ein Meuchelmord. Haben wir zur Revolution nickt die Kraft, so halten wir uns wenigstens von dem Meuchelmord fern." Unsere ^ Lage hat sich jedenfalls durch den Menchelmordversnch nicht ge- ! bessert, eher verschlimmert; bekanntlich machte die Menge, als sie den Minister mir dem Attentäter ringen sah, keine Miene, dem Premier beiznspriugen, und dieser wird trotz der nachher veranstalteten Ovationen seiner gesteigerten Verbitterung gegen bas von ihm mit der Revolution identifizirte deutsche Volk bei Gelegenheit Luft macken.
Frankfurt, 11. Mai. Heute fand eine mehrstündige Sitzung des Ausschusses über Bnndesreform statt. Resultat noch unbekannt. — Man versichert, nach der Sitzung hätten mehrere BundeStagsgcsandte Hrn. v. Savigny gesprächsweise gefragt, ob der Krieg nnninebr bevorstehe. Er habe erwidert, dies werde von Kaiser Franz Joseph, vielleicht von Hrn. v. Benst abhangen.
Darmstadi, 11. Mai. Die Ernennung des Prinzen Alexander von Hessen zum Kommandeur des achten Bnndesarmec- korps bestätigt sich. — Es heißt, die Regenten von Württemberg, Darmstadt, Nassau und Baden, sowie Bevollmächtigte von fünf Regierungen, darunter ein solcher Bayerns, konferirten am 8. Mai in Mühlacker (Württembergs, bezüglich der Aufstellung und Konzentrirung ihrer Kontingente.
München, 11. Mai. Die „Bayer. Ztg." schreibt: Die k. Regierung hat in Erwägung der ernsten politischen Lage die sofortige Mobilmachung der bayrischen Armee und die Einberu- i fung des Landtags ans den 22. Mai beschlossen. !
Berlin, 9. Mai. Das Staatsministerium schlug heute dem Könige vor, das Abgeordnetenhaus anfznlösen, damit unverzüglich Neuwahlen angeordnet werden können, um die gegenwärtige Stimmung des preußischen Volkes anszudrückcn. Eine Anlage des heutigen (verspätet ausgegebenens Staatsanzcigers publizirt die kgl. Verordnung, wodurch auf Grund des Art. 51 der Verfassung das Abgeordnetenhaus aufgelöst wird.
Berlin, 9. Mai. Wie der D. Z. mitgcthcilt wird, ist der Verbrecher, welcher den Mordversuch aus den Grafen Bismarck gemacht hak, nicht von dem Ministerpräsidenten selbst, sondern von dem Kaufmann Eduard Elias ergriffen worden, welcher am Dienstag auch dem Ministerpräsidenten über die näheren Einzettiheiken des Mordanfalls Mittheilungen machte.
Ferdinand' Blind, der Bismark erschießen wollte, war ein sehr talentvoller und vielversprechender Zögling des landwirth- schaftlichen Institutes in Hohenheim. Den Namen Blind trug A nur durch Uebertragung; der bekannte Flüchtling und Agitator Blind in London heirathete die geschiedene Frau eines Hrn. Cohen aus angesehener jüdischer Familie; diese Frau brachte Ferdinand in die Blind'sche Ehe mit. Sein Tod bestätigt sich, Geständnisse wollte oder konnte er keine anderen machen, als daß er extra
nach Berlin gereist sei, um Bismark zu erschießen. Blind war ein junger hübscher Mann von kleiner Statur, brauner Gesichtsfarbe und schwarzem Lockenhaar. Er halte sich in London und in Frankfurt als guter Schütze ausgezeichnet.
Bis mark war kaum in seiner Wohnung angekommcn, als schon der König im offenen Wagen vorfuhr, die Thüre aufwarf und die Treppe hiuaufeilte, um ihm zu seiner Rettung zu gratuliren.
Berlin, 11. Mai. Die Auflösung des Abgeordnetenhauses und die Anordnung yon Neuwahlen, ist die Antwort Preußens auf den Bundesbeschluß vom Mittwoch. Die Nordd. Allg. Ztg. gibt dies unzweifelhaft zu erkennen. Sie führt aus. es befinde sich Preußen durch die Annahme des sächsischen Antrages von Seiten der Bundesversammlung in einer bedrohlichen Lage, in der eS nur einen Weg habe, den, seinen Feinden zuvorzukommen. — Die bisher entwickelte Energie, mit welcher das preußische Kabinet für die bedrohte Existenz des preußischen Staates eilige, treten, gibt ihr die Versicherung, daß keine Minute versäumt werden wird, um die Pläne der Gegner zu Schanden zu machen, die auf die Omnipotenz Oestreichs in Deutschland, auf die Me- diatistrnng Preußens und die Vergrößerung Sachsens auf Kosten der preußischen Monarchie hinausliefen.
Berlin, 11. Mai. Das Kabinet soll beschlossen haben, in den nächsten Tagen ein königliches Manifest über die Berufung des Landtages und den Krieg zu pnbliziren.
Berlin, 11. Mai. Diplomatische Kreise halten die Frie, densaussichten durch eventuelles Entgegenkommen Oestreichs fest. Ein bindendes llebereinkommen zwischen Preußen und Italien wird noch jetzt zuverlässig dementirt. (Schw. M.)
Berlin, 12. Mai. Die „Norddeutsche Allg. Ztg." sagt: Unter den obwaltenden Verhältnissen trägt die hannoverische Rüstung den Charakter einer Provokation. Das Verhalten Hannovers hat die Motive zur snccessiven Mobilmachung des 7., 2. und 1. Armeekorps gegeben. Das Bemühen der Militärpartei am hannoverischen Hofe ist auf Verhinderung der Bundcsreform gerichtet. Die hannoverische Regierung wird sich klar sein, was sie zu gewinnen oder zu verlieren hat, wenn sie an Zersprengung des Bundes die letzte Hand anlegt und die bisherigen freundschaftlichen Beziehungen beider Länder ausschließlich aus die Spitze des Degens stellt. Die Krenzztg. hört, daß gestern die Landwehr sämmtl. Korps zu de» Fahnen einbernfen worden sei. Sie bedauert, daß Hannover am Bunde gegen Preußen gestimmt, und sich vielleicht in schwere Gefahr gebracht hat. - Ferner sagt sie: durch die Annahme des sächsischen Antrags hat die Mehrheit des Bunde« vollbewußt einen verhängnißvollcn Weg eingcschlagen. Der deutsche Staatcnbnnd steht, fürchten wir^ am Anfang seines Endes. Jedenfalls muß Preußen unter diesen Verhältnissen den Widersachern gegenüber fest und entschieden znnächst den Forderungen der Sclbsterhaltung Nachkomme». (Tel.d. St.-A.)
Oberst v. Kotze in Berlin halte dieser Tage das Unglück, indem er auf der Straße zwei mit großen Crinolinen das Trottoir sperrenden Damen auSweichen wollte, mit dem Fuße in den Stahlreifcn der einen zu gerathen und so hart zu fallen, daß er den Schenkel brach.
Hamburg, 10. Mai. Ein bedeutender hiesiger Pferdehändler erhielt gestern Abend 7 Uhr durch den Telegraphen Ordre, weitere Pferdclieserungen für Preußen zu sistircn.
Ei» Gerücht ans Oestreich meldet, die Verpfändung der Kirchengüter sei in Berathung.
Brüssel, 9. Mai. Die Nachricht von der Einberufung von 80,000 Mann ist falsch.
Will Napoleon den Frieden, will er den Krieg? Darüber hat er sich öffentlich »och nicht ausgesprochen, das wissen wahrscheinlich auch seine Minister nicht; aber die Verträge von 1815 will er nicht; sie verabscheut er. Diesen starken Ausdruck hat nicht etwa sein Minister der Deputirlenkammer gegenüber gebraucht, die den Frieden will, noch haben sich desselben die offiziösen Zeitungen bedient, nach denen die Männer der Börse und der Industrie zuerst greifen: so hat er selbst gesprochen zu Auxerre vor Bauern, in denen die napoleonischen Gedanken und Erinnerungen am festesten wurzeln, am lebendigsten sich erhallen haben. Dieses Wort hallt durch Frankreich und Europa wie ein Kanonenschuß. Wenn denn nun Napoleon die Verträge von 1815 verabscheut, so wird er jedenfalls kein Gegner der Macht sein, welche darauf aus ist, abermals einen Paragra-