phen derselben nmzustoßen, also kein Gegner Italiens und für den Fall, daß dieses sich wirklich mit Preuße» verbündet oder noch verbünden sollte, auch kein Gegner Preußens. Hat er aber schon die Pergrößerung Sardiniens nicht odne eine entsprechende Compensatio» für Frankreich zugegeben, so wird er schwerlich in eine Vermehrung der preußischen Macht willigen, ohne daß Frank­reich ebenfalls einen Gewinn dabei macht. Worin dieser bestehen würde? taS gehört freilich in das Gebiet der Bermuthungen; ober bekannt ist ja, daß unter allen Bestimmungen der Verträge von 1815 den Franzosen keine verhaßter ist, als die Feststellung ihrer westlichen Grenzen am deutschen Rhein. (Tfz.)l

Paris, 10. Mai. Es ist in der That eine kaum begreif­liche Frechheit, wenn die französischen Journale von einerWie- dererwerbnng" des linken Rbcinufers spreche», gerade als ob dasselbe jemals mit einem anderen Rechte als dem der brutalen Eroberung (nicht länger als 20 Jahre) zu Frankreich gehört hätte. Ist daS deutsche Volk nicht bis ins Innerste empört, daß der Imperator an der Seine sich crdreistcn durfte, ihm in seiner Rede zu Anxerrc die unerhörte Infamie ins Gesicht zu schleudern, daß er die Verträge von 1815 verabscheue, die in unerhörter Milde Elsaß und Lothringen bei Frankreich ließen? Wenn nicht von allen Seiten energische Protestalionen des deutsche» Volks gegen die Aeußerungen Napoleons erfolgen, so verliert dasselbe vollends den Rest von Achtung, den hier in der Metropole Frank­reichs die heillosen deutschen Wirren noch übrig gelassen haben.

Paris, 12. Mai. Im Konstitution»»'! konslalirl Limayrac nochmals, daß Frankreich nicht aufgehört babe mit Ermahnnngen zur Mäßigung an Preußezi, Italien und Ocstreich. Die kaiser­liche Regierung hat kein anderes Verlangen, als daß der Frieden erhalten werde unter Bedingungen, welche der Ehre und dem nationalen Interesse volle Befriedigung geben. Der Kaiser babe kein anderes Motiv und Ziel, und man darf ihn nicht darstcllen, als wäre er in Kriegsplanen begriffen, welche er bedauert und mißbilligt. (St.-A.)

C l c ! i a.

(Fortsetzung.)

Er mochte eine gute Strecke aufwärts gewandert sein, als er endlich tief aufathmend stehe» blieb. Zur Linken ging cs in einen schwindelig steilen, mit Fclsblöcken und wildem Gestrüpp bedeckten Abhang hinunter, während zur Rechten an der Gebirgs- seitc der Weg durch einen großen, halbmondförmigen Einschnitt erweitert wurde, welcher künstlich in die Felsen gehauen und mit einer Bank versehen war. Der Platz wurde dadurch zu einem bequemen, an der Rückseite vom Eichenwalde beschatteten Plateau, welches die schönste Aussicht in die reizende, fruchtbare Ebene darbot. In der Nähe lagen «inige Maicrhöfe zerstreut umher; dicht zu Füßen stand das herrschaftliche Landgut und zur Linken ragten die Zinnen deS Schlosses empor, welches in der Abend­dämmerung so öde und einsam unten lag, als wohnte kein leben­des Wesen in seinen Mauern. In der Ferne aber erhob sich ein kleines heileres Städtchen, von dessen beiden Kirchthürmen zuweilen das gedämpfte harmonische Läuten der Abenbglockcn her­übertönte.

Tie milde sinnige Ruhe, welche rings auf der Umgebung lag, schien wenig Einfluß auf den jungen Mann anszuüben. Er trat ans dem Plateau etwas zurück und versank in tiefes Nach­denken. Nach wenigen Minuten wurde er durch herannaheude Tritte aufgeschreckt, welche den Waldweg herabkame» und fest und regelmäßig in den weichen Sandboden stampfte». Das Erste, was dann gleich darauf an der Ecke der Felswand erschien, war der schlanke liesschwarze Kopf eines Pferdes mit schimmern­de:» Silbergeschirr in dem schäumenden Gebiß. Im nächsten Augenblicke kam auch die schöne Last zum Vorschein, welche von dem Thiere mit vielem Selbstbewußtsein ans dem Rücken getragen wurde: eine schlanke, jugendliche Dame in der vollsten Blüthe entwickelnder Frauenschönbeit saß mit reizender Nachlässigkeit im Sattel und spielte gedankenvoll mit der Reitpeitsche, die sie mit anmuthiger Handbewegnng langsam auf und nieder senkte. Ihre Züge waren edel, regelmäßig und sehr ausdrucksvoll, wozu der energisch' geschlossene kleine, schwellende Mund nicht wenig beitrug. Die etwas tief liegenden Augen waren in diesem Augenblicke durch die langen, dunkeln Wimpern verdeckt, welche gleichsam müde und träumerisch tief herab hingen. Ein einfaches, silber­

graues Neitkleid umschloß eng die vollen, zart gerundeten Formen des Oberkörpers und ließ ans dem Busen einen schmalen Aus­schnitt frei, welcher mit feinen, schneeweißen Spitzen geziert war. Unter dein kleinen, eleganten Slrohbule drängten sich dunkle Haare i» üppiger Fülle hervor, nach hinten in ein kunstreiches, mit einer Rosenknospe geziertes Geflecht vereinigt, welches durch eine schwere goldene Nadel sestgehalte» wurde.

Der junge Mann trat ohne anfznsehen mit einer kurzen Verbeugung zurück, um den Weg frei zu mache». Jetzt erst be­merkte ihn die schone Reiterin, eine kaum merkliche Bewegung flog um ihre scingeschiiiltenen Mundwinkel und im nächsten'Au- genblicke hielt das Pferd still. Ihre feurigen Angen blitzten mehrmals auf ihren Bcgegner herab, welcher ruhig dastand und stumm und gleichgültig in die Ebene hinabschante.

Sie haben mir ihre Abreise ankündigen lassen," sagte sie nach einer kurzen Panse,und ich hätte Ursache, eS bei der bloßci^Anküudignug bewenden zu lassen. Ich möchte aber nicht, daß Lie den gestrigen Vorgang zu ernst anfnehmen würben, weil mir der Gedanke, daß sie mit Zorn und Haß von hier gingen, eben so peinlich wäre, als die Gefühle, welche Sie gestern Abend anSsprachcn."

Es kann Sie wenig berühren, mit welchen Gefühlen ich gehe." ^

Sie irren. Ich werde Ihnen den Triumph nicht gönne», verächtlich von mir zu denken. Ich fühle, daß ich in meiner Heftigkeit zu weil gegangen bin, und, obgleich Sie mich dazu reiz­ten, gestebe ich eS dennoch, weil sie noch Ansprüche auf meine Dankbarkeit haben."

Sie werden mir den Triumph nicht gönnen, verächtlich von Ihnen zu denken," erwiderte er kalt,und ich werde Ihnen die Pein crsvarcn, IhremHasse" die Zügel der Dankbarkeit an- legen zu sollen."

Eine leichte Rökhe flog über ihre Wangen und die fein ge, schwnngenen Braue» zogen sich merklich zusammen.

Es war ihre Schuld, wenn ich jene Worte aussprach... Sie wußten, daß dasjenige, was Sie sagten, mir nur verhaßt sein konnte. Nach jenen, vcrhängnißvollen Augenblicke, als wir zusammen hier ans dem Waldweg ritten und Sie mich auf mei­nem scheu gewordenen Pferde vor dem Sturz in den Abgrund bewahrten, sagte iäi Ihnen, daß ich Ihre Aufopferung nie ver­gessen würde nnd daß Sie der einzige Mann seien, Len ich in meiner Nähe dulden könnte. Ich sagte Ihnen aber auch, daß Sie niemals Gefühle von mir beanspruchen sollte», die ich keinem Manne erwidern kann und will: am wenigsten solche Gefühle, die mich zur Lclavin, zur Dulderin für Lebenszeit machen würden. Sie wußten also, daß Sie mit einem solchen Verlangen auch die Trennung zwischen uns ansspkcchen würden. Sie haben wirklich seit jener Stunde in dieser Beziehung niemals etwas geäußert, daS mir unangenehm sein konnte. Sie blieben wie immer heiter, sogar ausgelassen, wurden aber allmälig finster »nd abstoßend, und fanden es eines Tages für gut, plötz­lich, ohne ein Wort der Erklärung, abznreisen. Gestern Abend sah ich Sie nach einem halben Jahrzehnt wieder. Sie fanden mich allein im ^Kartenhaus in Thränen: ich war so eben vom Grabe meiner Mutter gekommen. Sie sanken mir zu Füßen, sagten mir, daß Sic null) geliebt, seit Sie mich kannten, baß Sie mich ewig lieben müßten, daß Sic vergebens versucht, das wilde Feuer zu dämpfen, das in ihrer Brust tobe und, daß ich die Ihrige werden sollte. Ich antwortete, wie Sie erwarten konnten. Sie wurden bitter ich wurde heftig . . ."

Sie hielt etwas inne, merklich erregt; dann ließ Sie ihre Augen beobachtend auf dem junge» Manne hafte» und fuhr langsai» in bedeutsamem Tone fort:Wer gab mir in diesem Augenblicke die Versicherung, daß Sie es aufrichtig meinten? Was konnte mich glauben machen, daß dieseswilde Feuer" im Stande war, so lange Jahre in der Ferne im Verborgenen zu lodern?... Was bürgte mir, daß diese Liebe wirklich ewig währen würbe und nicht bloS so lange, als ein Stern, der vom Nachthimmel fällt: einen Augenblick glänzend, erfreuend, dann wieder in Nacht,.... Betrüblich.Kummer verlöschend?!"

(Fortsetzung folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.