wirken, sr' muffe» wir mit aller Entschiedenheit unsere Fordern», aen zur Geltung zn bringe» suche». Nur eine Massenagitation vermaq d»rchz»>chtagen. Die berechtigtste» Wunsche der Vernunft und des Interesses werde» »»gestraft mißachtet, wo keine Mach! hinter ibnen steht; rührt sich das Bolk an allen^Orten und stellt einmülhig die entschiedene Forderung, daß Friede bleibe, so wird c« ihn auch haben. Gelingt eine solche Agitation nicht, so werden wir Krieg haben, obgleich Jedermann im Bolk ihn »er- nbschent. Darm» hielte» wir es für wnnschenswerth, daß nicht blos in den größeren Städten, sondern auch aus dem Lande durch Versammlungen, Flugblätter, durch jede Art von gesetzlicher Agi- tativn eine Bewegung für de» Frieden hervorgeruse» würde, um zunächst ans die eigene Regierung zu wirken. Und da z» eine», sichern Gelingen das Zusammenwirken des ganzen deutschen Volkes vvnnvtben ist, so halten wir eine Verständigung zunächst mit der Bevölkerung der Nachbarstaaten für ^geboten. Wecken wir das Bolk. so lange es noch Zeit ist, daß es sich mit seiner ganzen Wucht zwischen die streitenden Mächte hineinstelle! —
Das Eisenbahnunglück, das den Gütcrzug Nro. 28 zwischen Göppingen und Eislingen am letzten Sonntag traf, for. derte et» Menschenleben, das des Bremsers Boos von Ulm, verheirathet seil einem Jahr und im Eisenbahndienst seit 3 Tagen. Drei andere Bedienstete konnten noch rechtzeitig von den Wagen springen und sich so retten. Das Unglück entstand durch den Bruch einer Achse an einem baierischen Güterwagen. Dieser war jedoch so ziemlich am Ende des Zuges eingercibt, so daß nur 8 Wagen mit ihm ans dem Geleise gerieihen und zertrümmerte». !
Franksnrt, 13. April. Beinahe alle Bevollmächtigten der deutsche» Bundesregierungen sind bereits im Besitze ihrer auf das preußische Bundesreformprojekt bezüglichen Instruktionen. Diese Instruktionen gehe» im Wesentlichen daraus hin, daß die deutschen Bundesstaaten ohne Unterschied das Zeitgemäße einer Bnndesre- form anerkennen, daß sie aber den von dem preußischen Bevvll- mächtigten dafür in Vorschlag gebrachten Modus als zur Erreichung des gewünschte» Zieles »»geeignet anschen. Tie von der „Jndep. bclge" gebrachte Nachricht, daß Oestreich für seine sämmtlich«» Länder Betheiligung an den Wahle» für das Frankfurter Reformparlamcnt verlange, bestreitet dieses Blatt.
München, 8. April. Der Hellseherin Guloten aus Kon- ftautinopel wurde die Bewilligung zur Beranstaltung von Produk. tionen in ihrer Kunst (!) von der k. Regierung in ganz korrekter Weise nicht crtheilt. Eine bezügliche Anfrage der Prophetin, wie es um ihre Angelegenheit stehe, wurde vor einigen Tagen von einem Bediensteten durch die Antwort erledigt: „Wenn Sie eine Hellseherin sind, so müssen« ja so wissen, wie ihre Sache steht."
Die M it te l sta a te n würden schwer wiege», wenn sie ihr Pfund gemeinsam anlcgcn wollten. Baicrn verfügt über eine bereite Armee von 60.000 Manu, Württemberg über 28,819, Baden über 18,742. Es treten zu dieser Gruppe Darmstadt mit 12,000 und Nassau mit 6183 Mann. Sachsen verfügt über ein Corps von 26,374, Knrhcsse» über 11,724 nnd Hannover über 25,510. Thnt zusammen 190,000 Mann.
Berlin, 16. April. Der Staatsanzeiger ist zu der Er- klärung ermächtigt, die angebliche zweite friedliche Depesche Oest- reichs vom 9. April an Preußen existier nicht. Daran geknüpfte Kombinationen nnd Behauptungen entbehren also jeder faktischen Unterlage. Die östreichische Note vom 7. April wurde gestern durch eine preußische Depesche beantwortet. (St.A.)
Berlin, 16. April. Die Antwort auf die letzte östreichische Depesche ist heute dem König zur Genehmigung vorgclegt worden; sie bietet Raum zu einer Verständigung.
Friedrich Wilhelm IV. wies im April 1849 die deutsche Kaiserkrone, die ihm das Parlament anbot, zurück und behielt sich nur „ein Anrecht" vor. Hakte dieses Anrecht Graf Bismarck im Sinne, als er den Antrag auf Einberufung eines neuen Parlamentes und einer Buudesreform stellte? Er verlangt von den deutschen Regierungen, baß sie zuerst den Termin der Einberufung des Parlaments feststellen und bann sich über die Bnn- desrefonn, deren Plan er vorlegt, einigen. Und wenn sie sich nicht einigen? wenn sie nicht seinen Plan annehmen und der Tag des Parlaments ist herbeigekommen? was dann? — Eine Berliner Zeitung (V. Z.) hält es für möglich, daß er dann mit der Reichsverfassung von 1849 herausrückt und erklärt: Preußen nimmt sie an.
König Wilhelm hat es entschieden abgelehnt, die Zügel der Regierung jetzt zu Gunsten des Kronprinzen aus der Hand ' zn gebe».
In Berlin erzählt man sich, daß, als Graf Bismarck bei den berliner Bangnienrs angefragt, ob sie wohl zu einer Anleihe gegen einen Wechsel von hoher Hand geneigt wären, habe einer der Herren geantwortet: „Ein Wechsel des Ministeriums wäre uns lieber!" Man steht, es ist mit den Berliner», wie weiland mit de» Siciliern: es geht ihnen niemals so übel, daß sie nicht »och Witze machten. Und zwar Witze, aus denen die wahre Lage der Dinge deutlich hervorlenchtcl.
Die Stellung Bismark's scheint in der That sehr erschüttert; durch seine» Parlamentsvvrschlag hat er ancb die eigentliche conservativ-vietistische Krenzzeitungspartei und die älteren Militärs fuchsteufelswild gemacht, und der König wird nun von allen» Seite» um Entlassung seines Premiers bestürmt.
Der Berliner Correspondent der „Bvrsenhalle" meldet die begonnene Entlassung der eingezogenen Gardcartilleriereservistcn als thaksächlich verbürgt. — Bismark's Leiden ist ein rheumatischnervöses.
Ko sei, 9. April. Der Magistrat macht Folgendes bekannt: Ans die erste Nachricht einer feindlichen Gränzüberschreitung wird hier sofort der Belagerungszustand proklamirt werden. Sämmt- liche Einwohner, welche sich bis dahin nicht auf 6 Monate ver- proviantirt haben, werden alsdann zum Verlassen der Festung »nnachstchtlich gezwungen werden. Das Proviantguantum per Kopf nnd Tag erfährt man im kgl. Proviantamt.
Aus dem Friedhöfe in St. Marx in Wien stand ein junger Man» an einem offene» Grabe, das ein halbes Dutzend Särge der im Rudols-Spitale Verstorbenen barg. Er hörte ein Klopfen in der Tiefe, erst dumpf, dann immer lauter und lief erschrocken znm Todtengräber. Der hielt ihn für verrückt. Es entstand Lärm und endlich liefen viele Leute zum offenen Grabe; alle Hörens leise klopfe» und lege» Hand an. Als der fünfte Sarg gehoben war, springt der Deckel des letzten auf und der Tobte darin erhebt sich geisterbleich nach Lust schnappend. Er war lebendig begrabe» worben und nur ein Zufall Halle ihn vom furchtbarsten Tod gerettet.
Ein gut gelegener Weingarten in Steiermark im Werthe von 1200 Gulden wurde jüngst bei der dritten zwangsweisen Versteigerung für — 9 Gulden zugeschlagen.
Kopenhagen, 7. April. Es regt sich hier die Hoffnung, daß bei einem Conflikt zwischen Preußen und Oestreich Schleswig in einer oder der andern Art wieder mit Dänemark vereint werden würde.
Mailand, 4. April. Die Ereignisse in Barletta bringen furchtbare Enthüllungen zu Tage. Man hat Listen mit dem Namen derer entdeckt, die im Laufe der Monat^April und Mai in Neapel geheim aus dem Wege geschafft werßen sollen und worunter sich ganz besonders die Namen vieler liberale» Geistlicher, mehrerer aus Rom nach Neapel znrückgckchrten Aristokraten, Gelehrten nnd Regierungsbeamtcn befinden; es sollen auch die Listen für die Provinzen ausgefertigt worden sein; aber leider konnte man dieser noch nicht habhaft werden. Die Agenten des Natio« nalkomites in Rom, und zwar dieselben, welche f. Z. die Papiere des berüchtigte» Verschwörers Baron Cosenza entdeckt, sind jenen unmenschlichen Manöores auf die Spur gekommen und die Regierung wird alle darauf bezüglichen Dokumente sammeln, um sie zur Veranstaltung von Beschwerden der französischen Regierung zu unterbreiten und an Europa den Beweis zu liefern, wie die klerikal legitimistische Camarilla in Rom intriguirt nnd welche Mittel sic anwendet, um das liberale und freireligiöse Element zu ersticken. Es ist jetzt ganz klar, daß die Razzia, welche man gegen die Protestanten unternehmen soll, von Rom ausgeht und daß die Fäden der Verschwörung im Vatikan und im Palast Farnese anslanfc». Die Bartholomäusnacht in Barletta hätte, wie jetzt aus den Berichten des Präfekten hervorgeht, einige Tage darauf in Trani nnd Bari, welche derselben Provinz angchören, gleichfalls veranstaltet werden sollen; die zahlreichen Verhaftungen, die aber dortselbst im vornherein vorgenommen wurden, vereitelten den gräßlichen Plan. Das Losungswort, das von Rom aus an die Bischöfe ergangen und das jede 3 Monate gewechselt wird, lautet jetzt „Krieg gegen die Protestanten und gegen den aufkeimenden Protestantismus in Italien." Derselbe