macht jetzt unausgesetzte Fortschritte, trotzdem die Beninhiingen der Geistlichen in die Familicnangclegenheileii einzudringen nie so eifrig waren, als gerate jetzt. Ich weiß z. B. aus Erfahrung, daß hier in Mailand sogar, daS an Liberalismus und freier Den. kuugSwcise allen übrigen italienischen Städten vorangehl, einzelne Geistliche cs unternehmen, Brautpaaren von der Vollstreckung der Civilche abzurathcn, Einsegnungen liberal Denkender verwei­gern und die letzte Oelung an Patrioten versagen, welche den Frciheilskampf von 1848 nritgemacbl. Leider stoßen diese Jnlri- gnen nicht überall ans Widerstand und nainentljch wächst der Einfluß der Geistlichen in den südlichen Provinzen wieder anss Nene und zwar seit dein Auftreten der Cholera im vergangenen Jahre. Gegen solche furchtbare moralische Verschwörungen ist die Regierung trotz aller Wachsamkeit und allen guten Willens obnmächtig und es kan» nur ei» Mittel dagegen Helsen, nämlich der Geistlichkeit de» Jngendnnierricht gänzlich aus den Händen zu nehmen und denieiben weltlichen Lehrern zu übertragen. So lange die Geistliche» noch die Schule beherrschen, auf die Frauen einen unbegrenzte» Einfluß ausüden, wie dies leider in Italien der Fall ist und sich dadurch in die Fainilicnangclegcnbeite» mi­schen knrscn, solange wird Italien seine große soziale Revolution nicht vollenden können und immerfort Seenen auSgesetzt sein, wie sic jetzt in Barlctta vorgekoinmen sind; zumal auch das Frei- manrerthnni, das man de» Bestrebungen der Geistlichkeit entge- gcuzusetzen suchte, gar kein Lebenszeichen von sich gibt. (N.F.Z.)

Bucha re st, 15. April. Tic allgemeine Abstimmung über die Fürstcnwahl ist in fast allen Städten beendigt. Prinz Karl von Hohen zoll ern hat alle Stimme» erhalten. Ein in Jassy von Muruzi und Ander» zum Zweck der Loßreißung von der Walachei angcstiftelcr Aufstand ist Lurch Polizei und Militär unterdrückt worden. (T. d.Schw. M.)

Die Drangsale einer Fra«.

(Schluß.)

Es war Abend. In Amelie'S Herzen war es Angst und Nackt ihr Gatte war immer noch nicht zu Hanse. Jetzt überstieg alle Selbstbeherrschung ihre Kräfte. Sie hatte den Be­fehl gegeben. Niemand zu ihr eiiiznlaffeii. Sic lag aus dem Svpha in ihrem Schlafzimmer; daS bleiche Gefickt wurde von dem Monde beleuchtet und die Stirne von der Hand gestützt. So hatte sie sinnend eine ganze Stunde gelegen. Da kam Jemand von dem angrenzenden Zimmer gegangen. Diese Schritte sie kannte dieselbe» sehr wohl waren jetzt nicht schwerfällig und abgemessen, nicht heftig und unsicher; sie waren leicht und hurtig, sie redeten von Leben und Federkraft. Und wer öffnet die Lhüre, wer streckt die Arme anS, wer preßt das aufspringende junge Weib an ein Herz, das heftiger, heißer als jemals schlägt? Ist er cS nicht, ihr Gatte, der endlich mit einer völligen und offenen Verzeihung gekommen ist und das alle Billet an Karl in ihre Hand drückt?

Jetzt verstand Amelie, wo Georg gewesen war seit seiner Rückkehr von der Reise, und daß er dieses Billet gelesen hatte, daS eine solche Wirkung hervorbrachle, wie sie hoffte. Sic wußte ja, daß cs diese rechtfertigenden Worte enthielt:

Was Du auch lhnii magst, Vetter, so kannst Du mich nickt zwingen, nur einen Augenblick meine Pflicht zu vergesse» gegen de» einzigen Manu, welchen ich liebe und bei allen meinen Handlungen denke. A."

O, meine Amelie! wir brauche» ja keine langen Erklärungen!" ries der Baron;Du verstehst sowohl den Zweck mciner Reise, als auch, was ich hernach gelhan und gewonnen habe. Ick batte Deinen ehrlichen Vetter nickt zehn Minuten gekannt und mit ihm geredet, so hätte ick beinahe laut gelacht über jenes au meine Mutter verkaufte Billet, das zwei Jahre hindurch für mich eine Drohung gewesen ist, der ich nicht in die Augen zu sehen wagte. Wollte Gott, ich häkle das Lesen desselben nicht so lange versckobcn! Allein, meine Amelie, bedenke stets dieses: nicht die Sache selbst, sondern das Verhehlen derselben hat unS diese hundert und vier Wochen gestohlen. Vergib es mir daher, Tu meine immer mit gleicher Wärme Geliebte! baß ich Dick so grausam strafte ich habe mich gleichzeitig eben so grausam gestraft."

Georg, Georg! Dieses uneriiicßliche Glück, dieser un­

ermeßliche Umsturz von der höchsten Angst zur höchsten Selig, keil! .... Weißt Du aber, daß Karl..."

Hier ist und uns morgen mit seiner Braut besucht? Ja, das weiß ick schon er hielt mich eben jetzt ans der Straße auf!"...

* *

Die Welt konnte unmöglich begreifen, wie es kam, daß der Baron sich mit seiner Frau jetzt dem Gesellschaftslebe» entzog, um.ick sechs Jahren neue Flitterwochen zu Häven; die Welt aber zeigte sich großmüthig und verzieh ihnen.

Amelie selbst verzieh sich inzwischen nicht so leicht. In dem vollen Genüsse ihres uenen häusliche» Glückes waren ihre Ge- danken oft in der Vergangenheit a»f Besuch, und als sie noch einmal Mutter wurde, »ahm sie sich vor, unter de» Tugenden, die sic ihr Kind lehren wollte, demselben vor allen audcrn die Liebe zur Wahrheit einzupflanzen.

Allerlei.

sEinc Bauern falle.) Für euch Städter ist eine Kutsche nichts ncueS; ihr könnt solch ein Ding alle Tage sehen; bei uns Landpomeranzen ist das was anders; fährt je und je eine solche durchs Tors, so gibt das für Jung und Alk ein Aus­sehen, alles will La wohl angesebe» und begafft sein. Kürzlich ereignete sich nun der Fall, daß ein Reisender durch ein Dorf des Blaubcurer Bezirks fuhr. Ein etlich und zwanzig Jahre alter Bursche rief, als er das Gefährte sah:Vater guck dia Knlsck!" und witsch war er mit dem Kopfe durch den Fenster­flügel. Ter Vater, nickt faul, fuhr auch beim gleiche» Flügel, neben seinem Sohne, mit dem Kopse hinaus, um Kutsche und Pferd zu sehen; aber v weh! beide können die Köpfe nicht mehr hercinbringe», hinaus kamen sie, aber nicht mehr herein. Jetzt was aiisangcn? Ein Glaser ist nicht im Ort, man holt den Schreiner. Der zerlegt bas Fenster sammt dein Flügel und Vater und Sohn sind gerettet. So geschehe» im März 1866 in einem Orte der Blaubcurer Alp! Wo sag ich nicht! (Bl.)

Ein sehr charakteristischer Uiisng herrscht in dem from­men Salzburg zur österlichen Zeit, über welche» wir einer Eorresp. der WienerPresse" in deren neuesten Nummer folgendes ent­nehme». Die katholische Kirche schreibt bekanntlich dieösterliche Beicht" vor. Tie Salzburger Geistlichkeit controlirt nun die Befolgung dieses Gebots in der Weise, daß sie jedem Beichten« den eine Bescheinigung, einen Beichtzettcl verabfolgt, welcher demnächst dem Geistlichen der betreffenden Pfarrei vorzulegc» ist. Diese Coulrole wird dadurch erlcickerk, daß eine große Zahl der Hauscigenthümec den in ihren Häusern wohnenden Miclher» die Beicktzellel abverlangt und sie zusammen dem Pfarrer einrcicht. Der Hauöeigenthümcr wird dadurch zum AusstcklSorga» der Pa- rochie. Ein Thcil der Miclher geht nun allerdings aus freien Stücken zur österlichen Beichte, ein anderer indessen, der keinen Beruf dazu fühlt, iudeß die Verdrießlichk-ite» und Unannehmlich­keiten scheut, die ihm von Seite der Hanseigenkhünicr rc. wegen einer auffälligen Ucbertreiuug des Kirchcngcbotes drohen, greift nach einem Äusknuftsmittel, das nur zu deutlich beweist, welch' geringen Werth erzwungene religiöse Handlungen besitzen. Er findet sich nämlich mit seinem Gewissen und seiner religiöse» Pflickt ab, b. h. er kauft die von ihm begehrten Beichtzetiel und liefert sie dem Hausherrn ab. Verkauft werden die Beicht- zettel von alten Weibern, Kellnern, Tagedieben :c., welche, um die wnnschcnswerthe Zahl zu erhalten, natürlich fast »»anSgcsetzt die Beichtstühle umlagern und immer aufs Nene, natürlich die Beichtväter wechselnd, beichte». Die Bcicktzettel selbst unterlie- gen einem Eourse; sie steigen von 10 Kreuzer per Stück bis auf 1, 5, ja sogar 10 Gulden, und der Handel wird ohne große Scheu und fast öffentlich getrieben. (So seltsam die Sache klingt, so spricht doch für die Wahrheit der Angaben, daß gerade ein Wiener Blatt dieselben veröffentlicht.)

(Merkwürdige Annoncen.) Eine Annonce in Nro. 32 derZitkaner Nachrichten" betrifft de» Verkauf eines Schafhnn- des, der die deutsche und böhmische Sprache versteht. Im Pcnnig-Boriiaischen Wochenblaike zeigt Herr Elias Pohle in Dittmannsdorf an:Der Todesfall meiner Frau nölhigt mich, meine neumeikcnde Kuh zu verkaufe»."

Redaktion, Druck und Verlag ver G. W. Zarjer'schen Buchhanbiung.