DaS in werktbäliger Vaterlandsliebe nie ermüdende Turin, von welchem der Gedanke der Nalioiialsudskriplion, sowie zu jener Versammlung der italienische» Kapitalisten anöging, hat eine neue zündende Idee in das Land gemorst». Dieselbe gehört einem einfachen Arbeiter an, einem Bnchsenschmid NamenS Albert Ballo, welcher den Borschlag macht, es möchten alle Arbeiter der gelammten Halbinsel zu Gunsten des bedrängten Vaterlandes die Löhnung eines Arbeitstages der Natioualsnbskiiptio» zufließen lassen. Dieser Tag sollte nach der Meinung des wacker» Mannes im ganzen Lande derselbe sein, und er schlagt dazu den 4. Juli vor, bis zu welchem Termin der Vorschlag nicht nur in die entlegensten Thäler der Alpen und der Appeuinnen. in das Innere der Insel» Sizilien und Sardinien, sondern auch in die italienischen Kolonien zu Alexandria und Tunis, zu Buenos und Monkeoidco gelangt sei» kann. An diesem Tage werden die Hände aller italienische» Arbeiter, wo immer sic weiten möge», für das Vaterland arbeiten, und es wird ibr höchster Ehrentag sei». Die Tnriner Arbeitervereine sind sofort einstimmig ans diese Idee eingegangen, und einige der bedeutendsten Meister baden erklärt, daß sie, um nicht znrückznbleiben, an diesem Tage doppelte Löhnung zahle» werden.
Moskau, 10. März. Man hat in den naphtahaltigen Gegenden der Küste des Kaspischen Meeres, bei vorgenommcnen Bohrungen, eine ungemein reichhaltige Photogeu-Quclle entdeckt, von der man sich im Lause eines Jahres einen Ertrag von einer Million Silberrubel verspricht. Das Oel übeltrifft angeblich an Reinheit und Leuchtkraft das der besten ainerlkamschen Quellen.
Die Drangsale einer Fra».
(Fortsetzung.)
Ter eingeschlofsenc Brief war kurz, aber von gefährlicher Kürze, folgender Maßen lautend:
„Amelie! Wen» Du cs auöschlägst, heute Abend in den Fichtenhain am See zu mir zu kommen — ich bin allzuweit gereist, um vergeblich zu reisen — so denke ich Deinem Bräutigam mitzntheile», daß nicht er Derjenige ist, der von Deinen Lippen Len ersten Kuß geraubt hat! Komm also — ich bitte nicht — ich fordere! Karl.''
Zusatz von Amelie:
„In welcher Nacht der Verzweiflung schrieb ich nicht diese Erklärung, und mit welcher Angst legte ich nicht diese wahnsinnige» Zeilen von meinem Vetter bei! Und dennoch, Georg, träumte ich nicht von der Möglichkeit, daß ich erst nach zwei Jahren gehört werden würde. Ich will kein Wort der Klage über diese beiden Jahre hiuznfüge», aber, Georg! ich glaube, Du bist jetzt verpflichtet, mich mit Deinem Herzen zu hören — laß dieses jetzt allein die Antwort geben!
„Du liebst mich noch ... ich weiß cs . . . Sieh, das ist meine Vertheidignng gegen Dich selbst. Was Du auch beschließen magst: meine Liebe gegen Dick ist gewesen, was sie immer bleiben wird, meine einzige Liebe — und sie soll nicht einmal im Tode erlöschen. Jetzt gehe ich hinein zu Dir . . . Möge Gott mir den Mulh geben, de» Schlüssel nmzudrchen! Willst Du, daß ich von Karl meine Antwort zurückfordere? Warum habe ich daran nicht früher gedacht!"
8. Was Amelie am Morgen des ersten und an dem, Mittage des vierten Tages erfuhr.
ES war 8 Uhr vorüber, als Amelie heftig aus dem Schlafe aussnhr. Ihr erster Blick fiel aus die Thüre, welche in das Zimmer ihres Mannes führte. Der Schlüssel war »och da.
„Sollte er wohl noch eben so fest schlasen, wie in der Nacht? . . . Gewiß schlief er, als ich den Brief hinlegte . . . Vielleicht hat er ihn noch nicht einmal gesehen? . . . Ach! . . ."
Bald erhielt sic eine andere Ueberzeugnng. Es war ein Billet z» ihr hereingekommen, ein sehr dünnes Billet, und dennoch war Etwa» in demselben. Wie ihre Hände zitterten, als sie das Siegel brach! Was enthielt der Brics? Ei» wenig Asche und fünf Zeilen:
„Sieh' hier das Einzige, was noch übrig sein darf von den Papieren, die Du gestern Abend ans meinen Tisch legtest! Wenn Du dieses erhältst, bin ich weggereisk. Wen» ich znrück- kchre — vielleicht binnen drei oder vier Tagen — wollen wir uns mündlich erklären. Bis dahin enthalte Dich aller und jeder Maßregel.
Geor g."
„Amelie ließ das Billet zu Bode» und das Haupt tief auf die Brust sinken. Lag Hoffnung oder Verzweiflung i„ diesem Ausschube? — Und wohin war er gereist? —-Ohne Zweifel zu seiner Mutter. — Konnte aber die Ueberlegnng mit ihr wohl drei oder vier Tage erfordern? Und sollte sie vielleicht aus Gnaden?...
Kein Lichtstrahl drang ans dieser Finsterniß herein zu der jungen Frau. Dennoch empfand sie eine Befriedigung in der beruhigenden Gewißheit, daß jetzt zwischen ihr und 'ihrem Gatten kein Geheimniß mehr vorhanden war.
Kaum wußte Amelie wie sie die ersten drei Tage lebte. So viel aber erinnerte sie sich, daß sie während ihres ganzen Lebens nie so viele Mühe gehabt halte, sich vor den Dienstboten zu de- herrschen; und sie hatte doch als junges Mädchen von dem Mangel dieser Fähigkeit so viel gelitten, daß sie jetzt als vierundzwanzig, jährige Frau in allen Wechseln des Lebens einen tnstinktmäßigen Begriff von einer solchen Noihwendigkeit besaß. Der Vormittag des vierten Tages halte immer noch keine Nachrichten von ihrem Manne gebracht. Um sich z» zerstreuen, beschloß die Heldin in diesem Miniatur-Romane ans der Wirklichkeit sich »ach ihrem Schützlinge, dem kleinen Knaben, der für achtzehn Schillinge in der Stunde zum Betteln ausgeliehe» worden war, »mzusehen.
Das Wetter war schön und kalk, die Beschaffenheit der Straßen gut: also war die Promenade zu Fuß ihrer Gemüths- stimmung bei weitem nützlicher, als wenn sie sich in ein Fuhrwerk gesetzt hätte.
Als sie in der Gegend von Fredcrikshof war, blickte sie zerstreut vor sich hi», ohne gleichwohl Etwas zu sehen, fuhr jedoch heftig zusammen, als sie mit der gntmüthige» Herzlichkeit einer Person, die bei der Ankunft ans der Provinz zufällig eine liebe Verwandte trifft, einen jungen Osfizier aus sich znkommen sah.
„Nun, sieh, mein liebes Consinchen Amelie! — das war meiner Seel eine Ucberrascknng, für welche ich dem Schicksal danke! . . . Ich kam gestern Abend an, war aber nicht recht sicher, ob Du so früh schon sichtbar wärest; und daun so . . ."
(Fortsetzung folgt)
Allerlei.
— Der verflossene Monat Februar stebt einzig in der Weltgeschichte, er hatte nämlich keinen Vollmond, indem dieser einige Stunden vor dem Anfang und einige Stnnve» nach dem Schluffe dieses Monats ejngeirelen ist. Seitdem die Welt, nach unserer gewöhnlichen Zeitrechnung besteht, ist der Februar dieses Jahres der erste Monat ohne Vollmond. Nach Berechnung der Astronomen wird der gleiche Fall erst in dritthalb Millionen Jahren wieder eintreteu.
Merkwürdiger Weise wurden von jeher Erfindungen durch Nichtsachmänner gemacht. So erfand den Luftballon ein Papierfabrikant, das Sebießpniver ein Mönch, die beste Seeuhr ei» Zimmermann. Ergwrigbt, Erfinder der Spinnmaschine war Barbier; Stephenso», der Erbauer der ersten Locomotive war Bergmann. Eine Epoche machende Erfindung der neuesten Zeit ist unstreitig auch der Schlesische Fenchcl-Honig-Exkract oder der L. W. Egers'sche Extrack/) wie er nach seinem Elfinder zum Unterschiede von den vielen Nachahmungen auch genannt wird. L. W. Egers in Breslau, dem wir dieses bei Hals-, Brust- und Hämorrhoidal-Leidcn so ausgezeichnet wirksame Mittel verdanke», ist aber nicht Arzt, sondern nur Kaufmann, der nach mannigfachen Versuchen sich von einem chronischen Halsübel, das keiner ärztlichen Knust weiche» wollte, zu befreien, dies endlich durch den von ihm selbst zusammengesetzten Schlesischen Fenchel-Honig- Extract vollkommen erreichte. Außerdem wurde er, als sei» Mittel in immer größeren Kreisen bekannt ward, so daß es sich jetzt eines Weltrufes erfreut, daran znm reichen Mann, ungeachtet des anerkannt billige» Preise- seines vorzügliche» Fabrikats.
*) Der Schlesische Fenchel-Honig-Extracl von L. W. Egers in Breölan ist bekanntlich äckt zu haben in ganzen Flaschen zu 18 und 12'/s Sgr., in halbe» Flaschen z» 10 und Sgr. bei
Gottlob Knödel in Nagold.
Aedaltion, Druck uns Verlag der G. W. Zcuser'schen Buchhanvlung.