einen Waffenstillstand angebvten, sofern diese« das spanische SchiffCavadouga" und die gefangene Mannschaft ausliesere. Cbile verwarf de» Antrag. Darauf bat der Admiral die frem­den Gesandten in Cbile, an Bord seines Schiffes zu komuien und über eine Verständigung zu verbandet», Dte Regierung Chile's antwortete daraus, Fnedensvorschläge können nur in der Hauptstadt der Republik gemacht und angenemmen werden.

Paris, 22, Mär;, Die Rede, welche der Kaiser heute bei der Entgegennahme der Adresse des gesetzgebenden Körpers gehalten hat/ist zu meikwürdig, als daß mir ihren Wortlaut unseren Lesern voreulbalten könnten: ,,Herr Präsident und meine Herren Abgeordneten! Die große Mehrheit deö gesetzgebenden Körpers hat wieder einmal durch Annahme der Adresse die Po­litik bestätigt, die uns 15 Jahre der Ruhe und des Gedeihens gegeben hat. Ich banke Ihnen dafür. Ohne daß Sie sich durch leere Theorien sortreißcu ließen, die unter verführerischem Scheine sich so geben, als vermöcbttn sie allein die Emanzipation des Gedankens und der menschlichen Tbätigkeit;n begünstigen, haben Sie sich gesagt, das, auch wir dieses nämliche Ziel erreichen wolle», indem wir unsere Schritte »ach der Beschwichtigung der Lcidcnschaste» und nach den Bedürfnissen der Gesellschaft regeln. Ist unser Beweggrund nicht da« allgemeine Interesse? Und welchen Res; hätte denn, getrennt von der Liebe ;nm Gu­ten, für Sie Ihr Mandant, für mich die NegiernngSgewalt? Würden Sie so lange und mühevolle Arbeiten ertragen, wenn Sie nicht von wahrer Vaterlandsliebe erfüllt wäre»? Würbe ich seit 16 Jahren die Last der Negierung, die Sorgen jedes Au­genblicks und diese schwere Verantwortlichkeit vor Gott und der Nation ertragen, wenn ich nicht in mir die Kraft fände, welche das Pflichtgefühl und das Bewußtsein, eine nützliche Mission zu erfüllen, verleihen? Frankreich will, was wir Alle wollen: Sta­bilität, Fortschritt und Freiheit, allein diejenige Freiheit, welche die Intelligenz, die hochherzigen Triebe, die edlen Anstrengungen der Arbeit entwickelt, und nicht die Freiheit, welche der Zügel­losigkeit nabcstehen, die schlechten Leidenschaften anfreizt, allen Glauben zerstört, den Haß wieder ansacht und die Verwirrung erzeugt. Wir wollen jene Freiheit, welche die RegiernngShand- lnng beleuchtet, überwacht und erörtert und nickt diejenige, welche eine Waffe wird, um die Negierung zu untergraben und zu stür­zen. Vor 15 Jahren wagte ich, als nominelles Staatsoberhaupt ohne wirkliche Gewalt und ohne Stütze in der Kammer, stark Lurch mein Gewissen, und die Stimmenzahl, die mich ernannt hatte, zu erklären, daß Frankreich unter meinen Händen nicht untergeben werbe. Ich habe Wort gehalten. Seil 15 Jahren entwickelt sich Frankreich und wächst. Seine hohen Geschicke werben sich erfüllen. Nach nnS werden unsere Söhne unser Werk forisetzen. Als Bürgschaft dafür haben wir die Mitwirkung der großen SkaatSkörper, die Hingebung der Armee, den Patriotis­mus aller guten Bürger und endlich, was unserem Vatcrlande nie gefehlt hat, den göttlichen Schutz." Die Deputation ant­wortete mit dem Ruse:Es lebe der Kaiser!" Der Prinz Na­poleon war zugegen. (S-V.Z.)

Kaiser Napoleon hatte bis jetzt ein feines Gefühl für die öffentliche Stimmung. Die heftigen Verhandlungen in der Kammer, lebhafte Demonstrationen, zum Thcil gegen ihn selbst, in den Theatern, haben ihn sichtlich verstimmt und gereizt. Man hört Gerüchte, daß er einen energischen General an die Spitze der Regierung stellen, vielleicht sogar zur Dicratur greise» wolle. Er behauptet, seine Franzosen verstünden nicht die Freiheit zu gebrauchen, sondern nur zu mißbrauchen.

Paris, 21. März, Eine Gcsellschaschaft Gelehrter, dem katholische», protestantischen und israelitischen Glauben angehörig- ist znsammengctreten, um eine neue Bibelübersetzung zu veran­stalten. Ihre Absicht geht dahin, eine allen seitherigen lieber, setznngen überlegene Ausgabe, sowohl in philologischer wie lite­rarischer Beziehung zu Stande zu bringen. Eine öffentliche Sitzung zu diesem Zweck findet heute Abend im großen Saal der Sorbonne statt, welcher Hr. Amcdee Thierry, Senator und Mitglied des Instituts präsidiren wird. Mehrere Mitbegründer dieses Unter­nehmens werden baS Wort ergreifen. Die Sitzung ist öffentlich und werden auch Dame» zngclassen. Unter den zu Ueberreichnng der Adresse an den Kaiser bestimmten Mitgliedern sind nach dem Temps die Herren I, Favre und Marie nicht erschienen.

In Paris werden jetzt Dainen-Stiefeleben mit goldenen und silbernen Absätze», das Paar z» 300 Franken verkauft.

Louis Philipps Wiltwc ist fast 84 Jahre alt am 24. März in Elarcmoni bei London gestorben.

Am 14- Jan, starb in Mexiko ein Mann Namens Elen- terio dcl Olmo, Vater von Z8 Kindern, ohne ein anderes zu zählen, welches de.S Licht der Welt noch erblicken soll.

Die Drangsale einer Fra».

(Fortsetzung.,

Man hätte glauben können, daß Amelie, als sie diesen Brief zuerst las, sich eiin; Illusion machte von Zufällen und Möglichkeiten, die Georg verändern oder auf ihn einwirken kön­nen. Aber sie machte sich keine solchen. Sie wußte allznwohl, daß der Stahl in der Natur ihres Mannes sich weder biegen noch brechen ließ, und daß jede Bitte, die sie hätte versuchen wollen, von dein Panzer abgeprallt wäre, mit welchem er das blutende, das zärtliche und vielleicht schwache Herz verwahrte.

Harte sic nicht einmal ihre Zukunft auf doppelte Weise in ihrer Hand gehabt au jenem Tage, da er sie um ihre Liebe und ihr Vertrauen bat, und da das an und für sich selbst geringe Gcheimniß ohne Zweifel in seine eigenen Gefühle der Dankbar­keit und Achtung hätte ausgenommen werden und darum ver­schmelzen können? Ja; aber obgleich sie oftmals von seiner stren­gen Gerechtigkeitsliebe, von seinen ernsten Forderungen an die Tadellosigkeit einer Gattin gehört hatte, so wählte sie das Still­schweigen. Durste sie sich also wohl beklagen, daß diese an Liebe so verschwenderische Natur jetzt ihre Schätze, sowie auch ihre Klagen über ihr getäuschtes Vertrauen in sich verschloß? Nein, sie durste das nicht, denn der Beantwortung der Bitte eines ernsten Mannes um eine redliche Aufrichtigkeit von derje­nigen, die er zu seiner Gattin wählt, darf sich ja kein rechtste- bendes Weib entziehen: früher ober später werden sonst diese kleinen Geheimnisse ihre Schatten ans ihr Leben werfen.

Amelie stand auf mit dem Beschlüsse, während dieser bei­den Jahre nicht in der Einsamkeit zu leben wie ein büßendes Weib, das von der Welt als eine Heilige verehrt werden will, sondern als eine Frau, die sich mir aufrechtem Haupte in dem Wellleben sehen lassen kann denn was sie auch gegen ihren Gatten und ihren gemeinsamen Frieden gefehlt hatte, so gab es doch nichts in ihrem Leben, worüber sie zu erröthen brauchte. Ueberdics wußte sic wohl, daß der einzig mögliche gute Ein­druck, den sie jetzt ans ihn machen konnte, in Vernunft und Selbstbeherrschung bestand, so daß nichts in ihrem Umgangskreise bekannt wurde. Sie kleidete sich eilfertig, zwar mit Fieber in jedem Pulse, und doch mit gewählter Sorgfalt, und als sie ihren Mann im FrühstückSzimmer traf, sagte sie mir einer Ruhe, die ihr unerhörte Anstrengung kostete:Entschuldige das späte Frühstück, mein Lieber! . . . Ich habe mich verschlafen."

Ich auch!" antwortete er. Und der laue Ton klang schon ganz natürlich. Amelie schauderte und brannte. Der Kaffee wurde um des Scheines willen eingeschenkt und getrunken. Und um des Scheines willen unterwarf man sich späterhin wie oben erwähnt ist dem gleichen Zwange . . .

Endlich näherten sich die beiden Jahre ihrem Ende, und Ameste halte während dieser Zeit mehr als einmal Gott dafür gedankt, daß er das einzige Kind, welches er ihr geschenkt, so früh hinweggenommcn hatte. Wie sich jetzt ihr Leben auch ge­stalten würde, brauchte Georg auf nichts Anderes als sic selbst Rücksicht zu nehmen. Und hatte sie nicht jetzt eine so bittere Strafe erlitten, daß diese einen größeren Fehler Härte versöhnen können nämlich einen Fehler, der möglicher Weise vergessen werden konnte! Aber sic wußtenicht das Allermindeste davon, ob er ihre Ausflüge in das Weltlcden gebilligt hatte, oder ob er ein häuslicheres Leben vorgezogen haben würde. Nur das wußte sie, daß sie in letzterem Falle von ihrer ewig brennenden Unruhe erstickt worden wäre. Außerdem mußte die Schwieger­mutter gar keine Ahnung von ihren Gefühlen haben, diese Schwie­germutter. der sie wohl eine Erklärung hätte geben könne», wenn sie nicht allzu stolz gewesen wäre, irgend einem Menschen eine solche zu geben, ehe sic sich vor ihrem Gatten erklärt hatte. Wäre die Schwiegermutter eine liebende Mutter gegen sic gewc« sc», so würde sic ohne Zweifel anders gehandelt haben.