T i» g e s - U e u i g k e i 1 e n.

Gestorben: Den 26. Fcbr. zu Rohrdorf Kaufmann Jak. Kapp- lcr, 52 Jahre alt.

In Wildberg ist eine Telegraphenstativn eröffnet und mit beschränktem Tagdicnst für den allgemeinen telegraphischen Korrespondeiizverkehr eröffnet worden. (St.-A )

Aufsehen mache» in »encrer Zeit die Leonbcrger Hunde, eine Race, die von dem Oekonomen Essig in Levnberg gezüchtet wurde. Die Verbreitung dieser Hunde hat die ge> fchjchtlich berühmten Racen der Ncufonndländer und Bernhar­diner Hunde tu den Hintergrund gedrängt. Herr Essig hat meh­rere seiner Hunde nach dem St. Gotthards- und St. Bernhards- Hospiz gesandt und von dem dortigen Pater Christoph das Zeug- erhalten, das; sie sich zu», Gebirgödienst ausdauernder erwie­sen habe» als dte alte» Racen. Selbst »ach der Heimath der Ncufonndländer Hunde, England und Nordamerika, haben schon viele Hunde deS Essig de» Weg gesunden; die letzkbestelltcn sind nach Palermo und nach Caprera für Garibaldi bestimmt.

Heilbron», 23. Febr. Ergebnis der Abgeordnetenwahl: 254 Stimme» abgegeben: hievon fielen ans Reibel 150 und auf Ed. Mayer 104 Stimmen. Reibel ist sonach gewählt.

Heidelberg, 18. Febr. Ein Lied, welches während der Faschingstage von dem hier bestandenen CarnevalSklnbbdie Carmoisinrvthcn" gesungen wurde, bürste wegen der passenden Zeitanspielnng von allgemeinem Interesse sein. ES lautet:

Schleswig-Holstein incerumschtungen.

Immer noch ist's nicht gelungen.

Immer noch bist du nicht frei Non rer Mächte Sklaverei,

Stets rer Spiclball fremder Launen,

Bis wir blasen die Posaunen,

Fechten alle Mann für Mann,

Wer den Flamberg schwingen kann! re.

Narren sagen bekanntlich zuweilen die Wahrheit!

Berlin, 22. Febr. sAbgeordnetenhaus.) Es ist kein Mi­nister anwesend. Präsident Grabow verliest das Ministerialschrei- ben vom 18. d. MtS. und stellt dasselbe der geschäftlichen Be­handlung anheim. Hvverbeck beantragt einfache und Gneist mo- tivirte Tagesordnung. Nach längerer Diskussion wird die ein­fache Tagesordnung angenommen. Der Präsident nimmt das Ministerialschreiben uotn. (T. b. Frb.Z.)

Berlin, 22. Fcbr. Im Abgeordnetenhaus thcille der ! Ministerpräsidcnr Graf v. Bismarck soeben eine königliche ^ Ordre mit, durch welche morgen beide Häuser des Landtags ! geschlossen und bis zum Ende der gegenwärtigen Session ver- ^ tagt werden. i

Berlin. In der Rede, womit Bismark den Landtag schloß, ! machte er dem Adgeordnetenhause Vorwürfe wegen seiner Haltung ^ und sagte, um zu verhüten, daß bas Land auf dem vom Unter- ^ Hause eingeschlagenen Wege ernsteren Zerwürfnissen entgegengeführt und die Ausgleichung der bestehenden auch für die Zukunft er­schwert werden würbe, habe der König den Schluß befohlen. ^ Grabow schloß die Sitzung, indem er die Zuversicht aussprach, ! das Volk werde zu seinen Abgeordneten und zur Verfassung steh»». Dann brachte er das obligate Hoch auf-den König ans und die ' Abgeordneten verließen in höchster Erregung den Saal.

Vorwärts auch gegen Oe streich und Schleswig-Holstein! ' sagt Herr v. Bismark. Der östreichischc Mitbesitzer soll ans Schles- i wig-Holstein heraus. Bismarkische Stimmen (in der Köln. Ztg.) sagen:Die Regierung wird sich eher den Wechselfällen eines Krieges aussctzen, als die Zustände länger lassen wie sie sind. Der Besuch des preußischen Gesandten in Paris ist eine Art Minister- und Kriegsrath." Oestreichische offizielle Stimmen er­klären:Eine friedliche Lösung sei möglich, wenn Preußen in Wien nicht mit leeren Händen erscheine. Aber weder Geld, noch eine Garantie Venctiens würden in Wien angenommen werden. Preußen müsse ein Stück seines eigene» Staatsgebietes (in Schle­sien) anbieten, um das durch die Annexion Schleswig-Holsteins gestörte frühere Machtverhältniß zu Oestreich wieder herzustelle»."

Man kann getrost sagen, daß seit Jahre» in der gebildeten Welt nichts solches Anssehen gefunden hat, als der bekannte Be­schluß des Obertribunals in Berlin. Ans unzähligen Städ. ten Preußens und sogar ans dem Anslande kommen dem Hans der Abgeordneten Zustimmungsadrcssen zu feinem Proteste wider

diesen Beschluß zu; ebenso dem unerschrockenen Richter v. Ammon in Köln, der auch eine» Fackelzug bekommen hat. Anders die betreffende» Richter des Obcrtribuuals; sie sollen, wie die Bert. Zeitungen initlheilcu, über die Verurtheilung ihres Beschlusses nicht nur im Volke, sondern bei den ältesten und geachtetsteil Freunden und College» im höchsten Grade betroffen, einige sogar erkrankt sein. Hefftcr, den berühmtesten unter ihnen, trifft eS besonders empfindlich. Er feiert in Kürze sein 50jährigcs Jubi­läum als Lehrer der Universität. Die Universität hat aber jede Theilnahme an der Feier abgclehnt. Die Bert. Börs.-Ztg., die Tribüne n. a. erzählen sogar, daß diese Verhältnisse zu einem Zerwürfnisse in der Familie geführt habe».Soviel hierüber verlautet, sagen sie wörtlich, wäre Hcffter zu seiner Jubelfeier die Versetzung i» den Adelstanb zugedacht gewesen und seine näch­sten Angehörigen hätten, da sie fürchteten, diese beabsichtigte Standesverändernng könnte mit dem Tribunalbeschlusse in Verbin­dung gebracht werde», gegen dieselbe Widerspruch erhoben. Ein solcher Zwiespalt soll neuerdings i» mehreren Familie» vorgekom­men sein, deren Oberhaupt der Adel angetragen wurde, während die jüngeren Familienmitglieder diese Wiedertaufe thcils ans po- lilischen, theils ans andern Gründen ansgeschlagen haben."

Es fällt einem Deutschen schwer zu glauben, daß es über Schleswig Holstein zu einem Kriege zwischen Preußen und Oestreich komme trotz dem Säbelgeraffcl.Graf von der Goltz, preußischer Botschafter in Paris, soll (B. Börs.-Ztg.) die bestimmteste und unumwundenste Zusage des Kaisers Napoleon nach Berlin gebracht haben, daß Frankreich in keiner Weise sich in die Schleswig-Holsteinische Angelegenheit und in die Händel zwischen Oestreich und Preußen einmischen, sondern vollkommen passiv der Entwickelung zuschauen werde." Darauf ist wenig zu geben; den» der zugeknöpfte Mann in Paris wird schwerlich vor der Zeit seine Trümpfe zeigen.

Die Summe, um welche einer ihrer Beamten die Kredit­anstalt in Wien betrogen hat, beträgt 450,000 Gulden. Die Verwaltung hatte seit sieben Vierteljahren keine Kasscnrevision vorgenomme», obgleich sie von der Lotterie-Dircktion wiederholt aufmerksam gemacht worden war, daß der betr. junge Mann sehr hoch, manchmal mit 12,000 fl. auf einmal, in der Lotterie spiele. Er hat denn auch das ganze Geld in der Lotterie sitzen lassen und die Verwaltnngsräthe haben ziemlich lief in ihre Taschen grei­fen müssen, um den Verlust zu decken.

Am 12. Febr. fand in Prag eine sehr interessante Prüfung aus dem Gebiete der Sprachwissenschaften statt, welcher die meisten Notabilitäten Prags im Gebiete der Linguistik beiwohn­ten. ES handelte sich nämlich um die Prüfung eines 23jährigen Juristen, Herrn W. Scherzet, gebürtig aus der Umgebung von Beränn, welcher die von der östreichischen Regierung projcktirte See-Expedition nach Ost-Aste» mitznmachen gesonnen ist und ein außerordentliches Talent im Sprachfache besitzt. Der­selbe spricht nämlich mehr als 26 Sprachen und bewies durch diese sehr eingehende Prüfung eine überraschende Kenntniß nicht nur aller europäischen, sondern auch der meisten asiatischen Spra­chen und Dialekte, so daß Böhmen in ihm jedenfalls einen zwei­ten Mezzofanti besitzt. Selbst die chinesische, japanische und ma- layische Sprache ist Herrn Scherze! in Wort und Schrift voll­kommen geläufig, ohne von den europäischen Sprachen und Schrift- sorme» zu svrechen.

Hamburg, 24. Febr. Die Hamburger Nachrichten brin­gen angeblich aus bester Quelle folgende Mitthcilung aus Kiel: Die östreichische Regierung habe nunmehr die Vierundfünfziger Verfassung für Holstein anerkannt. Die Stände Holsteins wür­den unzweifelhaft noch im Laufe dieses Jahrs zusammenberufen. Von den Landcsnotabeln, die zur Budgetberathung berufen wer­den, sollen Plessen und Blomc-Heiligeustadt in Folge der erlas­senen Adelsadresse gestrichen worden sein. (T.d. Frb.Z.)

Bucharest, 23. Febr. In der Nacht vom 22. d. Mts. wurde Fürst Kusa durch einen Aufstand des Volkes, mit welchem das Militär gemeinschhftlich Sache machte, zur Abdankung ge­zwungen und zum Gefangenen gemacht. Eine provisorische Re­gierung ist eingesetzt, bestehend aus General Golesco, Oberst Szaralambi, Labcar und Zitargi. Die ganze, seit langer Zeit vorbereitete Umwälzung erforderte weder Kampf noch Blutver­gießen. Die Ruhe ist ungestört. (T. d. Frb.Z.;