Bucha rest, 24. Febr. Die gesetzgebende Versammlung bat gestern den Grafen Philipp von Flandern zum Fürsten er. wählt und proklamier. Abends Illumination; die Stadl ruhig.
Lissabon, 21. Febr. Die Regierung hat dem General Prim besohle», Portugal zu verlasse». — Die Depulirtenkammer hat de» Antrag, die Regierung wegen der Ausweisung PrimS zu
tadeln, verworfen. Es heißt, Prim werde sich nach Gibraltar
begeben. (T. d.Frb.Z.)
Paris, 22. Febr. Die „Pakrie" versichert, daß 5000 Franzosen zu Ende des Monats Mexiko verlassen werden. Der Kaiser bat die znm Tod verurtheillen Znaven zu 10 Jahren Zwangsarbeit begnadigt. (T. d.Frb.Z.)
Bon der polnischen Grenze, 17. Febr. In Polen und Litthauen stndcn sich zu de» confiscirten Landgüter» selten Käufer; die Regierung fängt daher jetzt an, sie gewissermaßen z» verschenken, indem sie dieselben zu sehr geringen, in kleinen Ra
ten zahlbaren Summen Civilpersonen überläßt.
unverzinslich an verdiente Militär- und
Die Drangsale einer Fran.
(Fortsetzung.)
Der junge Man», welcher einen militärischen Grad besaß, führte übrigens Len Titel „Baron" und wurde beneidet nicht allein wegen seines Reichlhumes, seiner Unabhängigkeit und seines eisenfesien Charakters, sondern auch darum, weil er nach einer fast vierjährigen Ehe außer seiner Gattin kaum noch ein anderes Weib anblickte. Wie viele Ehemänner in der Welt konnten wohl verfüge» über einen solchen Fond von Liebe, eine solche nicht allein buchstäbliche, sondern lebendige Treue, bei welcher die Gewohnheit im Vergleich mit dem Gefühle ein Nichts war! Am allermeiste» aber wurde er beneidet, weil dieses liebliche, unwiderstehliche und seelenvolle Weib, dessen sämmtliche Bewegungen Weichheit und Anmuth waren, nur für ihn vorhanden zu sein schienen. Trotz alledem war seine Macht über sie nicht unbedingt; den» er war nicht un Stande, eine Wolke von Be- tcubniß zu verscheuchen, welche oft einen Schatten über ihr klares Antlitz warf und welche eben in diesem Augeublicke sichtbar war, da sie gleichsam aus ihrem Traume anffnhr.
,,WaS kannst Du meinen, Georg?" fragte sie mit einem Schwanken, der Stimme, die man leicht hätte für Zittern halten können, „Conspiralionen?"
„Mein Gott, wie feierlich wiederholst Tn das Wort! Ich dachte an Cvnspirationeu gegen meine Kasse."
Ader wie hast Tu Dich denn bieder gesunden — wie konntest Du ahnen .. . ?"
„Las ist sehr einfach. Ich kam nach Hanse, da Du eben weggefahrcn warst, fragte, ob man wüßte, wohl», und erfuhr, Du hättest dem Kutscher die Hausnummer und die Straße angegeben. Ich glaubte. Du habest in einem von Euren Damen- Comitces von irgend einer armen Familie gehört, und beschloß. Dich anfzusncheu. um mich zu überzeugen, daß man Dich nicht betrogen hätte. Ehe ich aber hinkam, sah ich Dich aber schon wieder heranskommen und darauf weiter fahre» bis hiehcr. Ich ging Dir nach. Da ich jedoch müde war. zog ich es vor, Tick! in dem Scklitten zu erwarten . . . Nun, meine liebe Amelie! ich
sehe
daß ich Dir keine angenehme Ueberraschnng gemacht habe." „Wenn bas wäre, Georg, so wäre der Grund ein dunkler Gedanke an Deine alte Thorheit."
„Bei meiner Ehre," erwiderte Baron T. crröthend, „Tn thust mir sehr Unrecht!"
„Um so besser, Georg! Aber Du weißt, daß diese Phantasie-Eifersucht bisweilen eine Finsterniß über den Sonnenschein unserer Ehe geworfelt hat. Bei jeder meiner Handlungen slircktte ich immer Deine Unruhe z» wecken."
„Gesteh', meine Amelie, daß diese hier so ganz gelegen kommende» Idee» sehr sonderbar sind! Kann ein Mann, der seine Frau anbclet und sie in den letzten Tagen nicht gesehen hat — ich kam ja gestern Abend spät nach' Hanse — nicht das Recht haben, sie anfznsuchcn, ohne daß eS aus Verdacht geschieht? Eher sollte ich mich darüber wundern, warum Du nicht mit mir aufs Land zu meinen Elte,» reisen wolltest — ich glaube nicht, daß Husten, Glatteis oder Kälte die Schuld davon trugen!"
„Mein thenrcr Georg! Ich brauche nicht Deine» flammenden Blick zu sehen — ich brauche nur Deine Stimme z» hören.
Her.
um zu wissen, daß Du Dich at,schickst, ein kolossales Luftschloß anfznführeu. Aber ich will Dir gleich alle Deine Materialien wegnehmcn und Dir aufrichtig sagen, warum ich nicht mikreiste."
„Dank. Dank! . . . Mir wird so ruhig und warm im zen, wenn Du so lächelst! Sage mir nun die Ursache!'
„Dein Bruder, Georg..."
„Wie, Amelie! Er hätte gewagt. Dir. . ."
„Ach, wie einfältig Du bist — Du meinst also, es kann mich Niemand ansehc», ohne sich zu verlieben? Denke Dir einmal zum Zeitvertreibe, wen» die Welt von Deiner Schwäche eine Ahnung hätte. . . die Well, welche »nr die Außenseite des strengen, ernsten, vornrtheilsfreien Mannes sieht!"
„Die Welt hat nichts zu schaffen mit »»seren inneren Angelegenheiten . . . Nun, mein Bruder?"
„Er hat mich auf eine feine Art verstehen lassen, was ich lange zuvor wußte, daß Deine Mutter es am liebsten sehen würde, wenn sic Dich bisweilen allein besitzen könnte. Sie ist eifcrsüch- lig, und so viel ich mich auch bemüht habe, sie zu gewinnen, so gewinne ich sie doch eben darum nicht, weil Du mich mehr liebst, als sie billigt."
„DaS ist wahr, Amelie," erwiderte der Baron; „sie erkennt aber doch Deinen hohe» Werth an. Sie weiß, daß Du eine Frau mit den strengsten Grundsätzen bist, eine Fra», aus welche ein Mann ruhig seine Hoffnung ans irdisches Glück bauen kann, und die weder in der Vergangenheit »och in der Gegenwart die geringste Handlung liegangcn hak, über welche sie z.n ercöihe» brauchte . . . Wie ists? . . . Sitzest Du nicht gut? . . . Du bist so unruhig!"
„Gewiß nicht — ich bewege ja nur den Arm! Doch erlaube mir ein- Frage: gibt es wirklich ans Erden irgend ein jo vollkommenes Wesen, daß jede Handlung desselben spiegclbank ist?"
„Wie kannst Du so sragon, da der Friede meines ganzen Lebens aus diesem Glauben ruht? Du entsinnst Dich ja: als ich Dich zu meiner Lebensgefährtin wünschte, hatte ich de» Mnth zu sagen, wenn ich auch ein Mädchen bis zum Wahnsinn liebte, so könnte ich mir ihr nimmermehr das rechte Glück finden, wenn ihre Gefühle zuvor einem Anderen geweiht gewesen wären, oder wenn cS eine» einzigen Punkt gäbe, den sie mir nicht gleich an- verkrante. Wabrheitsliebe, strenges Ehrgefühl, Reinheit des Herzens und der Sitten — das Alles, außer den zärtlichen Gefühlen, forderte ich von ihr, die ich dafür glücklich machen wollte durch meine Liebe, und d>e ich ehren wollte durch die tiefste Achtung, wie der Mann das Weib ehren muß, das ein Lhci! seines eigenen Wesens werden soll."
„Ich entsinne mich sehr wohl Deiner seierlickfen Brautwerbung, Georg! . . . Fährt aber nun der Kutscher nicht allzuweit?'
Willst Du mir nicht erst Deine
„Er soll gleich „mkehren.
Meinung sagen?"
„Nein, aufrichtig gesagt, wünsche ich lieber, daß wir von diesem Gegenstände adbrechen. Glaube mir — ich beschwöre Dich darum — wir würden noch glücklicher sei», als wir schon sind, wenn Deine Gedanke» sich nicht sowohl in die Vergangenheit alS auch in die Gegenwart und Zukunft vertiefen wollten! Ich liebe Dich so, Georg, ja so, wie wenige Gattinnen lieben können! Störe also nicht unser» Friede» mit Deinen Blicken'und Frage», vor denen ich zittern muß!"
„Ich will Dir blind glanbett, Amalie; den» ein Zweifel an Deine Wahrheitsliebe würde . . . Doch genug! Leugne» läßt sich inzwischen nicht, daß bisweilen in Deinen Worten eine Scheu, ein Zögern liegt, die ich nicht verstehe. Jede Leitier Handlungen ist rein wie bas Licht — ich habe »nn vier Jahre lang jede derselben ans der Goldwaage gewogen, und dies muß mir eine Bürgschaft sein für Detne Handlungen vor der Zeit, da wir einander kennen lernten."
(Fortsetzung folgt.)
— Weimar. Am 5. d. M. wurde vom Geschworenengericht hier der Handelsmann I. Abraham v. Bismarck, ein Preuße, Ütt Jahre alt und schon mehrfach bestraft, wegen widerrechtlicher Änncrionsvcrsuche, d. h. wegen eines beim Geracr Noßmarkte versuchten Taschendiebstahls (einer Brieftasche mit öl) Thlrn.) und wegen Gewohnheitdiebstahls, trotz Lcugnciis, für schuldig befunden und zu ä Jahre» Zuchthaus mit Landesverweisung verurlheitt. („Deutschland.")
Redattion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.
(Hiezu eine Beilage, betreffend Holzpreise des Forstamts Altenstaig.)