„Hobo, Junge! Nur langsam! Du willst Dick am Ende gar mit mir schienen! Haha! wir werden schon in Güte seriig. Hier schlag ein, Dn Blitzkerl! — Wie hast Du es denn ange- fangcn, daß D» mit einem Male das Mädchen so lieb gewo». neu? sag — ich will cs!"
„Ich habe Armgard schon lauge geliebt!" erwiderte Hngo lächelnd."
„Was — wie! Schon lange!" unterbrach ihn der Alte. „Da habt Ihr Schelme mir Wind vorgemacht. Ich will nicht Dörnberg heißen, wen» ich das Geringste gemerkt habe! Und Armgard? Hast Du eS ihr schon gestanden, — daß — daß. zum Kukuk! nun ich meine, daß Du sie liebst?"
„Nein!"
„Nein? — das ist eine verteufelte Geschichte! Nun liebt er sie, und sie will gar nicht heirathcn! Es ist zum toll werden!" Ec lief unruhig, aufgeregt im Zimmer aus und ab.
„Tie jungen Mädchen sagen das oft," warf Bergen ei». „Sie sagen es oft, gerade weil sie lieben!"
„Nein — nein," unterbrach ihn der Major. „Sie hat es gesagt. Ich irre mich nicht! Das Mädchen hak verdammte Schrnl- i len im Kopse! Doch ich werde ihr einen Tanz anfspielen, wenn sie nicht Ordre parirt! Komm Junge, — Sie auch Bergen! Sogleich wolle» wir sie vornehmen! Kommt, kommt!"
„Erlassen Sie mir dabei zu sein!" sprach Bergen.
„Ja — Sie haben Recht! Zum Kukuk! Daran habe ich im Augenblicke nickt gedacht. — Aber — Bergen — Sie kennen mich, — cS ist nicht meine Schuld. — Hätte dieser Junge hier nickt noch zur rechten Zeit den Mund aufgethan, — so — ich hätte mein Ihnen gegebenes Wort gehalten! Aus Ehre! Wir bleibe» also Freunde, Bergen!"
„Hier habe» Sie meine Hand."
Der Alte erfaßte sie und schüttelte sie derb. „Nun komm, Hugo! Ich bin außerordentlich ungeduldig!"
Auch Hugo leichte Bergen die Hand.
„lind wir Beide?" fragte er etwas verlegen.
„Schießen uns, wen» Eie wollen!" erwiderte Bergen lächelnd.
„Nein — nein! Es war Tollheit von mir. Lassen Sie auch nnö Freunde bleiben, — ich nehme Alles zurück!"
In ungeduldiger Aufregung langte der Major mit Hngo ans seinem Gute an. Die erste Frage war nach Armgard. Nie- mand hatte sie an du sein Morgen gesehen. Aus ibrem Zimmer war sie nickt. Sie wurde gesucht — im ganzen Hanse, im Gar« te», der Major setzte schon einige Arbeiter in Bewegung, sie in der Umgegend aussnchen zu lassen.
Da trat der alte Gärtner hervor und berichtete, daß das Fräulein schon ganz früh am Morgen in Hut und Luch das Gut und Dorf verlassen habe.
„Wohin ist sic gegangen?" rief der Major.
„Ich weiß es nicht."
„Weiß es nickt! Winkelmann, Ec bleibt ewig ein Einfaltspinsel! Wcßhalb hak Er sie nicht gefragt? Weßbalb ist Er ihr nicht gefolgt? Weßbalb hat Er mir nicht sofort Alles berichtet?"
„Wie konnte ich — wie durste ich. Sie habe» ja befohlen, Herr Major, daß . . .!"
„Still, sage ich!" unterbrach ihn der Major. „Mein Stic, fcl ist klüger, als Er! Habe ich nicht gesagt: in gewissen Fällen! Nun zum Kukuk, wenn dies nicht ein gewisser Fall ich, so gibt es keinen!"
„Wie konnte ick — ahnen — !" stotterte der Alte.
„Ahnen! Er soll nichts ahnen, Er — Er! Links um, kehrt! Marsch abmarschirt — zum Teufel mein ick nämlich! — Der Mensch hat nichts i» seinem Leben gelernt als trommeln, und soll er einmal den Mund auflhnn, so kan» er den Schlegel im Munde nicht rühren!"
Der Mittag und Nachmittag schwand, und Armgard kehrte nicht zurück. Des Majors Aufregung schlug ln Besorguiß um. Er hatte Armgards entschiedene Behauptung, daß sie nie heira- tben werde, seinem Bruder mikgethcilt und fügte hinzu: „Bruder, das Mädchen ist rasch, oft toll und unüberlegt, wenn sie cs wagen sollte, ich meine, wenn das Mädchen fähig wäre, sich ein Leid auznkbuu, so —!"
„Dn bist ein Narr!" unterbrach ihn Hugos Baker lachend. „Kennst Dn Deine eigene Tochter so wenig? Sic würde sich nicht fürchten, Dir und Himmel und Erde zn trotzen, aber sich ein
Leid authuu, — haha! Bruder, Du hast tolle Ideen! Ich will Dir sagen, worauf Alles hiuanslansen wird; sie ist zu einer Freundin oder Verwandten gegangen, um Dir zu zeigen, daß sic ihren Kovf für sich hat."
„Du kannst recht haben," erwiderte der Major. „Ja, das glaube ick am Ende auch."
Und so war eS in Wirklichkeit.
Am Abend kam von ciurr nur wenige Stunden entfernt wohnenden Tante Armgards ein Brief a» den Major an. Nicht ohne Zagen össncte er ihn. Die Tante schrieb ihm, Armgard sei am Morgen in aufgeregtem Zustande zn ihr gekommen, habe ihr mitgelheilk, baß sie den Herrn von Bergen heiratheu solle, und sei entschlosien, nicht früher wieder znrückznkehreu, bis der Major diesen Plan für immer anigcgebeu habe. Am Schlüsse fügte die Tante noch hinzu, Armgard habe ihr auverkrant, baß sie Hngo liebe und nimmer von ihm lassen werde.
„Was, was!" rief der Major ganz überrascht. „Bruder, Fritz, Mensch, komm einmal her und umarme mich!" und stürmisch schloß er den Bruder in die Arme.
„WaS hast Du denn?" fragte dieser.
„Was! Das tolle Mädchen! Haha, das sieht ihr ähnlich, ihn, ihn liebt sie — und sie will nicht von ihm lassen!"
„Bon Bergen?"
,,Zn>» Kukuk! Nein, von dem Jungen, von Hngo!"
„Haha! Ich dachte es mir fast!"
Der Major war nun vollständig zufrieden gestellt und bis zum Uebermnthe lustig. Sofort schrieb er der Taute, am andern Morgen sollte sie 'Armgard znrückbringen. Er denke nicht daran, daß sie Bergen heirathen solle, Hngo solle sie babcn; aber früh am Morgen solle sie kommen, sonst setze er sich selbst zu Pferde, und dann setze es etwas. Nock während der Nackt wurde ein Bote mit diesem Briefe fortgcsandt.
Bis zum andern Morgen mußte der Major seiner Ungeduld schon einen Zaum anlegeu, dann kam Armgard, von der Tante begleitet, aber auch früher, als er sic erwartet hakte.
„Blitzmädchen!" rief ihr der Major entgegen, „der Kukuk soll Dich holen, wenn Du mir wieder solche Streiche machst! Davon zu lausen! Haha! Also lieb hast Dn ihn, den—.schlechten Jungen dg! Nun brauchst nickt roth zn werden! Du sollst ihn ja haben — da — da — da!"
Er führte Armgard, tue in diese», Augenblicke schüchtern die Auge» uiederschlng, ,u Hngo. „Da hast Du sic!"
„Na — wirds denn bald!" fuhr ec ungeduldig fort. „Junge, — Hugo, wirds denn endlich bald?"
„Was denn?" Nagte dieser.
„Was — was! — Dn sollst dem Blitzmädchen einen Kuß geben, — auf den Mund. — ich will es sehen!"
Hugo wollte dem Befehle Nachkommen.
Armgard lachte laut schelmisch auf, versetzte ib», einen leichten Schlag mit der kleine» Hand auf den Mund und eilte schnell aus dem Zimmer.
Tie wird noch Alles wieder auseinander bringen!" rief der Major ärgerlich mit dem Fuße auf den Boden stampfend. „Die verdirbt Alles wieder!"
„Haha! Sicher nickt!" beruhigte ihn sei» Bruder. „Die Beiden lassen sicher »immer von einander; die lieben sich schon lange und tief!"
„Das ist aber eine verdammte Art, sich zn lieben, von der ich nichts verstehe," grollte der Alke weiter.
„Haha!" rief Hugv'S Vater. „Jeder auf seine Art. — „Sie sind Beide noch jung Blut!"
. - Les Mondes bringen ei» Schreiben deS Jesuitenpaters Helot über ein in China verbreitetes Verfahre» des Brannt- weinbreunens, bas außerordentlich sparsam ist und mit einer Drogne, welche die Cbi»esen Tsieusia nennen, bewirkt wird. Mit diesem Stoffe, der als Gährungs- und Länternngsmittel zugleich dient, und mittelst des Apparates, dessen Herstellung keine 200 Fr. kostet, macht in China ein Arbeiter mit einem Kinde als Heizer in einem Arbeitstage 200 LitreS Branntwein. Auch der Moniteur Universell vom 10. Dezember berichtet über diese Methode.
Mevatnoir, Druck und Verlag der G. W. Zaiser''chen Buchbandlung.