Wic-b-idcii. Zur Charakteristik unserer Zustände möge unter Anderem dir Thalsache diruru, daß von dr» 29 liberalen Mitgliedern der zwei Kammer» bei writrm dir Mehrzahl wegen „politischen Vergehen" iu Untersuchung steht.

Hannover Hude nun, so meldet die Weimarer Ztg., den Handelsvertrag zwischen dem Zollverein und Italien unter ge­wissem Verwahrungen ratisicirt. Der Vogel hat gefressen, um nicht sterben zu müssen. »

M-.Gladbach, 17. Ja». Am Montag Abend ereignete sich in Rbeydt ein furchtbares Unglück. Eine Familie, ans sieben Personen bestehend, sah um den Tisch, die fünf Kinder, tbeilö spielend, lbeils ibre Schularbeiten machend. Der Pater wollte neues Oel der PetrolenmS-Lampe zugießen und löschte das Licht ans. Ans welcher Peranlaffnng nun, weis, man nicht, genug, cS - erfolgte eine beiänbenbe Delvnalrou. DaS Gesäß war zersprungen ! und in> Nu stand die ganze Familie in lichten Flammen. Der ! Pater warf die Kinder zn Boden, um bas Feuer zu ersticke», ^ trotzdem ist ein Kind bereits gestorben und die Uebrigen liegen ^ schrecklich verbrannt darnieder. Nicht genug kann ans die Ge­fahr beim Gebrauche deS Petroleums hingewiesen werden, be­sonders da das Oel jetzt vielfach nickt mehr überdestlllirt wird und die mebr flüchtigen, natürlich nm so leichter entzündlichen Theile im Oele verbleibe».

Wien, 19. Jan. Das ungarische oder vielmehr magyarische Unterband in Pesth, in welches der Schwervunkt der östccichische» VerfassnngSfrage verlegt wurde, beschäftigt sich noch immer mit Wahlprüfungen. Die letzten 'Wahlen waren stürmisch, von Ge- waitlhätigkeiten aller Art begleitet. 15 Tobte und viele Ver­wundete fielen als Opfer der Wahlhandlungen und so fehlt cs den „Vcrifications-Arbeiten" nickt an Stoff.

Hamburg, 19. Jan. Auuexionistische Nachrichten ans Schleswig behaupten, der Erbprinz von Angnstenbnrg werde zn Gunsten seines mit der englischen Prinzessin verlobten Bru­ders ans die Thronkandidatnr verzichten, falls die betreffenden Verhandlungen mit Erfolg geführt würde».

Kiel, 21. Jan. Anläßlich der ans Dienstag in Altona anberanmten Massenversammlung der Schleswig-Holstein-Vereine veröffentlicht daS Verordnungsblatt eine» Erlaß der Landesre­gierung, der auf das Slaikbalterci-Reikript vom 11. Jan. Bezug nimmt und die bestimmte Erwartung anSsprickt, daß die in der Presse, in Vereinen und Volksversammlungen anskrekcnde Agitation ausgegcbe» werde, indem dieselbe im gegenwärtigen Augenblick, abgesehen von ihrer Erfolglosigkeit, nur neue Gefahren heranf- znbeschwöre» geeignet sei.

Nom. Das Svitzbnben- und Gannerwese» in Nom und dessen Umgebung nimmt immer zu, Die englische Prcffe fordert den Papst auf, auch einmal nach dieser Seile de» Bannstrahl zu schleudern.

Rom. Die päpstliche Regierung hat mit dem Hanse Roth­schild ein Anlehen von 50 Millionen abgeschlossen.

König Leopold von Belgien scheint schon lange der Meinung gewesen zn sein, daß der Tbro» seines Schwiegersohnes in Mexiko auf Sand gebaut sei. Das Erbthcil seiner Tochter Charlotte, ! der Kaiserin, hat er wenigstens ganz sicher in Europa angelegt ^ und Sorge getragen, daß kein Heller davon übcr's Wasser geht. ! Dieses Crbtheil soll an 20 Millionen Franks betragen.

Paris. Bismarck und der französische Minister des Aus- ! wärtigen haben eine Pique ans einander. Gras Bismarck, so ! wird erzählt, habe, ungeduldig über Len Widerstand, welchen ^ Dronyn de Lhnys seinen Annexionsplanen cntgegcngestellt, ge- I droht: „Ich werde den Herrn Dronyn in die Lust sprengen." ! Dronyn soll, als man ihm diese Aeußernng hinterbrachte, ge- ! sagt haben: „Wir wollen sehen, wer von uns beiten länger im ! Amte bleibt." Wern es dem Franzosen gelingt, Bismarck in die Luft zn sprengen, wird er sich unser Aller speziellen Dank verdient habe».

Paris, 21. Jan. Der Moniteur schreibt: jEine heule Morgen hier angekommene Depesche meldet, daß Prim gestern um 2 Uhr NachlS in Portugal angekommen ist, und seine Pferde und Waffen dem Alcaden von Encinasola ansgeliefert hat. Ans Barcelona sind keine neueren Nachrichten eingelroffen.

- (!. d. St.-A.)

Paris, 22. Jan. Der heutige Moniteur schreibt: Die estern vorgeuonunen e Telegraphentaulegung zwischen Livorno und

Corsica ist vollständig gelungen. — Es bestätigt sich, daß Prim am Samstag die portugiesische Grenze überschritten bat.

P a i i s, 22. Jan. Heute wurde die Session der Kammern durch den Kaiser eröffnet. Die Thronrede sagt, indem sie die auswärtigen Beziehungen Frankreichs bespricht, der Friede scheine gesichert, und überall suche man nach Mitteln zn frennbschast- licker Beseitigung vorhandener Schwierigkeiten. Die Zeit hat das Eiuverstäudniß zwischen Frankreich und England festgekiltet, und in Beziehung aus Deutschland wird Frankreich fortwährend eine Politik der Neutralität beobachten, insofern nicht französische Interessen direkt iu Frage kommen. Indem Italien seine Haupt­stadt i» den Mittelpunkt der Halbinsel verlegte, hat es seine Ein­beit befestigt, und wir dürfen ans gewissenhafte Ausführung des SepkembervertrageS wie ans die unerläßliche Aufrechthaltung der weltlichen Gewalt des heiligen Vaters zählen. In Mexiko kon« solidiit sich die durch de» Volkswillen gegründete Regierung. Die besiegten und zerstreuten Dissidenten haben kein Hanpt mebr, die nationalen Truppen haben ihre Tapferkeit gezeigt, und daS Land hat Bürgschaften der Ordnung »nd Sicherheit gefunden, welche seine Hilfsquellen entwickelten. Der Werthbctrag des Handels mit Frankreich ist von 21 ans 77 Millionen gestiegen. Wie ick im letzten Jahre die Hoffnung anSsprack, so naht unsere Expe­dition nach Mexiko ihrem Ende. Ich verständige mich mit dem Kaiser Maximilian über den Zeitpunkt der Abberufung unserer Truppe», damit nufere Rückkehr ohne Gefährdung der französi­schen Interesse», die wir zu verlheidigen haben, vor sich gehe. Nordamerika ist siegreich aus einem furchtbaren Kampfe hervor­gegangen und hat die alte Union wieder hergestellt und die Ab­schaffung der Sklaverei feierlich proklamirt. Frankreich hegt die aufrichtigsten Wünsche für das Gedeihen der großen amerikanischen Republik und für die Aufrechlhallnug der nun bald hundertjäh­rige» freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Tie durch die Anwesenheit unserer Truppen auf dem mexikanischen Boden in de» Bereinigten Staaten hervorgebrachte Bewegung wird sich vor unser» srcimüthigen Erklärungen beschwichtigen. DaS amerikanische Volk wird begreifen, daß unsere Expedition nicht gegen seine Interessen geht. Zwei ans ihre Unabhängigkeit gleich eifersüchtige Nationen müssen alle Schritte vermeiden, welche ibre Würbe und ibre Ehre bloSstellen könnten. Die Thronrede betont ferner die Ruhe im Innern, die Reise nach Algerien, die Mnnizipalwahlcn und das Koalitionsgcsetz. Der Stand der Fi­nanzen erlaubte die Wiederherstellung der Amortisirung. Das Gleichgewicht im Budget ist durch die EinuahmSnberschüsse ge­sickert. Tie Heeresreduktion schwächt die Armee nicht und ver­letzt kein Interesse der Zukunft der Offiziere. Nachdem die Thron­rede noch eine Enquete über die Bedürfnisse des Ackerbaues an­gekündigt, schließt sie mit den Worten: Unter dem Vorwand, den Gang der Regierung zn beschleunigen, suchen unruhige Geister ihn anfznhaltcn, indem sie der Regierung alle Stärke »nd alle liberale Initiative entziehen möchten. Die einzige» Veränderun­gen, welche Dauer versprechen, sind diejenigen, die mit der Zeit und durch Verbesserung der öffentlichen Sitten zn Stande kom­men. Diese Verbesiernng wird ans der Besänftigung der Leiden­schaften, aber nickt ans unzeitgemäßen Aenderunge» der Grund­gesetze hervorgehen. (T. d.Sl.-A.)

L o n don, 16. Jan. Southey, der entsetzliche Mörder, welcher zuerst 3 seiner Kinder tödtete und dann seine von ihm getrennte Frau ans listige Weise zu sich lockte und diese ebenfalls ermordete, ist in Maidstone gehenkt worden.

London. In Hongkong ist ein englisches Regiment, das 11., ganz z» Grunde gegangen, weil es während der Regenzeit an einem ungesunden Ort, »eben einem chinesischen Kirchhof, kampiren mußte. „Times" schreiben dieses Unglück der Nachläs­sigkeit der Behörden zu.

London. Die Berichte über Unfälle zur See häufen sich immer mehr. An der Küste von Cornwall ging der Ostindien- sahrer Royal Albert, von Calcutla am 14. Lept. abgegangen, mit Mann und Maus unter.

Rußland und der heilige Stuhl sieben Allem nach schlechter als je miteinander. Die auch von uns seiner Zeit mit- gelheilte Scene zwischen kllo ncmo und Herrn v. Meyendorsf (der vor einigen Jahren in Stuttgart sich längere Zeit aufhiclt, auch als liebenswürdiger Kavalier und Kunstfreund sehr geschätzt war) ist der Hauptsache nach richtig.j^DaS Auftreten des Herrn