über Hugo, der tiefe Schlamm, der niedrige Wasserstand mußten cS ihm erschweren, sich hervor zn arbeiten. Bon de» Arbei- lern wagte sich Niemand bis zur Mitte, weil sie selbst zn versinken fürchteten.
Armgard ahnte nicht die Gefahr, in -er Hugo schwebte.
Mit Gewalt wollte der Major die Arbeiter anireiben, seinem Neffe» zu Hilfe zu eilen, Berge» dachte schon daran, sich selbst ins Wasser zu stürzen »nd mit Gefahr seines eigenen Lebens ihm heiznspringe», da arbeitete sich Hugo selbst unter dem umgestürzten Kahne hervor.
Als er, gänzlich mit Schlamm überzogen, anftanchte. konnte Armgard sich nicht enthalten, laut aufzulachen, und einmal in ihre Lachstimninng hinein gekommen, steigerte sich dieselbe, je mehr Hugo, der das User zn erreichen suchte, immer von Neuem wieder in dem weichen Grunde versank, bis er ihm zugeworsene Stricke erfassen konnte, an welchen er hcransgezogen wurde.
Der Major athmete frei ans. Er hatte Armgards Lachen gehört, aber in dem bedrängten Augenblick nicht daraus geachtet. Jetzt erschien cs ihm doppelt peinlich.
„Lache nicht, Armgard!" rief er unwillig. „Hugo hatte ums Lebe» kommen können."
„In dem Schlamme gewiß nicht," erwiderte Armgard heiter »nd arglos. „Haha, Hugo, wir haben daS schönste Schlammbad hier — nicht wahr?"
Er antwortete nicht. Gänzlich mit Schlamm bedeckt, eilte er nach einem kleineren nahen Teiche, dessen Wasser noch nicht abgelassen war, stürzte sich hinein, um sich z» reinige», nnd eilte dann so schnell wie möglich in das Haus.
Der Major machte Armgard noch die bittersten Vorwürfe, sie nahm dieselben indeß heiter auf, weil sie sich nickt zu überzeuge» vermochte, daß Hugo wirklich in Lebensgefahr geschwebt habe.
Dieser schien durch ihr Lachen verletzt zn sein, denn er verließ den ganzen Tag sein Zimmer nicht wieder, so dringend ihn der Major auch bat.
Berge» war zartfühlend genug, daß er früh heimkchrte. Er paßte in die Mißstimmung, welche durch den Vorfall hcrvor- gernfen war. nicht hinein nnd mochte sich weder ans Armgards noch des MajorS Seite neigen. Beide hatten Recht und Unrecht zugleich, weil jeder von ihnen die Sacke anders aufgefaßt hatte, als sie wirklich war. Armgard hatte keine Ahnung von der Gefahr gehabt, nnd darin mußte er ihr im Stille» bcipfllch- ten, daß Hugo in seiner Schlammhülle einen äußerst komischen Anblick dargebote» hatte.
Ter Major halte sich auf sei» Zimmer begeben nnd schritt äußerst ansgeregt nnd ärgerlich ans nnd ab. Der Hauptgrund seiner Mißstimmung war, daß er cinsab, Armgard und Hugo würden »immer vereint werden. Seine letzte Hoffnung war geschwunden. Auf Liebe hatte er sich »ic reckt verstanden, aber das stand in seiner Ueberzengnng fest, daß L>ebc ohne eine stille oder offene Schwärmerei unmöglich sei.
Wäre Armgard in dem Augenblicke, wo Hugo mit dein Kahn nmschlug, mit einen! Aufschrei in Ohnmacht gefallen, bann hätte er gewußt, daß Hugo ihr durchaus nickt gleickgiltig war, daß sie für sein Leben bangte, daß sie ib» doch vielleicht im Stillen liebte. Aber gelackt hatte sie — laut gelacht, und Hugo hakte' eS gehört. DaS hätte selbst den zärtlichsten Liebhaber verdrießen — ja empören müssen.
„Zum Kukuk!" rief er laut, obgleich er allein war. „Wenn ich in Lebensgefahr bin, verbitte ick mir jedes Lacken! Ich wäre in Hugos Stelle auch nicht eine Sekunde länger hier geblieben! Sie — das Mädchen trägt die meiste Schuld. » Sie macht eS nicht darnach, daß ein junger Mann sich in sie verlieben kann! Ich thäle es auch nickt — denn — auSlachen habe ich mich noch nie lassen, selbst als ick noch jung war! — N„n die Sacke hat ei» Ende — cS wird nie etwas daraus, das sehe ich ein. Mag Bergen zusehen, wie er mit dem Mädchen fortkommt. Ich werde cS Hugos Vater schreiben — damit Basta!"
Er sezte sich an de» Schreibtisch nnd brachte nach einigem Besinnen folgenden Brief z» Stande:
„Lieber Bruder!
Ich würde Dir »och nichts schreibe», aber ich kann Dir nickt verhehle», daß cs nichts wird. Dein Junge ist nnn seil Woche» hier, er und Armgard find Len ganzen Tag zusammen,
sind sich aber noch nicht näher gekommen wie am ersten Tage. Armgard hat ohne Zweifel einen großen Theil Schuld, und ich bin auch fest überzeugt, sie liebt Hugo nimmermehr, der hat ihr indeß auch nicht im Geringsten den Hof gemacht. Er behandelt sie wie einen Kameraden und Gefährten, mit dem er tolle Ltrciche ausführen kann. Das kann indeß nicht zu Liebe führen, so viel verstehe ich auch davon. Ans unserer Hoffnung wird nichts.
Nun hat ein Nachbar von mir, der Gutsbesitzer von Bergen, bei mir um Armgards Hand angehalte», nnd er ist ein rechtschaffener Mann, von dem ick selbst viel halte. Ich Hube ihm offen mitgetheilt, was wir schon seit Jahren Über unsere Kinder besprochen und was wir wünschen. Ich Hobe ihn, einen Termin gesetzt — habe Hugo sich bis dahin noch nickt erklärt, nun so möge er sein Heil mit Armgard versuchen. Dieser Termin ist nun erschienen und Hugo hat sich nicht gerührt, läßt sich
nickt merken, baß er sich aus dem Mädchen etwas macht, ich
muß nun mein Wort Bergen gegenüber erfüllen. Einige Tage we.de ich ihn „och hinznzieheu suchen. ES wäre mir lieh, wenn Du umgehend hierher kommen könntest, wir wollen dann noch
einmal Alles beralheu nnd unser,, Kindern ans de» Zahn füh
len. Ist es daun nichts, nun dann beißt es sich i» Geduld sü- gen, denn zwingen möchte ick mein Mädchen nickt, eben so wc- ,ug, wie Du dies bei Hugo thun würdest, abgesehen davon, daß ich glaube, sie würden sich auch alle Beide nicht zwingen lassen.
Komme dcßhalb umgebcud, oder schreibe mir zu», wenigsten sofort — bis dahin lasse ich »och Alles „„entschiede».
G,üßc Deine Fra» von mir und laß nicht warten
Deine» Bruder Ulrich von Dornberg."
Allerlei.
— Die Ostseeztg. schreibt: Für die russische Landwirthschafk ist Sonnenblumenöl in de» letzten Jahre» z» rasch steigender Bedeutung gekommen. Die Produktion des letzte» Jahres wird ans mehr als 100.000 E.entner geschätzt, welche eine,, Werth von gegen anderthalb Millionen R. rcpräsentireu. Von diesem Quantum wurde der dritte Theil über St. Petersburg nach Stettin exporiirt und ging be, der schleckte» Rübsenernte hier zu steigenden Preise» rasch in de» Konsum. Der Anbau der Sonnenblumen, welche früher von den Bauern nur an be» Grabenrändern angcpstanzl wurde», gewinnt immer größere Ausdehnung. Die Stängel werden dort zu Pottasche vc,bräunt »nd der Export dieses Artikels bat infolge davon ebenfalls zugenomme». Auch bei uns würde, bei dem sehr riskanten Ertrage der hier gebauten Oel- frückte, der Anbau der Soiinenblumen wohl die Beachtung der Landwirkhe verdienen. Die Pflanze wächst hier wild und also wird gewiß daS Klima ihren, Gedeihen als Kulturpflanze kein Hinderuiß bereite». Das Oel ist als Speiseöl zn verwerthen und wird höher als Rüböl bezaolt. Z» einem Verinchsanbau ist jedoch der Bezug von Samen au- Rußland zu empfehle», wo durch die langjährige Kultur die Pflanze zu einer größere» Entwickelung gelangt ist, als die bei uns wildwachsende. Bon einer Verwendung der Stengel zn Pottasche würden unsere Lanbwirthe aber wohl absehen. um dem Boden nickt die Düugstoffe zu entziehe», welche ihm durch de» Anbau der Pflanze genommen werden.
— In einem Dorfe Griechenlands hatte sich unter de» Bauern ein heftiger Streit entlpounen, der in Tbätlickkeiten ausartete, und durch kein Zureden, selbst nicht durch daS Einschreiten der bewaffnete» Macht, geschlichtet werde» konnte. Ein Bauer kam ans einen originelle» Etnfall, dem Streite ei» Ende z» machen. Ec nah», einen Bienenkorb und schlenkerte ihn unter die Streikenden-, die Bienen versahen de» Dienst der Polizei und ihre Sticke verhüteten bedenkliche Verwundungen.
— Ein Geck trat auf einem Dalle während des Tanzes einer Dame auf den Fuß. Di.scn Fehltritt zu beschönigen, sagte er: „Sie haben aber auch ein so kleines Rehfiißchcn, daß man cs gar nicht sehen kann!" — „Lat gar nichts zu sagen," erwiderte die junge geistreiche Dame, „der Tritt eines Hasenfußes schmerzt nicht sehr!"
nteraltion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen »uchoanorung.