Gründe: trotzdem glaubte er fest daran, etwaige Jrrthnmer »a. türlick abgerechnet.
In seinem Taufscheine stand, daß er 1796 geboren war, und man schrieb 1856. Das machte genau sechzig Jahre. Ohne allzngroßc Mühe hatte er dies ausgerechnet, kenn aus sei» Re« chenialent bildete er sich etwas ei», nur durfte eS nicht in die „verdammten Bruche" gehen, wie er sie nannte.
Er war Major, hatte indes; schon vor Jahren den Dienst qnittirt und sein väterliches Gut übernommen, wo er sich vergebens bemühte, den Bauern und seinen Arbeitern soldatische Ordnung und militärische» Geist einzupredigen.
Ungeduldig schritt er durch seinen parkartig angelegten Garten. Er schien Jemand zu suchen, denn sein Blick fuhr unruhig umher.
„Winkclmann!" rief er einem in der Nähe a>beite»dcn Gärtner zu.
Der Alle richtete sich empor und schritt gerade heran. Bor langen Jahre» war er einmal Tambour gewesen. Da steckte noch ein wenig militärisches Blut in ihm. Deßbalb hatte ihn a»ch der Major am liebsten unter all seinen Untergebenen.
„Winkelmann, habt Ihr meinen Neffen gesehen?"
„Ja, Herr Major."
„Wo?"
„Er ist auf die Jagd geritten."
„Allein?"
„Das Fräulein hat ihn begleitet."
„Was — was? Meine Tochter?" rief der Major, mit der Rechten den Schnurrbart streichend.
„Ja, gnädiger Herr."
„Nein. Ter junge Herr hat noch die beiden Hunde mitgenommen."
„Weßhalb habt Ihr mir das nickt sogleich gemeldet?"
„Der Herr Major haben besohlen, daß ich nur sprechen soll, wenn ich gefragt werde."
„Ganz recht — ganz recht! — Aber Winkelmann — Er bleibt ewig ein Einfaltspinsel! — Er hat auch zu schweigen — aber — gewisse Dinge hat er mir sofort zu berichten! Verstanden?"
„Welche Tinge, Herr Major?"
„Welche — welche! Znm Kukuk! Kann ich das vorherbestimmen? Ick sage ja gewisse Tinge — ist das nicht genug! Merkt Euch das, Winkelmann! Verstanden!"
Er verlieb, ohne eine Antwort abzuwarten, de» Garten.
„Der Blitzjunge!" sprach er vor sich hin. „Er soll das Mädchen heiraihc», und macht nichts wie Tollheiten damit, als wen» eS sein Kamerad wäre. Und Vas Mädchen hat mehr als zuviel Lust dazu. Ick bin auch jung gewesen und weiß, wie es mir nmS Herz war, wenn ich ein Mädchen lieb hatte. Ich dachte nicht daran, solche rollen Streiche damit zu machen. Am lieb- sten hätte ich ihm den halben Tag gegenüber gesessen und still in die Auge» geschaut. Bier Jahre lang ist das Mädchen in dem besten Institute gewesen, ich dachte, sein wildes Blut solle etwa« abgekühlt werde» und es weibliche Ordre lernen! Nichts da! Kaum kommt Jemand, der Lust hat zum Reite», Schießen und allen möglichen Tollheiten — und hui! Das Mädchen ist ganz die Alle wieder. ES wird nichts mit dem Jungen und dem Mädchen."
Er trat auf den Hof, ließ ein Pferd satteln und ritt auf das Feld, um den Neffe» und seine Tochter zu suchen. Nirgends erblickte er sie. Bor dem Walde sah er endlich zwei Pferde aus seinem Klccfelde weiden. Seine Brauen zogen sich zusammen, seine Wangen färbten sich. Das sah Beiden ähnlich. Beide Thiere laufen lassen, wohin sie wollen und wenn sic seinen ganzen Klee rninirten!
Schnell setzte er sein Pferd quer über das Stoppelfeld dem Walde zu in Galopp. Immer sah er nur die beiden Pferde, nicht seinen Neffen und seine Tochter. Ein Gedanke tauchte in ihm aus, der seine Stirne wieder glättete und dem ganzen Gesichte einen freudigen Ausdruck gab. Wen» die Beiden dort, dort im Walde die Liebenden gegen einander spielten, wen» in ihren Herze» vielleicht längst schon vorbereitet war, was er wünschte, und nun im Walde zum Ausbruche, zur gegenseitigen Erklärung kam.
„Haha!" lachte er laut vor sich hin. „Unter den schattigen Bänmen ist schon manche Liebe gestanden, und weiß der
Kukuk, im Walde wird eS Einem stets ganz anders umS Herz haba! Sic sitzen jetzt vielleicht Beide aus weichem Moose — Hand in Hand! haba! Es ist noch junges Blut — das schämt sich, wenn in seinem Herzen die Liebe eulsteht! Ueberraschen will ich sic — gestehen sollen sie mir Alles und dann .... mag cs ihnen ruhig hingehe», daß sie die Pferde auf meinem Klee weiden lassen," sügle er in Gedanken hinzu. (Forts, f.)
Allerlei.
Ein neuer Stoff, der die Mitte hält zwischen Leinwand und Baumwolle, wird seit einiger Zeit auS China eiugeführt. Derselbe hak eine» größeren Glanz als Leinwand und nähert sich in dieser Hinsicht der Seide, während er im Preise der Baumwolle näher steht. Im Handel soll dieses Zeug bereits beliebt sein.
— Die dummen Kühe werden das Nicotin oder Tabaksgift niemals vertrage» lernen. In einem Torfe bei Leipzig wurde em ganzer Stall Kühe mit Tabalöbeize abgewasche», um das Ungeziefer zu vertilge»; waS ihalen die Kühe? Sie wurden alle krank und drei verendeten. Sie sind an Nicotin-Bergiftung gefalle», erklärte der Thierarzt, der sie seczirt hakte.
— (Ein Mensch ka n n viel ansbalt e n!) Ein Journal von HarriSbnrg erzählt vo» einem Manne, der viermal Bankerott machte, aus einer Diligence in einen sechzig Fuß tiefen Grade» geschlendert wurde, aus einem Fenster im ersten Stock auf die Straße herabstürzte, dreimal verheirathet war und Vater von 21 lebendigen Kindern ist. Trotzdem und alledem — fügt jene Zeitung hinzu — existirl er noch und hat ein Colonial- waaren-Gcschäft in HarriSbnrg.
— I» Amerika sind anch die Hochzeitsreise» originell. Ein junges reiches Brautpaar reiste in die — Wolken. Zur Luftfadrt in einen großen Ballon nahm eS den Geistlichen und drei Zeugen mit und einige tausend Fuß über der Erde erklärten sie vor den Zeugen, sie wollten Mann und Frau werden, der Geistliche legte ihre Hände in einander und alle unterschrieben den Ehekontrakt. So werben drüben die Ehen im Himmel geschlossen.
— Am Schlüsse einer Gerichtssitzung. Präsident: „Angeklagter, habt Ihr noch Etwas zu Eurer Bcrtheidigung vorzubringen?" — Angeklagter: „Ich bitte die Herren Geschworenen uni eine milde Bcurthcilung meines Herrn Vcrtheidigers."
Das neue Jahr
begrüßt auch der Leidende mit neuen Hoffnungen für seine Genesung. Wie oft trügen aber diese Hoffnungen, zumal wenn der Kranke »ach sogenannten Universal-Heilmikteln greift. Wir können daher nicht dringend genug die Mahnung an's Herz lege», sich vor Cbarlatanerien zu hüten und marktschreierischen Anpreisungen ohne thatsächlichen Beweisen keinen Glauben zu schenken. Anderes ist cs aber, wenn die Stimme des Volkes — und sie ist Gottes Stimme — ihr Urtheil spiicht und sowohl mündliches als schriftliches Zcugniß genesener Leidender verkündet: „Der W. EgerS'schc Extraet ist kein Schwindel!" Seit Jahren lesen wir immer neue glaubwürdige Zeugnisse von Personen alle Stände über die heilsamen Wirkungen des L. W. Eger'schcn Extracts. Zahllose Nachahmer scheuen kein Mittel, um ähnliche Fabrikate an den Mann zu bringen. Aber den Nachahmungen fehlen eben jene heilsamen Bestandkheile und die praktische Composttion, welche da» Fabrikations-Geheimniß von von L» W. Egers i» Breslau sind und bleiben. Kein Wunder daher, baß je mehr die Nachäffungen sich häufen, desto größer und anerkannter der Werth der echten Erfindung werden muß. In jedem, selbst dem kleinsten Orte Deutschlands und über dessen Grenzen hinaus kennt man den L. W. Egers'- Extraet als nuentbehrliches Hausmittel bei Hals- und Brust- lctdeu, Katarrhen, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Krampf- und Keuchhusten, Grippe, Kinderkrankheiten rc. Auch bei Verstopfung und Hämorrhoiden leistet er, i» größeren Gaben genommen, ganz ausgezeichnete Dienste. Man achte vor Allem auf die alleinige Niederlage bei Gottlob Knödel i» Nagold
Aedattion, Druck und Vertag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.