im Concordate, welches cr sogar einen Krebsschaden nannte. Darüber war Bischof Amberg sebr entrüstet, protestirte und forderte alle guten Katholiken auf, stch seinem Proteste anznschließen. Es rübrke sich aber niemand nnd er setzte sich mit den Worten: „Da hat man'S!"
Nürnberg, 28. Dez. Der Ausschuß der deutschen Turn, vereine bat beschlossen, das nächste Turnfest am 22. 23. nnd 24. Juli 1866 in Nürnberg ans einfache nnd würdige Weife zu feiern.
Bei Winzer tnnweit Deggendorf wurde dieser Tage von de» Fischermeistern NöSl nnd Ratzinger in der Donau ein seltener, sehr reichlicher Fischfang gemacht; auf zwei Züge wurden im Netz 20 Clr., in Anzahl 103 Stück der schönsten Waller von 10, 40 bis 80 Pfund gefangen.
Ans Ober Hesse ». Die folgende merkwürdige Thalsache ans dem Lbierleben hat sich vor wenigen Tagen in Wingershausen bei Schotten zngetragen. Die Katze des dortigen Bürgermeisters Becker fing im Felde ein lebendiges Rothkehlchen, brachte dasselbe unbeschädigt nach Hanse nnd ließ eS in der Srnbe wieder frei, worin cs Jedermann gesund nnd munter hernmfliegen nnd lausen sehen kann. Die Sache selbst ist vollständig verbürgt. Zur Erklärung der vorstehend erwähnte» Thatsache möchte der Umstand dienen, daß Bürgermeister Becker im vorigen Winter ein Rothkehlchen in der Stube hielt, an welches die Katze vollständig gewöhnt war. Tis Katze mag ans diesem Grund das Vögelchen geschont habe». Möglich daß die Katze auch das gefangene Vögelchen für daS entflohene hielt, oder daß es dasselbe Rothkehlchen war, das die Katze wieder erkannte.
Dresden, 29. Dez. Der sächsische Gesandte in Paris, wirkt. Geheimrath v. Seeba ck, ist in den Grasenstand erhoben worden.
Der Herr Finanzminister in Oestreich graknlirt mit einem Defizit z»m neuen Jahr. Tie StaaksanSgaben für 1866 schlägt er zn 531 Millionen, die Einnahmen zu 491 Mill. an. Das Defizit von 40 Millionen soll durch ein Anlehen gedeckt werden.
Wien, 31. Tezbr. Es hat in den deutschen Kreisen in Wien unangenehm berührt, daß Kaiser Franz Joses eine Krönung in Prag zngesagt hat. Es liege darin ein Zngeständniß an die exaltirte tschechische Föderalistenvartei, welche eine noch stäikere Schwächung der Stellung der Deutschen in Böhmen mit Gewißheit zur Folge haben wird. — Sämmtliche» Jonrnaldrncke- reien ist durch die Polizei der Druck an Feiertagen verboten. Das schon angeknndigte heutige Erscheine» mehrerer Blätter ist unterblieben.
Das kostbarste Christbänmchen i» Wien beschwerte ein bekannter Lebemann seiner Frau, einer berühmte» Schönheit. Das Bäumchen trug zahlreiche lange Streifen Papier, jedes Papier ein Wechsel, den die thenre Frau (für Pntzschnlden) ansgestellt hatte und alle am 23. Dez. fällig. Der gute Mann hatte die Wahl, entweder die Frau in den Schuldthnrm spazieren zu lassen oder die Wechsel zu bezahlen. Er bezahlte 25.000 Gulden.
Im Gefängniß in Pesth ist ein Man» eingebracht worden, der in Waizen und Pesth in mehreren Häusern jahrelang als Küchenmagd biente nnd alle weiblichen Arbeiten, wie Waschen, Plätten, Scheuern, Kochen, Nähen verrichtete. Er gibt an, daß cr von Kindheit an als Mädchen erzogen wurde, und bittet, mau möge ihm die Fraucnklejdcr lassen, er könne und wolle kein Mann sein.
Auch in Kopenhagen sind Trichinen »nd zwar in Schinken entdeckt worden; ob's Eingeborne oder Eingewandcrte sind, kann man nicht erkennen, man hält sie aber für „schweinedeutsch."
Rom, 2. Jan. Bei der Graknlalionsaudienz der durch den Grafen v. Montebello vorgestelllen französischen Offiziere sprach der Papst der französischen Armee in Rom unter Versicherung seines väterlichen Wohlwollens seinen Dank ans, den er dieses Jahr um so spezieller betonen müsse, als es vielleicht das letzte Jahr sei, in dem er sie in dieser Weise segnen könne. „Nach Ihrer Abreise," fuhr cr fort, „kommen vielleicht die Feinde der Kirche und des heiligen Stuhles nach Rom; ich werde, nach dem Beispiele Christi im Oclgartcn, für die französische Armee, für die kaiserliche Familie, für ganz Frankreich und selbst für das arme, von so vielen Uebeln niedergedrückte Italien beten."
Paris, 1. Jan. Der Moniteur berichtet über die Audienz, in welcher der östreichische Botschafter, Fürst Metternich, dem Kaiser de» StephanSorden für den kaiserlichen Prinzen über
reichte. Fürst Metternich äußerte, der Kaiser von Oestreich lege Gewicht darauf, daß der französische Thronerbe recht früh schon das aufrichtige Interesse wahrnehme, das Se. Apostolische Majestät demselben widme und daS ihm niemals fehlen werde. Der Kaiser Napoleon dankte für den Schritt, der ihn tief gerührt habe, und fügte hinzu, der kaiserliche Prinz werde dieses hohen Beweises von Theilnahme von Seiten eines Souveräns, dem sein Vater aufrichtige Freundschaft gewidmet habe, stets eingedenk bleiben.
Paris, 2. Jan. Nach dem heutigen Abendmonitenr lautete die Ansprache des Kaisers an daS diplomatische Korps bei dem gestrigen Empfange, wie folgt: Alljährlich sck'ancn wir bei demselben Zeitabschnitt zurück ans die Vergangenheit und werfen einen Blick auf die Zukunft. Glücklich sind wir, wenn wir, wie henke, uns mit einander Glück wünschen können, daß wir Gefahre» vermieden haben, daß Besorgnisse verschwunden sind, daß wir die Bande, welche Völker »nd Fürsten vereinigen, befestigt haben. Glücklich zumal sind wir, wenn die Erfahrung der vollendeten Ereignisse es uns gestattet, für die Welt lange Tage des Friedens nnd des Wohlergehens zn inangnriren. Ich danke dem diplomatischen Korps für seine Glückwünsche. (T.d. St.-A.)
Am 20. Dez. wurde in Paris die Geflügel- nnd Käse-Ans- stellnng eröffnet. Besonders anziehend für das Publikum war trotz des Gestankes die Käse-AnSstellnng. Man konnte kaum dnrchkommen. Ans allen Wcltgegende», selbst ans der Moldau nnd Walachei, war gemästetetes Geflügel gesandt worden. Auch das Gänsegeschlecht ist stark vertreten. Gänscleber-Pastetcn sind ebenfalls ausgestellt.
London, 24. Dez. In der Times wird das vom Könige Leopold hinterlassene Vermögen ans 3,200,000 Pf. Sterl. geschätzt, — also auf 37—38 Mill. Gulden.
London, 30. Dez. Lord Palmerston's Testament ist von dem Erbschaftsgcrichtc legalisirt worden; es ist vom 22. Novem- 'ber 1864 datirt nnd umfaßt nur vier kurze Bogen. Das persönliche Eigenthnm des Verstorbenen wurde auf eine Summe unter 120,000 Pfd. St. angegeben. (St.-A.)
L o n Von, 30. Dez. Die Rinderpest wächst mehr und mehr um 1000 Haupt gefallenen Viehs. In der ersten Woche des Dezembers fielen 4000 Erkrankungen vor, dann 5000, dann 6000 — wir schließen wahrscheinlich diese Woche mit 8000 ab. Ter berühmte Naturforscher Murchison erklärt die Pest für eine Abart der Pocken und empfiehlt Impfung des Viehs als letzten Versuch.
St. Petersburg, 1. Januar. Für die neun westlichen Gouvernements wurde Folgendes beschlossen; Jedem Individuum polnischer Abkunft ist es verboten, künftighin Grundbesitz anders, als durch gesetzliche Erbschaft zn erwerben. Die der Tveilnahme an dem polnischen Aufstand nicht übersührtcn Gutsbesitzer sind nicht verpflichtet, ihren Grundbesitz zu verkaufen. Diese Maßregel erstreckt sich nicht auf das Königreich Polen. (T.d. St.-A.)
Die Amerikaner treiben alles im Großen. Längs der Mobile-Ohio-Eisenbahn wurden an einem Tage 10,000 Ballen Baumwolle — gestohlen.
Inng Blut.
Erzählung von Fr. Friedrich.
Seine sechzig Jahre mochte er alt sein. Wenn er auch noch steif und gerade ging wie ein Unteroffizier auf der Parade, so waren doch sein Scbnanzbart und seine buschigen Augenbraunen völlig weiß, und solche Fallen, wie stch auf seiner Stirne eingefunden habe», sind auch nicht ein Zeichen von der ersten Jugend.
Er selbst rückte über sein Alter nie mit der Wahrheit heraus. Nicht aus Eitelkeit verheimlichte ec dasselbe, denn eitel war er nie gewesen; er hatte seine triftige Gründe dafür, die er gegen Niemand verhehlte. Erstens ging sein Alter Niemand etwas an, und zweitens hatte sich kein Mensch darum zu kümmern. Er selbst wußte sein Alter recht gut, den» zufällig hatte er einen alten Taufschein, und die Regimentslisten und Kirchenbücher waren, einige Jrrthümer abgerechnet, nach seiner Ansicht das Zuverlässigste, was es ans dem ganzen Erdboden gab. Tie Regimenkslisten mußten die Sergeanten nnd Wachtmeister führen, und der Kukuk wäre ihnen in den Nacken gefahren, wenn sie eine Nachlässigkeit sich hätten zu Schulden kommen lassen. Für ! die Zuverlässigkeit der Kirchenbücher hatte er keine bestimmten