herbstliche» Laubschatlirnngen. Es war eine feierliche Sonntags- ! stille über d»s Ganze ansgegoffe». s
Wir stiegen den Pfad in'S Thal hinab und traten in die ! Kirche. Es war spät geworden nnd der Gottesdienst schon an- : gegangen, während wir nns bei der schönen Landschaft anfge- > halten hatten. Bald nach unserem Eintritte bestieg der Geistliche ! die Kanzel und begann seine Predigt. Er war ein schöner, hoch- ! gewachsener alter Mann. Sein Haar war gra». aber er war i nicht kahl. Seine Züge waren wohlwollend und rubig, obschon sie einen etwas kummervollen Ansdruck halten, nnd seine Stirne ! mit tiefen Fallen und Runzeln durchfurcht war. !
Wir warteten auf ihn auf dem Friedhose, nnd als die ganze ^ Gemeinde das GolteSbans verlassen hatte, und die verschiedenen ! Fugpfade durch die Wiesen mit ihnen in ihrem schmucken Anzüge bedeckt waren, trat auch der Pfarrer aus der Tbnre, und der l Küster schloß die Pforte 'hinter ihm nnd befestigte die großen Ersenbolzen nnd Riegel.
Aimoe lies auf den Geistlichen zu, und er küßte sie auf die Stirn. Dann aber sagte er mit einer Wendung nach mir:
„So hast Du also einen neuen Freund gefunden, mein Kind?"
„Nein, Herr Pfarrer," erwiderte ich, indem ich meinen Hut mit einem Gefühle der Ehrfurcht abnahm, „sagen Sie vielmehr, daß ich einen neuen Freund gefunden habe; denn ihr danke ich mein Leben und meine Seelenruhe, und bis jetzt habe ich noch nicht Gelegenheit gefunden, ihr es zu vergelten."
Sie sah verwirrt aus; aber der Pfarrer streichelte ihr den Kops »nd bat mich, mit ihm zu gehen nnd ihm zu erzählen, wie sich das verhielte. Er ging zwischen »ns in seinem schwarzscidc- nen, mit einem Gürtel um den Leib zusammengebundencn Gewände nnd mit unbedecktem Kopfe, während ich ihm meine ganze Geschichte erzählte. Sie ließ den Kopf hängen, aber der alte Mann richtete ihn ihr in die Höhe. Dann bat er nuS, mit ihm i in sein Haus zu kommen und bei ihm zu speisen, und er that dies so dringend, daß wir znsagten.
Wir unterhielten uns den ganzen Nachmittag mit einander, aber Ainive saß schweigend dabei nnd lauschte unseren Worten. Die Aeußcrnngen des alten Mannes waren voll tiefer praktischer Philosophie. Es war die Sprache eines Mannes, welcher es müde geworden, in der ewigen Ebbe und Flnth der Geschichte den Zweck des Lebens zu suchen, und ans die Gegenwart und ein gutes und heiliges Leben zurückgekommen war, welches bas einzige Gewisse und Feste ist, woran der Mensch sich halten kann.
Am Abend begleitete er nns bis an die Kirche zurück, wo wir ihn verließen und den Heimweg antraten. Von der Spitze des Hügels blickten wir wieder ins Thal zurück und sahen, wie die Sonne eben hinterm Walde versinken wollte und ein breiter ? Lichtstrahl über die gvldrothe See von Wipfeln und Blättern schoß. ^ Es war Nacht, als wir unser Haus erreichten. Wenige Tage i daraus empfing Aimve einen Brief von dem greisen Pfarrer, wie ^ er ihr denn zu gewissen Zeiten zu schreiben pflegte. Er sprach ! unter Anderem günstig von dem Eindrücke, den ich ans ihn ge- ! macht habe, gab ihr indeß den Rath, vorsichtig zu sein, und ! nicht bloß das Löse selbst, sondern auch den Schein des Bösen i zu vermeiden, damit sie dem Aergerniß der Welt ans dem Auge !
Die Kirche war zu weit entlegen für sie, um sie oft besuchen zu können. Aber wenn sie zur Messe gewesen war, gingen ! wir alle Sonntage zusammen spaziere», entweder nach St. Cloud ^ oder nach Asnav'res oder irgend einem beliebigen anderen Dorfe ! ln der Umgebung von Paris.
Das schöne Welker erhielt sich lange. Die Bäume unter unseren Fenstern waren ziemlich ganz entlaubt, »nd die Weinre- ! den am Hause waren umgelegt und mit Stroh bedeckt worden; aber die Bäume draußen auf dem Lande waren noch immer voll Blätter; denn cs war dort weniger Wind gewesen. Die Morgen wurden nebliger, aber gegen Mittag schien die Sonne hell und warm. Es schien, als ob der Winter gar nicht kommen wollte, solch eine milde klare Ruhe hatte sich auf die Erde her- abgesenkt, — da blickte ich eines Morgens, während wir eben noch von Ansflicgeu auf's Land sprachen, aus dem Fenster und sah, wie lustige Schneeflocken auf die Dächer hcrabwirbclkcn.
Dann kamen die Winterabende, und wie sollten wir die ver
bringen? Wir konnten jetzt nicht mehr unseren Kaffee ans den Boulevards schlürfen, indem wir an dem grünen Tischchen unter den Bäumen saßen. Manchmal spielten wir ein Stündchen Schach, welches ich sie gelehrt hatte, und zwei oder drei Mal gingen wir zusammen ins Theater.
Aber das reichte nicht ans für die viele» langen Abende. Ich schlug ihr deßhalb eines TageS vor, ob sie nicht gern Englisch von mir lernen wollte, und sic antwortete bejahend nnd versprach, sich Mühe zu geben. So ging ich und kaufte eine kleine Grammatik nnd begann mein Lehreramt. Der Pfarrer hatte ihr die Grnndlehren der Grammatik ihrer Muttersprache gelehrt, und so begriff sie die Regeln sehr schnell. Sie lernte mit unermüdlichem Flciße, — selbst wenn sie arbeitete, halte sie die Grammatik vor sich ansgeschlagcn, studirte die Regeln nnd Ausnahmen nnd lernte Wörter und Sätze auswendig. Des Abends, wenn ich ans dem Geschäfte kam, las ich dann mit ihr nnd setzte ihr die Bedcntnngcn nnd die Eigcnthnmlichkeiten von Dem nnd Jenem auseinander. Nach Verflnß von etlichen Monaten konnte sie ziemlich gut lesen und fing sogar mit dem Versuche zu sprechen an. Es lag etwas so wunderlich Kindliches in ihrem fremdartigen Accente und in ihrer wörtliche» und buchstäblichen Ueber- tragiing der Denkweise ihrer eigenen Sprache, daß ich mich oftmals des Lachens nicht enthalten konnte. Aber sie ließ sich dadurch nicht cnlmnkhigen, sondern lachte selbst und bat mich dann, ihr zu sagen, worin sie gefehlt habe, und versprach, es bald besser zu machen. Und in der That hatte ich in 'kurzer Zeit keine Ursache mehr, zu lachen, und sie sprach fast so gut wie eine geborene Engländerin. (Schluß folgt.)
Allerlei.
— Der Münchener Punsch enthält Folgendes: „Ans dem preußischen Strascodcx. Wenn man einen Menschen mordet, wie Gras Enleiibnrg, bekommt man 5 Tage Stubenarrest. Wenn man eine majcstätbeleidigende Rede hält, wie Jakobp, bekommt man 0 Monate Festungshaft. Wenn man aber gar nichts lhnt, wie Dr. May, erhält man Kerkerstrafe ans »»bestimmte Zeit!"
— Gleichmnth eines Gelehrten. Der französiiche Gelehrte Bnd6 (gewöhnlich BndänS genannt), der im Jahre 1467 zu Paris geboren war, wandte sich, nachdem er bis zum 25. Jahre ein sehr wildes nnd ansgelassenes Leben geführt hatte, mit unerhörtem Eifer dem Stndüim des AlterthnmS »nd namentlich der Erforschung der griechischen Sprache zu, die vorzugsweise durch seine Bemühung in Frankreich allgemeiner bekannt ward. Mit den Jahren nahm dieser nnstillbare Wissensdurst und Trieb zur wissenschaftlichen Arbeit eher zu, als ab, so daß ihm schließlich alles andere gleichgültig ward und er ein strenges Gebot au seine Hausgenossen erließ, ihn niemals in seinem Arbeitszimmer zu stören. Eines Tages aber entstand Feuer in seinem Hanse, »nd da dasselbe schnell zunahm, stürzte der Diener in des Gelehrten Zimmer nnd schrie ihm zu, es brenne. Aegerlich wandte Bude den Kopf und erwiderte: „Sag' Er das meiner Frau; ich Hab' Ihm ja schon oft gesagt, daß ich mich um Wirthschasts- angelegenheiten nicht kümmere."
— Ein junger Mann in Wien hatte eine unerwartete reiche Erbschaft gemacht; er lud seine Freunde zur Feier ein nnd cs ging hoch und lustig her. „Ein Glas dem todlen Onkel!" rief ein Gast. Da klopfte es an die Thür — einmal — zweimal, dreimal, Herein! Herein tritt eine hohe weiße Gestalt und schreitet im Geisterschritl das Gesicht und die eine Hand gegen de» Gastgeber erhoben dicht an den Tisch heran. Mein Onkel! ruft der junge Mann todtenbleich nnd sinkt ohnmächtig nieder. Seit Wochen liegt er am Nervenfieber und Niemand konnte ihm bis jetzt sagen, daß der Onkel von einem Freunde, einem Schauspieler gespielt worden war, der sich »ach einem Bilde des Alten maSkirl batte.
— Die Krebse tiefer» den augenscheinlichsten Beweis, daß sich selbst die Rückschrittspartei manchmal nicht vor dem Roihwcrken schützen kann, besonders, wenn sic in Feuer gcräth und sich erst einmal das Maul verbrannt hat.
— Jeder Mensch muß das ibi» zucrtheilte Loos in Geduld tragen, alle können wir nun mal das große nicht verlangen.
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Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.