erklären: 1) baß diejenigen Consnmvereine, welche ihren Mitgliedern Veranlassung zur Kapitalbilbung geben, die beste Grnnd- lnqe für die Weiterentwicklung des Genossenschaftswesens und zur Anbahnung der crstreblen sociale» Reformen bilden; 2) daß es Aufgabe der Consumvercine sei, durch statutarische Bestimmungen dafür Sorge zn kragen, daß das gesparte Kapital, loweft als lhnnlich, wieder zn genossenschaftlichen Zwecke» verwendet werde. Nachdem German» a»S Leipzig und Tr. Pieisser von hier, der eine Association der Consnmvereine für böckll ersprießlich hält, über diese Frage gesprochen hatten, wird der Antrag des Berichterstatters einstimmig angenommen, womit die heutige nahezu siebcnstündige Beratbnng schließt. — In der 2. Sitzung am Montag begannen die Verhandlungen mit einem Bericht über den Stand der Kasse, worin sich zur Zeit nock 693 fl. befinden. Dr. L a n g e ans Duisburg berichtet über die Wohnungsfrage und deren Losung durch die Arbeitervereine. Es solle dahin gewirkt werde», daß das Bauhandwcrk sreigegeben, die Freizügigkeit in ganz Deutschland eingesührk, jede Erschwerung des Baues kleiner Häuser ans den Bauordnungen entfernt und die Hänser- baii'Genossenschastcn allseitig unterstützt werden. Auch solle der Bereinstag die Erklärung abgeben, daß es wünscheuSwcrih wäre, daß die Volksbanken den Baugenossenschaften Credit ertheilen. Nach einigen Abänderungen der Statute» berichtet Dr. Pfeiffer über die Prvdnctiv-Asseciakioncii; dessen Anträge: 1) eine gesetzliche Regelung der privatrcchtlichen Stellung der Arbeiter-Associationen ist dringendes Bedürfniß; eine entsprechende Ergänznng des deutschen Handelsgesetzbuchs zur Regelung dieser Formen von Handelsgesellschaften ist anziistreben; 2> an Orlen, wo eine Geschäftsverbindung der Genossenschaften mit den bestehenden Credil- vereinen nicht möglich erscheint, ist cs Aufgabe der Arbeitervereine, solche Creditinstitnte selbst ins Leben zu rufen; 3) die Arbeiter- bildnngsvcreine sind der feste Boden für das Emporblnhen der Prodiiciiv-Affociakionen, es ist daher Pflicht der Arbeitervereine, durch Sorge für den geeigneten Unterricht sowohl, als auch durch Gründung von Sparvereinen, Krankenkassen, Consnmvercinen rc. ihre Mitglieder zu Prodnkiiv-Associationen vorzubereiten und heran- > zubilden, wurde» mit einem Zusatz von Dr. German» angenommen. Sodann berichtet A. Bebel aus Leipzig über Speisegenossenschaften. Sein mit großer Mehrheit angenommener Antrag lauiet: der Bereinstag erklärt, daß die Gründung von Speisegenossenschaften für jüngere Arbeiter dringend zu empfehle», jedoch die innere Einrichtung den lokalen Verhältnissen anmpaffen sei.
Stuttgart, 5. Scpt. Nachdem vor einigen Tagen der unvermutbete Todessatt eines l3jährigen»Knaben, welcher Tags zuvor noch ganz gesund, morgens rodl im Bette gesunden wurde, einigen Verdacht erweckt hatte, schienen Gründe genug vorzulie- ge», um auf ein bier stattgebabtes Verbrechen zu schließen, da fick Spuren am Hals versanden, welche eine Erdroßlung anneh- inen ließen. Aus Grund dieses Verdachtes, der zu einer Obduktion des Leichnams führte, welche die Spure» von roher Gewalt gegen den Unterleib und Gift im Magen vorfand, wurde die Mutter des Knaben, deren Mann, Namens Stierten, vor °4 Jahren gestorben und früher eine Mühle in Schnaitheim besessen batte, sowie die Dienstmagd verhaftet und in daS Kriminalge- richl abgelieferk. Als weiter des Verbrechens verdächtig wurde dann in Ulm ein Bauführer durch die Polizei festgenommen und geschlossen hieher gebracht. Das Motiv zn der That soll die öftere und feste Einsprache des Knaben gegen das unerlaubte Verhältniß seiner Mutter mit dem gedachten Bauführer gewesen sein. Ferner soll der Bruder des verstorbenen MüllerS Stierten darauf hin, daß in dem Magen des Knaben Spuren von Gift vorgcsunden wurden, den Verdacht geschöpft haben, daß auch sein Bruder von dessen Ehefrau dürste vergiftet worden sein und soll derselbe auf die Ausgrabung seines Bruders den Antrag gestellt haben. Die Vermögcnsverhältniffe der Angeschiildigten wer- den als sehr glänzend bezeichnet und man spricht von 89,000 fl. Außer dem Knaben sind noch zwei Geschwister vorhanden, darunter ein älteres Mädchen von 18 Jahre». — Bauführer Her- terich, der in die Untersuchung gegen die Wittwe Stierten wegen des an ihrem 13jährigen Knaben begangenen Mords verwickelt ist, scheint geisteskrank. In verflossener Nacht hatte er Anfälle von Tobsucht. Ob aber dieser Seclenzustand nicht simu- lirt ist, bleibt dahin gestellt.
In Freuden stadt wurde am 28. August das Gauturn
fest für den Schwarzwald abgchalten, verbunden mit der Einweihung der neuen Turnhalle.
Ans der Pfalz, 1. Scpt. Die diesjährige Tabakserute, mit der man gegenwärtig bei uns beschäftigt ist, fällt in einer so befriedigenden Weise ans, wie dies seit einer Reihe von Jahren nicht der Fall war. Ter durchschnittliche Ertrag per Morgen wird aus 10—20 Zentner getrocknetem Tabaks geschätzt, was bei Abnahme eines geringen Durchschnittspreises von 10 fl. per Ztr. einen Werth von 160—200 fl. für den Ertrag eines Morgens ergibt.
Frankfurt, 6- Sept. Der König von Preußen wird heute Nachmittag um 5fs Uhr per Extrazug hier einlrcffen und im „Hotel Westendballe" ein Tiner ciunehmen, woselbst 16 Couverts bestellt sind. Im Gefolge des Königs befindet sich das ganze Ministerium. Der König wird per Extrazug wieder abreisen.
München, 4. Sept. Unmittelbar nach der diesen Abend erfolgten Ankunft des Frhru. v. Brust hat dem Nürnberger K. zufolge zwischen demselben und Frhrn. v. d. Pfordtcn, sowie dem sächsischen BniidestagSgesandten, Hrn. v. Bose, eine längere Unterredung stattgesnnben. Frhr. v. Benst wird übrigens auch morgen noch hier verweilen.
Der Sechsunddreißiger Ausschuß, dermalen zn Leipzig versammelt, hat den Beschluß gefaßt, den Abgcordnetentag auf den 1. Oktober nach Frankfurt znfammenznrufeii. Wie früher, vermögen wir den Abgeordnetenkag nur als ein schwaches Surrogat einer Vertretung des deutschen Volks anzusehen. Die fatale Zusammensetzung mancher Kammern, die schlechten Wahlgesetze, die heutige aiomistische Meinnngs- und Parteizersplitteruug, das Alles wirkt schlimm.
Die ,lauk ausgesprochene Meinung des Herrn v. Bismark ist: Wer Schleswig hat, hat auch Holstein! Damit tröstet er die Schleswig-Holsteiner, wenn sie an ihr altes Recht des „un- getheilt" erinnern.
Berlin, 2. Scpt. In hiesigen conservativen Kreisen beabsichtigt man einen feierlichen Empfang des Hrn. v. Bismarck > bei seiner Rückkehr nach Berlin zu veranstalten.
Es wird laut Fr. I. officiös versichert, Hr. v. Bismarck habe seine Abneigung gegen die Verleihung des Grafentitels unlängst kundgegeben.
Bei einem militärischen Uebungsmarsch in der Nähe von Bonn haben sich 4 Soldaten todt marschirt. Die armen Leute trugen nämlich das volle Fcldgepäck und die Sonne brannte 25—26° R. — Besser ist's dem Grasen Eulen bürg in Bonn bekommen, der den Koch des Prinzen Alfred mit dem Säbel in die andere Well befördert hat. Nach kurzem Stubenarrest durfte er zu den Hebungen seines Regimentes abreisen.
Der gut ostreickische Herausgeber der Historisch-politischen Blätter, der ultramontane Herr Jörg, sagt über die volkswirth- schastlich.gesellschaftlichen Verhältnisse Oestreichs: Der Kredit ist (bei Ocstreich) dahin, die Anlehen gehen nickt mehr; die Stenern sind unerschwinglich, das Volk kann nicht mehr zahlen. Mau spricht ohne Scheu vom Staatsbankerotte, aber es droht noch Schlimmeres, es droht der Volksbankerott.
Kiel, 7. Sept. Tie Kieler Zeitung schreibt: Die Mitglieder der holsteinischen Stände haben eine Bcrathung in einem Pri- valhause abgehalten, nachdem die Universitätsaula auf Regierungsbeseh! geschlossen worden war. Es erschienen 31 Abgeordnete der Geistlichkeit, Städte und Bauern. Der Abel fehlte. Man beschloß eine Eingabe an den Bund, enthaltend, den alten Bun- dcsrechlSoerwahrungsprotest gegen Zerstückelung der Herzogthümer, verlangte Berufung der Landesvertretung und konstatirte die Bereitwilligkeit den Nationalforderungeil zu genügen. (T. d. St.-A.)
Aus Zürich wird gemeldet, die Commission für Beralhung des Strafgesetzbuches habe sich mit 9 gegen 2 Stimmen für Abschaffung der Todesstrafe ausgesprochen. Noch im Jahr 1857 hatte sich dieselbe Commission mit 9 gegen 4 Stimmen für Beibebaltung der Todesstrafe, jedoch für Hinrichtung in geschlossenem Raum, erklärt.
Thurgau. Der „Bote am Bodensee" meldet als eine für den Kanton Thurgau ganz eigenthümliche Erscheinung, baß täglich ganze Wagenladungen von Frühobst, und zwar namentlich von Burgdorf und Baselland her, durch den Thurgau nach Friedrichshofen und in das Innere Württembergs befördert werden.
Paris, 4. Sept. Oestreichs Finanznoth scheint Lurch den