allri» Oestreirb nicht vertreten; die Zahl der Theilnehmer betrug außer den Ehretigästcn. uutcr bene» wir zwei Schweizer, einen Delegieren ans Frankreich und einen Engländer erblickten, 838; indessen hat nach der Geschäftsordnung jeder der vertretenen Vereine bei Abstimmungen nur Eine Stimme. Zuerst erhielte» Rechtskonsulent Holder als Vorstand des hiesigen Lokalvereins und G. Maier als Vorstand des hiesigen ArbeiierbildniigSvereins das LVort, um die Versammlung zu begrüßen, wobei ersterer Hebung der ökonomischrit, socialen, intellecinellen und sittlichen Zustande des ArbeilerstandeS als daS hohe Ziel der Arbeilerver- ! e>ne bezeichnet«: und hervvrhob, baß der Staat sie hierbei nicht ^ durch unmittelbare Hilft, sondern nur durch Gestattung freier Entwicklung unterstützen könne. Direktor v. Steinbcis begrüßte I die Versammlung Namens der Regierung, gab die Versicherung, ; daß Se. Maj. der König den Wünschen des ArbeiterstandeS, so- j weit sie sich mit dem allgemeinen Wohl vereinbare» lassen, gerne ! aerechl werde und forderte als berufener Vorstand der '.'lrbeiier- i bildniiaSschulen deS Landes die Arbeitervereine ans, dazu beizn- s tragen, daß die Schulen ans der rechten Bahn bleiben. Braun i aus Paris brachte im Aufträge der französischen Arbeiter ihren s deutschen Brüdern die herzlichsten Grüße und sprach den Wunsch i ans, daß sich in Bälde eine stetige internationale Verbindung der Arbeitervereine diesseits »ud jenseits des -Rheins bilden möchte, ! wie sich eine solche zwischen England und Frankreich in neuester ! Zeit gebildet hat. Forst ans Zürich endlich bringt Grüße der s deutschen Arbeitervereine in der Schweiz. Nachdem hierauf Ban- ! dow aus Berlin zum Präsidenten, Sounemann ans Frankfurt ^ und 11r. Pfeiffer von hier zu Viccpcäsidenten gewählt worden! waren, ging die Versammlung zur Bewachung des ersten Gegen- s standes der Tagesordnung, der Koalitionsfrage, über, Bericht- ! erstatter Hirzel aus Nürnberg und McrtenS ans Hamburg. Nach l längerer Debatte beschloß die Versammlung: j) das Kvalitions- s recht ist ein natürliches Recht und darf daher unter keiner Be- > dingnng geschmälert werden; 2) eine Abkürzung der Arbeitszeit, auf freier Vereinbarung beruhend, wäre für Arbeitgeber und Ar- i beilnehmer von großem Nutzen und durchaus nothwendig, um i Len Arbeitern diejenige polnische und sittliche Bildung zu ermög- ^ lichen, welche die Arbeitervereine erstreben. Einführung der ! Stückarbeit wäre der praktischste Weg dazu; und mehr zu empfeh- I len, als jeglicbe Koalition, ist die Gründung von Prodnktivge- z uvfsenschasteu; 3) in keinem der ersten drei Punkte kann ohne s vollständig freie Bewegung und besonders ohne ein durch und ! durch freisinniges Veremsgesetz irgend etwas Erhebliches geleistet ! werben. Es ergeht daher an alle Arbeiter die Aufforderung, ^ mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß eine Umgestaltung der bestehenden niaiigelhastcn VereütSgesetze zu Stande kommt. Außerdem wird ein Zusatzalttrag von I)r. Hirsch ans Magdeburg: Zn Erwägung, daß notorisch viele Fabrikortnnngen die Ehre und das Interesse der Arbeiter veeinträchtigc», den ständigen Ausschuß zu beauftragen, bis zum nächsten Vereinslage möglichst viele deutsche Fabrikordnnngen zu sammeln und eine» Bericht darüber zu veranlassen, ohne Debatte angenommen. (Schluß folgt.)
Frankfurt, 30 Aug. Man hat seither die östreichische Regierung in dem schnöden Verdacht gehabt, sie habe de» Kans- schilling für Laneiibnrg angenommen, weil — nun, weil sie eben Geld braucht. Das war eine nichtswürbige Verlännidung. Eine Wiener Depesche der Hamb. Ztg. vom 29. August weiß daS besser. Dieselbe meldet: ,,Frankfurter Telegramme melden (sicher, die östreichische Regierung beabsichtige, jene Ifts Millionen prenß. Crt., welche für die Abtretung ihres laneiibnrgischen Besitzantheils Seitens der preußischen Regierung znfließe» sollen, als ihren Beitrag zur Errichtung einer deutsche» Bnndesflotle zu bestimmen."
Leipzig, 3. Scpibr. Gestern Abend hak eine vertrauliche Vorbesprechung und heute eine förmliche Beraihnng des SechS- unddreißigec Ausschusses deS deutschen Abgevrdnetentagcs stattgc- fuuden. lieber die Hälfte der Mitglieder ist anwesend. Die öst- reiäsischen Mitglieder haben abgeschrieben; die preußischen sind schwach vertrete»; die bayerischen, sächsische», württembergischen, darmstädischen und braunschweigischen sind vollzählig; die übrigen haben sich theilweise eingefnnde».
Berlin, 2. Sept. Ganz im Gegensätze zur ,,N. A. Z." und zu „Zeidler" erklären die „Militärischen Blätter" es zwar für richtig, daß Lanenbnrg nur durch ein Gesetz erworben.werden kann, sie erklären jedoch auch weiter, es beweise dies auf's
j Neue, „daß unsere VerfassungSurknnde einige ganz doctrinäre Bestimmungen enthält, welche nnt dem gesunden Verstände in Widerspruch stehen und vor der Praxis völlig verblassen. Ein ! im Kriege erworbenes Land muß der Landtag in den Skaaksver- band ober zu Personal-Union anfnehmen, weil man ein solches Land nicht in der Luft schweben lassen kann, und wen» (was bei der Parteileidenschaft der gegenwärtigen Majorität des Abgeordnetenhauses ja gar nicht unmöglich wäre) das nöthige Gesetz nicht zu Stande käme, so würde Lanenbnrg bcßhalb doch preußisch, weil das Gegentheil schlechterdings nicht mehr möglich ist, und es wäre dem Lande der Beweis gegeben, daß eben unter Umstände» die Verfassnngsnrknnde nicht anSgesührt werden kann." Dieses Geständniß in diesem Blatte ist gewiß von hohem Interesse.
Wien, 1. Sept. Eine erschütternde Unglücksbotschaft versetzte heute unsere wissenschaftliche» Kreise in große Aufregung. Der in weitesten Kreisen bekannte Professor Stnbenranch und seine Gattin haben sich heute Nacht vergiftet.
Paris, 2. A»g. Walewski ist zum Präsidenten des gesetzgebenden Körpers ernannt worden. (T. d. Frb. Z.)
Paris, 3. Sept. Die offiziösen franz. Organe sprechen sich in Uebereitistimmnng mit den unabhängigen Blättern immer heftiger gegen die Convention von Salzburg aus. Das „Pays" nennt dieselbe geradezu eine Comödie: die „Patrie" dagegen sagt, die Ehre sowohl als seine politischen Grundsätze verböten es dem französischen Kaiser, die Uebercinknnsk anzncrkennen.
Newyork, 23. Aug. Zn Washington ist die Militärkom- inission zusammengekreken, um den Prozeß gegen Wirz zu entscheide», welcher des Mords und der Konspiration zum Behuf der Tödtnng der univnistischen Gefangenen von Andersonville angeklagt ist. <T. d. Frb. Z.)
Das andere Dachstübchen.
(Fortsetzung.)
H.
Ich fuhr fort, Beschäftigung zu suchen und mit der strengsten Sparsamkeit zu leben; endlich aber hatte ich keinen Sou baares Geld mehr. So nahm ich meine Bücher und verkaufte sie für ein paar Franken in einem jener unzähligen Bücherläden, welche die O-naiS der Seine einfaffen. Als dieses Geld verthan war, setzte ich mich verzweifelnd ans mein Bett und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Ich hakte keine anderen Mittel mehr als den Ring meiner Mutter und diesen wollte ich behalten.
Der folgende Tag verging, und ich nahm keinen Bissen Nahrung zu mir. Ich war entschlossen, wenn ich denn doch am Ende gezwungen sein würde, dem Hunger den Sieg über meine Liebe zum Andenken meiner Mutter zu lassen, dies doch nicht so bald und nicht ohne einen solchen Kampf zu tbnn, welcher mich in s späterer Zeit für den Bruch meines Gelübdes trösten würde. Die Sonne schien an diesem Tage hell und heiter, und ich Hörle, wie meine Nachbarin an ihrem offenem Fenster sang, wo ich sie über den Bäumen des Hofes gesehen hakte.
Ich ging zeitig zu Bette, um die Oualen deS Hungers zu vergessen, aber ich konnte nicht schlafe». Ein Nagen in den Eingeweide», begleitet von Hitze und Durst, hielt mich wach, bis das Licht des Morgens durch die langen schmalen Fenster hercinströmte. Dann hörte ich meine Nachbarin sich wieder geschäftig im anstoßenden Gemache regen. Hierauf vernahm ich, wie sie die langen hölzernen Läden oder Jalousien öffnete und befestigte, welche alle Fenster in Paris verschließe». Dann fing sie, gleich einem Vogel beim Anblick eines Hellen Morgens, wieder an zu singen, bis der Tag mehr und mehr vorrückte und ich de» Lärm des Volkes drunten in Len Straßen hörte. Sie stieg die Treppe hinab, und ich sah, wie sie über den Hof schritt, auf dem Kopfe das anmnthige Häubchen, welches alle Französinnen des Morgens tragen, und in der Hand ein Körbchen von geflochtenem Stroh, wie sie die französischen Gefangenen in England während des letzten Krieges fertigten und verkauften.
Ich konnte kaum noch stehen vor Schwäche, und jetzt war der Augenblick gekommen, wo ich auch den Ring verkaufen mußte. Ich wartete, bis ich es für spät genug hielt, um den Laden eines Juwelier offen zu finden, dann nahm ich meinen Ring und schlich mich geräuschlos die Treppen hinab, als ob ich im Begriffe stünde, eine schandbare Thal zu begehen.
O wie glücklich und heiter sah Alles in den Straßen im