Vergleiche mit mir aus! Die Sonne schien, der Himmel wer blau, die Lust rein »nd frisch, und die Gesichter dcr Leute blick­ten so heiter in die Welt, als sie unter den trugen Bruiureihen auf den Boulevards dahinschrikten.

Ich fand bald einen Goldschmied, dem ich meinen Ring an- bot. Der Man» sah mich einen Augenblick schürf an; denn es log etwas Verdächtiges darin, daß ick so zu früher Stunde kam, um einen Ring zu verkaufen. Er schien indessen doch mii mei­nem Aentzcren zufrieden zn sein, und nachdem er den Stein ez-a- minirt und das Gold mit ngn^-kortis geprüft hatte, bot er >nir sechzig Franken,7. ich glaube zwei Drittel, seines wirklichen Werthes, aber ich nahm sic an und ging damit fort,

Die Bewohnerin des ./andern Dachstübchens" schien mich gleich einem Schalten.zu verfolgen. Ich begegnete, ihr, als ich die Schwelle znm Gewölbe des,Juweliers überschritt, und begeg­nete ibr abermals, al,s ich herauskam, >ro sie ihr Kördchem mit . einem Drode und einer Mejoue gefüllt hatte, welche über de» Deckel Hinan-Sragie, . .

Ich bot ihr Gutenmorgen und begab mich zn einem Restau­rant, wo ick nur ein Frühstück, geben lieh, von dem ich süchtig , obwohl sch,So,rße trug., lischt zu viel,'zil .effen nach dem lan­gest Fasten, s ' ,

Aber trotz meiner Vorsicht fühlte, ich mich bald sehr unwohl. Meine Augen waren 'gläsern, meine Lippen, wie ich im Spiegel sah, braun und aufgesprungen, »nid ich zitterte am ganzen Leibe. Ich entsinne, mich nicht, wie ich diesen Tag verbrachte, aber die ganze Nacht.hinbn'rch lag ich ini Bette, glühend.'von, Fieberhitze und heimgesücht von tollen Träiuneii. .. l.-

Manchmal, schien mir'ö, als .ob ich zwischen hohen herab- hängendeü Mauern hinschritte, welche zn stürzen und mich zn zerschmettern drohten. Ich beeilte meine Schrille, ans ihrer Uni- schräiikung zu kommenaber ihr^Lgnge,..Paz vnei-meßlich.

Dann wieder kkilümte ich >>s der.chchiststerniß eine hohe, steile Wendeltreppe nach dem Dache .einer Domkirche hinauf. Ich hörte »Hier mir das Grollen der, Orgel wie dumpfen Donner. Ich stieg »nd stieg. und die Treppe woslke kein-Ende nehmen. Alle Ängenblicke. glanble ich, einen Fchliritllzu ihn», d,m endlich stieß ich mii dem Kopse eine kleine Falilhüre aus und war aus dem Dache, eine große..Stadt lag, unter mir, weiterhin eine Ebene, deren Hügeln mii Windmühlen gekrönt waren. .Ich stand hark am Rande des Daches,, und die. Furcht binabznstnr- zen, ergriff, mich, aber ich konnte ,mich nicht, enisernen , und so rief ich laut.nach Jemgud, der mich zurückzöge von dem schwin­delnden Orte.

Dann wieder sah ich mich, indem ick, bestürzt von dem plötzlichen Wechsel des Schauplatzes, mich fragte, ob ich mache oder träume, ans einer weilen, weiten Ebene, wo sich lange breite Gräben, bewachsen mit Binsen und Stechapselstauden und begrenzt von verkrüppelten Weiden, befanden. Hier »nd da war ein stehendes Wasser, dessen ölige. Oberfläche in Roth und Grün schillerte, Mid durch dessen lange sederigc Riedgräser Drachenflie­gen summten. Es war ein schwüler, stiller Nachmittag, und ein blauer Himmel spannte sich über die weile öde Landschaft.

Ich ,hielt mich für das einzige, lebende Wesen dort, meiste. Mutter war längst gestorben, da sehe ick mich um, und sie steht an meiner Seite , ohne daß, dies mich sehr überrascht. Sie hieß mich , mit ihr gehen und scheu, was sie mir zeigen würde. Bald daraus befanden wir uns ans einer Landstraße, und wie ich nach dem Summen und Tosen, welches au meine Ohre» drang, schließen mußte, nicht fesn von einer volkreichen Stadt. Wirklich träten wir auch chald durch ein Thor >11 die.Stadl und , blickten eine lange Straße hinab,, welche, aus jeder Seite mit. Tempeln und Höhen Hansern eingefaßt,war, eine endlose Reihe von Pfeilern;, denn die/Straße schien Lurck die, ganze Stadt hindurchjiigehen, und am Estde derselben in weiter Ferne sahen wir höhe blaue Berge,i» den Himiiiel histausrageii. Wir gingen, immer dje Gaffe entlang, ans diese Berge.zn, wobei eine große Volksmenge uns begleitete, bis wir zuletzt,, durch, ein zweites Thor wieder stüs's freie Feld 'hiiläusgela>igten.,d Es ward . plötzlich', finster, aber die Mciischemmässk fuhr, fort/ durch ,dio- Thöre sich,,in die Ebene Maus /zn.- ergießest. ' ,

ZNachd/eM cs .lauge Vüukel. gewesen.,, b.lsckie sch gus, Üi>d^ siche da , ain Horizont stieß ein schwachep.Lichtgtäuz aus.,, viid da eS sich .nicht bloß, im O^cn , sondern,/cbegissr flu Westen.-,. Sstden

und Norden rölhete, so daß ich die Ränder des Gebirges Und die Umriffe von Kirchthürmen und Föhrenwäldern erblickte, sagte ich: Das ist nicht der Tagesanbruch, Mutter, sondern die An­kunft eines große» Wunders!

Und ich Hörle, wie die Stimme meiner Mutter antwortete:

,.Fnrckte nichts, Du hast den Ring bewahrt, den ick Dir gab, und Deine Liebe ,» mir soll viele Sünden auslöschc»."

Dann ergriff mich ein großer Schrecken und Schauder, und ich rief nach ihr und würde sie bei ihrem Gewände erfaßt haben, aber sie war fori. Inzwischen siel ick auf die Kniee und betete, und ich hörte das Regen und Bewegen der spimchlosen Menschen­menge um mich, und das Licht ward Heller und Heller, und ich sank zitternd zn Boden und weinte.

Hl.

Ich weiß nicht, wer zuerst entdeckte, daß ich krank lag.. Den gaiizen nächsten Tag war ich, halbwach und hatte daS Be­wußtsein, daß sich Jemand im Zimmer bewege, und am Abend kam ein Arzt an mein Bett, vielleicht war er. schon vorher da gewesen , aber ich cntsann mich seiner nicht. Er gab mir. eine Arzcnes, welche ich ohsie zn / srag'csi einnahm, . und eine zweite Nacht verging in einem ruhigen Schlafe. Als ich wieder erwachte, suhlte ich mich besser., . ,.

Es war Tageshelle im Zimmer. Ich streckte, meine Hand ans, um den Bettvorhang bei Seite zn schieben, als ich zn mei- »em größten Skanneii an meinens Finger den Ring sah, welchen ich vor,ein paar Tage» an den Juwelier verkauft hatte. Ich zog ihn ab und beschaute ihn von allen Seiten. Es war kein Zweifel, daß es der ächte war/ Ich versuchte mich jetzt der Er­eignisse der letzten zwei Tage zn erinnecu'.

War das denn etwa iilir'ein. Glied in der Kette schrecklicher Träume, welche mein Lager z» einer Stätte der Pein gemacht hatte»? Mull Ich eütsann mich nur.zn wohl der Tage des Elends und Hungers', des langen Kampfes, den ick mit mir gekämpft, und der Pit, wie ich endlich dem peinigenden Hunger - nachgegeben lind den Ring ans dem Boulevard verlaus! halte. Das Gewölbe keS Goldschmiedes war mir so gut erinnerlich, wie der Restaurant, wo ich meiner Fastenzeit ein Ende gemacht batte. Ich steckte meine Hand unter das Kopskisseu und fühlte,, ob das Geld noch dort war, und wirklich fand ich es dort, der sicherste Beweis, daß ich mich nicht getäuscht batte.

Jetzt schob ich' den Vorhang ganz hei Seite , um mich zn überzeugen, daß ich mich in meinem eigenen Zimmer befinde. Wer beschreibt meine Bewunderung, als ich meine Stnbeiuiach- barin an meinem Fenster sitzen sah, wo sie geschäftig an einer kleinen Haube arbeitete. Der Tisch was nach ihrer Leite hinge» zogen, und daraus lagen einige Bänder und Spitzen. Sie nähte eine Weile flott daraus los, ohne mich zn bemerken, und dann hielt sie die Haube ans Armeslänge vor sich hin und besah sie mit einer Kennermiene. Dann arbeitete' sie »och ei» paar Mi­nuten , »nd wieder hielt sie daS Werk ihrer kniistreiche» Nadel vor sich hin, zur Rechten, zur Linken, da plötzlich ward sie gewahr, daß icb nach ihr binblickle.

Wünscht Monsieur etwas!" fragte sie.

Ja," sagte ich,ich möchte den Name» des nnbekaunten Freundes wisse», welcher mir einen Ring wieder verschafft hat, den mir meine Mnit'cr auf ihrem Sterbebette geschenkt halte,, und den ick wie mciü Lebest bewahrt haben würde , wäre ich nicht gezwungen gewesen, lhü vor zwei Tagen zu verkaufen, um Lrod zn haben. Ich kann nicht erraihe», wer das gethan hat. Ich babe keinen Frcüud in Paris iiud'habe auch. su keiner Seele da- j von geshtorbeü. Aber ich bitte'sie .inständigst, mir , wenn Sie 'es wissest, de»'Nameii. des uiihekaniilc» Wöbllbaters zu sagen, damit sich ib/m bis "an meine letzte' Stunde Gottes 'Segen wün­schen kann."

,/Monsiösir' soll bald. ÄljeS/ersäbre»aber gegenwärtig j

/Nein stüterbrgch ich'/sie'l.ich ditMHic, .mär es zn sagen; doch' weßbälb' ' 1,och iii' Zw.eisrl . seinst-.E^ kann Viemajib Mli.derH als^Sie 'selbst feist/: .und'döch .kannstchstden Gebäisken ujcht M« .- fen , daß Lie sich sur eilten Jhusu. ganz Fremden ui leres streu , Bllkest." ._^ ' ,... . -

istedaltion-ttDrück -und Verlag der' G. W.llZecist'r'schek'Buchhändtuitjs. "