Seiten des englsickkii HofeS die bestimmte Erwartung einer ent­sprechenden Genngthnung gehörigen OriS ciiiSgcdrückl worden.

Wien, 25. Aug. Es ist definitiv bestimmt, daß F.-M.-L. v. Gable»; die oberste Verwaltung in Holstein übernimmt. Gerüchtweise verlautet, daß der Herzog von A u g n st c n b u rg zum Obrist nnd Inhaber eines vsticichischen Regiments ernannt werden solle.

Die Wiener haben den Geburtstag ihres Kaisers im Pra­ter gcseicrk nnd sichS bei guten Würsten und Baekhähueln wobt sein lassen. Man behauptet, wären an 300,000 Menschen beisammen gewesen und die Hanptbelustigung habe im Tanzen, Sackhüpsen nnd Stangcnklctter» bestanden. Um 5 Ubr kam der Herr Bürgermeister Zelinka, sah sich daS Treiben an nnd entsen­dete ein glückwünschendeS Telegramm an den Kaiser in Salzburg. Einige schwarz-rokh-goldene Deutsche verlangten, baß die Musik das Lied vom deutschen Vaterland spielen tollte, inan spielte rasch einen ungarischen Tanz und es Ibat auch gut.

Tie Nachricht, daß der Herzog Friedrich um seinen Ab­schied als preußischer Major deö ersten Garderegiments einge- komme» sei nnd ihn auch' erkalte» habe, bestätigt sich.

ES hat dem Kaiser Napoleon nicht beliebt, aus eine Zusam­menkunft mit dem Könige von Preußen zu warten. Nachdem er von Arenenberg den Bobensee befahren, hat er sich am 2l. nach Luzern begeben, von wo er am 22. über Alpanach und den Brünig nach' Jnterlakcn und Thun reiste.

Sch a ssh a u se n, 22. Aug. lieber die Freigebigkeit des Kaisers Napoleon während seines AnsenthaltcS ans Arcuenberg wird derBad. Ldözkg." von hier Folgendes mitgetheilt: Viele Private erhielten Geschenke, eine Menge Bittsteller wurde» berück­sichtigt, woruiner ein aller, kranker Pole, und 64 Aussicht hin­dernde Pappelbäume ließ er sälleu und dasür 250 Franken zah­len. Deni Kapitän des DampsbootesArenenberg" gab er lOO Franken, den vier Matrosen zusammen 200 Franken, ferner be­stimmte er erliche Rubegehaite. Daß auch die Angestellten der Bahn und das Personal der Sonderzüge nicht leer anSgingen, läßt sich denken. Täglich waren viele Leute aus dem Schloß, wo alles Etiguektewcsen abgeschasst ,chieu. Ter Kaiser soll sehr fröhlich gewesen sein nnd will bald wieder kommen.

Wie man dem ,,Schweizer Boten" a»S Zürich schreibt, ha­ben sich alle Vereine der Schüler des eidgenössische» Politccl'ni- knmS, welche in ihren Statute» das Duell grundsätzlich als Sakissaction für zngesügte Beleidigungen vorschreiben, entweder aufgelöst oder die bezüglichen Bestimmungen auS ihren Statuten gestrichen. Nichts desto weniger sind erst ganz kürzlich wieder drei oder vier Politechniker in Folge von Duellen relegirt worden.

Paris, 23. August. Man liest imAvenir national": Am Klarste» gebt a»S dem zwischen dem König von Preußen und dem Kaiser von Ocstreick gek,offenen Uebereinkoinnien das hervor, baß der deutsche Bund überhaupt nicht mehr zählt. Al­les ist ohne ihn geschehen. Mau hak noch nicht einmal auS Höf­lichkeit sich die Mühe gegeben, ihn zu Natbe zu ziehe». Was ist nun auS jenem patriotischen Aufschwünge dcS Franksurter Bun­destags geworden, der so laut die Züchtigung Dänemarks ver­langte? Wa§ ist jetzt wir der diplomatischen Agitation der Herren v. Beust nnd v. d. Pfordts»? In Düppel sind München und Dresden eben so sehr besiegt worden, wie Kopenhagen. ES bleibt den Mittclstaaten nichts Anderes übrig, als unter den

Beschlüssen von Gastein das Haupt zu beugen." Was

das Schicksal der Herzogthümcr selbst anbclaugk, so meint der ,,Av. nat.", daß die möglichste Verlängerung deS Kt-ntiis guo gleich sehr im Jntersse der beiden Großmächte liege; seitdem eine so rührende Aussöhnung zwischen Wien und Berlin staltgesnndcn. möge der Augnstenbnrger sich inil Geduld waffnen; Eurova, daS so sriedenSbedürslig sei, werde, Angesichts der preußisch-östrcichi- schcn Umarmung, sich wieder sicher fühlen.

Dem Flottenfest in Cherbourg folgt ein zweites in Brest. Man glaubt, daß in Brest der Besuch von Paris, London und andern großen Städten noch viel stärker werde als in Cherbourg. Abd-el-Kader ist in Begleitung eines Dolmetschers und noch 5 Arabern ebenfalls dahin gereist. Au vsficiellen artigen Toasten kür den Kaiser und die Königin Victoria wird eS auch da nicht fehlen. Dem Fest in Cherbourg ist aber eine scharfe Kritik nach- gesolgt, darin die französischen Schiffe nnd ihre Einrichtung arg mitgenommen werden. Den Kaiser wird cs nicht wenig verdrie-

! ßeu, daß seine Flotte der englischen nicht ebenbürtig sein soll, i Am schärfsten werken die neuen Panzerschiffe Svlferino nnd Ma- i genta geradelt.

l Ze näher der Prozeß gegen Iesserson Davis heranrückl,

! desto höher steigt das allgemeine Interesse an dem Ausgang des­selben. Nichts als der Tod von Davis wird einen große» Theil der Bevölkerung befriedigen. Selbst die mäßigsten Männer spre- i eben mit Besorgniß von der Möglichkeit, daß die Regierung sich j mit seiner Verbannung begnügen könnte. Wenn die Bevölkerung l deö Noidens bittere Gefühle gegen den Süden hat, so rühren i sic von derselben Ursache her, da sie von Davis als von einem i Wesen sprechen macht, daS kaum menschliche Empfindungen in i der Brust trägt. Diese Ursache ist die unglaubliche und infame Behandlung, welche die gefangene» Svldalen des Norden i» den südlichen Gefängnissen erduldet haben. Wenn man bedenkt, daß in Ande.sonville die Rebellen die nördlichen Getangeneii aus ei» Stück Land znsaminenpferchte», wo sie nicht einmal ein Zelt znm Obdach hatten, wo eine tropische Sonne ans ihre Schädel hernnterhranitte, wo sie nicht Nahrung genug bekamen, um einen Hund am Leben zn erbalten, so kann man nch nicht verwundern, daß Körper und Geist zugleich erlagen. Es ist eine Thalsache, und zwar cinc Thaisache, die man nicht vhne Schaudern ins Auge fassen kann, daß um dieses Feld ln Andersonville herum 15,000 nordische Gesangene begraben liege»! Fieber nnd Hun­ger streckte sie alle ins Grab. In den regelmäßigen Grsängnis- sen, welche mindestciiS Schutz gegen Hitze vder Kälte gewährten, waren die Leute so znsaminengevreßt, daß es fast nninöglich war, in den Slnbrii zn alhmc». Wenn sie ans Fenster gingen, um

rin wenig Lust zu sämappen, wurden sie vvn der Schildwache

draußen niedergeschossen. I» Libby, hart an DaoiS Wohnung, sind die Gefangenen wörtlich verhungert. Ihre nördlichen Freunds erfuhren eS nnd sandten ibnen Kisten voll Nahrungsmittel. Diese Kisten wurden in Schuppen direkt vor den Gefängnissen »ieder-

gcsetzk, so daß die Leute sie von ihren Fenstern ans sehen konn­

ten, aber die Behörde» weigerten sich, sie zn veilheile». So starben die Gefangenen den Hungertod, Angesichts des Ueber- fliiffes! Der Schmer; in den trauernden Familien über die, die in der Schlacht gefallen, ist kaum ;n vergleichen mit dem Kum­mer der Mütter, die da wissen, daß ihre Söhne langsam nnd elend vor Hunger nnd an Krankheiten zu Grunde gegangen sind. Ma» könnte fragen, ob Davis, ob General Lee wußte, wie die südlichen Gesangene» behandelt wurden? Der Norden ist über­zeugt, daß sie es wußten, nnd darum, wie ich bemerkt, ist das Verlangen, daß sie es mit dem Leben büßen sollen, wie cmvö- rend es auch lauten möge, nicht ohne Rechtfertigung. Es ist nicht das wilde Schreien des Pöbels, vielmehr ist es so lies und allgemein, daß die Regierung der ga»;ri> Stärke der öffenllichcn Meinung im Norden zn widerstehen haben wird, falls Davis davon kommen sollte.

In Nordamerika ist dev Gang dev Dinge kein sehr befriedigender. Der Präsident Johnson entspricht nicht völlig den Erwartungen, die man nach seiner Vergangenheit und nach seinem ersten Auftreten in seinem hohen Amte von ihm zu er­warten berechtigt war. Wie cs scheint, ist es den Rebellenfreun­den gelungen, ihn zu einer Milde zu stimmen, welche für die Ruhe der Union höchst bedenklich erscheinen muß. Parteien, wie die südstaatlichen Sklavenfunker, bringt man nicht durch Milde zur Besinnung. Solche Parteien wollen herrschen um jeden Preis und es ist keine Wahl, als den Frieden und die Ord­nung des Staates fortwährend durch sie erschüttern zn lassen oder sie mit eiserner Gewalt niederzuhnlten. Bereits erheben die kaum gedemüthigten Sonderbündler wieder hier und dort übermüthig ihr Haupt, und geht es in dem jetzt beliebten Styl noch eine Weile fort, so wird eines nicht fernen Tages die Re­bellion wieder in vollen Flammen stehen. Sollte sich vollends bestätige», daß der Präsident damit umgehe, Jefferson Davis zu begnadigen und in Freiheit zu setzen, so würde dem öffent­lichen Rechtsgefnhl ein schwerer Schlag versetzt und es wäre dies geradezu eine Ermuthigung zur erneuten Schilderhebung jener fluchbeladenen Partei, die fünfzigtnusend Kriegsgefangene ab­sichtlich in Hunger, Schmutz und Elend aller Art umkommen liest.

Aeraltion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhanoumg.