Die Beschaffenheit deS Kabels ist oft beschriebe». Wir wel­len zum weiteren Verständniß nur thatsächlich erwähnen, das; cs besteht aus einem feinen Geflecht von Kupferseide», nicht starker als ein gewöhnliches Zündhölzchen. Dieses Gefleckt von Kupfer wollen wir die ,,Seele des Kabels" nennen, weil dies die cigent- licke Leitung ist. Sie muß zwei Bedingungen erfüllen. Erstens muß sie völlig ununterbrochen durch die ganze Strecke sein, weil jeder Nitz, und ließe er auch nur eine Lücke von der Dicke eines Haares offen, sofort den elektrischen Strom unterbrechen würde. Zweitens muß dieSeele" vollkommen isolirt von einem Ende bis znm andern sein, so daß ans der ganzen Strecke nickt eine Spur von Wasser an dieselbe dringen kann. Geschähe dergleichen, so würde der elektrische Strom diesen Nebenweg inS Meer eiu- schlagcn und nicht bis an das andere Ende des Kabels gehen, wo er seine, telegraphische Botschaft abzustatten hat. Diese ku­pferneSeele" des Kabels ist nun, um sie zu isoliren, von einer Schicht von Gutta-Percka umschlossen, etwa in der Starke und in der Form, wie die Seele einer gewöhnliche» Bleiscder von der Holzschale. Gutta-Percha wird aber im Wasser mit der Zeit mürbe und zcrrciblick , und darum wird diese Umhüllung nochmals dick umwickelt mit Werg und Leinwandstreifen, die in verschiede­nen Fetten gut getränkt sind. Das Kabel wächst dadurch von der Stärke einer Bleifeder z» der Dicke eines Daumens. Dieser Schutz ist indessen noch nicht genügend, dieSeele" vor Unge­mach zu bewahren. Fcttarken flind eine willkommene Speise für Würmer und sonstige Mecrbewohuer. Das Kabel muß eine un­genießbare und auch wegen der nökhigen Tragkraft seines eigenen Gewichtes beim Legen eine stärkere Schale bekommen; und diese wird ihm nun endlich durch eine starke Umwindung von eisernen Drätben gegeben, die von der Stärke eines mäßigen Federhalters um die Fettnmhüllnng herumgcwnndcn ist, so daß das Kabel nunmehr wie ein eiserner Strick von der Ticke eines Wanderstabcs anssiehl.

Bon den Deutschen Generalen ist nach Beendigung des Krieges General Stahel an der Kriminal-Zeitung beschäf­tigt; General Weber wird ein Wirlhshans eröffnen; General Schurz geht wieder zur Advokatur, von General S te inw c hr ist noch nicht bekannt, was er beginnen wird, dagegen weiß man, daß General Sigel in Baltimore eine Deutsche Zeitung rcdigirt.

Man kennt jetzt die Zahl der Opfer, welche die Cholera in Aegypten gefordert. In Alexandria, das 200.000 Einwohner hat, starben 12,000 Menschen, in Kairo mit einer Bevölkerung von -100,000 Einwohnern 30,000 und in dem übrigen Aegypten -10,000, im Ganzen also 82,000 Menschen in 40 Tage».

Die Schule der Demirth.

(Fortsetzung.)

Nock immer saß Adelma still, das Haupt in die Hände ge­senkt.Ich weiß wohl," sagte er, etwas weniger sicher,ein so feines und vorzügliches Frauenzimmer wie Sic hätte wohl noch etwas Besseres abwarte» können, aber, sehen Sie, ich mein's redlich, und gewiß und wahrhaftig, Sie sollten es gut bei mir haben."

Die Rednerkunst des ehrlichen Mannes war zu Ende und Adelma war noch immer still; einen Augenblick empfand sie das wohlthuende Gefühl, das jedes Mädchenhcrz empfinden muß, das sich von einem rechten Manne in ehrenhafter Weise geliebt und gesucht weiß. Dann aber zuckle ei» tiefes, schmerzliches Weh durch ihr Herz, und erschrocken sab der redliche Werber den traurigen Ausdruck ihres Gesichtes.Wie gut sind Sie, lieber Herr Steinhuber," zum Erstenmale nannte sie ihn bei seinem Namen, sagte sie mit bewegter Stimme,Sie wählen ein armes, dienendes Mädchen, deren Familie, deren Vergangenheit Sie nickt einmal kennen . . ."

Bitte, Fräulein Luis," sagte er beruhigend,das darf Sie nicht kümmern, Sie sind tugendhaft und rechtschaffen, ich frage nur nach Ihnen, sonst nach gar nichts; meine Eltern und Voreltern sind zwar lauter rechtschaffene Leute von strengen Sit­ten gewesen, aber meine selige Mutter selbst könnte kein besseres Frauenzimmer für mich wünschen, als Sie." Ihre seine, gebie­terische Erscheinung hatte wohl den Gedanken in ihm erregt, als sei sie vielleicht ein nicht gesetzmäßiger Sprosse ans vornehmem Stamm.

Sie meinen cs so herzensgut, so redlieb mit mir," sagte ' Adelma wieder crröthend über die Bermnlhung, die in seinen Worten lag, aber ich kann nicht gewiß, bester Herr Steinhn- ber, ich kann nicht."

Ick bin," fuhr sie etwas zögernd fort, als er sie mit trau­riger Ueberrascknng anblickte,ich bin nickt ganz, für was Sie mich halten. Mein Name ist Adelma Kamvhauscn, mein Va­ter war der Banquier dieses Namens, nach dem Tode meines Vaters habe ich Dienste unter fiemdcm Namen angenommen, um meine Familie, über die viel Unglück gekommen war, zu unter- >

j stützen . . . O, hatte ich es nicht gelbau! Ich sehe jetzt, daß

s sich jede Unwahrheit rächt. Sie meinen es so gut; aber, ich kann wirklich nicht .... um meiner Familie willen . . . ."

Ihr sonst so stolzes Auge senkte sich tief vor dem ernsten, nn- i säglich traurigen Blick, den der schlickte Mann ans sie heftete.

Das sehe ich nun wohl," sagte er langsam,daß Sie nicht

können, und ick fühle auch, daß es nicht Stand und Familie ist, was zwilchen uns steht. Ich wollte freilich, daß ich's gewußt hätte; ich habe mich so sehr, so sehr gefreut, wie ich glaubte, daß ich Sie glücklich machen könne; das ist nun Alles vorbei!"

Er wandte sich znm Gehen.O, Sie müssen nicht so fort von mir!" bat Adelma.Es thut mir so von Herzen leid, bitte, verzeihen Sic mir!"

Wenn Sie glauben, daß ich etwas zu verzeihen habe, so ^ sei cs Ihnen recht von Herzen verziehen," sagte der Wachtmei- ! ster und bot ihr seine Hand.Ich trage Ihnen Nichts nach,

! wahrhaftig nicht, und eS soll doch nickt vergeblich gewesen sein,

! daß wir uns gekannt haben! Leben Sie wohl, Fräulein Lniö!"

! Nicht so fest und klingend wie sonst tönte diesmal sein Gang entlang. War es Fräulein Adelma Kamphansen, die stolze, fein- ! erzogene Tochter des Banguicrs, die gerade im Unglück ihr Haupt »och stolzer erhoben hatte, dies Fräulein, um die ein Wacht- Meister, ei» Mann, der vom Gemeinen ans gedient, der einst Stieiel gewichst hatte, zu werben gewagt? Und sie erglühte nicht vor Aerger und Scham, und sie lachte nickt höhnisch über den ! seltsamen Mißgriff, sie warf auch nicht verächtlich ihr Haupt in i die Höhe? Nein, sie senkte de» Kops ans die Arme, und weinte s lange und bitterlich, weinte, als ob sie ein Glück »uwiderbring- i lick verloren, weinte, ohne daß sie recht wußte, warum? Nicht ^ eben ans Rene, denn als sie schweigend ihre heimgekehrte Her­rin entkleidet hatte und sich todtmüde niederlegte, sagte sic sich l doch »och:I ch konnte n i ch t." '

Und der Wachtmeister griff nicht nach einer Pistole, um sei- ^ nein Leben und seinem Leid ein Ende zu macken, er schloß sich nicht ab in finsterem Trotz gegen das hockmüthige Geschöpf, dem s er vergebens sein Bestes zu Fußen gelegt, er suchte auch nicht s mit lustigen Kameraden sein Herzeleid zu vergessen und zu erträn- ^ ken, er stieg hinauf zu der Dachkammer des armen Kandi­daten neben der Kaserne, »nd länger als sonst sah man von da an dort oben noch das nächtliche Lieht brennen. "

Zehn Jahre waren vorübergegangen seit jenem Abschied, zehn schwere, inhaltreiche Jahre, schmachvolle und glorreiche Jahre für Deutschland, in denen wohl ei» kleines Menschengeschick in Ver­gessenheit kommen konnte. Jetzt, im Jubel der Fricdcnsfeier, war Schmach und Leid der Heizuakh vergessen, und ein Strahl der allgemeinen Freude drang auch in ein stilles, dunkles Zimmer, ^ wo ein einsames, vergessenes Mädchen saß,Adelma Kampbansen.

Ihr Leben in all dieser Zeit war kein sehr wechselreiches ge­wesen. Die unglückliche Werbung des Wachtmeisters war damals nicht verborgen geblieben, sie selbst hatte nickt mehr vermocht, den fremden Namen deiznbehaltcn und ibr Verhaltniß zu der Ge­neralin war dadurch ein unhaltbares geworden, obwohl man stch^ in gutem Frieden und mit den besten Wünschen trennte. Der Wachtmeister hatte sie nickt mehr gesehen, er hatte auf einige Zeit Urlaub genommen.

(Fortsetzung folgt.)

Dreisilbige Charade.

Von der Letzten umfangen L-chwebt das Ganze Zu den zwei Ersten empor.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.