oder gar Störung der öffentlichen Ordnung schuldig gemacht ha­be,,.' Sie haben'eben ihre Arbeit nach regelmäßiger Kündigung anftVgel'en »nd »ach Einhaltung der regelmäßigen Kündigungs­frist, weil sie unter einem Fabrikreglement nicht arbeiten wollen, welches durch eine Verabredung der Fabrikanten, also der Arbeit­geber. gleichzeitig in allen Fabriken cingcführt worden war.

DasVaterland" bringt aus Rom die Miitheilung, daß 'vor vierzehn Tagen ein Schreiben des Papstes an de» König Victor Emanuel äbgcschickt worden sei, worin der heil. Vater den König mit den ernstesten Worten auffvrderl. dem kläglichen Zu­stand der Religion in Italien und de» immer mehr um sich grei­fenden Verbrechen und Gottlosigkeiten ein Ende zu machen. Ganz besonders mahnt er ihn, die vertriebenen Bischöffe in ihre Diö- cescn znrückkehren und die ernannte» und geweihten von ihren Sprengel,, Besitz nehme» zu lasse», denn daS Verderben nehme mit jedem Tag zu und er sei für Alles verantwortlich. Möge er das bedenken und ihn nicht zwingen, härtere Maßregeln anzu- wende». wozu er sich verpflichtet fühlen werde, wenn dem Un- heil kein Ende gemacht werde. Der König soll geweint habe», als er de» Brief emvstng; obgleich schon vierzehn Tage vergalt- gen, ist noch keine Antwort da.

Paris, 23. April. Aus Newyork von, 13. wird »och gemeldet: Die Offiziere und Soldaten von Lee's Armee sind er­mächtigt, ans Ehrenwort in ihre Heimath zurückzukehren; die Of­fiziere behalten ihre Waffen. Lhnchbnrg Hai kapilulirt. (Frb.Z.)

Von der Nückberufnng der französischen Truppen ans Mexiko ist vorläufig keine Rede mehr. Ja es soll der Stand derselben sogar neuerdings ans 30,000 Mann erhöht werden.

London. Pellizioni ist nun in Freiheit gesetzt worden; es wurde ihm durch die Sheriffs mitgetheilt, daß die Königin ge­ruht habe, ihm Verzeihung zu gewähren für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat.

Brüssel, 22. April. Der König Leopold ist ernstlich er­krankt. Laut ärztlichem Bulletin hat ihm die Reise nach Eng­land eine heftige Luftröhren-Entzundung zngezogen, worauf große Erschöpfung folgte. Diesen Morgen war sei» Zustand befriedi­gender. (Fr. I.)

Riga, 15. April. Der Kaiser hat den Zwang, baß Kin­der aus Ehen mit Personen griechischer Konfession diesem Glau­ben angchören müssen, aufgehoben und unsägliche Freude in wei­ten Kreise», selbst bei vielen denkenden Russen, verbreitet. Wer da weiß, wie unmöglich ein solcher Entschluß erschien, der wird die Großherzigkeit dieser neuen ruhmvollen Hcrrschcrlhat würdi­gen können. (Köln. Z.)

Newyork, 13. April. Der Rebellen-Oocrgeneral Lee und seine ganze Armee haben am 9. Avril kapitnlirt. Lee er­hielt Erlaubniß, Weldon zu besuche». Das Gerücht geht, Na- leigh sei geräumt, Selma »nd Montgomery genommen. Mosley will nicht kapituliren. Die Regierung hat die Werbungen ein­gestellt. Eine Proklamation des Präsidenten Lincoln erklärt alle sndstaatlichen Häfen für geschloffen. Fremde Schiffe werben i» den Häfen der Union denselben Nachtheilen niitcrwo,seii, wie Schiffe der Union in den Häfen der betreffenden fremden Staaten.

, , (T. d. Frb. Z.)

Die amerikanischen Blätter bringen täglich neue Beispiele Von fabelhaften Glücksfällen, welche den Besitzern von Farmen in den Petroleumöregioncn Pennsylvaniens znfallen. So bezieht ein Dr. Egbert, der beim Beginne des Oelfiebers, vor etwa 4 Jahren, »och ei» armer Landdoklor und Besitzer einer kleinen verschuldeten Farm am Oil-Crcek war, jetzt ein tägliches Ein­kommen von 7000 Dollars.

Eine pennsylvanische Zeitung meldet, daß man bereits an- gefangcn hat, gereinigtes Petroleum statt Butter ober Schmalz beim Zubereiten von Speisen zu verwenden. In Oil-City hat eine dem Fortschritte huldigende Hausfrau die Fastnachtskrapfen nicht mehr wie vordem in Schmalz gebacken, sondern in gerei­nigtem Petroleum. (Guten Appetit!)

Nach demRussischen Invaliden" sieht es in China wie­derum sehr bedauerlich aus. Die im Westen des Reichs ausge­brochene Insurrektion, deren Theilnehmer bekanntlich Mohameda- er sind, macht reißende Fortschritte. An der Spitze der Auf­ständischen stehen drei Chefs, die sich bisher in kaiserlichen Dien­sten befanden und jetzt die Sache der Regierung verlassen haben. DaS russische Blatt spricht die Befürchtung aus, daß leicht die

Stunde der Zerstückelung des himmlischen Reiches gekommen sein dürfte!

Die Entführung.

Eine Erzählung aus der Zeit der ersten amerikanischen Ansiedler.

Nach Familien-Ueberlieferungen bearbeitet von Otto RupPius.

1 .

ES war im Sommer des Jahres 1727, eilf Jahre nachdem die jnnge Colonie Louisiana die erste» Handelsverbindungen mit England angekuüpsl hatte, als der Marquis Brion St. Julien von Frankreich nach Amerika übergesiedell war und sich an den wilden Ufern des Mississippi ein Haus gebaut hatte.

Die ganze Bevölkerung des großen Territoriums betrug zu jener Zeit kaum zwei tausend Seelen, wozu noch ungefähr drei tausend Neger, die meist Sklaven waren, kamen, während die Wälder von zahlreichen Jndianerstämmen bewohnt waren, zahl­reicher hier als in den übrigen Theilen Amerika's. Die drei Hauplstämme indessen, mit welchen die französischen Ansiedler zu jener Zeit verkehrten, waren die Nalchez, die Goitaws und die Gickasaws.

Der Marquis St. Julien war bereits über fünfzig Jahre alt und halte, wie es schien, Frankreich nur aus Eckel vor der dortigen Gesellschaft, in welcher er sich bewegen mußte, verlassen; die bestimmtere Ursache seiner Auswanderung und der stillen Me­lancholie, welche stets auf seinem Gesich.e lag, war indessen nur ihm und seinem Schöpfer bekannt und er hat sic mit sich in's Grab genommen. Ungleich Vielen, welche arm nach dem neuen Lande kamen, um hier ihr Glück zu machen, war er wohlhabend. Geld hatte selbst in dieser Wildniß Macht und der Marquis er­möglichte es, sich eine der kostbarsten Wohnungen im Territorium zu erbauen. Der Gebäude waren fünf. Das große zweistöckige Hauptgebäude bestand aus behauenen Stämmen, und wenn auch roh an der.Außenseite, doch in seiner inneren Einrichtung alle mögliche Bequemlichkeit und die Eleganz der damaligen Zeit ent­haltend; selbst die Bibliothek und der Weinkeller fehlten nicht. Hierin lebte die Familie mit denjenigen Dienern, welche sie in ihrer Nähe bedurfte. Zu beiden Enden dieses Hauses erstreckten sich im rechten Winkel zwei andere, einstöckige Gebäude, welche zur Wohnung der schwarzen Sklaven dienten, und in geringer Entfernung von diesen schlossen zwei andere Gebäude das Viereck, von welchen eines als Stall und das zweite als Vorrathshaus für Menschen und Vieh diente. Vor dem Hauptgebäude erstreckte sich der Garten fast bis zu dem Ufer eines kleinen Flusses, wel­cher in kurzer Entfernung davon in den Milsissippi mündete, die­ser Garten war mit allen Blumen, Zierpflanzen und Fruchtbäu­men besetzt, welche der Eigenlhümer nur hatte auftreiben können und galt weit und breit als eine Perle der öden Wildniß. Um­schlossen wurde die ganze Besitzung von einem starken, zwölf Fuß hohen Pfahlwerk, welches in bestimmten Zwischenräumen zahl­reiche Schießscharten und verdeckte Oeffnnngen enthielt. Auf der Spitze einer Anhöhe, innerhalb dieser Schutzwehr, erhob sich ein Wartthurm, von dessen Plattform die Felder des Besitzers, so wie bas offene Stück Land ringsum überschaut werden konnten, und nicht mit Unrecht nannte der Marquis seine Wohnung sein festes Schloß."

Der ganze Hausstand enthielt zwei und fünfzig Personen. Zuerst der Marquis selbst mit zwei Kindern und einem Neffen; sodann acht weiße Handwerker und Diener mit fünf Frauen und zuletzt fünf und zwanzig männliche und zehn weibliche Schwarze.

Zieht man dabei in Betracht, daß Ueberfluß an Waffen und Munition vorhanden war, so läßt sich annehmen, daß er wenig von seinen rothen Nachbarn zu fürchten hatte, welche seine Be­sitzungen umschwärmlcn; dem ungeachtet bestand Wohl noch ein größerer Schutz für ihn in der gewissenhaften Ehrlichkeit und Her­zensgüte, womit er alle Indianer behandelte, die mit ihm in Be­rührung kamen.

Es war eines Nachmittags, als der Marquis, einen Gang durch seine Felder machte. Er war ein großer, schöner Mann, den aber das Schicksal vor der Zeit gebeugt. Von seinem Haupte, das er meist etwas gesenkt trug, floß eisengränes Haar in lan­gen Locken über seine Schultern und der'schwarze Sammtanzug, in dem er fast stets erschien, erhöhte den Ausdruck von ächter Vornehmheit, welcher seiner Erscheinung eigen war. Es begann bereits zu dämmern, als er von seiner Inspektion sich nach Hause