Wien, 13. April. Der östrcichische Civilkommissär Herr v. Halbhuber hat dem beabsichtigten Verbote, die schleswig-hol­steinische Flagge mit dem NamenSzuge Friedrich VIII. zn versehen, seine Mitunterzcichnung verweigert. Auch verweigerte Hr. v. Halb- Huber nachträglich »och seine Zustimmung zur Vornahme einer Untersuchung Sachverständiger bezüglich der Verletzung der Marine- Etablissements von Danzig »ach Kiel. (Fr. Pstz.)

Aus Mecklenburg sind wieder einige Hundert Taglöhuer, welche keine Prügel haben wollen, nach Amerika ausgewanderk.

Schleswig-Holstein. Von dem Abgeordneten Prof. Mommsen ist soeben ein Sendschreiben a» die Wahlmäuuer der Stadt Halle und des Saalkreises erschienen, mit der Ueberschrist: Die Annexion Schleswig-Holsteins". Der Verfasser spricht sich darin für die Annexion ans. Die Schrift wird namentlich in den Herzogtbümern Aufsehen machen und trägt hoffentlich dazu bei, dort klare Begriffe und Entschiedenheit hcrvorzurusen.

Turin, 5. April. Man behauptet heute, daß der Exkönig von Neapel entschlossen sei, beim Abzug der Franzosen ans Rom nach Venedig zu übcrsiedcln, wohin sich auch cvcntucl der Papst begeben werde. Ueberhanpt sind die Correspondenzen zwischen hier und Rom augenblicklich sehr lebhaft, und die Regierung ist von Allem, was dort vergebt, vorzüglich unterrichtet und hat auch unter dem französischen Occnpationskorps ihre vertraute» Freunde. Alle Blätter sind wieder voll mit Ränbernnthalcn, namentlich mit den Greuelscencn, welche an der päpstlichen Grenze täglich begangen werden und wo man fortwährend Leichname mit abgc- schnittenen Nasen und Ohren findet.

In Schweden soll nun auch die Verfassung umgestaltet und statt der vier Kammern das Zweikammersystem eingeführt werden. Die Gewählten für die erste Kammer müssen 35 Jahre alt sein und ein Vermögen von 80,000 Thaler besitzen oder eine Jabreseinnahme von -4000 Thlrn. haben. Die Mitglieder der zweiten Kammer gehen aus direkten Wahlen hervor. Um gewählt zn werden, muß man 25 Jahre alt sein.

Paris, 8. April. Zwei wichtige civilisatorische Fragen ha­ben in den letzten Sitzungen, gestern und heute, den gesetzge­benden Körper beschäftigt: die Abschaffung der Todesstrafe und die Einführung LeS unentgeltlichen und obligatorischen (zwangs­weisen) Unterrichts. Für Abschaffung der Todesstrafe dielt Jules Favre eine glänzende Rede, die selbst von der Mehrzahl vielfach beklatscht ward. Aber das war auch alles; bei der Abstimmung fiel bas betreffende Amendement mit 212 gegen 26 Stimmen-

Straßburg, 3. April. Der sechsfache Mörder von Fa- verillcs ist endlich nach Isttägigen eifrige» Nachforschungen der Justiz und Polizei entdeckt und von zwei GenSd'armcn mir Kel­ten beladen in das Gefangniß von Avesncs abgeführt worden. Es ist dies Joseph Manesse, Gutsbesitzer zwischen Favcrilles und Maroilles, Schwager des unglücklichen Largilliere, dessen Schwe­ster er zur Frau hat. Obgleich 52 Jahre alt, besitzt Manesse noch eine außerordentliche Körperstärke und ist überhaupt von her­kulischer Gestalt, finsterm, bösartigem Vlick und leidenschaftlichem Charakter. Von seinem Landgut aus konnte er, ohne das Torf Favcrilles zu berühren, ziemlich ungesehen in das Largillier'schc Hinterhaus gelangen. Durch die Ausrottung der Familie wäre ihm eine Erbschaft von beiläufig 15,000 Franks zugefallen.

New York, 5. April. Nach einer dreitägigen Schlacht be­setzte Grant am Montag, 3. April, Richmond und Petersburg. Lee zog in der Richtung ans Lynchbnrg zn, von Grant hart ver- /folgt. Der Verlust der Rebellen beträgt 15,000 Mann Tobte und Verwundete, 25,000 Gefangene und 100 bis 200 Kanonen. Scward sagte in einer zu Washington gehaltenen Rede: Wenn das Volk die NcgierungSpolitik billigt, so wird nach beendigtem Krieg keine Intervention stattfinden. Wenn England nur gerecht ist, so wird Canaba nicht bedroht. (N.-Z.)

Allerlei.

Nagold. Landwirthschaftlicher Bczirksvcrein. (Wander-Vvrträge.) (Fortsetzung.) In erster Linie wurde die Bestellung des Feldes im Herbst, zur Sommcrfrucht als sehr zweckmäßig und nützlich empfohlen; weil der Boden in rauher Furche den Winter über verwittert, nährende Niederschläge aus der Luft leichter aufnimmt, und die Frühjahrssaat früher und schneller ausgeführt werden kann, weil die Saat ohne nochma­

liges Pflügen nur eingeeggt zu werden braucht, wogegen ein den Winter über als Stoppelfeld liegender Acker diese Verbeffe« rungen und Vortheile sich nicht aneignen kann.

Einen weitern Vorthcil bietet die tiefere Bearbeitung des Feldes mit gutem Untergrund, namentlich im Herbst, dadurch, daß der frisch hervorgebrachte, fremde Boden den Winter über durch Verwittern mürbe gemacht wird, und die Gewäwse ihre Wurzeln tiefer einschlagen können. Hiedurch werden kräftigere Halme und reichere Aehren erzeugt, und die Frucht lagert sich nicht so leicht.

Wo der Uniergrnud lettenarlig oder sandig ist, unternehme man eine tiefere Bearbeitung des Fel­des mit der empfohlenen Vorsicht. Je mehr der Untergrund der Ackerfurche gleicht, um so weniger darf man bei der allmählichen Vertiefung ängstlich sei». Allmähliche Vertiefung, im Herbst oder bei reiner Brache und vor dem Anbau gewisser Pflanzen, die so­gar einen frisch hcraufgebrachlen Boden lieben, gewährt große Vorlhciic.

Bei den weitern landwirthschaftlichen Besprechungen wurde auch die Frage gestellt: Fehlt cs nicht in der Gemeinde au Dün­ger? Diese Frage wurde meistens mit Bedauern bejaht.

Hierauf wurde als nothwcndig dargeihan, daß, wie oben schon gesagt ist, zuerst mehr auf den Anbau von F » tlerkränte r n, namentlich Esper, Luzerne» und ewige» Klee, überhaupt a»f Ver­mehrung des FutterbancS, je nach den Bvdenbeschaffenhciten ge­drungen, und ein besserer Vieh stand gehalten werden sollte, woraus sich eine größere Diuigererzeugung von selbst ergebe, aus der ei» Höherer Körner- und Slrohertrag folge. Wo an Fut­ter fehlt, fehlts am Viehstand und am Dünger, und wo es an diesem fehlt, fehlt es überall. Daß man dem Boden durch Dün­ger wieder geben muß, was man ihm durch die Ernten entzogen hat, ist eine alte Wahrheit.

Zn einem nutzbringenden landwirthschaftlichen Betrieb gehö­ren drei Faktoren: 1) kräftige, reichliche Düngung, 2) fleißige Bearbeitung des Bodens und 3) der Segen des Himmels. Die zwei ersten Punkte hat der Bauer in der Hand und wenn solche zusammentreffen, ist die Wirthschast gut bestellt. Fehlt der Dritte, d. h. tritt ein Mißjahr ein, so wird der fleißige und praktische Landwirth nicht so hart gestraft, wie der nachlässige, denn ein kräftig gedüngtes und fleißig bearbeitetes Feld kann die Ungunst der Witterung in trockene», wie in nassen Jahrgängen länger und leichter ertragen, als ein schlecht gebautes, mageres Land. Also reichliche Düngung und fleißige Bearbeitung des Feldes sind die erste Bedingung einer nntzbringende» Wirthschast. Bei Mangel an Slreustroh wurde die Verwendung der Nadcl- streu empfohlen.

Zur fleißigen Bearbeitung des Feldes gehören nicht nur die Glieder der Menschen, sondern auch gute Werkzeuge, nament­lich gute Pflüge, gute Eggen und Walzen, als die nöthigsten Gerälhc in einer einfachen, bäuerlichen Wirthschast. In größern Wirihschaflen werden mehr und mehr weitere Gerüche und Ma­schinen cingesührt zu Ersparniß von Geld und Zeit.

Das Brennen der Felder wie es in vielen Wald­orten noch eingeführt ist hat blos da Vvclheil, wo die Uu- krantwurzeln eines verwilderten Ackers und eine größere Quanti­tät Reisach mit verbrannt wird, zu Erzielung von Asche und vor­übergehender Düngung und Reinigung des Feldes. Einen reinen, guten Nasen, der durch geordnetes Pflügen und Eggen zur Ver­wesung und Fänlniß gebracht werden kann, braucht man nicht zu brennen, weil die im Boden vorhandenen Humustheile mit ver­brannt werden. (Fortsetzung folgt.)

Woher kommt die Sitte, die Leute in den April zu schicken. Sie soll auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 anfge- kvmmen sein. Damals wurde von der deutschen Nation sehr viel Geld für den Türkenkrieg gefordert. Es sollte dazu das Münz­wesen neu regulirt werden. Da man aber vor anderen wichtigen Geschäften nicht dazu kommen konnte, setzte man einen besonderen Münztag auf den 1. April an. Es wurden darauf viele Specu- latiouen gemacht und die Geldleute von ganz Europa fanden sich in Augsburg ein, sahen sich aber getäuscht und mußten die Reise« und Zehrungskostcn noch obendrein ans Bein streichen. Seit je­ner Zeit sind die Narren am 1. April nicht ansgcstorben.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.