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Seite» der liberale» Fraktionen wird kein Antrag ans Erlassung einer Adresse gestellt. Die Negiernngspräsideitten sind ange­wiesen, die Kammerberichte der Zeitungen streng zu prüfen.

(Eine neue R e li gi on s g e sc l l sch aft.) Vr. E. Lö­wenthal (ein Sohn des früheren israel. Lehrers in Baisingen, Oberamts Horb) ladet zn Gründung einer solchen ein, er sagt: cS ist eine unbestreitbare Tbacsache, daß heutzutage die Zahl derer, welche ihrer inneren Uebcrzengnng »ach keniem der bestehenden Glaubensbekenntnisse mit Bestimmtheit angehören, nach Millionen zn berechnen ist. Diese Millionen aber müssen sich ihrer inneren Ueberzengung zuwider und aller angeblichen ,,G>wifsensfreiheil" zum Trotze in jeder sociale» Hinsicht irgend einem bestehenden staatlich' sankkionirtcn und von der Skaatsttrebe approbirten Glan- beusbekenntß anschlicsicn (bezüglich der Ehe, der bürgerlichen Legitimation und sogar bezüglich des Begräbnisses) einem Bekenntnisse, zn welchem sie sich nach ihrem beste» Wisse" und Gewisse» gar nicht zn bekennen im Stande sind! Diesem großen Widerstreit in der socialen Organisation der Gegenwart ist blos dadurch abznhelfc», daß alle Diejenigen, welche sich keinem der bestehenden GlanbeuSbekenntinsse anschließen können und wollen, einen neuen Neligionöverband bilden. Er möge mit Rücksicht auf seine» ganz allgemein religiösen Charakter der Neligions« verband der Eogi tauten (der Denkenden) heißen.

Wien, 21. Jan. Heule Mittag hak bei der Redaktion der Presse" wegen des östreichisck'-prenßifche» Depeschenwcchscls eine Hausdurchsuchung stattgefunden. Es ist eine Untersuchung wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses anhängig gemacht worden.

Bern, 20. Jan. Preuße» erklärte dem Bnndcsralh: cs wünsche ebenfalls den Handelsvertrag der Schweiz mit dem Zoll­verein, und sei mit der Beschleunigung der Verhandlungen ein­verstanden.

Die römische Polizei hat endlich die Diebesbande entdeckt, weichte die ewige Stadt jede Nacht mit Einbruch und Angriff ans Personen bennrnhigtc; 32 Diebe sind bereits in Haft und eine Anzahl Hehler n. s. w. ist ausknudschastet, die gestohlenen Ge­genstände wurden, so viel möglich, den Eigenthümern zurückcr- stattct. '

Turin, 17. Jan. In Neapel sicht man jetzt auf allen öffentlichen Spaziergängen, und zwar in sehr ungebundenem Auf­treten, Hunderte von Nonne», deren Klöster aufgehoben wurden. Verschiedene traten in Familien, andere in Privatschulen als Er­zieherinnen auf.

Turin, 18. Jan. Die Volksversammlungen in Betreff der Aufhebung der Orden, der Einziehung des Kirchenvecmögens und der Abschaffung der Todesstrafe dauern in allen Provinzen fort. Besonders zahlreich sind dieselben in der Romagna, den Marken und Umbrien. In Palermo haben es die Ultramonra- nen verstanden, durch Drohung die Abhaltung einer Volksver­sammlung zn verhindern.

Turin, 17. Jan. Die päpstliche Encyclica, welche in Frankreich so viel Staub aufwirft, findet in Italien nur geringe Beachtung. Man unterhielt sich ein paar Tage überdiesen gal- vanisirten Leichnam Hildebrands", wie ein hiesiges Blatt sich ans­drückt, staunte über die Dreistigkeit der römischen Kurie, die zu glauben scheint, man schreibe 1065 stakt 1865 und überläßt nun dem Knltminister Vacca, sich mit den Bischöfen herumzubalgcn, wenn ec es für gut finden sollte. Das große Publikum findet die Lache zn schnurrig, um, wie in Frankreich, sich ernstlich da­mit beschäftigen zu können, Paffaglia hält in der hiesigen Uni- vcrsttätsaula Vorlesungen über die Encyclica, deren Unzeitgemäß- heil und Lächerlichkeit er darzuthnn sucht; allein er deklamirt vor leeren Bänken, denn man erinnert sich, daß eS derselbe Paffaglia war, welcher das Dogma von der unbefleckten Empsängniß'er­sann und läßt ihn predigen.

Paris, 20. Ja». Es ist sicher, daß der Prinz Napoleon mit Zustimmung der Kaiserin für den Fall, daß dem Kaiser etwas zustoßen sollte, die Regentschaft übernehmen wird. Die Gesund­heit des letzteren ist jedoch dem äußeren Anscheineach keineswegs in naher Gefahr.

Paris, 20. Jan. Proudhon ist (nach einer langwieri­gen schmerzhafien Krankheit) gestern früh mit einer wahrhaft stoi­schen Ruhe, wie er gelebt, gestorben. Den Besuch. den ihm der Pfarrer von Passy in den letzten Tagen seines Lebens abstatten wollte, nahm er nicht an.Der Mann thnt seine Pflicht" sagte

er,allein ich bcdarf seiner Dienste nicht. Bon dir vcrlünge ich Absolution," fügte er, zu seiner Frau gewendet, bei. Heute' Nachmittag »m zwei Uhr wurde seine Leiche aus dem Sterbe- Hanse direkt nach dem Friedhöfe gebracht. Eine ungemeine Men­schenmenge hatte sich eiugesnnden, um ihm das letzte Geleit zn geben. Ein jedenfalls unabsichtlicher, aber unangenehmer Zwi­schenfall tlöite de» Tranerzng. Gerade als der Sarg aus dem Hanse getragen wurde, kam ein Regiment Gardegrenadiere mit klingendem Spiele von einer sogenannten militärischen Prome­nade zurück und »ahm den Weg durch die Straße, in welcher der Leichenwagen stand. Die Menge eilte der Musik entgegen. Still imt der Musik! Achtung vor den Tobten!" scholl cs aus aller Mund. Tie Musik spielte auftiuglick weiter, allein der Obrist ließ, sowie er hörte, um was es sich handle, dieselbe schweigen, und lautlos zog das Regiment.vorüber. Kurz dar­aus kam ein zweites Regiment ebenfalls mit Musik anuiarfchirt. Abermals sperrte sich vor ihnen die Straße und noch lauter und dringender ertönte der obige Ruf. Auch dieses Regiment stellte auf Geheiß des Obersten das Spiel ein. Es wurden am Grabe mehrere Reden gehalten. Proudhon war am 15. Juli 1809 in Besanxon geboren und ei» gelernter Schriftsetzer. Selbst die Opinivn nationale, die in letzter Zeit so gewaltige Angriffe von ihm erleiden mußte, findet Worte ehrender Traueran der» Sarge eines Mannes, der jedenfalls mächtig in die Zeikbcwegnng ein­gegriffen hat, der Demokrat und einer der bedeutendsten Schrift­steller Aer Gegenwart war."

Paris. 21. Jan. Die Weltausstellung ist nun entschieden ans 1867 festgesetzt und bisher scheint das Marsfelb znm Schau­platz derselben auserlesen. Die Kosten deS Gebäudes sind ans 18 Millionen berechnet, die zu gleiche» Theilcn durch öffentliche Zeichnungen, durch die Stadt Paris und durch den Staat gedeckt werden sollen. Die Einnahmen, welche aus mindestens 10 Mil­lionen veranschlagt werden, sollen dazu dienen, um in erster Linie die Pcivatsnbskribcnten zn befriedigen. Hieraus käme die Stadt und schließlich der Staat in die Reihe. Die Obligationen, wer« den also leichten Absatz finde», da deren Einlöfting als verbürgt zu betrachten ist.

G e o r g.

(Fortsetzung.)

Warum sollte ich etwas bereuen, was ich sehr wohl erwo­gen habe," entgcgncte das junge Mädchen.Mich zu Euren selbstsüchtigen Absichten gebrauchen zu lassen, dazu habe ich keine Lust und da ich hier Schutz gegen die mich bedrohenden Zu­dringlichkeiten und Gefahren finde, so ist es jedenfalls am beste», ich suche mich denselben durch meine Entfernung zu entziehen."

Du streust uns keinen Sand in die Augen," rief ihr Schwa­ger,was Dieb nach Hamburg zieht, wissen wir so gut wie Du. Während Du Dich anstetlst, als wenn die kleinen Aufmerksamkeiten, welche der Kapitän Dir schenkt, Dich das Schlimmste befürchten ließen, nimmst Du keinen Anstand, Deinen Ruf und Deine Ehre einem Menschen anznvertranen, von dem Niemand weiß, wie ec heißt und woher er ist."

Susanne erröthete. Ihr Gewissen sagte ihr, daß dieser Vor- wnrf kein unbegründeter war, aber sie hatte auch keine Lust, dies einzugestehen und am wenigsten ihren Verwandten gegenüber, von denen sie wußte, daß nicht Theilnabme, sondern Selbstsucht sie zn dieser Acnßcrung veranlaßtc. Sie antwortete daher ziem­lich trotzig:

Wem ich meinen Ruf und meine Ehre anvertraue, wird Euch wenig kümmern, davon habt Ihr mir hinlängliche Beweise gegeben, also spart Euch auch jetzt Eure Theilnabme. In dem Hanse, welches ich mit diesem vertausche, werde ick so sicher wie hier wohnen, mein Pathe und meine Muhme sind rechtschaffene brave Leute und so, denke ich, wird die Besorgniß, welche Ihr für mich an den Tag legt, eine »nbegrüudcle sein. Und nun lebt wohl und möge cs Euch zu jeder Zeit gut gehen!"

Dir auch," entgegnete» die Pächtersleute, indem sie die Hand, welche ihnen Susanne mit Kälte reichte, nur leicht und ebenfalls ohne irgend ein Zeichen oon Theilnahme berührten, und so trennten sich beide Theiie.

Während Susanne rüstig der Stadt zuschritt, fand sich üb­rigens bald nach Ihrem Aufbruch noch ein weiterer Besuch auf der Meierei ein. Es war dies Clas Dirks, der mit einem etw«H