zerstörten Gesicht cintrat, das sich indessen hei dem srenndlichen Empfang, welcher ihm zu Thcil wurde, bald anfklärte.
„Schon so früh?" fragte der Pächter, den junge» Bauern mit einer Miene betrachtend, welche andcutete, daß ihm der Grund seines Erscheinens vollkommen bekannt sei.
„Scheltet mich einen Narren", enkgegncte Dirks, „aber ich kann nicht anders — die Susanne muß mich behext haben, es zieht mich immer wieder zu ihr zurück."
Der Meier warf seiner Frau einen bedeutungsvollen Blick zu und schwieg.
„Sie hat u»S so eben verlassen," sagte diese, „ihrem hoch« müthigen Sinn wurde cs bei uns zu eng, sie ist nach Hamburg gegangen, um dort ihr Glück zu machen."
Der unglückliche Liebhaber sprang von seinem Sitz aus und Zorn und schmerzliche Enttäuschung sprachen sich in seinem Gesicht ans.
„Nach Hamburg gegangen?" rtef er. Und Ihr konntet dies zugeben? —"
„Vermochten wir cs zu verhindern?" meinte achselzuckend der Meier.
„Daran ist niemand anders schuld, als der wilde, lockere Gesell, den ich gestern noch unter meinen Fingern hatte," sagte Dirks, indem er drohend seine Fäuste ballte. „Bon ihm ist das Mädchen mir abwendig gemacht worden, aber Gott soll mich verdamme», wenn ich mich an dem Kerl nicht räche. Noch gestern Abend saß ihm mein Messer nahe genug am Herzdn und wenn nicht eben zur angelegensten Zeit ein dritter hinzngckommen wäre —"
„Du bist mit ihm zusammengetroffcn?" fragte neugierig der Hofbesitzer.
„Laßt es gut sein — ich sage Euch ja, ohne die plötzliche Dazwischenknnst des Fremden hätte sich der Bursche wohl nicht wieder erhoben. Und jetzt? . . Ich kam bieher, »m Susannen nochmals zum Herzen zu sprechen, bevor ich den Entschluß auS- führe, welche» ich gefaßt habe; ich hoffte noch immer, sie werbe ihr Unrecht endlich doch einsehen und einen ehrlichen Burschen, welcher weiß, wo er zu Hause und welcher Eltern Kind er ist, einem solchen leichtfertigen Tunichtsgut vorzuziehen."
„Ich hätte selbst gewünscht, Clas, daß es so gekommen wäre," sagte der Pächter mit heuchlerischer Miene, „aber Ihr seht wohl, mit der Dirne ist nichts anzufangen, und so mag sie ihren Weg wandeln und znsehe», daß sie in ihrem Hochmuth nicht fällt. —"
„Und wo ist sie denn hingegangen?" fragte der junge Bauer.
„Ei, Ihr kennt doch ihren Pathen, den Schneidermeister Stich?"
„Daß sich Gott erbarme! Der alte Narr soll ein junges leichtsinniges Mädchen hüten und bedarf selbst so sehr der Aussicht! Daß ihn die Franzosen noch eingesteckt und vor ein Kriegs- gericht gestellt haben, ist ein Wunder, denn statt in der Werkstatt zu sitzen und die Gesellen zu beaufsichtigen, treibt er sich den ganzen Tag in den Straßen und in den Wirthshänsern umher und po- litistrt und fuhrt aufrührerische Reden und schlägt Schlachten und schließt Frieden, als wenn er dies Alles nur so aus seinem Rock- ärmel schütteln könnte. — Mein Entschluß ist gefaßt, ich gehe ebenfalls nach Hamburg."
„Nach Hamburg?" fragte der Pächter erstaunt — „was beabsichtigt Ihr denn dort zu machen?"
„Da leset," sagte der verschmähte Liebhaber, indem er ein ZeitnngSblatt aus der Tasche zog, „Charlolt, der Chef der Gens- darmerie, braucht Leute und er hat deßhalb einen Ausruf veröf. fentlicht. Ich werde hingehen und mich anwerben lassen."
„Ihr wollt Gensdarm werden?" fragte der Meier verwundert. „Erklärt mir doch den Grund für einen so sonderbaren Entschluß,"
„Nun, das ist ganz einfach," entgegnete ClaS, weil ich dann die beste Gelegenheit haben werde, den Burschen, welcher mir das Herz Susannens abwendig gemacht hat, auf die Galeeren «der an den Galgen zu bringen. Ja, das will ich, so wahr ich, Dirks heiße, und verdammt mag ich sein, wenn ich nicht Wort hielte
Der junge Bauer drückte trotzig den Hut ans den Kopff Md- reichte Ortmann zum Abschied die Hand.
„Auch auf Susanne," sagte er, „werde ich ein wachsame- Auge haben, und gebt Acht, eines Tags führe ich sie zerknirscht und reumülhig zu Euch zurück. Aber erst muß der Bursche, welcher ihr jetzt den Kopf verwirrt, bei Seite geschafft werben, und das soll meine Aufgabe sein! Und nun lebt wohl!"
„Nun, viel Gluck auf den Weg," ries Ortinann dem Da-
voueilcnden nach, indem er ihm bis an die HauSkhüre das Ge
leite gab. Dann kehrte er in das Wohnzimmer zu seiner Frau zurück uud sagte:
„Ist der Kapitän schon aufgestanden?"
„Er kann jeden Augenblick heruuterkonimen," sagte diese, „ich habe ihn schon vor einer halben Stunde am Fenster gesehen."
„Gut, so gib ihm diesen Brief, sobald er sich zeigt und
sage ihm, die Ordonnanz aus der Stadt habe denselben diesen Morgen gebracht. Uud höre, Frau, benimm Dick klug und zeige stets ein freundliches Gesicht. Len» bas Maulhänger! und das Trotze» hilft nichts und cs ist doch nun einmal nicht anders, die Franzosen svicle» jetzt die Herren hier zu Lande und wer
klug ist, dreht den Mantel nach dem Winde."
Während nun Ortinann, nachdem er eine Hacke über die Schulter geworfen hatte und in den Hof getreten, war, um dem Knecht und der Magd i»S Feld z» folge», schweigend seinen Weg forlsetzte, horchte Martha im Wohnzimmer ans, denn ein knarrender Tritt aus der Treppe wurde hörbar und die Stimme Lacombe's ließ sich gleichzeitig vernehmen.
„Hier ist ein Brief, Kapitän" sagte die Pächter!», indem sie den bereit gehaltene» Kaffe vor de» Franzosen stellte und ihm zugleich bas vorerwähnte Schreiben überreichte.
„Wo ist Susanne?" fragte dieser mit gekräuselter Stirn, indem er sich in einen Lehnstuhl warf.
„Sie hat uns diesen Morgen verlassen," entgegnete die Befragte schüchtern.
„Wie, verlassen?" wiederholte der Kapitän verwundert, indem er sich emporrichtcte.
„Sie hat sich schon in aller Frühe heimlich entfernt und dabei gesagt, daß sie sich nach Hamburg begebe," fubr Martha foN. „Uebrigens ist uns durch ihren starren Eigensinn schon viel Kummer bereitet worden, und Gott weiß, was es noch für ein Ende mit ihr nehmen wird," setzte sie heuchlerisch hinzu.
„Ah," rief Lacombe, „sie spielte also die Spröde gegen mich, während sie gegen Andere zärtlich ist! Gut, aus meine Ehr', soll wieder hierher zurück . . . ek bleu, will mir vertreiben die Zeit mit Mademoiselle Susanne — Hab' Herz, sehr groß' Herz für die Lieb." lFvrts. f.)
Allerlei.
— Zur Beherzigung für Jedermann. (Aus der Schrift des württ. ThierschutzvereinS: „Thierqnälerei und Men- schenvergiitung".) 1) Es ist eine grenzenlose Thorheit und ganz zwecklose Graumsamkeit, die Schlachtthiere, Schweine, Kälber, Schafe, sowie das Geflügel vor dem Schlachten stundenlang kopfüber anfzuhänge», in der lhörichten Meinung, das Blut hiedurch gründlicher abzapfeu zu können. 2) Es ist eine Thorheit und Grausamkeit, das Kleinvieh, Kälber, Schafe, Zicklein, Schweine lediglich durch Stechen in den Hals zu schlachten, statt sie zuvor wenigstens durch einen Schlag auf den Kops, wie das Großvieh, zu betäuben. 3) Es ist eine Thorheit und Grausamkeit, das Geflügel durch den Hals ober sogar die Ohren zu „stechen" und langsam verbluten zu lassen, oder das Genick zu durchschneiden, statt den Kopf schnell und ganz abzutrennen. 4) ES ist eine den „Schützen" entehrende Barbarei, lebende Thiere zur Zielscheibe einer Schießübung zu machen. 5) Es. ist eine Thorheit und grenzenlose Barbarei, die Schlachtthiere je«, der Art zu übermästen, sie dabei einzufperren, das Geflügel durch gewaltsames Einstopfen von Nahrung im Uebermaß mästen zu wollen; weil es dadurch methodisch krank gemacht wird. 6) ES ist Thorheit und Barbarei, schlechte Schützen zu Jagdpächteru zu machen, und lebende Thiere als Köder zu brauchen.
R ä t h s e l.
Ich blelb' mir gleich und ihn' Dir kund Auch rückwärts ganz denselben Bund.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.