Branntweinsteuer erhoben werden könnte, nicht für sie zu stimmen ver­möchte. Die Gründung eines süddeutschen SteuervercinS halte er für gefährlich für das Lteuerdewilligungsrecht der Stände, das schon durch den Zollverein geschmälert sei und durch einen solchen Verein noch mehr beeinträchtigt würde, westhalb die Kammer sich wohl besinnen werde, auf einen solchen Vertrag eiimigehen. Die Tagesordnung führt nun zur Be- rathung des Art. 6 des Gesetzescntwurfs über einige Abänderungen deS Volksschulgcsetzes, der von dem Anschlag des Gütcrertrags der Schul­stellen handelt. Die Commission beantragt unveränderte Annahme des Entwurfs; die Kammer stimmt nach längerer Debatte unter Ablehnung der übrigen gestellten Anträge bet. Ebenso lehnt sie einen vom Abgeord. Groß gestellten Zusatzantrag ab, wonach ln jeder Gemeinde nur die erste Schulstelle in Gütcrgenuß gesetzt werden soll. (81. Sitzung.) Die Tagesordnung führt zur Bcraihung der Art. 7 und 8 des Schulgesetzes. Der erstere setzt fest, daß Gebühren sür kirchliche Dienstleistungen nicht in den Gehalt der Schulstellen einzurechnen seien, der letztere bestimmt, daß sür die niederen Meßnerdienste in der Regel ein Gehülfe gehalten werden soll. Schölt und Ammermüllcr wollen eine vollständige Trennung der Meßnerci vom Schuldienste, und stellen den Antrag, an die Stelle der Art. 7 und 8 zu setzen:Das Meßneramt ist vom Schuldienst vollständig zu trennen, so daß dasselbe künftig keinem Lehrer übertragen werden darf. Dagegen kann einem Lehrer die Funktion eines Organisten und Kantors von Seiten der Kirche Persönlich übertragen werden." Der Präsident macht den Vorschlag, vcrcrst nur diesen Antrag in die Debatte zu ziehen, worauf Ammermüller denselben begründet, Minister v. Golther ihm aber entschieden entgegentrilt, weil man die Gemeinden, denen man durch das gegenwärtige Gesetz eine M.hransgabe von 350,000 fl. sür die «chul- ftcllcn zumuthe, nicht mit nöch weiteren paar 100,000 fl. für Meßnerei­kosten belasten dürfe, und die Lehrer selbst dennoch dadurch benachthetligt würden. Nach vierstündiger Debatte wird über den Antrag von Ammer­müller und Schott über Trennung der Meßnerei von dem Schuldienst ab- gcstimmt, und derselbe mit 67 gegen 14 Stimmen abgelehnt. (82. ! Sitzung.) Die Kammer geht nunmehr auf die Berathung des Art. 7 des ! Gesetzcsentwurfs über Abänderung des Volksschulgesctzes ein. Die Kom- i Mission beantragt Zustimmung, schlägt jedoch eine andere Fassung vor. Nach längerer schläfriger Debatte wird dieser Antrag angenommen. Art.

8 bestimmt, daß die niederen Meßnereivcrrichtungcn in der Regel durch Gehülsen versehen werden sollen- Eine Commjsfionsmehrheit hat sich nicht gebildet. Dtnkelacker und Prälat v. Hauber beantragen Annahme des Rc- gtcrungSentwurfs, v. Longner Uebergang zur Tagesordnung. Mack will dem Artikel folgende Fassung geben:Die Besorgung der niederen Meß- nercivcrrichtungen kann dem Lehrer nur ausnahmsweise von der Oberschul­behörde gestattet werden." Der Antrag des Domkapitulars v. Longner wird mit 53 gegen 31 Stimmen abgelehnt. Ebenso erhält der Antrag des Abgeordneten Mack nicht die Mehrheit, dagegen wird nach dem An­trag von Dinkelacker und Prälat v. Hauber der Regierungsentwurs ange­nommen. Art. 9 setzt die Gehalte der Unterlchrer und Schulamtsvcrwescr neben einem heizbaren Zimmer und einem halben Klafter Buchenholz in Gemeinden unter 2000 Einwohnern auf 240 fl-, t» Gemeinden von 26000 Einwohnern auf 260 fl., in größeren Gemeinden auf 280 fl. fest. Die Commission stimmt den angeführten Gehalten bei, beantragt, diesen Schul­bediensteten ein ganzes Klafter Buchenholz oder ein Acquivalent von an­derem Br.nnmaterial und 7 st- Ctr. Dinkel oder deren laufenden durch­schnittliche» Marktpreis zu verwilligen. Art. 10 bestimmt die Gehalte der Lchrgehtlfen in Gemeinden über 2000 Einwohnern auf 160 fl-, in Gemein­den von 26000 Einwohnern auf 170 fl., in größeren Gemeinden auf 180 fl. Die Commission beantragt Zustimmung, will denselben gleich­falls ein ganzes Klafter Buchenholz verwilligen, und den letzten Satz des Regicrungsentwurfs, welcher es der Ortsschulbehörde überlassen will, zu bestimmen, ob und zu welchem Preise die Lehrgehilfcn ihre Verköstigung vom Schulmeister erhalten sollen, gestrichen wissen. Mäulen beantragt unveränderte Annahme des Gesetzcsentwurfs, was abgelehnt wird, worauf die Kammer den Commtssionsanträgen ihre Zustimmung crthcilt.

Stuttgart, 3. Januar. So eben erscheint eine neue Denkschrift in Betreff der Schwarzwaldbahnen von Finanzrath Zeller, dem Abgeordneten der Stadt Stuttgart. Sie führt den Titel:Vorschläge für die direkte Verbindung des Bahn- Hofes Stuttgart als künftiger durchlaufender Station mit sämmt« licken Schwarzwalddahnen." Der Zweck der Schrift ist, nachzu- weilen, baß die direkte Bahn nach dem Schwarzwald von Stutt­gart selbst ausgehen muß und nicht etwa von Feuerbach, und um auch diejenigen für seinen Plan zu gewinnen, welche die Linie Leonberg wünschen, schlägt er vor, vom Stuttgarter Bahnhof aus in der Weise durch die Stadt oder um diese herum zu bauen, daß eine Station in die Nähe des Feuersces käme, von wo aus danzz die Bahn auf die Höhen führte bis gegen den Pfaffensec. Von hier würde sich die Bahn in zwei Bahnen scheiden, wovon die eine nach Leonberg, Weil der Stadt und Pforzheim ginge, die andere aber nach Böblingen; vom letzteren Orte ans gingen drei Linien weiter, die eine nach Calw, die andere nach' Horb und Freudenstadt und die dritte nach Tübingen. Zugleich würbe durch diese Plane der Zweck erreicht, die Station Stuttgart von ihrer Eigenschaft als Köpfstation zu befreien und Züge, die in den Sckwarzwald gingen, statt wieder umkehrcu zu lassen, weiter direkte fortzuführen und so einer Ueberfüllung des Stuttgarter Bahnhofs durch die Station Feuersee vorzubeugen und ihr einen Abfluß zu verschaffen.

Stuttgart, 4. Jan. Heute Nachmittag kurz nach 3 Uhr ward I. Theurer, der Besitzer des vor wenigen Jahren neu erbauten, gerade dem Postamtsgebäude gegenüber liegenden Gast­hauses zum Oberpollinger, vom Schlage gerührt und war in we­nigen Minuten eine Leiche. Am vergangenen Sonntag hatte er seine älteste Tochter zu Grabe geleitet. (N.-Z.)

Rottweil. (Schwurgericht.) Am 31. Dez. wurde der ledige Kaufmann Bäßler von Freudenstadt wegen betrügerischen Bankerotts, in welchem die Gläubiger mit 8417 fl. durchfielen, zu 1 Jahr 4 Monaten Arbeitshaus verurtheilt. Am 2. Ja», erhielt der 18jährige Fr. Weggold, Weber von Loßburg, O.-A. Freudenstadt, wegen Verführung zur Unzucht 3'/, Jahre Ar­beitshaus.

Gmünd, 6. Jan., Nachmittags 3 Uhr. Das zwei Stun­den von hier entfernte Schloß Hohen rechberg, in welches der Blitz cingcschlagen hat, steht lichterloh in Flammen, und es ist nichts anderes vorauszusehen, als es werbe bis auf den Grund niederbrennen. (Ein weiteres Schreiben aus Gmünd sagt, daß das Schloß bis auf das Mauerwerk niedergebrannt sein soll. Berichte aus Aalen, Bopfingen, Crailsheim und Mergentheim melden ebenfalls von dem um dieselbe Zeit wüthenden Schnee­sturm mit gewaltigem Wind und Blitz und Donner.) (S.M.)

Frankfurt, 1. Jan. Die N. Fr. Ztg. schreibt: Die päpstliche Encyclica wird allerdings eine Wirkung hervorbringen, und zwar eine, welche nicht zu unterschätzen ist, obwohl eine Wirkung ganz anderer Art, als man in Rom wünscht. Diese feierliche Verkündigung wird die vollständige Machtlosigkeit des Papstes selbst in denjenigen Dingen, welche er hier in Sachen des Glaubens und der Kirche erklärt, in einer Weise wie eS noch nie vorgckommen, konstatiren.

Am 2. Januar ist das Waisenhaus iu der Friedberger Straße in Frankfurt durch Feuer zum Theil zerstört worden. Der Thälcr ist ein 14jähriger Zögling des Hauses, er wollte sich für eine Strafe rächen. Die Kinder und Bewohner des Hauses wur­den alle gerettet.

München, 31. Dez. Die hiesigen Blätter, selbst die kleri­kalen, drucken die theils Entrüstung, theilS Heiterkeit erregende Encyclica des Papstes einfach ab, verharren aber im Uebrigen in dnmPfem Stillschweigen.

Berlin, 2. Jan. Sämmtliche, im Polenprozesse vom 23. v. M. durch den Ltaatsgerichtshof Vernrtheilte haben nun­mehr die Nichtigkeitsbeschwerde eingelegt.

Berlin, 3. Jan. Dem Feldmarschall Frhrn. v. Wrangel ist als Weihnachtsangebinde vom König die Erhebung in den Grafcnstand bescheert worden.

Als ein bedeutsames Zeichen der Volksstimmung in Preu­ßen kan» es gellen, daß dieBolkszeitung" in Berlin, welche treu und beharrlich für das Selbstbestimmungsrecht der Schles­wig-Holsteiner gekämpft hat, eine große Zahl ihrer Abonnenten (man spricht sogar von 11000) cingebüßt hak.

Einen Eisenbahnbeamten in Berlin beschenkte seine Frau in der Neujahrsnacht mit Vierlingen. Zwei Knaben wurden 1864, zwei 1»65 geboren.

Mehrfachen Zeitungsangaben gegenüber kann die Zeidl. Corresp. versichern, daß bei den bisherigen Verhandlungen zwi­schen Wien und Berlin die schleswig-holsteinische Verfassung vom Jahre 1848 preußischerseitS noch nicht mit einer Sylbe erwähnt worden ist.

Wien, 2. Jan. Es mehren sich die Zeichen, daß cS mit der preußisch-östreichischen Allianz zu Ende geht, und wenn man hier behauptet, daß auch die gegenwärtigen Differenzen zu einer Vereinbarung führen werden, da man auf beiden Seiten die Allianz zu schätzen weiß, so behauptet man damit etwas, waS man wohl selbst nicht glaubt. Die Ansichten stehen sich ziemlich schroff gegenüber und eine Verständigung ist nur möglich, wenn der eine oder der andere Theil nachgibt. Daß sich Preußen dazu entschließt, ist kaum zu glauben, andererseits aber hat sich Graf Meusdorfs in seinen an die mittelstaatlichen Kabinette er­lassenen Erklärungen zu sehr cngagirt, als daß er plötzlich wieder umkehcen sollte. Tie Mittelstaaten haben sich nämlich mit den Eröffnungen, die ihnen von hier ans zugegangen sind, einver­standen erklärt und ihre Bereitwilligkeit zu erkennen gegeben, die von Oestrcich in der Herzogthümer-Frage am Bunde zu stellenden Anträge zu unterstützen.