Paris, 31. Dez. Es läuft das seltsame Gerücht um, daß die französische Regierung sich die Frage gestellt habe, ob eS nicht weise sein würde, die südliche» Provinze» Algeriens fahren zu lassen.

Paris, 2. Ja». Die Encyclica läßt die Leute in Frank, reich noch keineswegs zur Ruhe gelangen. Tic hervorragendsten Vertreter des französischen Episkopats, die Erzbischöfe von Ronen und von Bourges, der Bischof von Orleans u. A. wollen dem- nächst eine Zusammenkunft in Paris abhallen, um über die der päpstlichen Encyclica gegenüber einzuuehmcnde Haltung Bewachung zu pflegen.

Paris, 6. Jan. DerMoniteur" veröffentlicht das Dck- ret, durch welches der zweite, das Jubiläum betreffende Theil der päpstlichen Encyclica zugelassen und gestaltet wird, denselben in der gewöhnlichen Form im ganzen Reich zu veröffentlichen; jedoch erfolgt diese Zulassung ohne irgend eine Billigung der Clauseln, Formeln und Ausdrücke des zugelassenen Theiles, wei» che den Grundsätzen des Reiches sowie den Freiheiten und Grund- sätzen der gallikanischen Kirche entgegen sind oder sein könnten, l

In Frankreich dürfen die Advokaten vor Gericht nicht! mehr mit einem Schnurrbart erscheinen.

Turin, 30. Dez. Der König Victor Emanuel war einer der ersten, der für seine zahlreichen Privatgüter die betreffende Steuersumme für das künftige Jahr im Voraus, unter Verzicht- leistung der Zjnsenvergütnng, bezahlen ließ. Heule behauptet man, daß zur Ersparung eines doppelten Hofhalts die Herzogin von Genua sich denn doch entschlossen habe, mit dem König nach Florenz zu überstedeln.

Newyork, 17. Dez. (Per City of Damaskus and Glas­gow.) Der Südgeneral Hood ist gestern dem Vernehmen nach abermals von Thomas aus allen seinen Verschanzungcn mit einem Verlust von 3000 Gefangenen und 30 Kanonen herausgeschlagen worden. Savannah ist von dem Heere Lcherman'S umschlossen. Die ganze Einwohnerschaft ist bewaffnet. Tie Flotte des UniouS- admiralS Porter ist nach Wilmington abgesegelt. Präsident Lin- coln hat den Befehl des Generals Dix in Beireff der Uebcr- fchreitung der kanadischen Grenze behufs der Verfolgung von südstaatlichen JnvasionSschaaren desavouirt. Laut einer erneuerten Verfügung dürfen außer Einwanderern keine nicht mit Pässen versehene Personen das Unionsgebiet betreten.

Die deutschen Landstcnie, welche Briefe nach Amerika schicken, mögen die Adresse hübsch vollständig und deutlich, am besten mit lateinischen Buchstaben schreiben. Am vorigen Jahre konnien nicht weniger als 3,508,000 Briefe von der amerikani­schen Post nicht bestellt werden, weil die Adresse unrichtig oder unvollständig angegeben war; viele Briefe darunter enthielten Geld, Wechsel, Anweisungen, Dokumente und andere wichtige Dinge.

Georg.

(Fortsetzung.)

Oh, hätten wir nur Beide Waffen," ries er,es sollte dann ein Kampf auf Leben und Tod werden! Aber so . . . nun, ich will Ihnen, Sie Uebermüthiger, wenigstens zeigen, daß die deutsche Kraft noch nicht erlahmt ist, ich will Ihnen für einige Zeit die Liebesgedanken vertreiben ... ich will Sie mit unsrem heimatlichen Faustrecht bekannt machen, und erlasse Ihnen dafür Ihr Kriegsgericht!"

Indem der junge Mann diese Worte in leidenschaftlicher Erregtheit ausstieß, fuhr er fort, dem Franzosen mit Entschlossen- heit zu Leibe zu gehen, und dieser fühlte bald, daß er es mit einem überlegenen Gegner zu thun habe. Er rang, um die gegen ihn gerichteten Angriffe abzuwehren, und es gelang ihm endlich auch, sich für einen Augenblick von seinem Angreifer los­zumachen.

Ist es nun genug?" fragte dieser, indem er sich mit hochathmen- der Brust und mit geröthetem Gesicht dem Franzosen gegenüber stellte.Eine kleine Lehre für Ihren Uebermuth konnte Ihnen nichts schaden, und ich denke. Sie werden sich dieselbe zu Herzen nehmen. Sollten sie aber dennoch fortfahren, dieses junge Mäd­chen durch Ihre Zudringlichkeiten zu belästigen, so halte» Sie sich, überzeugt, daß ich zu dessen Schutz in der Nähe sein werde und dann, Kapitän, sprechen wir ein ernstes Wort mit einander!"

DaS wird sich finden," entgegnete der Franzose, indem sich seine Braue» zusammenzogen und man eS ihm deutlich ansah, daß sich sein militärischer Stolz dagegen empörte, mit einem Menscheu in Thätlichkeiten gerathen zu sei», von dem er nicht wußte, zu welcher Klaffe der Gesellschaft er ihn zählen sollte, denn war seine Sprache auch fehlerfrei, ja sogar ausdrucksvoll und lag in seinen Gesichtszügen auch Etwas, was ihn als einen den höheren Stände» angehöreuden Mann bezeichnte, so machte sich doch auch wieder bei ihm so manches bemerkbar, auü dem sich eine gewisse Verwilderung erkennen ließ, welche bei solchen Personen hervortritt, die ans den ursprünglich guten Verhält­nissen, in denen sie lebte», durch eigene Schuld herausgerissen sind und die nunmehr im niederen Umgang und im Genuß robcr Vergnügungen ihre einstige bessere Vergangenheit zu vergessen und die mahnende Stimme ihres Inneren durch ein wildes zügel­loses Leben zum Schweigen zu bringen suchen.

Solche Betrachtungen mochten sich wohl auch dem Kapitän aufdrängen und in ihm den Entschluß zur Reife gebracht haben, für den Augenblick das Feld zu räumen und seine» Rückzug an- zutreten. Sein Stolz empörte sich aber dagegen, irgend einen Schein von Furcht blicken zu lassen, und indem er 'sich daher jetzt langsam auf dem Ansatz herumdrehte, um in das Haus zn- rückzukehren, sagte er, zu dem Fremden gewendet, mit drohender Stimme und zornblitzenden Augen:

Wir werden uns Wiedersehen, daraus können Sie sich ver­lassen, und dann sollen Sie der gebührenden Strafe nicht ent­gehen; ich werde Sorge tragen, daß man Sie die ganze Strenge der Gesetze fühlen läßt."

Der junge Mann brach in ein Helles Gelächter ans.Ja, ja," ries er,an dem gute» Willen dazu zweifle ich nicht! Für den Augenblick seid ihr Franzosen ja die Herren und wir sind die Knechte, warum also nicht Jemand aus die Galeeren schicken, oder vor ein Kriegsgericht stellen, der sich di- Freiheit nimmt, ein deutsches Mädchen vor Euren Zudringlichkeiten zu schützen! Aber Eins, mein Herr, haben Sie dabei nicht überlegt: Sie haben nicht bedacht, daß es Ihnen Etwas schwer fallen möchte, sich meiner unbedeutenden Person zu bemächtigen."

Nicht so schwer, wie Sie glauben," antwortete Lacombe, indem er sich, in das Haus zurückkehreud, fast am Ausgang des Gartens nochmals umwcndetc,vergessen Sie nicht, daß ich hier in Mademoiselle Suianne für Ihre Person eine» Bürgen besitze und baß ich somit also zu jeder Stunde im Stande sein werde, Ihren Namen und Ihre Wohnung zu erfahren."

Las junge Mädchen erbebte.Oh, mein Gott," rief eS, erschrocken die Hände ringend,oh, mein Gott." was hast Du mit Deiner Hitze angcfaugen, Georg!"

Waö hindert mich denn, dem verwünschten Prahler für immer den Mund zu stopfen?" rief dieser, indem er unter seiner blauen Malrosenjacke ein langes Messer hervorzog.verdammt will ich sein, wenn nicht schon mancher bravere Kerl unter einem tüchtigen Messerstich verblutete, und warum sollte ich daher ge­rade gegen diesen verwünschten Franzosen mehr Rücksicht nehme», der sich kern Gewissen daraus machen wird, Dich anzuklagen und Dich nölhigen Falls in den Kerker zu bringen, wenn er damit seine Rache befriedigen kann!"

Georg," wiederholte Susanne, indem sie sich diesem in den Weg warf,ich bitte Dich um Gotteswillen, mäßige Dich, erwäge die Folgen einer solchen nnzeiligen Hitze laß uns über­legen, es wirb noch einen anderen Ausweg geben, um der Ge­fahr, wenn eine solche droht, auszuweichen."

So entschließe Dich kurz," antwortete der Mann, welchen wir unter dem Namen Georg kennen gelernt habenhier kannst Du nicht länger bleiben. Komm mit mir, wie Du gehst und stehst, ich werde Dich in Sicherheit bringen und über Dich wachen."

Oh, Georg," rief das Mädchen, und Thränen benetzten dabei ihre Wangen,habe ich nicht schon leichtsinnig genug ge­handelt, indem ich Deinen Bitten und Deinen Schmeichelworten Gehör schenkte und Dir meine Ehre und meine Zukunft anver­traute, und wo habe ich Dich kennen gelernt sprich, war eS ein Ort und eine Gesellschaft, die für ein sittsames Mädchen paßten?" (Forts, folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.

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