Turin, 29. Dez. DieItalic" schließt einen Artikel über die Encpclica mit der Bemerkung:Wenn die päpstliche Theorie siegte» so wäre der Papst nicht blos das Haupt der katholischen Kirche, sondern auch Gebieter der Könige und Kaiser; wir zwei, fein, daß außer dem Exkönige Franz II. und der Königin Jsa- Hella sich noch gekrönte Häupter finden werden, welche sich vor der päpstlichen Tiara beugen möchten."

Turin, 1. Januar. Beim Neujabrsempfang empfahl der König der Deputation des Parlaments Beschleunigung der par­lamentarischen Arbeiten und drückte die Hoffnung aus, daß Ita­liens Geschicke sich bald erfüllen werden.

Bei den geistlichen Herren in Treviso scheint die rechte Hand auch nicht zu wissen, was die linke thut; denn gerade als der Herr Bischof neulich die Gläubigen im Dome mächtig her- unterkanzeltc, daß sie in großen Scbaaren dem plötzlich verstorbe­nen Israeliten Monolfo aus Triest, einem angesehenen und edlen Manne das letzte Geleite gegeben hatten, in demselben Augen, blicke vertbcilte vor dem Dome der Erzpriester den Armen reich­liche Almosen, welche die Wittwe des Gestorbenen gespendet hatte.

e o r g.

(Fortsetzung^)

Mit dieser trotzigen Antwort verließ das junge Mädchen das Gemach und begab sich in de» Garten, wo sie, wie wir wissen, von dem Kapitän Lacombe bemerkt worden war. Dieser Garten war geräumig, und leicht und bebende lenkte Susanne ihre Schritte bis an das äußerste Ende desselben. Tort setzte sie ihr Körbchen zur Erde, aber statt sich mit dem Einsammcln der Früchte zu beschäftigen, blieb sie mit vorgebengtem Kops un­beweglich stehen und schien in gespannter Erwartung in die Ferne hinaus zu lauschen. Eine Zeit lang blieb Alles still, dann aber ließen sich plötzlich die ersten Strophen eines alten Volksliedes deutlich vernehme», und während sich nun die Blicke Susannens belebten, murmelte sie:

Er ist es! er gibt mir das verabredete Zeichen und erwartet meine Antwort! Wohlan, hier ist sie, mein Georg," murmelte sie, und während sie diese Worte mehr dachte wie sprach, öffnete sich bereits ihr Mund, und der zweite Bcrs des vor­erwähnten Liedes glitt als Erwiderung über ihre vollen frischen Lippen."

Als das junge Mädchen seinen Gesang vollendet batte, fuhr cs erschrocken zusammen, denn unmittelbar in ihrer Nähe schlug Jemand, Beifall klatschend in die Hände, und eine Stimme, die sie nur zu wohl kannte, rief:

Schön, sehr schön, Mademoiselle! Welche Anmuth, welcher Reiz liegt in ihrer Stimme ich bin wirklich entzückt über daS, was ick gehört habe!"

Mein Herr," entgegnete unsere Bekannte errölhend und sich vor Kapitän Lacombe znrückzieheud,ich konnte nicht ahnen, von Ihnen belauscht zu werden."

Und warum nicht?" entgegnete der Franzose.Sie schlie­ßen Ihre schönen Augen absichtlich und wollen nicht bemerken, was meine Blicke Ihnen doch zu jeder Zeit so gern zu sagen bereit find. Geben Sie mir Ihre Hand, Susanne Sic haben mir dieselbe so oft entzogen, aber jetzt, wo sich eine so günstige Gelegenheit bietet, lasse ich mich nicht wieder abweiscn."

Entschlossen richtete Susanne den Kopf in die Höhe.Mein Herr", rief sie,ich bin nun endlich ihrer Zudringlichkeit müde; sie drängen mir Ihre Gesellschaft auf, nach welcher ich nicht begehre, und kurz nnd gut, ich fordere von ihnen mit Entschie­denheit, daß Sie mich endlich einmal in Ruhe lassen."

Bravo!" rief Lacombe,das nenne ich eine Taktik, die selbst unseren Damen in Paris Ehre machen würde! Wahrhaftig, Sie verstehen den kleinen Krieg vortrefflich zu führen! Aber wissen Sie. Mademoiselle, daß die Hartnäckigkeit, mit welcher Sie Ihre Position verthcidigen, den Gegner nur reizt?"

Lassen Sie mich in das Haus zurllckkehren, es beginnt be­reits zu dunkeln," rief bas junge Mädchen nnd trat entschlossen einen Schritt vor.

Nein", entgegnete der Kapitän, ihr den Weg vertretend, nicht eher solle» Sie Ihren Willen haben, bis Sie sich für besiegt erklären und sich mir auf Gnade nnd Ungnade ergeben. Das ist das Recht des Krieges, und der Krieg, meine Schöne, Haben Sie mit mir von dem Augenblick angefangen, wo mir

das Glück zu Theil geworden ist, mich mit Ihnen junter einem Dach zu befinden."

Und einen versöhnlichen Krieg," erwiderte Susanne, bereu Augen jetzt zu leuchten begannen,denn ich hasse sie nicht allein als den Feind meiner Nation, sondern auch als einen Zudring­lichen, als einen Unbescheidenen."

Der Franzose brach in ein lautes Gelächter aus.Diese Beleidigung verdient Strafe," rief er,aber ich werde Sie strafen, wie mau eine Frau strafen muß. Vorhin bat ich um Ihre Hand, jetzt begnüge ich mich nicht mehr damit; Ihre schö­nen, vollen Lippen sollen durch einen Kuß Abbitte thun; nur unter dieser Bedingung bin ich willens, Frieden mit Ihnen zu schließen."

Zurück, Unverschämter!" ries Susanne, indem sie beide Hände abwchrend gegen den Kapitän ansstrccklcs, welcher sich wieder genähert hatte.

In diesem Augenblick knisterte cs in der Hecke, die Gestalt eines junge» Mannes sebwang sich behende über dieselbe, und im nächsten Augenblick stand der Fremde mit geballten Fäusten und zornfnnkelndcu Blicken zwischen dem Franzosen und dem jungen Mädchen.

Georg!" rief Letztere nnd ihre Augen leuchteten in Liebe und Zärtlichkeit.

Diablo!" murmelte Lacombe nnd kreuzte, indem er den Jüngling mit finsteren Blicken maß, trotzig die Arme.

Was gibt cs hier?" fragte dieser mit gerunzelter Stirn und mit herausfordernden Blicken.Doch wozu diese Frage," fuhr er erbittert fort,was kann es anders sein, als ein neuer Akt der Brutalität gegen die Besiegten."

Wer sind Sie?" fuhr der Offizier, stolz den Kopf erhe­bend, dazwischen.

Ein deutscher Mann, dem das Blut bei dem Anblick dcS verhaßte» Feindes seines Vaterlandes in den Ader» kocht, und der gekommen ist, Sic Anstand und Sitte zu lehren."

Wollen Sie mich damit reizen, oder wolle» Sie mich da­mit einschüchteru? fragte Lacombe, verächtlich mit den Schultern zuckend.Es ist wirklich zum Lachen! Sie erscheine» hier, ohne daß Eie Jemand gerufen hat, Sie stellen sich mir drohend gegen­über und am Ende werde ich noch erleben, daß Sie von mir verlangen, ich solle Ihnen Abbitte thun."

Mir nicht, aber diesem jungen Mädchen hier.

Und weßhalb?"

Weil sie sieb zudringlich gegen dasselbe gezeigt haben."

Bah," lachte der Kapitän höhnisch,meinen Sie, daß ich in dies Land gekommen bin, um mich zu langweilen? Doch ge­nug," und der Offizier erhob drohend seinen Armfort Unverschämter, wenn Sie nicht meine» Arm fühlen wollen!"

Jetzt blitzte es aber auch in den Augen des jungen Mannes zornflainmend, und indem er mit drohend erhebender Faust und mit zusammengepreßtcn Lippen vor Lacombe trat, rief er:

Gemach, mein Herr Franzose, gemach, lassen Sie sich diesen Uebermuth vergehe»! Und jetzt entfernen Sie sich auf der Stelle, 'oder bei Gott ..."

Unverschämter," rief nun auch der Kapitän sich stolz em- porricktend,Du wagst es. Deine Hand nach mir auszustrecken! Hast Du vergessen, Sklave, daß Du einem Deiner Herrn gegen, übersiehst? . . Wohlan, Du willst cs nicht anders und so mag es geschehen ich werde Dich dem Kriegsgericht überliefern!"

Während der Offizier diese Worte sprach, umfaßte seine Rechte zugleich den Arm des Fremden, in der Absicht, diesen festzuhalten. Aber er hatte die Kraft seines Gegners nicht er­wogen, welcher sich, indem er einen dumpfen Ausdruck der Wuth hören ließ, mit einem einzigen Ruck frei machte und gleichzeitig seinen Angreifer an der Brust packte und diesen heftig zu schüt- teln begann. (Forts, folgt.)

R ä t h f e 1.

Ein Wort mit 6 Buchstaben.

1 2 5 3 4 ist ein schöner Nam,

2 4 3 4 5 6 ziert jeden Bräutigam,

1 2 3 4 5 6 eine Speise sehr bekannt. In Mgen und im Abendland.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchhandlung.