hiesigen Gciichtsgesängnisse seil Mitte, Juli d. I. cils Ausbruchsversuche gemacht l)>ule. Obgleich stets gesesff-lr, wußte er sich immer wieder der Kellen zu entledigen, so daß er gm 4. d. M. beinahe aus dem Gefängnisse entkommen wäre, was nur durch die Geistesgegenwart, der Tochter des GerichlSdieners verhindert wurde. Sofort wurde ihm eine frische -starke Fessel angelegt, aber nm darauf folgenden Tage, als der Gerichkdieucr um Mittag wieder bei ihm ersebien, hatte er abermals ein Stück dieser Fessel abgerissen und in die Suppenschüssel gelegt, und reichte diese dem Gcrichrsdiener mit dem Bemerken dar, hier vermache er ihm ein Clausgeschenk (es war gerade Nikolaustag).
Die Bundesversammlung hall keine Sitzungen, sie ruht aus von den großen Thatcu, die sie soeben vollbracht har.
In Friemar bei Gotha wurde ein Knabe am 15- Sept. von einem Hunde gebissen und alles angewandt, um ihn vor der Tollwnth zu schützen. Der Knabe schien ganz gesund bis zum 22. November, wo er über einen Mctzgerhund furchtbar erschreck und in Krämpfe verfiel; die Tollwnth brach auö und ec starb unter furchtbaren Kämvfen andern Tages.
H annover, 7. Dez. Der Lieutenant N anne hat sich iu dem OffizicrSgefänguiß durch Ocfsnung der Pulsadern entleibt. Er war in Untersuchung, weil er das hannovcr'sche Militärwescu angegriffen hatte.
Um preußisches Gebiet nicht zu berühren, werden die sächsischen Truppen aus Holstein über Kassel, Koburg, LichtenselS und Hof zurückkehren. Die baicrische Regierung hat die erforderlichen Weisungen bezüglich des Durchmarsches erlassen.
Kassel, 30. Nov. Ein in der Gasanstalt beschäftigter Blecharbeiter, Namens Frey, hat heute Morgen seinen 3 Kin- deru den Hals avgeschnitlen und sich daraus erhängt. Ueber die Ursache dieser schrcckelivollcn Thal, ist Zuverlässiges noch nicht bekannt.
Dem Rath und Bürgerausschuß in Cassel hat die Adresse des Landstags besser gefallen als dem Kurfürsten und seinen Ministern. Sie haben sofort eine Znslimmungs- und Dankadresse an den Landtag abgehen lassen. - „Fast Niemand vertraut mehr daraus, daß eine Heilung aus innerer Kraft und mit eigenen Mitteln möglich ist," steht bedeutsam drin zu lesen.
Das große „Wochenblatt des deutschen Resormvereius" ruft auS: Wenn sich die Mittel- und Kleinstaaten nicht gegen die preußischen Anmaßungen erhöben, so sei „Deutschland in Kurzem entweder ein vergrößertes hohenzvllern'sches Preußen oder eine gioßdcutsche Republik!"
Berlin war am 7. Dezbr. in glänzendem Festgewande: die siegreichen Truppen aus Schleswig-Holstein zogen durch das Brand'enburg-r Thor ein, den König und den Prinzen Friedrich Carl an ihrer Spitze und von dem Bürgermeister der Residenz empfangen und begrüßt. Die Stadt ist festlich geschmückt, die Bevölkerung aus den Beinen, Abends die Stadt iUnminirt.
Nach Üebereinkunfl der beiden Großmächte werden die Preußen 10,000 Mann stark die Ostseite des Herzogthums Schleswig dis nach Jütland hinauf und die beiden Bundesländer Holstein und Lauenburg besetzen, die Oestrelcher werden den Westen von Schleswig in ihre Obhut nehmen.
Nach dem Wiener Times-Cocrespondenten sind Folgendes die Forderungen Bismarck's in Betreff der Elbherzogthümer: 2) Militärconvention; 2) Berechtigung Preußens, iu Schleswig- Holstein Matrosen vermittelst der Lonscriptioii auszuhebeii; 3) Ueber- lassen des Hafens von Kiel an Preußen ; 4) diplomatische Ber- tretung der Herzogthümer durch das Letztere nach Außen; 5) ausschließliche Anordnung und Leitung bez. des Nvrd-Ostseekanals durch Preußen.
Wien, 8. Dez. Die „Neue freie Presse" bringt einen Ar- tikel, worin den preußischen Erbansprüchen auf die Herzogthümer genealogisch östreichische Erbansvrüche entgegengesetzt werden.
Bei einem Zahnarzte in Wien trat eine schöne Dame mit Thränen im Auge ein: „Ich bitte um Ihre Hülfe, ich bin in Berzwcislung. Mein Gemahl leidet seit Wochen an furchtbarem Zahnweh und ich fürchte, sein Geist leidet unter dem wüthenden Schmerze." — Dann lassen Sie den Zahn ausreisen. Gnädigste! — Aber er will nicht, um keinen Preis; das ist's eben; eS gibt nur ein Mittel, ihm zu Helsen und das liegt in Ihrer Hand. Morgen Mittags werde ich ihn unter einem Vorwände hierher führen; Sie lassen ihn durch Ihre Leute festhalten und — mag
er sich wehren,iwie er will,tt'den Zahn ausreißen; es ist de vierte in der obern Reihe! ^Wollen Sie? — Gern, gnädige Fra», es bleibt babeO! --- Zur verabredeten Stunde andern Tags sieht der Arzt die schöne Dame mit einem jungen Herr» ins HanS treten, sie kommen ins Vorzimmer, ins zweite Zimmer, die Dame nimmt dem Herrn ein Kästchen ab, und nun stürzen drei Männer ans den Herrn los, drücken ihn auf einen Stuhl und wie ec auch jammert, schreit, flucht — die Operation geht vor sich. Dir Zahn ist 'raus! wüthend springt der Mann auf: „Wo ist die Dame? wo sind meine Juwelen? Ich mache Sie verantwortlich! „Die Dame war fort, der kostbare Schmuck — mehrere lausend Gulden werkh — mit ihr. Sie war im In« welierladen gewesen, batte den kostbare» Schmuck ausgesucht und gebeten, daß ein Buchhalter sie in ihr Hans begleite, um das Geld in Empfang zu nehmen; im Borsaale hatte sie ihm den Schmuck abgenominen und er war überfallen worden u. s. w.
— Die Polizei ist Tag und Nacht »ach ihr aus.
Ein Sträfling in Graz soll eine Bremse erfunden haben, welche Lokomotiven aus der Stelle zum Stehen bringt. —
Altona, 8. Dez. In dem „Holstein. Verordnungsblatt" zeigen die BnndcSkommissäre die gestern statkgehabte Uebcrgabe der Verwaltung Holsteins und Lauendurgs an die Civilkommissäre von Schleswig an und sagen den Beamten für den unter schwierigen Verhältnissen bewiesene» Eifer in der Mitwirkung im Dienst ihren Dank. Den LandeSeiiiwohnern sagen sie Lebewohl und versichern sie ihrer Theilnahme an der definitiven Entscheidung über die Zukunft der Herzogthümer. Gleichzeitig macht die öst- reichisch-preußistbe Civilbehörde von Schleswig, Holstein und Lanenbiirg die Uebernahme ber Verwaltung Holsteins und Lauen- burgs bekannt. Die holsteinische Centralverwaltung bleibe vorläufig bestehen, und in der besonderen Verwaltung LauenburgS werde nichts geändert. Vorerst bleibe Flensburg der Geschäftssttz.
Kiel, 8. Dez. Das Fr. I. berichtet, daß die Unterhandlungen mit Berlin bereits so weit gediehen sind, daß schon jüngsten Freitag die Anerkennung des Herzogs und die Militärkon» venlion beschlossene Thatsachen gewesen seien. (St.-A.)
Eine häßliche Sage von einer Abtretung deutschen Bodens au Frankreich geht durch die Blätter. Louis Napoleon und Plou- Plon möchten gern das Kohlenlager bei Saarbrücken und wollen den Herrn v. Bismarck zum Abtreter, drängen. Das wird er wohl bleiben lassen. Man sieht aber hier wieder den Appetit des Franzosen. Kaum bat er Savoyen und Nizza verschlungen, so gelüstet ihn »ach deutschen Kohlengrube».
AuS der Schweiz, 3. Dez. Laut Bericht des schweizerischen Konsuls von Genna, der sich an Ort und Stelle nach Nervi begeben halte, sind die Leichen des Hermann Dcmme und der Flora Trümpy als solche anerkannt worben. Dagegen habe der Tod nicht durch Verblutung, sondern durch Vergiftung stattgefun- den. Eine gerichtliche Untersuchung sei angeordnet.
Paris, 5. Dez. Kaiser Napoleon hat, wie die N.F. Pr. wissen will, im Gespräch mit dem K. östreichische« Botschafter Fürsten Metternich die friedlichsten Erklärungen abgegeben und versichert, er werde etwaigen Angriffe« Italiens gegen Rom keine Unterstützung angedeihen lasse«, sei aber bereit, wenn Oestrcich, wie es scheine, sich hierzu geneigt zeige, eine Verständigung zwischen den Kabiueten von Wien und Turin anbahnen zu helfen.
- Ein Geheimsekretär Bismarcks ist in Paris angekommen.
Der kaiserliche Gerichtshof in Paris hat in dem Prozeß der Dreizehn das erstinstanzliche Unheil bestätigt, durch welches jedem der Dreizehn eine Geldstrafe von 500 Franken zuer« kannl wurde.
Paris, 8. Dez. In der diplomatischen Welt fängt man an von Entwaffnung von 100,000 Mann zu sprechen, welche in der französischen Armee vorgenommcn werden soll. Man will wissen, der Kaiser habe in dieser Richtung mehrere Briefe mit Lord Palmerstou gewechselt, und die von England angeküudigte Entwaffnung würde auf diese Weise einen leicht erklärbaren Aufschluß erhalten. Italien würde diesem Beispiele zu folgen haben und v. Sarkiges wurde instruirt, dem heil. Vater zu inflnuiren, daß der Vertrag vom 15. Sepk. der einzige Weg gewesen sei, den der Kaiser zur Entwaffnung habe finden können, und daß er sich nicht scheuen werde, in der Thronrede bei Eröffnung der Kammern dieß auszusprechen. Die Ebbe in den Staatskassen ist wohl die Hauptursache dieser auf den allgemeinen Frieden so wohjj