Boden, 8. Okt. Der König der Belgier ist zum Besuch der preußischen Majestäten hier ciugetroffeu und wird mehrere Tage hier verweilen. (Lt.-A.)

Bei der allgemeinen deutsche» Avotheker-Versammlung in Wiesbaden vom 14. bis 16. Sept. l. I. traf es sich, daß gerade die99 Procent" durch 99 Repräsentanten vertrete» waren.

Am 4. Oktober ist in Kassel die Ständeversammlung zn- sammengetrcteu, »m wahrscheinlich wieder einmal leeres Stroh zu dreschen. Präsident Nebelthau behauptete in seiner Eröff­nungsrede, daß ein fast vollständiger Stillstand der Regierungs- thätigkeit eiugetreten sei.

Hr. v. Bismarck ist nach Biaritz abgereist, und soll bis zum 28- Okt. von da wieder zurückkehren.

Wie», 12- Okt. Gestern Nachmittag fand eine Confe- rcnzsitzung statt. Die GenerabCorrespondenz sagt hierüber: Es sind vermehrte Anzciebe» eines günstigen Berlanfs der Verhand­lungen vorhanden. Tie Nene freie Presse bemerkt: Mau hofft heule in der Finanzscage der Vereinbarung nabe zu kommen, der definitive Friedcnsschluß ist in dieser Woche noch möglich.

<T. d. St.-A.)

Schaffhauscn. Das Jntelligenzblait erzählt folgende Begebenheit, die den Polizeibehörden von Lausanne und Bern wenig Ehre machen wird: Ein Bürger von Schaffhansen, ein 20jährigcr Schustergesell, wird in Lausanne krank; er meldet sich im Svital, wo er von den Aerzten untersucht wird. Sie erklären, der junge Mann habe die Pockenkrankheit und könne nicht in den Spital ausgenommen werde», weil die Krankheit ^ ansteckend sei. Er beklagt sich aus der Präfektur: Man nimmt ! ihm nun von seiner in 12 Fr. bestehenden Baarschafl 10 Fr. j ab und löst ihm ein Billet zweiter Klasse »ach Bern. Die ^ Spitalärzte in Bern, wo er ein Unterkommen sucht, weisen ihn ^ wieder ab und die Polizeidireklion, damit er keine Leute anstccke, ! bringt ihn in einen Packwagen, in welchem ein Menschenfreund, l sicher Kondukteur sich befindet, der sich des Kranken insoweit z wenigstens annimmt, daß dieser, den brennender Durst vlagt, ! von Station zu Station Wasser erhält. Von Aarau bis Schaff. ^ bansen nimmt sich seiner kein Mensch mehr an; er fährt zwei- j tec Klasse mit und neben andern Passagieren. Nachts kommt ^ er hier an und findet endlich im Krankenhaus Aufnahme. So viel man vernimmt, wird sich der Regiernngsrath hierwegen be­schwerend an den Bundesrath wenden. ;D. V.)

Das Kloster Einsiedel» hat vom französischen Hof die Bilonisse des Kaisers und der Kaiserin in Lebensgröße als Ge­schenk erhalten.

Rom. In Erwägung der ernsten Lage hat der Papst öf­fentliche Gebete und tägliche Prozessionen für die Rosenkranz­oktave angeordnet.

In Deutschland impft man der Jugend die Blattern, in Frankreich die natürlichen Grenzen ei». Die französische Ju­gend wird mit der Vorstellung groß gezogen, daß das deutsche linke Rheinufer von Natur und Rechtswege» zu Frankreich ge­höre und daß es ein Raub an Frankreich gewesen sei, als man es ihm nach langen Kriegen wieder abgenommen. So eben wird das Geschäft wieder großartig betrieben; ein Professor hat ans Befehl Napoleons ein neues Buch über die natürlichen Grenzen geschrieben und der Kaiser läßt es auf Staatskosten in 100,000 und mehr Exemplaren in den Schulen Frankreichs vertheilen.

Paris, 6. Okt. Die Kaiserin ist gestern Abend in St. Cloud angekommen. (N.-Z.)

Paris, 12. Okt. Im Constitutionell erklärt heute Paulin Limayrac: Frankreich hege keine Lust, die römische Frage durch diejenige Venetiens zu verwickeln und ein Feuer im Norden der Halbinsel anzuzünden, wenn es sich gleichzeitig bemühe, es im Süden auszulösche». (Wenn der.Eonstitulionell-Artikel vom 10. Oktober dazu bestimmt war, die Anbänger des weltlichen Papst- thums zu beruhigen, so hat der neueste die Bestimmung, Oestreich über den Septembervertrag zu beruhigen.) (T. d. S. M.)

Turin, 4. Okt. Den in Paris erscheinendenArchives Jsraelites" wird aus Rom geschrieben, daß bei der demnächst stattfindcnden Taufe des jungen Coen ein Cardinal und eine neapolitanische Prinzessin Palhen sein werden. Der junge Neo- phyt werde nach vollzogenem Taufakte in ein Kloster nach Bel­gien oder Frankreich gebracht werden. Die demnächstige Taufe bestätigt auch dieUnita Cattolica", indem sie sagt:Der junge

bestätigt auch dieUnita Cattolica", indem sie sagt:Der junge

Coön wird schon nächstens getauft; er wird in die christliche Kirche eingehen, trotz aller Freidenker des Erdballs, trotz aller Grund­sätze von 1789, und trotz der ganzen ans diese Prinzipien sich steifenden Diplomatie." In ganz Italien wird eine Subscription eingeleitet, um allen unter römischer Herrschaft lebenden Juden die Auswanderung auf italienisches Gebiet zu ermöglichen. ES sind deren 3500 aus römischem Gebiete.

Turin, 6. Okt. Lord Clarendon wird von Wien aus bier erwartet, nachdem es ihm nicht gelungen zu sei» scheint, Oestreich versöhnlicher gegen Italien zu stimmen. Sella soll die Kosten der Uebertragung der Regierung auf 40 Millionen berechnet haben; 20 für Turin, 10 für Transport, 6 für Ein­richtung der Lokalitäten, 4 zur Entschädigung der Beamten. Der Ingenieur Castellazzi ist bereits nach Florenz abgegangen, um die Lokale für die Kammer, den Senat und das Ministe­rium des Aenßern auSzusuchen. Für die übrigen Ministerien hat er vorläufig nur den Kostenanschlag zu machen, damit die vom Parlament zu verlangende Summe bestimmt werden könne.

London, 3. Okt. In Old-Windsor hat gestern ein Fri­seur seine fünf Kinder theils vergiftet, theils durch Halsadschnei- den geiödtet, worauf er sich selbst die Kehle durchschnitt.

New-Kork, 24. e^ept. Die letzten Ereignisse auf dem Kriegsschauplätze sind von außerordentlicher Wichtigkeit und las­sen nun die Beendigung des Krieges innerhalb einiger Monate mit Bestimmtheit voraussehen. In keinem Fall wird der Krieg sich »och in's kommende Jahr hinüberziehen. In einigen süd­lichen Staaten ist eine große Contre-Revolntion gegen Jesserson Davis' Regierung bevorstehend. Die Aussichten Lincvln's zur Wiederwahl sind glänzend. Gold um 10 °/a gefallen! Preis der Baumwolle im Rückgänge begriffen.

New-Uork, 24. Sept. Soeben verlautet, daß Jakob Tompson, der frühere Secretär des Innern, vor wenigen Ta­gen einen Friedensvorschlag von Jesserson Davis empfangen habe, welcher der söderirten Regierung unterbreitet werden soll. Davis schlägt vor, daß die Rebellen die Waffen niederlegen, zum Gehorsam znrückgckehcen und die Reunion aller Staaten hergcstcllt werden soll. Sklaven, die während des Krieges be­freit wurde», sollen frei bleiben, dagegen alle sich noch in Skla­verei befindlichen Neger darin verbleiben. Es soll kein Zweifel an der Aechtheit dieses Brieses herrschen, der gestern in die Hände des Präsidenten Lincoln gelangt sei.

Newyork, 1. Okt. Zwei nnionistische Corps rückten ge­gen Richmond vor. General Sheridan setzt seine vorrückenden Bewegungen fort. Die Consöderirten nöthigten alle Männer von 16 bis 50 Jahren znm Militärdienst.

Newpork, 1. Oktober. Nachmittags. Bisney nahm eine wichtige Position bei Newmarketroad. Die Unionisten bedrohen Richmond ernstlich, sie sind 5 Meilen von Richmond entfernt. Sheridan verfolgte den General Early bis Portrepublic.

Der Delinquent.

(Fortsetzung.)

Als wir schon ganz gegen Zellnitz kamen und eS eben über den Berg durch das Gehölz hinanging, ward es in mir zur Ge­wißheit: entweder jetzt oder nie. Die hohe» Fichtenbäume links und rechts des engen Weges, so wie die Anhöhe vor uns be­wirkten totale Nackt um uns herum, so daß man kaum drei Schritte weit seine Umgebung unterscheiden konnte.

Schon aus dem Wege bisher hatte ich mein Augenmerk aus die Pistolenbalfter des Offiziers gerichtet. Ich stellte mich nun dichter an die Seite des Pferdes und streckte mit hochklopfen­dem Herzen in leicht begreiflicher Aufregung meine Hand nach der Waffe aus."

Es gelang glücklich, ich hatte sie in der Hand. Mein Plan war, ins Blaue hinein zu schießen, und dann bei der erfolgen­den Verwirrung in das Gehölz ;n cutwischen, wohin mir die Reiter nicht so leicht folgen dürften.

Jetzt ziehe ich den Hahn ans da knackt das Schloß der Offizier wittert Unheil, schreit, und sein gewichtiger Säbel schwirrt durch die Luft. In dem Augenblicke geht auch die Pi­stole los und mit einem Schrei der Wulh stürzte er vom Pferde.

Nur meine Rettung vor Augen, alles andere um mich i» dem Augenblicke nicht beachtend, werfe ich mich mit einem