nein, Frhrn. v. Linde», und de» Chef des Finguzdcpartcments, Staatsralh v. Sigel, letzteren auf sein Ansuchen, von der Ver­waltung der betreffenden Tepartements gnädigst zu entbinden, übrigens Sich vorznbehalten geruht, die anderweitige Verwendung dieser Diener im K. Staatsdienste, sobald als die Umstände es zulaffen, einzuleiten. Sodann haben Ee. K. Maj. zum Minister des K. Hauses und der auSwäitigen Angelegenheiten den Vice- prästdenten der Kammer der Abgeordneten, Frhrn. v. Barn- bnler, zum Minister des Innern de» Staatsralh v. Gehler zu ernennen, die Verwaltung des Finanzdcpartemenks aber, zu­nächst in provisorischer Weile, dem Direktor v. Renner, unter gleichzeitiger Beförderung desselben znm StaatSralh, zu übertra­gen geruht. Auch ist vermöge höchster Entschließung vom glei­chen Tage der seitherige Ches deS Departements des Kircben- und Schulwesens, Lkaatsrath v. Golther, znm Cultminister ernannt worden." Ei» Correspondenl des Lchwarzw. Bolen hält es nicht für begründet, dem neuen Ministerium, das überdies noch nicht vollständig gebildet ist, kurzweg den Namen eines reak­tionären ar.zuhänge», und bemerkt über die einzelnen Namen Fol­gendes: Herr v. Gehler gilt für eine ausgezeichnete Arbeitskraft, für einen energischen Mann, dabei aber auch für einen Manu von großer Herzeusgüke. Von Herrn v. Renner weih man we­nig, als das; er in der kurzen Zeit, da er Abgeordneter war, mit den Conservativen stimmte. Frhr. v. Varubüler sst durch seine langjährige ständische Thätigkeii Jedermann bekannt; er hat insbesondere eine glänzende parlamentarische Rolle gespielt; noch bekannter sind die Ansichten Hin. v. Varnbülcrs über Eisenbah­nen. Gerade der Schwarzwald wird in Hrn. v. Varubüler, der jetzt die Eisenbahnen unter sich bat, indem die Verkehrsanstaltcn von dem Departement der Finanzen abgetrennt und dein des Aen- Hern einverleibt worden sind, einen warmen Vertreter seiner In­teressen finden; wir wissen ja alle, welchen Kampf der neue Ei­senbahnminister mit dem früheren Finanzminister v. Knapp und v. Sigel wegen der Trägheit und Saumseligkeit führte, mit der in Württemberg mit der Vervollständigung des Eisenbahnnetzes vorgegangen wurde. Als Hauptgrund, warum bas neue Mini­sterin» nicht kurzweg als ein reaktionäres zu bezeichnen sei, führt der Korrespondent an, daß unter dem abgetretenen Ministerium StaatSrakh v. Golther für einen Man» galt, dem der wahre und bleibende Fortschritt wirklich am Herzen lag. Dieser bishe­rige Tepartementschcf bleibt nicht nur im Amte, sondern man will ihn auch darin erhalten: Der König macht ihn zum wirk­lichen Minister. Ich glaube, schließt der Korrespondent, das sind Momente, welche ein neues Ministerium vor ber Anklage der Reaktion schützen sollte, ei» Ministerium, das noch nicht einmal vollständig gebildet ist, in welches vielleicht noch etn ehemaliger Märzministcr lGeneral v. Rüpplin) cintritt, ja das »och gar kein Lebenszeichen, kein Programm von sich gegeben hat. Nach dem Beobachter soll Graf v. Leutrnm das Justizministerium ^übernehmen; man spricht auch von Hrn v. Neurath.

Tübingen, SO. Sept. Vor dem Schwurgericht stand heute dir lc- rjssdige 42 Jahre alte Bauernknccht Heinrich Lutz von Ottenbronn, OA. Calw, v ^ weil er sich mittelst lebensgefährlicher Bedrohung 'N'Jahre alten Stcinhauergisellcn Ehr. Fr. Fröschle von Kemnath, A.O.A. Stuttgart, Geld desselben angeeignet, sowie einen Raub verübt hat. Der Ang-, welcher sich für nichtschuldig erklärt, diente bisher in Röthenbach, O-A- Calw, und hatte eine» guten Leumund, wird aber als ein einfältiger, mürrischer und geiziger Mensch geschildert. Am Sonntag de» 17. Juli d. I- traf er in Röthenbach Nacktts gegen 10 Uhr mit Fröschle, der damals am Kirchenbauwescn in Würzbach arbeitete, auf der Straße zusammen, und gericthen sie, weil der A. hneiiit, Fröschle habe ihngeuzt" (geschimpft), i» Streit. Beide waren in angetrunkenem Zustand. Dieselben wurden aber von Männern aus Röthenbach auscinandergebracht, und jeder von ihnen heiingcwicscn. Fröschle ging die Straße Würzbach zu, kaum war er aber bei einem dort befindlichen Walde angekommcn, als er, von dem A-, welcher über die Wiesen ihm nacdgesprungcn war, plötzlich angchalten wurde. Derselbe erhob, wie Fröschle behauptet, sein großes Bcstcckmesser und rief ohne Weiteres:Dein Geld her, oder du müßt sterben! Fröschle gcricth über den plötzlichen Ansall in eine solche Bestürzung, daß er dem Angreifer 2 Guldenfiücke gab, und bat, er solle ihm doch das Leben lassen! Der A. sagte jetzt nur noch: er (Fröschle) solle Niemand etwas sagen, und er wolle ihn dann gehen lassen, worauf er wieder nach Röthenbach zurück, Fröschle aber nach Würzbach ging, wo er nartürlich den Vorfall sogleich kundthat. Der A. wurde Tags daraus verhaftet und gestand die Sache nach und nach ein, nur behauptete er, den Fröschle mit keinem Messer bedroht zu haben. Heute aber leugnet er wieder alles- Die Ge­schworenen sprachen ihn aber durch ihren Obmann, Gwinner von Urach, für schuldig, wobei sie annahinen, der Vernunftgebrauch sei zur Zeit der That bei dem A- in hohem Grade geschwächt gewesen. Derselbe wurde daher zu einer Arbeitshausj^afc von einem Jahr nebst Kosten verurthcilt.

^-^2l. Sept. Heute wurde des KindSmords, wobei die Tbäterin den Entschluß zur Tödtung ihres Kindes erst nach Eintritt der Entbindung faßte, angeklagt Marie Hanold von Alten staig, 26 Jahre alt. Taglöh­nerin. Dieselbe hat schon 2 uneheliche Finster geboren, deren Ernäbrung ihr obliegt. Am 60. Mai d. I. ging sie Morgens früh mit »och zwei anderen Taglöhmrinnen aufs Feld zum Hacken. Gegen Mittag begab sie sich, indem sie sagte: von dem kurz zuvor genossenen Branntwein sei es ihr schlecht geworden, i» ein nahes Roggenfeld, legte sich dort nieder und gcbahr, ohne daß sie eine der nahen Taglöhnerinncn Herbeigerusen hätte, ein Kind. Die A. sagt, sie sei ohnmächtig geworden, und als sie wieder zu sich gekommen, sei das Kind, welches mit dem Gesicht auf dem Boden lag, erstickt gewesen. Sie wickelte dasselbe nun in ein Halstuch und trug cs, ohne daß es jemand gewahr wurde, in den nahen Wald. Hier grub sie a» einer Tanne die Erde zwischen Steinen auS, legte das Kind hinein, deckte dasselbe mit einem großen Steine zu, stellte noch weitere Sleme nctciiherum und kehrte dann wicrer auf den Kartoffelacker zurück, wo sie zu den Taglöhnerinnen sagte: es sei ihr jetzt wieder gut, sie habe sich erbrechen müssen, und arbeitete dann weiter. Es entstand aber bald aus verschiedenen Grund.n Verdacht und wurde die A. zuletzt verhaftet. Als man das todtc Kind nachher aus dem Walde holte, zeigte sich, daß dasselbe bereits vo i den Thiercn ange'ressen war. Nach der Sektion erklärten die Sachve.ständige», daß das Kind den Erstickungstod gestorben und ! daß derselbe ohne Zweifel durch Gcwalthandlung von Seite der Mutter nngetreien sei. Obgleich die Sachverständigen ibre Ansicht durchweg sest- hielttn, so wurde doch wegen einiger Bedenken als weiterer Sachverstän­diger Prof. vr. Breit von hier bcigezogen, welcher verschiedene Todes« uriachen als möglich erklärte. Dadurch hatte der Verthcidiger, Rcchtskons. Lamfromm, keine zu schwierige Aufgabe. Die Geschworenen sprachen die A. für nichischntdig und erfolgte sofortige Freisvrechung. -- Die Sttzuiig endigte Nachts um st-10 Udr. 22. Sept. Der ledige Weder Karl Walter von Beuren, OA. Nürti gen, welcher in der Nacht vom 16)l7. Aug. d. I. 48 Garben dem Schleifer G. Wohlhauvter v. Nürtin­gen gehörige Korngarben aus purem Muthwillen auf dem Felde in Brand gesteckt, wodurch diese Garben vom Feuer verzcbrt wurden, wurde wegen dieses Verbrechens neben Verfüllung in seine Haft- und Untersuchungs- . kosten zu einer lOmonatlichcn Arbeitshausstrafe verurthcilt. Hicmit endig­ten die Sitzungen des Quartals.

Heit b r o » n, 20. Sept. Gestern fand die Generalversamm­lung der Aktionäre der Zuckerfabrik Böblingen hier im Gasthos znm Falken statt. AnS den; der Versammlung vom Verwaltnngs- calh vorgeiegten Bericht über die Betriebsperiode 186364 konnte man entnehmen, daß die Menge der verarbeiteten Rüben gegen das Vorjahr um ca. 30,000 Ctr. zugenommen hat, die Ausbeute an Zucker a»S den Rüben scbr befriedigend war und der Ver- ^ wailungsrath nickt nur eine Dividende von 15"/» für die Aktio- ^ näre, sonder» auch die Gründung einer Extrareserve xu Abtra- j gnng der noch rückständigen Zieler am Kanfschilling der Fabrik i zu propvniren im Stande war. (N.-Z.)

> Am 26. Oktober tritt die Zollkonferenz in Berlin zn- s lammen. Sicher zu erwarten ist der unmittelbare Beitritt Darm-

> stadts und <?j Württembergs zum neuen Zoll- und Handelsver­trag, »acb einigem Zögern auch der Nassaus und Bayerns.

Oestreich hat den König von Griechenland anerkannt; wegen der Freundlichkeit, die darin für den entthronten König Otto liegt, schickt sich Baiern an, Victor Emanucl als König von Italien, also auch der Lombardei anznerkenncn. Auch in der Diplomatie gill das Sprüchwort: schlägst du meinen Juden, so schlag' ich deinen, oder das andere: Wcttmacben ist keine Sünde.

Die Slockfabrikantcii schwärme» für die Kaiserin Engenie wie früher die Crinolinfabrikaitten, denn die schöne Kaiserin bat die Stö^e bei den Frauen in die Mode gebracht. Seil acht Ta­gen geht keine elegante Wienerin ohne Stock aus, de» Einen führt sie am Arm, den andern in der Hand.

Eidlitz (Böhmen), den 10. Sept. (Ein Menschenfresser.) Eine etwa 66 Jahre alte Wittwe wollte vorgestern den eine Meile eptfernten Wall­fahrtsort Quinau besuchen, kam am Abende zuvor zu ihren zwei in Ko- motau verhcirathetcn Töchtern, übernachtete bei ihnen und begab sich um halb 6 Uhr früh, mit einem großen Kopftuch und einer Juppc bekleidet und mit einem .Regenschirme versehen, auf den Weg ins Gebirge. Als sie zur rechten Zeit nicht zurückkehrte, wurden die Töchter ihretwegen be­sorgt. Auf deren Nachfrage in Quinau, wo die Vermißte eine Opfcrgate auf hl. Messen darbringen wollte, erfuhr man, daß dieselbe in diesem Oste gar nicht angekommcn sei. Erft gestern Nachmittag wurde am Ende des Waldes bei SpcrbcrSdorf nahe am Wege die ganz nackte und in empören­der Weise verstümmelte Leiche der Mutter von einer Tochter derselben ge­funden- Gewisse Körpcrihcile waren ganz weggeschnittcn und ebenso wie die Kleider ganz .beseitigt. Weder unter der Leiche, noch in der Nähe der­selben Ware» Bliitspnrrn Wahrzunehmcn. Diese und 'viele andere Uitifiänvc spröchcn dafür, daß die Ermordung dieser noch sehr rüstige» und Wrken ' Frau durch mehrere Personen anderswo erfolgt ist und die Leiche vielleicht erst am dritten Tage hiehpr geschafft wurde. Nach gerichtlicher Aufnahme des Thatbestandcs wurde die Leiche in den Bczirksort Komotau geschafft, wo auch heute früh die Obduktion derselben statt fand. Es ist bisher avch nicht gelungen, eine Spar des Mörders zu entdecken.

Komotau, 12. Sept. Schon, lange ivar unsere Stadtbevölkerung in keiner so fieberhaften Aufregung wie heute. Eben jetzt früh um 8Ühr,