wo die in so schauderhafter Weise ermordete Frau Konrad aus Eidlitz (s. oben) unter großer Lhcilnahmc des Publikums am hiesigen Gottesacker beerdigt wird, schau»» sich über tausend Menschen um das Stadthaus, um den heute früh ergriffenen Raubniörder nach volleudctem Verhör an das k. k. Strafgericht nach Kaaten abführen zu sehen. Zum Tröste sei es schon vorausgesagt, daß rieser Unmensch weder ein Start- noch Landcskind ist, vielmehr ein echter Abkömmling irgend einer Kalmücken- oder einer an­dern Barbarenhorde Asiens sein dürfte- Als nämttch im Kricgsjahre 1813 vor der Leipziger Völkerschlacht ein russisches Armeekorps um unsere Stadt herum bivouakert haue, ließ dasselbe bei dem am Schießhauowege liegen­den, sogenanntenLirsch-Häuschen" einen Knaben zurück, der drßhalb den Namen Tirsch (Anton) erhielt, von der Statngcmeinde verschiedenen Leu­ten in Verpflegung gegeben, schon als Knabe von andern Kindern wegen seiner Rohheit gefürchice und allgemeinNuß" genannt wurde. Zum Mi­litär abgestelli, wmde er später wegen einer unter sehr erschwerenden Um­ständen begangenen Noihznch! zu einer Festungsstrafc von 20 Jahren ver- urtheilt, im Jahre 1852 aber begnadigt und von Josephstadt aus nach Komotau entlassen. Derselbe ist ein 54 Jahre alter und sehr starker Mann, dessen viereckiges plattes Gesicht mit feinen kleinen Augen sehr auf eine mongolische Abstammung tindeutet. Durch die fünf Jahre seines Hierseins beschäftigte er sich mit Talobnarbcit, war zwar ein tüchtiger Arbeiter, dabei aber, wie allgemein geklagt wird, sehr unverträglich, unmoralisch, roh und zum Diebstahl geneigt, daher allgemein gefürchtet und als das gefährlichste Individuum der Stadt mehr aus Älugheitsrüäsichtcn im städti­schen Sicchenhause einquartirt. Gestern Nachmittag fiel der Verdacht auf ihn, heute früh wurde er durch Gensd'armen von der Arbeit bei einem Hausbau abzeholt, wobei >r kiesen sein Verbrechen gleich eingestand, die geraubten Kleider sammt Regenschirm und 5 fl. Geld in seiner Wohnung bereitwillig ausfolgie und dann vor Gericht sein Verbrechen sammt allen Umständen vollständig erzählte. Die Feder sträubt sich, alle Details sei­nes Geständnisses nachzucrzäblen. Nach dieser seiner Aussage wollte er hier ein Frauenzimmer hcirathen und sich behufs dessen die Licenz zu einer Drehorgel verschaffen, konnte aber aus erklärlichen Gründen nicht das hie­zu erforderliche Sitlenzcugniß erlangen. Hierauf wurde ihm die Braut untreu und er faßte nun den Entschluß, sich dafür am weibliche» Ge- schlechte zu rächen. Von diesem Rachegedankcn erfüllt, ging er am vori­gen Donnerstag früh gegen 6 Uhr über den Galgenberg gegen Quiau mit dem Vorsätze, das erste idm zu Gesicht kommende weibliche Wesen zu er­morden. Nun kam ihm die 66 Jahre alte Frau Konrad nach. Er gefüllte sich zu ihr, knüpfte mit ihr ein Geipräck an, führte sie auf einen minder betretene» Weg gegen Sperbcrsdorf, nöthigte sie eine kleine Strecke ab­seits in den Wald, wo einem versuchten Verbrechen die Ausführung eines noch größeren folgte. Er preßte nämlich der auf der Erde liegenden Fra» mittelst der beiden Daumen die Halsgefasse so stark zusammen, daß sie nach drei Minuten todt war; hierauf entkleidete er sie bis auf die Haut, schnitt ihr gewisse Körp.rthcile ganz ab und trug diese sammt den Kleidern, dem Regenschirm und den Vorgefundenen fünf Gulden in seine Wohnung. Am Freitage darauf kochte er sich das abgeschniltcne Zleifch zu Kartoffeln und verzehrte beides (!), hob sich nur das abgeschöpfte Fett in einer Flasche auf und ging darauf wie gewöhnlich an die Arbeit, bis heute früh dessen Verhaftung erfolgte. Nach geschlossenem Verhör erzählte der Verbrecher seine That in seiner Zelle nochmals. Nur dann und wann wischte er sich Thranen aus den Augen. Er ist auf das Schlimmste gefaßt und verhehlt sich nicht, daßTod für Tod" folgen müsse. Die Stadt wird so eines allgemein gefürchteten Individuums los, das in Folge verwahrloster Er­ziehung und vielleicht auch natürlicher Anlage zu einem Kannibale» hcrab- gesunkcn ist.

Schaffbausen, 21. Sept. DaS Treiben HebichS hat in Schaffhanfen einen bedeutenden Skandal veranlaßt. Am Mon­tag versammelte sich vor dem Haus seines Beschützers» des Hrn. van Flöten Peter, eine tobende Volksmenge, meistens Arbeiter, und schlugen die Fenster sammt der Hausthnre ein. Dem Hebich und den übrigen Bewohnern des Hauses geschah indeß kein Leid.

Genf, 16. Sept. Die große Genfer Rcvolutionsgeschichte scheint einen völlig tragi-komischen Verlauf zu nehmen: Bürger­krieg, Blut und Mord, eidgenössische Bundesintervention im er­sten Akt, darnach Untersuchung ohne rechte Energie, letzter Akt allgemeine Schlußversöhnung nach der Melodie: Seid umschlun­gen Millionen! Das Alles ist kein Scherz, jontern purer Ernst; nachdem soeben erst Fazy in Frankreich internirt worden, soll die Untersuchung vom 22. August niedergeschlagen werben und über aste Schuldige eine Generalamnestie ergehe», über deren Schwelle dann das goldene Zeitalter in daS von Fazy und Consorte» schwer heimgcsnchte Genf hercinziehe» soll. Die Geileralamnestie führt bau» aber auch Fazy mit zurück, und die allgemeine Heiterkeit erreicht den höchsten Grad. Das ist der Weg, den der Bund demnächst beschreiten will.

In Livorno stellten die Bäckergesellen plötzlich wie ein Mann ihre Arbeit ein, weil ihnen der verlangte höhere Lohn nicht bewilligt wurde. Den ängstlichen Einwohnern knurrte schon der Mägen, da stellte der Präfekt an jeden Backofen ein paar Sol­daten, die das Backen verstanden und aller Noth war abgeholfen. Der König lachte nnd sagte: sie dienen auch so dem Vaterland.

Turin, 17. Sept.Perseveranza" bringt aus Rom, 18. Sept., die Nachricht, die Familie Coden sei aus Rom geflohen;

sie begebe sich »ach Livorno, um sich den Verfolgungen der päpst­lichen Regierung zu entziehen. Der Knabe Coeen ist, trotz der Verwendung des französischen Gesandten, seinen Eltern nicht zu- cückgegcben worden.

Turin, 18. Sept. Zu Rom hat sich die Geistlichkeit einen neuen Uebergnff erlaubi. Ein junger Maler, Namens Lnmbro- Lorgia, hatte sich sterblich in eine junge Engländerin verliebt und diese zur Flucht aus dem elterlichen Hause beredet. In de» letz­te» Tagen verließ das unerfahrene Mädchen wirklich ihre Ange­hörigen nnd flüchtete in das Kloster der Schwestern vom Herzen Jesu, um sich zum Uebertrilt zum Katholizismus vorzubereiten und dann ihre» Geliebte» zu heirathe». Ihre Angehörigen tha- len eiligst die nötbige» Schlitte bei der Behörde, um ihre Toch­ter wieder zu erhalten, allein vergeblich. Auch der englische Ge­sandte trat mit größter Energie auf, aber ohne daß eS ihm bis jetzt geglückt wäre, die Klosterfrauen zur Herausgabe des Mäd­chens zu zwingen. Man sieht mir Spannung dem weitere» Ver­lauf entgegen. Der Vater des Judenkuaben Koben hat mit seinen ihm noch verbliebenen Kindern Rom verlasse», nachdem er vorher noch eine achtzehnjährige Tochter verloren hatte, die, ohnehin schwächlich, sich über den geraubten Bruder und die ver­haftete Mutter zu Tode grämte. Am Morgen des 12. wurde in der Straße della Madonna del Moitti ein armer jüdischer Lumpensammler verhaftet, weil er gesagt hatte, er hätte den Kna­ben Rohen betrachtet, der aus einem Fenster des Klosters der Katechlimeiieii beraussah.

Turin, 22. Sept. Gestern Abend fand auf dem Schloß­platz ein Auslauf statt, dessen Losungswort der Ruf:Es lebe Turin, die Hauptstadt Italiens!" war. Die meuternde Gruppe suchte die Reihen des ausgestellten Militärs zu durchbrechen und in das MiMerialgebänbe einzudringen. Die Truppen mußten von ihren Waffe» Gebrauch mache», und eS gab einige Todte und Verwundete. Heute ist die Ruhe znrückgekehrl und die Stadt bietet ihren gewöhnlichen Anblick dar.

Kaiser Napoleon und Victor Emanuel sollen nach Ham- durger (?) Nachrichten über folgende Punkte sich verständigt ha­ben: 1)Rom wird von den Franzosen binnen 2 Jahren geräumt; 2) Victor Emanuel macht Florenz z» seiner Residenz (statt Rom) und verbindert Emsälle auf das päpstliche Gebiet.

In einem Londoner Blatte beklagte sich dieser Tage ein Kirch­gänger darüber, daß manche Leute mitunter sogar Zeitungen in die Kirche initiiehinc» und daselbst lesen. Darauf erschien nun die Erklärung eines Amerikaners, daß in Amerika das Zei« tungSlesen in den Kirchen allgemeineSitte" sei; es werden dort eigens Zeitungen zum Gebrauche für die Kirchenbesucher auf die Betstühle gelegt. Schließlich berichtet ein Schotte, daß dergleichen auch in Schottlandganz allgemein" geworden sei, indem die Leute Zeitungen lesen, bis der Gottesdienst seinen Anfang nimmt.

Allerlei.

Besser später als gar nicht. In Creuilly hat ein ehemaliger Militär, der, trotzdem daß er bereits 90 Frühlinge zählt, noch ziemlich rüstig ist, eine 76jährige Person geheirathet, um deren Tochter, die hoch in den Fünfzigen steht und bereits Großmutter ist, zu legilimiren. Die jungen Mädchen im Orte haben der Braut, die ein Hochzeitstänzchen wacker mitmachte, ein riesiges Bouquet beim Kirchengange verehrt.

Charade (dreisilbig.)

i. 2.

Ich bin ein edler Stein;

Ein Demant? Topas? Nein!

Man trägt mich nicht zum Schmucke.

Ich seufz' bald unterm Drucke Gewaltiger Paläste,

Bald reiß ich zur Bcwundrung -in.

Ist mir der Reiz der Form verlie-'u.

Und zier' den Saal der Gäste.

3.

In meinem Wort liegt Seligkeit Für ein« liebend treue Maid,

Im Ehstand, ach! flieht oft die Wonne Und niemals bin ich eine Nonne.

1. 2. 3.

Bist du ein Kenner der Musik,

Kennst du gewiß daS schöne Stück.

Druck und Verlag der A. W. Zuiser 'scheu Buchhandkuug- «edakli,»: Hetjl».