In Rottenburg wnrden Käufe zu 70 fl. per Centner Hopfen abgeschlossen; in Bühl zu 65 fl.
Ehlingen, 15. Sept. (Schwurgericht.) Der letzte Fall, der Lei den diesmaligen Verhandlungen zur Aburtheilung kam, war die An- Ilagr gegen Andreas Schm auder von Dennjächt, OA. Calw, und Ludwig Arnold von Harthause», OA. Stuttgart, wegen versuchten Mords und Raubes. Schmauder ist 23 Jadre alt Goldarbeitcr, deurlaubler Soldat de« 8- Ins. Regim-, ein anscheinend stupider Mensch. Arnold ist 18 Jahre alt, Taglöhner, ein kaum ausgewachsener Bube mit schwarzem Rol- lenkopf und einem wahren Mulattcngeficht. Beide find nicht g rade schlecht prüdizirt. Obgleich Schmauder wegen eines in Pforzheim verübten Gold- dicbftahlS ein Jahr im barisde» Zuchthaus saß, gibt ihm dagegen sein Rcgimentskommando das bcste Zcugniß. In Stuttgart in der Siadtallee machten Beide, dem Müssiggang nachhängcnv, ohne Gtto, ohne Arbeit Bekanntschaft und gingen in den Bopscrwalr, um, wie sie angabcn, Erdbeeren zu suchen, ww sich aber zeigte, um sich durch Mord und Raub Geldmittel zu verschaffen. Am 15. Juli d. I. wollte nämlich der 18 Jahre alte Schneider Eicher von Kaiserlautern, ein schwächlicher Mensch mit einem Klumpfuß, da er in Stuttgart keine Arbeit fand, über den Bopser nach Rohrackcr, wo es Arbeit gab. Zwischen IN und 11 Ubr Vormittags traf er die beiden Angeklagten am Waldweg auf einer Stcinbank sitzen, welche ihn frugen, wie viel Uhr es sei- Eicher, der wohl eine Kette, aber keine Uhr hatte, sagte, seine Uhr stehe. Als er weiter ging, um Erdbeeren zu suchen, begleitete ihn Schmauder längere Zeit im Wald, ries dann seinem Genoffen Arnold und versetzte auf einmal dem arglosen ! Eicher mit einem großen Stein einen Streich auf den Kopf, daß er zu Boden stürzte, während Arnold ihn ebenfalls schlug und würgte, bis sic l «»nahmen, daß er todt sei. Dann zogen sie ihn dis auf die Hosen ans I und ließen ihn liegen. Arnold kehrte aber wieder mit einem Stei» zu ihm zurück und da er noch Leben in ihm wat-rnabm, nahm er ihm unter der Drohung ihm noch mehr Streiche zu versetzen das Versprechen ab, keine Anzeige von dem Vorgang zu machen. Allein Eicher erholte sich wieder und lief blutbedeckt Stuttgart zu, wo er alsbald in seinem jammervollen Zustande, von Goldarbciter Knuttlcr von dort, der gerade spazieren gieng, betroffen wurde. Dieser eilte nach der Stadt, traf am Charlotten» ihor den Polizeisoldaten Vetter, erzählte ihm gerade den Hergang, als ein verdächtiger Bursche mit einem Päckchen die Steige herab kam. Auf Detters Frage, ob er da eben keinen Verwundeten gesehen, antwortete er mit ja, worauf ihn Vetter mit hinaust.ugehen veranlaßtc. Unterwegs entsprang er aber, wurde jedoch von Arbeitern auf einem Baume entdeckt und mitgenommen. Inzwischen fand Vetter den Eicher, führte ihn in die Reihlensche Oelfabrik, wo die Arbe tcr auch den Schmauder hinführtcn, der sogleich als einer der Attentäter erkannt wurde. Elchcr kam in das Katharinenbospital, wo er bis 19- August war. Er hatic >2 mehr oder weniger gefährliche Wunden, bei denen es Anfangs zweifelhaft erschien, ob er davon komme. Mit Narben bedeckt, erscheint er beute, um über die schändliche That, was er wußte, anzugcben. Arnold wurde von Schmauder als sein Genosse sofort angegeben und zur Hast gebracht. Beide sind in der Hauptsache geständig und dadurch, daß minder erhebliche Thaisachen von einem auf den andern geschoben werden, erfuhr man, daß sie schon Morgens einen Mann auf gleiche Weise abtbun wollten, nur sei er ihnen zu stark vorgekommen. Der ganze Werth des Geraubten beträgt ca. 5 fl. Die Vcrtheidigung, die hier keinen Boden hatte, wurde für Schmauder von R.-E. Georgi, für Arnold von R. C. Kämmerer von hier geführt. Die Angeklagten erhielten : Arnold 22 Jahre Zuchthaus, Schmauder 2Z Jahre Zuchthaus.
Im SchwurgerichtSbczirk Ulm und Kottweil werden im dritten Vierteljahr 1864 keine Urtheilssitzungeu gehalle».
Friedrichshofen, 15. Sept. Heute Abend »in 7 Uhr kamen die Kaiserlich russischen Majestäten hier an. Seine Majestät der König war ihnen dis Bibcrach ent- gegeiigefahren, Ihre Majestät die Königin erwartete Ihren Bruder am Bahnhof, wo der herzlichste Empfang stattfand und däS zahlreich versammelte Publikum die Majestäten mit Hochrufen 'begrüßte.. Die Kaiserliche Familie und ihr glänzendes Gefolge fuhr vom Bahnhof aus unmittelbar inö Königliche Schloß.
Bom Boden see, 13. Sept. Die Bewohner des würt- tembergischen BodenseeuferS haben zwei Festtage gefeiert, welche das Band zwischen Fürst und Volk so recht zu befestigen zur Aufgabe hatten. König Karl kann wahrlich stolz darauf sein, mit welcher Anhänglichkeit, Treue und Vertrauen ihm sein Volk entgegentrat- Die letzten Tage haben sattsam bewiesen, daß diejenigen im Unrecht sind, welche behaupten, das Volk sei mit nichts zufrieden, es sei und bleibe undankbar gegenüber den Fürsten. Im Gegentheil, das Volk ist stets zufrieden, wenn man <S nur halbwegs zu regiere» versteht und seine verbrieften Rechte nicht antastet. Das Auftreten des Königs Karl in einfachster Kleidung, in aller Ungezwungenheit und ohne allen militärischen Prunk, seine Versicherung, nur das Beste des Landes zu wollen, macht ihn zu einem der povulärsten Fürsten. Möge» den für daS Wohl seines Landes bestrebte» König stets Männer umgehen, die kein schöneres Gebot können, als das „Frieden und Eintracht zwischen Fürst und Volk", damit die jetzige Einigkeit aüf keinen Augenblick gestört und die Regierung König Karl'»
noch von den nachfolgenden Geschlechter» rühmlich erwähnt werde.
(Schw. Vksz.)
Wilhelm Bauer hat Aussicht, daß seine Erfindung des BrandtauchcrS von Preußen angenommen wird. Die zur Prüfung nieder-gesetzte Kommission des preußischen Kriegs- und Ma« rineministeriuuiS hat das Unheil abgegeben. Bauers Erfindung sei „in ihren Prinzipien richtig, wohl ausführbar und aller Vor- aussicht nach sehr wertbvoll."
Aus Baden-Baden hat die Polizei 100 liederliche Frauenzimmer aus Paris auSgewiesen. I» dieser Saison soll die überwuchernde Frechheit dieser Personen besonders groß gewesen sein.
Der „V. Z.„ schreibt mau aus Sachse», daß die Sammlungen für das Ahuenschloß desHrn. v. Bellst (bekanntlich veranlaßt durch dessen Auftreten ui der Londoner Konferenz) dort keine» besonder» Fortgang haben. Anfangs sammelte man nur in aristokratische» Kreisen, jetzt ist man in Dresden schon dahin gelangt, sich mit einer Bitte an die plebejischen Jnnuugc» zu wenden. Ein ehrsamer Meister des Fleischerhandwerks hat denn in dessen Folge — Tbaler - Sgr. 3 Pf. gezeichnet.
Berlin, 8. Sept. Im Polenprozesse wurden gestern acht Angeklagte vorläufig der Haft entlasst». — Das Kreisgericht sprach gestern den Hanplniann Voighl und den Rittergutsbesitzer Röder, welche im Januar in einer Broschüre znm Eintritt in die schleswig-holstein sche Armee aufgefordert hatten, frei.
Berlin, 15. Sept. Heute Mittag wurde die Kronprinzessin glücklich von einem Prinzen entbunden. Die Kronprinzessin und der neugeborne Prinz befinden sich bestens.
De» diesjährigen großen Herbstinaiiöver» bei Berlin werden die französischen Marschälle Forey und Canroberl und der russische General Tolllebe», der geniale Befestiger und Ber- lheidigcr von Sebastopol, beiwohnen.
In Feldkirch ist am 9. Sept. der Mörder Jos- Gasser vo» Lantrach, welcher bekanntlich wegen mebrfache» Mordes und öffentlicher Gewaltthätigkeit (er halte, als man ihn verhaften wollte, sei» Haus zur förmliche» Festung gemacht »nd mehrere MLfoiicn dabei erschossen) am 23. Apnl zum Tod verurtheilt 'wurde, durch den Strang hingerichtet worden.
Au e er Pariser Börse wurde am 10. August ein Taschendieb verhaftet. Ein Augenzeuge versichert dem Korrespondenten der östr. Gen.-Corr.: daß ans den Ruf: „ans den Dieb!" die Hälfte der Anwesende» die Flucht ergriff.
Italien. Römischen Blättern zufolge wurde der dortige, unter dem Namen Meister Titra bekannte alte Henker mit Pension in den Ruhestand versetzt. Sein bisheriger Gehilfe folgt ihm im Amte mit einem monatliche» Gehalte von* 25 Thalern. Meister Tilta trat schon unter PiuS VII. in sein Amt »nd diente somit 5 Päpsten. Während seiner 43jährigen Dienstzeit, in welche 6 Revolutionen bineinsalle», glaubt er 500 Individuen theils durch den Strick, theils durch die Guillotine in die andere Welt befördert zu habcn. (S. M.)
Weder» in Ungarn, noch in Italien und Frankreich ist die Seibenernte gut ausgefallen, cs ist vielmehr kaum eine Drit- teiernte erzielt worden. Daher das außerordentliche Steigen der Seidenpreise.
Newyork, 7. Sept. Tie Einnahme von Atlanta bestätigt sich. Die Schlacht bei Jonesboro zwang den General Hood zur Räumung des Platzes. In dwser Schlacht erbeuteten die Unio- nisten 10 Kanone» »nd machten 1000 Gefangene. General Fre- monk zog seine Caiidldatur für die Präsidentschaft zurück. — Nach der Tribüne schlugen die Mexikaner die Franzosen in vier Schlachten.
Allerlei.
— Die letzte Volkszählung in den Bereinigten Staaten von Nordamerika 1860 ergab 1,300,000 Deutsche, darunter 227,000 Preußen, 150,000 Baiern, 113,000 Badener, 95,000 Hessen, 81.000 Würllcmbergcr, 25,000 Oestreicher, 10,000 Nassauer und 598,000, bei denen die nähere Heimath nicht angegeben war. Der deutsche Sauerteig muß aber noch kräftiger wirken.
— In einer neuen Posse von Ncstrop sagt sehr richtig Einer: „Nur Jene, die arbeiten, sollen zu essen bekommen." Da erwiderte ihm der Andere: „Bedenken E«. Gnaden, wie viele Menschen dadurch brod- los würden."
Druck und Werlos der G. W-Zeiser'schen Buch-andlung Redaktion: Hölzle.
(Hiezu eine Beilage.)