auf zu errichten. Friedrichshofen genießt das besondere Wohlwol­len der Königl. Familie. Der Kaiser ist noch nicht gekommen.

Friedrichshafen, 12. Sept. (Festlichkeiten) Als wir gestern Morgen am Geburtsfeste der Königin Olga durch Böl­lerschüsse abfahrender Dampfboote aus dem Schlafe geweckt zum Fenster hinaussahen, versprachen wir uns von dem Wetter nichts Gute-. Tyroler- und Schweizerberge waren Friedrichshafen sehr uahe gerückt, und das Rheinthal provucirte seine schwefelgelbe Luft, also Zeichen genug über den Anzug des Föhns und schlech­ter Witterung. Gegen 9 Uhr stellte sich der Westwind ziemlich stark ein mit ganz geringem Regen. Die Gesichter der Leute wurden düster und sahen oftmals mit forschendem Blicke nach Oben. Das Wetter gestaltete sich jedoch besser, als man ver- muthete, und die im Lauf des Tages gelandeten viele» Dampf­boote, sowie die Eisenbahnzüge warfen massenbaste Leute aus, da in den Nachbarländern bekannt worden ist, daß von der mit so großem Pomp ausgeschriebenen Paßcontrole abgestanden wor­den sei und niemand ein Paß oder eine Paßkarte on den Gens- d'armen abvcrlangt werde. Die Landlente der Umgegend ström­ten schon vom frühen Morgen an in Schaaren in die Stadt. Friedrichshafen bot am gestrigen Tage ein sehr bewegtes Lebe», nur mit Mühe konnte man in den Straße» durchkomme». Sämmi- lich« Schiffe, die in den Hafen cinliefen oder aus demselben aus- liefen, feuerten ihre Kanonen einigemal vor dem königl. Schlosse ab. Dem Vormittag in der Schloßkirche abgehaltencn evangeli­schen Gottesdienste wohnten sämmtliche Minister in schwarzer Klei­dung und die Gesandten in ihren glänzenden, mit Sterne» be­deckten Uniformen bei. Nachmittags nach 1 Uhr kam der König in Begleitung seines Adjutanten Spitzemberg zu Fuß in die Stadt, und beging sichtlich gerührt alle Straße». Mit donnernden Hochs empfing und begleitete das Volk seine» König. Eine Stunde später durchfuhr Se. Majestät an der Seite der Königin in einem Zweispänner die Stadt. Donnernde Hochs abermals, welche von dem Königspaar mit Dank ausgenommen wurden. Abends »ach k Uhr öffnete der Himmel seine Schlenßen nnd der Regen floß unausgesetzt bis nach Mitternacht in Ströme». Das Feuerwerk konnte nur zum dritten Theil abgebrannt werden Nachts 10 Uhr standen noch Hunderte im Bahnhöfe ans Weiterbeförderung harrend. Hätte daS Weiter nicht einen so bedauerlichen Streich gespielt, so wäre die Illumination der Gebäude nach dem Feuer­werk brillant geworden. (Schw. B.-Z)

Friedrichshafen, 12. Sept. Zur Beglückwünschung der Königin kamen an Ihrem gestrigen Geburtstage Prinz Friedrich von Württemberg mit seinem Sohne dem Prinzen Wilhelm, Graf Wilhelm, Gouverneur von Ulm, nebst Gemahlin und Töchtern an. Der Großherzog von Sachsen-Weimar hat bei einem Schrei­nermeister in der Neustadt eine einfache Wohnung bezogen, da er in einem Hotel kein Unterkommen mehr fand. Mittags 3 Uhr kam mit dem badischen DampfbootFriedrich" der Großherzog und die Großherzogin von Bade» an und verweilten bis 5 Uhr im Schlosse, von wo aus diese hohe Herrschaften wieder »ach der Insel Mainau zurückkehrten. Der König erscheint immer ganz einfach und öfters ohne alle Begleitung; hat Er einen Begleiter bei sich, so ist es Herr Oberstlieutenant v. Spitzemberg.

Pforzheim, 11. Sept. Zum Allgemeinen Erstaunen ist hier und, wie man vernimmt» auch an anderen Orten, die Feier des großh. GedurtSfesteS in den katholischen Kirchen gegen früher eine wesentlich andere gewesen, denn nicht nur fiel die sonst üb­liche Predigt ganz weg, sondern eS wurde auch in dem Gebete des Fürsten, dessen Geburtsfest begangen wurde, mit keinem Worte erwähnt. (Schw. B.)

Mainau. Am 9. Sept. feierte die ganze Umgegend das Geburtsfest deS in Baden von Jung und Alt hochgeachteten Groß- Herzogs. Den Beamten von Konstanz wurde vom Großherzog bedeutet, daß ste bei der Beglückwünschung nur in bürgerlicher Kleidung erscheinen mögen.

Schwalbach, 11. Sept. Die Königin von Holland ist heute Vormittag zu einem mehrtägigen Besuche der Kaiserin Eu­genik hier eingetroffen. Der König von Preußen kam Nachmit­tags um 3*/» Uhr an. DeS Königs Besuch bei der Kaiserin dauerte eine ganze Stunde.

Schwalbach. Die Kaiserin Eugenie ist, wie derA.-B." berichtet, eine elegante Figur, von etwas über mittlerer Größe, mit äußerst feinen GefichtSzügen und schönen vollen Formen,

und rechtfetigt somit in vollem Maße den R»f ihrer vollendeten Schönheit. Sie ist einfach aber äußerst elegant gekleidet und trägt beim Gehen einen leichten Spazierstock. Von lebhaftestem Temperament, ist die Kaiserin eine ächte Französin» in allen ihren Bewegungen ras» und graciös, und Alle, die mit ihr in Berührung komme», wissen nicht genug die außerordentliche Lie­benswürdigkeit und Freundlichkeit der hohen Dame zu rühmen, nnd auch von ihrer Mildlhätigkeit gegen Arme hat sie in der kurzen Zeit ihres Hierseins bereits ehrende Beweise gegeben. Die Kaiserin trinke regelmäßig Morgens 8 und Abends 6 Uhr am Weinbrnnnen und promenirt daraus in Gesellschaft einiger Personen des Hofstaats in den Anlage»; das Bad nimmt sie um 12 Uhr Mittags und zwar in demselben prachtvoll dekorirteu Kabinet, in welchem die Kaiserin von Rußland gebadet. Alle für die kaiserliche Tafel bestimmten Gerichte werden, auf ausdrück­lichen Befehl der hohen Frau, ganz nach deutscher Kochweise zu­bereitet. Sonntag wird die Kaiserin einer heiligen Messe beiwohnen.

Berliu, 10. Sept. Die Leiche Lassalle' s wird, wie wir hören, am Mittwoch hier eiulreffen; ihr Transport geht über Mainz und»eldors, die Gräfin Hatzfeld begleitet dieselbe.

Lassalle mar ein Jude, seine Freunde haiie» daher zur Leichenfeier einen Rabbiner beigezoge». Die katholisch gewor­dene Schwester Lassalle's (aus Wien) protestirte dagegen und es schien einen verlegenen Auftritt zu geben. Da erklärte der wür­dige Rabbiner: Wir mischen uns nicht in Fainilieusachen und Haschen weder »ach einer Seele, noch nach einem per. Friede dem Tobte», mag er aus jüdischem oder einem anderen Gottes­acker beigesetzl werde»! Tamil zog er sich zurück.

Berlin, 13. Sept. Tie Spener'schc Zeitung hat die Nach­richt von bestunterrichteter Seite, daß dieser Tage schon der Bei- tritt einiger deutschen Südstaaten zum Zollverein erwartet werde und vor dem 1. Oktober der Beitritt aller wahrscheinlich erfolgt.

Kopenhagen, 13. Sept. Das Tagblatk berichtet: Die SchleSwiger Deputation hatte gestern Audienz beim König. Nach lleberretchnng der Adresse äußerte der König, er wünsche innig NordschleSwig ,ür das Königreich zu bewahren und jede dahin- gehende Bemühung solle entfaltet werden. Er könne jedoch für die Erfüllung dieses Wunsches nur geringe Aussicht geben und müsse sich auf die einfache Bemerkung bcs ränken, die SchleS­wiger müssen die Hoffnung ans bessere Zeiten nicht aufgeben.

Genf. 13. Sept. Herr James Fazy hat gestern aus Be­fehl des Präfekten Ferney verlassen.

London, 10. Sept. Kein Kriegsschiff der amerikani­schen Kriegführenden wird künftig in den englischen Häsen zu- gelassen werben, um entwaffnet oder verkauft zu werden.

Londo n. (Ein zweiter Mörder des Mr. Brigg.) In einem Wirlhshaus in London erklärte am 7. Sept. Abends ein Mann Namens King, er sei Theilnehmer an jener oft erwähnten Er­mordung gewesen. Müller und er seien zusammen in der Absicht, Mr. Brigg zu ermorden, in den Eilcnbabnwaggo» gestiegen. Er habe zwei, Müller drei Schläge dem Opfer gegeben Müller habe die Thür aufgemacht und er habe de» Körper binausgewo» fen. Der Mann wurde verhaftet. Am nächsten Morgen vor dem Police Court behauptet er, bei jener Aussage betrunken ge­wesen zu sein. Der Wirth jener Schenke hingegen führt an, daß King auf der Lehne eines Stuhles gesessen mit den Füßen auf dem Sitz, als er die Mordthat erzählte, was kein Betrunkener thu» könne. Nachforschungen werden angestellt und King einst­weilen gefangen gehalten.

Newyork, 3. Sept. Ein Corps des General Sherman» besetzte Atlanta. Shermanns Hauptarmee hatte ein heftiges, wie eS heißt, glückliches Treffen bei Maconroad. An der Wildon- Eisenbahn fand ebenfalls svom Grant'schcn Korps) ein heftiges Gefecht statt, dessen Erfolg unentschieden blieb. Das Fort Morgan (vor Mobilel hat sich den Uuionisten ergeben. Die Convention Chicago ernannte Mac-Clellan zum Präsidenten und Hrn. Pendlcton aus Ohio zum Viceprästdcnten. Müller (der Mörder Brigg's) wird heute per Etna nach Europa gebracht. Abends. Die Einnahme Atlantas durch die Bundestruppen hat bis jetzt keine weitere Bestätigung gefunden. Das Gerücht behauptet, General Hood habe in der Schlacht an der Macon- Eisenbahn, unweit Eastpoints, bedeutende Verluste erlitten. Der Rebellengeneral Hard e ist gef allen. _

Drack uad Verlag der <S. W. Laiser Me» Bachhandkung- Siedalti»»: ljl».