Leute eines solchen Falles, dem sic eine unheilvolle Bedeutung beilegen, nicht zu eunnern wissen.

sSelbsimor d.) Ci» junges reiches Mädchen, die Tochter eines angesehenen Burgers aus Tetscben, liebte einen jungen, achtbaren, aber minder reichen Bürgcrssohn desselben Ortes. Der Vater des Mädchens hakte zwar selbst gegen eine innige Verbindung nichts einzuwenden, da er die Tochter sehr lieble; die Mutter aber fand eine solche Heiralh unter ihrem Stand und schwur hoch und lbcner, das Mädchen dürfe dem jungen Manne nicht angehören. Verflossenen Sonntag kleidete sich nun das Mädchen in ihren Hofstaat, besuchte mit dem jungen Manne, den sie ans der Straße erwartete, die Kirche, nahm nach den, Gottesdienste in einer ihm unerklärlich feierlichen Weise Abschied von ihm, schritt dann dem Flusse zu und fand auch in de» Welle» der Elbe, wo sie sich bräutlich bettete, ihr Grab. Erst am zweiten Tage wurde die blaffe Todesbraut in ihrem Schmucke wieder ausgcfunben.

Flensburg, 21. Ang. Au der Spitze von 2500 Manu wird Prinz Friedrich Carl am nächsten Freitag seinen Einzug in Berlin halten.

Bern, 23. Ang. Die Independenten in Genf haben sich massenhaft vor dem Centralbureau eingefundcn, um die Cassation der Wahl zu reklamiren; eS gab einen Zusammenstoß, infolge dessen 12 Personen verwundet wurden. Barrikaden wurden er­richtet. Die Cantonsregiernng, unvermögend die Ordnung wie­der berzustellen, bat die Dazwischenknnst der Bnndesbehörden an­gerufen. Der BundeSrath hat Fornerod als Cvmmiffär ab­gesandt. Derselbe ist mit einem Milizbaiaillon in Grus cinge- riickt. Inzwischen traf heute die Nachricht ein, daß Gens ruhig, der Staatsrakh srcigelassen, die Bairitadcn hinweggeränml und der Verkehr wieder freigegeben sei.

Rom, 9. August. Die Mutter des geraubten Jndenknabcn Cohen ist gefangen gesetzt worden. Ohne Erfolg an alle Thö­ren klopfend, damit man ihr ihr Kind wiedergebe, zog sie die Aufmerksamkeit der römischen Polizei aus sich. Sie war fast wahn­sinnig geworden, nachdem sie mehrere Male täglich sich vom Ghetto nach der Thur des Catechnmenen geschleppt halte, um ihren Sohn wiederznschen, aber immer ohne Erfolg.

Hundertansende von Menschen drängten sich am Napoleons­tage, dem 15. August, ans dem clysäiseben Felde bei Paris und ^ seltsam: alle hatten ein neues Stichwort gesunden.He, Lam- / bert, wo ist Lambert?" war das Losungswort, das aus hnn- ^ derttausend Kehlen bei jedem Anlaß ertönte. Nur wenige wuß- ; keil, was es bedeutete; die meisten riesen es nur nach, und die . riesige Schnelle, mit der es sich in aller Munde befand, erklärte ! nur einigermaßen, wie es möglich war, daß bei wichtigerer und - ernsterer Gelegenheit ein Nus, anfangs nur von wenigen in Pa­ris hineingeschrien, bald mit wahrer Wnlh wiederholt wurde. Wer gestern das He Lambert Hörle, das sich bald in das nach ^ der Melodie: vss Imnrxioirs gesungene Vivat Lambert nmwan« ! delte und die Wirkung sah, welche diese einfachen Worte ans die Stimmung von 5600,000 Mensche» ausüblen, konnte be­greifen, wie es möglich ist, baß Paris seine Revolutionen so schnell anssnhrt. aber ebenso schnell wieder daS Opfer des Gegen­stoßes wird. Welche Bedeutung eigentlich die Worte He Lambert! hatten oder haben sollten, will ich nicht weiter untersuchen, svn- . der mich darauf beschränken, die Version inittheilen. die mir nach ! langem Hernmsragen über deren dlriprng zu Ohren kam. Eine sehr wohlbeleibte, etwas excentrisch gekleidete Dame, die von Paris nach Havre fuhr, soll, so erzählt die Fama, beim Einstigen in ^ den Wagen ihren Mali» verloren haben. Bei jeder Ltation, ^ wo der Zng anhieli, sprang dieselbe ans ihrem Waggon und ^ ries mit Verzweiflung: He Lambert! Wo ist Lambert? rc. Die ! Reisenden riesen bald mit, und als der Zng m Havre ankam, l ertönte es in allen Straßen. Von Havre kam daS Wort nach l Paris. (Dsz.) !

Paris. 18. Ang. Der Erzbischof von Paris hat verfugt, ^ daß künftighin für S eh a nspiel e r und Selb st in ö r d e r tu den ! Kirchen von Paris Seelenmessen gelesen werde» dürfen. !

Paris, 19. Ang. Ungeachtet in Folge der Getreideernte die Körnerprcise zu weichen beginnen, vernimmt man von allen Seiten allarmirende Nachrichten über die Trockenheit, welcher auch die zahllosen Brände znzuschreibe» sind. Die Vendee, die Gi­ronde, die Provence, das Beaujolais und die Gegenden um Lyon leiden am meisten. Aus der Vendee meldet man: Wir werden

geröstet; seit Ostermontag ist kein Tropfen Wasser gefallen, un­sere Gärten sind verheert, die Kartoffeln braten im Felde, die Weinbeeren kochen, die Futterpreise sind unerschwinglich. Das Getreide allein ist nicht verunglückt. In der Provence hat es seit vier Monaten nicht geregnet, und man hat kein anderes Ge­müse mehr als Zwiebel und Knoblauch. Um Bordeaux hatte man noch vor wenige» Tage» 38 Grad Hitze; Gärte» und Wein­gärten waren schrecklich vertrocknet. Im Beaujolais rechnet man für alle Fälle auf keine Weinlese mehr, und die Trockenheit ver­hindert auch die Bestellung der Felder. (A. Z.)

Paris, 22. August. Der Bischof von Limoges hat einen Hirtenbrief erlassen, worin ec das Verdienst der Däm­pfung des große» Brandes dem Haupte des best. Martial zu- scbreibt, das um den noch hochaufflammenden Herd der Feuers­brunst getragen wurde. Daß übrigens auch die aus der ganzen Umgegend znsammenströmenden Pompiers nicht unnütz gewesen sind, erkennt auch der Hr. Bischof a». Bereits 1789 hat St. Mar­tial die Stadt Limoges aus gewaltiger Fenersnoth jerrettet. Damals hakten noch der heil. Aurelian und die heil. Agathe milgewirkl. (S. M.)

Die Königin von Spanien hat ihren Gemahl nach Paris geschickt, um den für den vorjährigen Besuch der Kaiserin Euge­nik in Spanien schuldigen Gegenbesuch zu mache». Da der Kaiser nicht mit in Spanien war, so hätte sie sich lieber den kleinen Finger abgebissen, als daß sie selber gekommen wäre. Da der König-Gemahl ein eifriger Bourbone und auch sonst nicht viel mit ihm zu sprecben ist, so gibt man ihm lauter rau­schende Feste, ungefähr wie eine Mnstktruppe um so mehr die Trommel» und Pauke» schlägt, je schwächer die Compofition ist. Sehr gespannt sind die Pariser aus die große Parade; der arme König-Gemahl muß bei ihr zu Pferde erscheinen, soll aber, wie die Pariser sagen, nur einen Gaul reiten können, den er mit« znbringen vergessen hak.

Es ist schwer zu entscheiden, welcher Partei man in Belfast die Palme der Brutalität zuerkeniicn soll. Wo Unwissenbeit und Arinnth mit all dem Elend, welches sie in ihrem Gefolge haben, in solchem Grade vorherrschen, wie unter der irischen Volksmenge, darf es einen nicht Wunder »ebmen, wenn bei geringem Anstoße plötzlich die Lust an Tumult und Zerstörung sich Luft macht. Diesen Anstoß hat jedenfalls die protestantische Partei gegeben, indem sie O'Connell's Bild verbrannte und Spottes halber die Asche in einem Sarge begrub; die Katholiken gingen darauf in ihrem Rachegefühl zu weit, wen» sie sich Waffen verschafften und sich zu triegischer Organisation znsamineuthateu, um eine an sich »nschädlicbe Albernheit gleich einem rödtlickien Unrecht zu ahnden. Der friedfertig gesinnte Theil der Einwohnerschaft ist mit dem rath- und thatlosen Verhalten des städtischen Magistrats höchst unzufrieden, nnd mit Recht. Sollte es mit einer bewaffneten Macht von 5000 Mann nicht möglich sein, das rohe Gesindel einer Stadt von etwa hunderttausend Seelen im Zaume zu halten? Gestern haben sich übrigens die Unruhen glücklicherweise etwas gelegt; aber auf'wie lange? Ganz ruhig war cs nicht, denn bei einem protestantischen Leichenbegängnisse überfiel eine Anzahl Ka­tholiken die Leidtragenden und feuerte gar auf dieselben. Auch in einigen andern Städten des Nordens sind SkraßentuNiulkc aus- gebrochen. In Dnndaik haben die Katholiken den König Wil­helm in Effigie verbrannt und dann sich znsammenrottend an protestantischen Schule», an einer Methodistenkapclle und vielen Privathänselii die Fenster zertrümmert. Die Piotestanten, deren Zahl in Dnndaik nicht sehr bedeutend ist, enthielten sich der Wie- dervergelknng. DerlKorrespondent des Staats-Anzeigers gibt die Zahl der durch die bedauerlichen Exceffe in Belfast tödt- lich Verwundeten aus 47 an, 120 andere seien noch unter der zweiselndne Hand hoffender Aerzte. Eine schauderhafte Scene er­zählt der Korrespondent von einem Kampfe an rer Hasenküste. wo 78 auf der Flucht abgeschniittne Katholiken dem Wasser sich znwendeien, wo gerade liefe Ebbe eingelreten, um zu de» ferne­ren Straudstellen zu waten. Vor sich das Meer, hinter sich Salve ans Salve von den am Ufer sich lagernden Orangisten (Prolestantens wären dieselben wohl sämmtlich durch die unter­dessen wieder eingetretene Flnth zn Grunde gegangen, wen» nicht Truppen noch zu rechter Zeit eingctroffeu wären. Daß die Ocan- gepartei bei dem Allem die Initiative ergriffen, steht bereits zur Evidenz fest. Traurig, daß solche Dinge noch in unserer Zeit