Lüsten ein Braust» gleich dem Gerassel eines Eisenb.chnzugeS vernommen wurde und die Wolke» wie mit einander in Kampf gerietben. Es erhob sich sofort ein orkanäbnlicher Sturm in Gestalt einer Windhose, welche Dächer ahdeckle. einen Heuboden nebst seinem Inhalt eittsnhrle und gegen 200 Bäume ans dem Felde entwurzelte oder knickte. Der Schaden auch an de» Feldern ist sehr beträchtlich.

Gotteszell, 29. Juli. Einem Theil der hiesigen Gefan­genen wurde heute ein Akk landesväterlichcn Erbarmens zu Theil, indem 18 durch völligen Nachlaß ibres Strafrechts, 6 weitere, worunter 4 auf L>beuSda»er verurtheilte, durch Beschränkung ihrer Strafzeit begnadigt wurden. Unter Heiken Segenswün­schen für den erhabenen Landeövater verließen Elftere insgesammt heute die Strafanstalt.

Frankfurt, 28. Juli. In der heutigen Buudestagssitznng haben gutem Vernehmen »ach Preußen, Hannover und Sachsen (erstercs im versöhnlichen Geiste) Erklärungen »ber Nendsbnrger Vorfälle abgegeben, welche dem vereinigten Ausschüsse zngewieien wurden. Es ist damit die Ausgleichung der Angelegenheit ohne Zweifel in erfolglicker Weist angebahut.

Erlangen, 28. Juli. Die Schstswig-Holstein-Bereiuc in Erlangen, Fürth und Nürnberg laden die 69 Vereine Baierns zum Anschluß an eine ans Anlaß der Nendsbnrger Vorgänge gefaßten Resolution folgende» Inhalts ein: Es gebe nur einen Weg, welcher zugleich den Schimpf brutaler Verge­waltigung tilgt, Schleswig-Holstein zu seinem Reckte bringt und Deutschland gegen die drohenden Gefahren gewissenloser Aden- § teuer-Politik sichert: Tie sofortige Einsetzung des rechtmäßige», vom Volke Schleswig-Holsteins einzig und allein anerkannten Fürsten, die Einberufung der schleswig.-holst. Landesveriretung und Aufbietung der schleSw.-holst. Wehrkraft. (S- M.)

DerLeipz. Ztg." berichtet inn ans Karlsbad nachfol­gendes Wort des Königs von Preußen, bas ec einer ihm nahe stehenden fürstlichen Person auf deren Annexivnslust zum Bescheide gegeben:Ich habe kein Recht ans Schleswig-Holstein, und ich werde während meiner Negierung nie eine Handlung un­ternehmen, zu der ich nicht glaube das volle Recht zu haben."

DieZeitung für Norddentschlaud", das bedeutendste libe­rale Blakt in Hannover, ist in Preuße» verboten worden. Hammer, der gefangeiie Däne, wirb in die Festung Schweid­nitz oder Glatz gebracht. Sei» Transport durch Altona glich eher dem eines Verbrechers. Er verdiente es aber auch nicht besser; denn er batte seit, Ehrenwort gebrochen, bas er, um aus frei ans der Insel Sylt nmhergehen z» bürstn, gegeben, und machte dennoch einen Fluchtversuch. Und dieser dänische Geßlec soll »un gar ei» Deutscher, Mecklenburger, fein!

Berlin, 60. Juli. Die Spener'sche Zeitung enthält ein Wiener Telegramm vom 29. Juli folgenden Inhalts: Kurze Wasfenrnheverlängeiung wahrscheinlich. Bisher Friedensbasis unerreicht. Es heißt, der König habe Hrn. v. Bismark nach Gastein berufen. (T. d. Sl.-A.)

Der BerlinerPnblirist", der offizieller Zuflüsteruugen genießt, sagt wörtlich:Die hilflose Lage, m welcher sich die deutschen Mittelstaateu befinde», gehört zu den erfreulichsten Erscheinungen der Gegenwart und berechtigt zu Hoffnungen für die Zukunft. Sie sehen sich, da Oestrcich sie verläßt, vergeblich nach Aufrechthalrung ihrer Souveränetak um rc."

Wien, 29. Juli. Heute fand die vorletzte Konfereuzsttzung statt, und morgen wird die Schlußredaklion des Friebensprälimi- nars für die Basis des ferneren Waffenstillstands gefertigt wer­den. Den Instruktionen gemäß wurde die Trennung Alfens und der Herzogthümer von Dänemark zugestande». Hr. v. Bismark reist wahrscheinlich heute Abend ab.

Kaiser Alexander hat an Quartiergeld für sich und sein Gefolge in Bad Kissingen 72,000 Gulden bezahlt.

Ein Pudel als Neufundländer! Ein junger Stutzer, der unweit der Kettenbrücke am Schanzt ln Wien seine Muße­stunden damit verkürzte, daß er seine» Begleiter, einen wohldres- sirten Pudel, eine in den Donaukanal geworfene Holzscheite ap- porkiren ließ, fiel bei einer forcictcn Wurfbewegung mit einem entsetzlichen Schrei in's Wasser. Auf diesen Jammerruf kehrte der Pudel, Verschon in der Mitte des Stromes war, um, packte seinen Herrn bei dem sammtnen Rockkragen und schleppte ihn unter dem Halloh der EckHhciibe» an's Trockene.

In einer Earlsbader Modezeitung finden wir die Bildnisse Bismark's und Rechverg's, und wir wollen sie rasch uiittheilen, ehe sie aus der Mode gekommen find.Hr. v. Bismark jst eine hohe ichlanke Gestalt, von gerader Haltung und militärischem Auftreten, der man, wie dies bei so vielen Preußen ber Fall ist, die Dienstzeit im Heere ansteht. In seinem Gesichte liegt Geistes­und Willenskraft; das große dlangraue Auge hat viel Schärfe und die hohe Stirne zeugt von Gedankenreichthum. Nur ein ge­wisser hvchmüthiger und dabei frivoler Zug um den Mund und eine zu sichtbar hervvrtretende Selbstschätzung beeinträchtigen den vortheilhaften Eindruck, den seine äußere Erscheinung sonst auf jeden Unbefangenen machen würde. Uebrigens hat Hr. v. Bis­mart in den letzten Jahren sehr gealtert. Kopfhaar und Schnur- bacl^ange» an, sich weiß zu färben, zahlreiche Furchen bedecken die Stirne und das Gesicht beginnt jenen matten Ausdruck anzu­nehmen, den man bei Männern, welche sich geistig sehr anstren- gen und dabel viel Sorgen und Verbrüh haben, häufig findet. AlS das gerade Gegeutheil erscheint Graf Rechberg. Er ist ein kleiner, feiner, geschmeidiger Mann, dem man ansieht, daß er fick stets auf den Packers der Höfe am wohlsten gefühlt hak. Ein Paar dunkle, ungemein kluge und lebendige Augen blitzen aus seinem sein geschnittenen Gesichte. Als kürzlich beide Minister Arm in Arm ans der Promenade (in Karlsbad) wandelten, wobei Graf Rechverg neben dem lang ausschreitenden Bismark einher- trippeln mußte, sagte Einer:Da geht der Riese Goliath mit dem kleinen David."

i Dw Flucht des Herzogs Friedrich aus Kiel nach Gotha scheint sichach den neuesten (Wiener) Nachrichten zu bestätigen. Ec muß preußischen Drohungen gewichen sein und dieß würde mehr als alles andere über den Charakter der Besetzung Hol­steins durch die Preuße» aufkläreu. Oe streich, der Bundesge­nosse Preußens, fängt an. sich die Hände in Unschuld zu waschen. Die größte Wiener Zeitung gibt den uiiansgesprochenen Gefühlen des bedrohten Deuilchland ungeschminkten Ausdruck.Den deut­schen Mittel- und Kleinstaaten muß es erscheine», als ob ihnen das Messer an die Kehle gesetzt worden sei. Nichts vermag sie jetzt zu retten, als ein entschlossenes Zusammensaffen ihrer Kraft. Wie der Augnstenburger sich aus Kiel flüchten mußte, so wird noch manchem andern deutschen Fürsten die Flucht aus seiner Re­sidenz bevvrsteheii, wenn er ntcht zwischen sich und den preußischen Machlgelüsten ein Bollwerk aufrichtet."

Herzog Friedrich ist noch m Kiel oder wieder in Kiel; er war nicht nach Gotha, sondern nach Nendorf bei Lütjenburg gereist. Es' schwebt ein Duster über diesem Ausflug in dem kri­tisch,irn Augenblicke; Hamburger, Berliner und Wiener Zeitun- ße», offizielle und andere, meldeten die Reise nach Gothic, und die Gvrh. Ztg. erzählt,baß Briefe an Herzog Friedrich ^bereits hieher adressier würden." Den preußischen Truppen in Rends­burg ist ein preußischer Civilkommiffär auf dem Fuße gefolgt; die Besetzung ist eine nsiUtäcische und politische. Der preußische Etvilkommiffär ui Schleswig, Hr. v. Zedlitz, bereist persönlich die Inseln Sylt, Föhr zc., und verhindert, daß der Herzog Fried­rich zum Regenten ausgeiufe» wird. (Dfz.)

Aus Konstantinopel meldet man, die türkische Regierung habe alle protestantischen Misstonsanstalten schließen und mehrere Neubekehrte verhaften lassen.

London, 30. Juli. Gestern wurde das Parlament ver­tagt. Die Königin bedauert, daß die Friedensbemühungen frucht­los geblieben, hofft aber zuversichtlich ans baldige Wiederherstel­lung des Friedens im nördlichen Europa. Die Abtrennung der jonische» Inseln sei mit Genehmigung der Vertragsmächte voll­zogen. Zwischen dem Fürsten Kusa und der h. Pforte sei durch England, Oestreich, Frankreich, Preußen und Rußland ein freund­licher Ausgleich erzielt. Die Königin bedauert die Fortdauer des amerikanischen Kriegs und spricht ihre Festhaltung an der bis­herigen Neutralität ans. ('T. d. S. M.)

Die Hauptstadt Tunis ist ernstlich von den Rebellen be­droht, die nahe vor ihr stehen.

Verbreche» und Sühne.

(Fortsetzung.»

In der Wohnung des Schlossers halten die beiden Ehegat­ten, nachdem der Schlosser, wie er versprochen, seinem Weibe Alles erzählt, vergebens auf Pater Martin gewartet. Es war