geehrte Herren, in einer ernsten, vielbewcgten Zeit um Mich versammelt. Viele Fragen von hoher Bedeutung fordern uns zu ebenso umsichtiger als entschiedener Thätigkeit auf. Große Beruhigung gewährt hiebei, daß zwischen den beiden deutschen Großmächten, deren tapfere Truppen für den gleichen Zweck, für Deutschlands Ehre und Recht, ihr Blut vergossen, eine Einigung erzielt worden ist, welche zu der Hoffnung berechtigt, es werbe die ganz Deutschland bewegende Frage der schleswig-holfteuiiichen Hcrzog- thümer in einer dem nationalen Sinn und dem naiionalen Recht enlfpre- chcnden Weise ihre Lösung finden. Möchte es gestattet sei», hieran die weitere Hoffnung zu knüpfen, daß aus dieser Einigung auch für alle an» dcre Verhältnisse Deutschlands Ergebnisse hervorgepen, welche zu Befrie­digung gerechter und besonnener Erwartungen der deutschen Ration in po­litischer , wie in handelspolitischer Beziehung führen! Meine Regierung würde, seien Sic dessen gewiß, hierzu mit aller derjenigen Bereitwilligkeit Mitwirken, welche die Liebe zum deutschen Gesammtvateilande vorzcichnct.

Im Innern nimmt Sie, geehrte Herren, zunächst eme umfangreiche Arbeit in Anspruch. Der Staatshaushalt soll für weitere ö Jahre gere­gelt und festgestellt werden. Staatobedürfniffe der verschiedensten Art sollen Berücksichtigung finden, insbesondere erwarten die Eisenbahnen und die Anforderungen des öffentlichen Dienstes Ihre einsichisvollc Mitwirkung. ^

Zu nicht geringer Befriedigung würde es Mir gereichen, durch glück­liche Erledigung dieser bedeutungsvollen Ausgaben sogleich beim Beginn Meiner Regierung bewiesen zu sehen, daß die wahren Bedürfnisse dcS Landes erkannt werden, und jedes berechtigte geistige und materielle In­teresse den ihm gebührenden Schutz findet. Weitere Gesetzeseiuwürfe^ sind in der Vorbereitung begriffen, um Ihnen vorgelegt zu werden, so­bald die Erledigung rer von Ihnen bereits begonnenen Arbeiten und der mit dem Budget verbundenen Gegenstände dies mit Zweckmäßigkeit zu thun gestattet. Ich beschränke Mich für jetzt darauf, hier die Bauordnung, die Wegordnung, das Gesetz über Regelung d.r Waidcrcchte und eine neue auf Durchführung des öffentlich-mündliche» Verfahrens gegründete S»ras- proccßordnung hervorzuhebcn und beizufügen, daß der Entwurf einer all­gemeinen deutschen Civilproccßordnung in Hannover in erster Lesung vol­lendet ist. Lassen Sie uns, geehrte Herren, einträchtig Alles, was zum ! Wohl des Landes gereichen kan», bcrathen! Möge der Geist des Grün­ders der Verfassung, Meines nun in Gott ruhenden vielgeliebten Herrn Vaters Majestät, unter dessen Walten dem Lande in einer Zeit von nahezu ^ 48 Jahren so vielfache Segnungen zugingcn, der Geist rer Mäßigung und Ordnung über Ihrer Thätigkeit weilen, und möge es Mir vergönnt ! sein, während Meiner Regierung zu dem Wvhle unseres lheuren Vater­landes so bcizutragen, wie Meine Wünsche und Bestrebungen hierauf ge­richtet find. Unterstützen Sie Mich mit Rath und Thal; Ich werde Ihnen immer mit Offenheit cntgcgcnkominen, beseelt von der vollsten Liebe für Mein Volk, und im steten Aufblick zu Dem, ohne dessen Segen nichts gelingt.

Hierauf tritt Graf v. Recbbcrg vor und hielt eine An­sprache an Seine Königliche Majestät, welche schliefst: Mögen Eurer Königllchen Majestät landesväierlichen Wunsche für das Wohl dcS Vaterlandes von den segensreichsten Folgen begleitet sein und sie sich noch dis in die spätesten Zeilen an dem Glück und Wohlergehen des ganze» Volks erfreuen, das mit uns in den Ruf einstinimt: Lange lebe unser König!In das vom Grafe» v. Rechberg am Schluß auSgedrachie Hoch: Lange lebe unser König! stimmte das Hans mit allgemeinem, lebendigem , Rufe ein. Das Hochrufen wiederholte sich ans der Straße beim Kommen und Gehen des Königs. Die Musik stimmte mit der Königshymne ein. Morgen: Wahl der Adreßkommission.

Die Thronrede konnte nicht verfehlen, nach allen Seiten einen günstige» Eindruck hervorznbringen. Der To», in dem sie gehalten ist, ist ein offenbar gütiger und wohlwollender. Die! Rede enthält eine Reibe von Verheißungen, von denen zu wnn- scheu ist, daß sie in Bälde ausgefnhrt'werben. Ausgefallen ist besonders die Erwähnung der deutschen Frage, deren Lösung im nationalen Sinn und entsprechend dem nationalen Recht der- "iss hofft. Mögen die königlichen Worte, die hier znm schwä­bischen Volke gesprochen wurden, nicht Worte bleiben, sondern ! als Thaten in's Leben treten. Dann wird König und Volk einer glücklichen Zukunft entgegensetzen dürfen. !

Stuttgart, 12. Juli. Bei dem ständischen Ausschüsse sind 2 Gesetzesentwürfe cingekouimen, wovon der eine die Festsetzung ! der Civilliste für die Regierung Sr. Maj. des Königs betrifft, j Hienach soll die Civilliste betragen: 777,800 fl. an Geld, an ! Naturalien jährlich 4500 Centner Dinkel, 1250 Ccntncr Roggen, ! 768 Centner Gerste, 11,200 Centner Haber, 1400 Klafter Bu- . chenholz und 800 Klafter Tannenholz. Dieses Gesetz soll mit! dem 26. Juni d. I. in Wirksamkeit treten. Nach dem anderen GesetzeSentwurfe soll die provisorische Forterhebung der Steuern bis zrim 31. Dezember d. I. genehmigt werden. (St.-A.)

Stuttgart, 10. Juli. Se. Maj. der König hat gestern die Kasernen eingehend inspicirt und bei dieser Gelegenheit in i der Jnfanterickaserne die eben bereitete Menage gekostet, während er beim hiesigen Reiterregiment auch die Stallungen durchging. Eine Folge dieser Inspektion haben wir bereits, uämlich den Be«

^ fehl, daß der Soldat außer Dienst keine Käppis mehr trage» l muß, auch wenn eS Sonntag ist, sondern bequem in der Mütze ! einhergehen darf. Im Militär sollen vielfache Aenderungen vor sich gehen. Zunächst wird die Infanterie eime leichtere und j bequemere Kopfbedeckung statt der schwerfälligen Käppis erhalten. ! Bei der Reiterei ist die Lanze bereits abgeschafft.

, Stuttgart, 12. Juli. Ter städtischen Deputation, die § am 9. d. dem König glückwünschre, erwiderte Se. Majestät, wie ! derStaais-Äiiz." meldet, unter Anderem Folgendes:In allen Meinen Handlungen soll Mich nur ein Gedanke der Gedanke ! an das Wohl Meines Landes und bas Wohl des gesammten deutschen Vaterlandes leite»."

Der Kurfürst von Hessen ist mit Gemahlin in das Bad Nenndorf abgereisk, hat aber eine Bedeckung von 40 Mann Soldaten mitgenommen. Wozu das?

Weimar, 12. Juli. Die MontagSzeikung enthält ein Te- leglamm aus Berlin, daß Hannover und Oldenburg heute die Unterzeichnung des Zvlloertrags, welchem sie am 28. Juni bei­getreten, vollzogen haben. (N.-Z.j

^ Der König von Preußen hat in einem eigenhändigen schreiben dem Großherzog von Oldenburg deu guten Rath gegeben, von seinen Erbansprüchen auf Schleswig-Holstein abzu- liehen.

Berlin, 12. Juli. Die Kreuzzeitung berichtet aus Aal« borg (Jütland) vom 11.: Am Sonntag Mittag überschritten die Truppen des kombinirlen zweiten (preuß.) Armeekorps auf Käh« »en den Lymfjord (zum Zweck der Eroberung der Nordspitze Jüt« landS). Der Truppenübergang bauert ununterbrochen fort. Der Vormarsch nach Norden hat wahrscheinlich bereits begonnen. (Ein Telegramm gleichen Inhalts gelangte auch an den noch in Wild- bald wellenden Vater Wränget.» (T. d. S. M.)

Wien. Der Kaiser von Oestreich und der König von Preu­ßen werben also wieder in Wien und Gastei» zusammenkom« men. Napoleon ist auf der Hat und will den Friedensstifter spielen.

Bisher war Straßbnrg stolz darauf, an seinem Münster den hjöchsten Thurm in Europa zu besitzen. Er mißt 449 Fuß, während der Stephansihurm in Wie» nur 439 Fuß maß. Da ! jedoch der Stephansthurm soeben mit einer neuen Spitze versehen worben ist, die 15 Fuß höher ist, so wird nun Wien den höch­sten Thurm haben.

Innsbruck, 6. Juli. Nach derJnnztg." hat eine De­putation frommer Bürger den Dekan um Veranstaltung einer Prozession um Erhallung der Glaubenseinheit ersucht.

Kiel, 13. Jnli. Die Schleswig-Holsteinische Zeitung ver­nimmt: Die holsteinische Regierung bewilligte 200,000 Thaler Unterstützung den Alsenern. Die Bundeskommissäre bestätigten den Beschluß. (T. d. S. M.)

Die Einnahme der Insel Föhr durch die Oestreicher hat sich nicht bestätigt.

Man vernimmt, daß Prinz Johann von Glücksburg zunächst beauftragt ist, einen mehrmonatlichen Waffenstillstand unter der Bedingung der Räumung Jütlands anzubieten, und daß er die Anerkennung des Herzogs Friedrich als Herzog von Holstein, so­bald der Bund sich für denselben ausgesprochen haben werde, seitens^ Dänemark in Aussicht stellt.

So uder bürg, 5. Juli. Heute endlich fand die vielbe­sprochene Auswechselung der Gefangenen, 128 Mann, Preußen und Oestreicher (meist Kavallerie) statt. Von den dänischen aus- gelieferte» Gefangenen weinten einige ein sonderbares Zeichen! Gleichzeitig wurde von den Dänen die Leiche des am 29. Juni gefallenen Oberst Faaborg, die bereits seit mehreren Tagen beerdigt und ausgegraben war, abgeholt. Als die Leiche an Bord gebracht wurde, gäbe» die preußischen Soldaten die bei Begräbnissen gefallener Krieger üblichen drei Ehrensalven ab.

Der Brief, den der dänische König Christian an Napo­leon geschrieben hat. ohne daß er seinem Ministerpräsidenten et­was davon sagte, soll die Ursache sein, daß daß Ministerium Monrad um seinen Abschied gebeten hat. Der König hat ein« gewilligt und den Grafen Moltke mit Bildung eines neuen Mi­nisteriums beauftragt. Graf Moltke ist ei» bekannter Mann,, ehemaliges Mitglied des schleSwig'schen Ministeriums Bluhme, welcher Letztere jüngst noch vergeblich znm Nachgeben rieth.

Kopenhagen, 11. Juli. Die Pariser Nachricht von -er