Entlassung deS Ministeriums Monrad ist richtig. Eine offizielle ^ Bekanntmachung der Zusammensetzung deS neuen Ministeriums ! ist noch nicht erschiene». ;
Paris, 10. Juli. Der Kaiser telcgraphirte gestern dem König von Dänemark seine Glückwünsche -um Ministerwechsel und das Anerbieten seiner -guten Dienste zur FricdenSstistnng. Man versichert mir in zuverlässigster Weise, daß Herr v. Beust und Lord Cowley in das Staatsgeheimniß dieser eventuelle» Wendung gezogen wurde» und dazu ihre volle Zustimmung gegeben haben. Der Kaiser bofft den Frieden aus folgender Grundlage zu vermitteln: Unabhängiger Fortbestand der dänische» Monarchie und Lostrcnnung des gesammten Schleswig-Holstein unter der Regierung des vom Volk der Herzogthümer berufenen Hczogs von Aligustcnburg. Nachdem der Kaiser in den Herzogthümern schon den Grundsatz und da« Recht der Nationalität bis zu einer ScheibungSlinie in Schleswig anerkanm batte, läßt er diese Linie fallen, indem er jetzt auch de» Tbalsachen und dem Recht der Eroberung Rechnung trägt. Hingegen will er Dentschland zu« muthen, das besiegte Dänemark, dessen tapfere Vertheidigung ans allen Seilen Anerkennung und Ehre findet, mit ritterlicher Vornehmheit im Geldpunkl und in Nebensachen zu behandeln, so daß zunächst von Kriegsentschädigung u. dgl. keine Rede wäre. Der Tuilerienhof legt auf diese Lösung unter seiner Firma einen außerordentlichen Werth. (A. Z.)
London, 12. Juli. Montags-Unterhaus. Palmerston antwortet Griffilh, eö sei kein Grund vorhanden zu glaube», die deutschen Mächte hätten die Absicht, Copcnhagen anzugreifen.
(T. d. N.-Z.)
In Littan starb ein Man» von 132 Jahren. Er verhei- rathete sich im 107. Jahre zum zweiten Mal mit einem Mädchen von 19 Jahren. Aus dieser Ehe gingen 2 Kinder hervor, die jetzt 24—25 Jahre alt sind. Er war im siebenjährigen Kriege und später im Türkcnkriege Soldat und verrichtete bis an sein Lebensende häusliche und Feldarbeiten, rauchte auch gern Taback.
Bukarest, 27. Juni. Das Unglück, von welchem unsere Stadt seit nun drei Tagen heimgcsncht ist, läßt sich mit Worten nicht genügend schildern. Vier Fünftel der Stadt sind unter Wasser gesetzt. Tausende und Tausende von Bewohnern haben all ihre Habe verloren, und sind Bettler geworden. Am 23. d. M. um 2 Uhr erfolgte eine starke Erderschütkcrung, und eine halbe Stunde darauf durchbrach der Fluß Dimbowitza, welcher unsere Stadt durchzieht, seinen Damm und ergoß sich mit solch reißender Gewalt über die Straßen und in die Häuser, daß die Menschen nur mit Mühe ihr Lebe» retten konnten, und daS Vieh, die Waarenlager n. dgl. m. dem lobenden Element überlassen mußten. In den tiefer gelegenen Stadttheilen trat das Wasser über die Giebel der Häuser hinweg. Kurz, es ist eine Ueber- schwemmung, wie sie seit Menschengebenkcn in solcher Ausdehnung nicht erlebt worden ist.
Verbrechen und Sühne.
(Fortsetzung.)
Wie froh war er in der vergangenen Nacht, mit dem Sack voll Gold heimzugelangen, und wie drückte ihn jetzt die Last des- selben, um sich ihrer zu entledigen! Aber was thun? Wieder heimkehren mit dem Golde, das wie glühende Kohlen unter seinem Arm zu brennen schien? Nein! nein! dort durfte es nicht mehr weilen! das geraubte Gold unter dem Dache, wo die Seinen jetzt so glücklich schlummerte»; nein! nein! Es mußte fort und wenn er cs dem Rheine anvertrauen sollte. Allein auch dahin konnte er nicht; Häuser und Gärten hinderte» ihn und ans den wenig schmalen Wegen konnte man ihm begegnen. Schon war er an seiner Wohnung vorüber an das düster blickende Barfüßerkloster gekommen, das ihn so gespensterhaft ansah; cs graute ihm, er eilte weiter; so kam er zum Kolenberg und bog endlich in die heutige Theaterstraße nach der jetzigen Steinenthorstraße ein. Da stand unweit der Birsig ein Ziehbrunnen. Die Nacht war. wie gesagt, finster, die Gegend noch nicht sehr bewohnt. Auch ein Kloster blickte von der Höhe in diese Niederung herab.
„Ha! sagte er, beim Brunnen still stehend, hier wird der Sack geborgen sein."
Er blickte hinab. Die vorspringenden Steine erlanbten ein Hinabsteigen — denn er wollte seine Last nicht hineinwerfen.
Der Lrttttiieu war zwar ziemlich tief, aber der Schlosser hatte oft schon gefährlichere Arbeiten vollbracht.
Er schaute umher. Alles war ruhig. Die Thnrmuhr schlug 1 Ubr. Er stieg hinab, entledigte sich seiner Last und kam ohne Gefahr wieder heraus.
Noch war es nicht 2 Uhr. da hakte er seine Werkstatt erreicht. Wie eine Ceutuerlast war es vou seiner Brust gewälzt.
Er schlief ruhig »eben seiner Gattin ein nud der frühe Morgen fand ihn mnnter.
Allein che er noch die Werkstatt öffnete, nahm er den Bund Schlüssel zur Hand. Lustig brannte das Kobleuseuer, der Blasbalg schürte es au »nd die kleine» Flammen leckren an den ihnen gebotenen Schlüsseln. Wie pochte es freudig i» der Brust des Schlossers, als sie zu Klumpe» Eisen wurden, unkenntlich selbst für das geübteste Auge.
Und als ob mit der Entfernung des gestohlene» Goldes, mir der Vertilgung der lockenden Schlüssel der Segen wieder ein- kehren sollte in der Wohnung des Schlossers, kam schon in aller Frühe Arbeit.
Es war 11 Uhr geworden, als Kilian durch ein Klopfen s
'am Fenster ausgeschreckt wurde. Er schaute auf. Es war der !
Hausircr Wurmbach. i
Der Schlosser fühlte sich unangenehm berührt bei dem An- ! blicke dieses Mannes. Er hatte ihn seit jenem Abende nicht ge- ^
sehen, aber seit der Erzählung des Pater Marlin vou dem Freut« j
den und der Gewißheit, die er ja sel-st hatte, daß Wurmbach !
im Verkehr mit diesem gestanden, seitdem es ihm besonders !
klar geworden, daß man ihn die Doppelschlüssel hatte machen i lassen, »m den Staatsschatz zu bestehlen, da war Wurmbach in '
seinen Augen nur ein Werkzeug der Räuber und alle Angaben i
des Mönchen über ihn fanden auch nicht mehr den geringsten ^
Zweifel. Allein konnte er, wenn er auch wollte, Wurmbach von seiner Thüre weisen? Hatte er, nicht auch mit .ihm in deS Rau- berbauplmannS Gesellschaft gesessen, mit diesem sogar im Geheimen verkehrt, selbst ohne baß Wurmbach zugegen sei» durfte?
Während er übrigens, zaudernd ob ec den „Gevatter" grüßen wollte, noch grübelte und sein Werkzeug »och in der Hand hielt, war Wurmbach, ohne lange zu fragen, cingctreten und stand plötzlich hinter dem Meister, ihm vertraulich aus die Schul« > tcrn klopfend.
„Topp, Gevatter, rief er plötzlich lackend, Ihr seid gcwal- tig stumm geworden, seitdem wir uns nicht gesehen, und das ist doch erst etliche Wochen her." i
„Verzeiht, Meister Wurmbach, entgegnete Kilian verlegen, ! ich dachte an ganz Anderes." !
„Das muß Euch auch vor Wochen so gegangen sei», Gevatter, sagte Wurmbach mit einem lauernden Blicke, daß Ihr '
nickt nach der Mohrenschenkc kamt, wie Ihr versprochen. Man ^
hat Euch dort erwartet." !
' „Ihr, Meister?" gegcnfragte Kilian.
„Ich und der Andere," sagte Wurmbach.
„Ihr lügt!" rief Kilian, indem er mit der Faust auf deu Tisch schlug. !
Wurmbach schaute ihn erstaunt an. „Habt Ihr nicht dem Andern versprochen, ihm dorthin eine Arbeit zu bringen. Ihr ! wißt schon was, hm —"
Kilian wechselte die Farbe. Sollte dieser wissen, um welche Arbeit es sich handelte? War er trotz aller seiner Vorsicht nicht dann in seinen Händen? Aber wie sollte Wurmbach ihm den Tod des Räubers verheimlichen wollen, zu welchem Zwecke? —
Auf alle Fälle nahm sich der Schlosser vor, auf der Hut zu sein.
„Ihr lügt, sage ich Euch, Meister Wurmbach, sagte er dann etwas ruhiger und setzte bann mit leiserer Stimme hinzu: der, von dem Ihr sprecht, ist seit Wochen todt und wurde in den Rhein geworfen. Ihr thätet wohl, nicht mehr von ihm zu sprechen. Ihr habt mir seinen Namen nicht genannt, als Ihr mich zum rothen Ecken führtet, ich weiß ihn aber." Mit diesen Worten bog er sein Haupt nach ihm hin und flüsterte ihm ein Wort in die Ohren. _ (Forts, f.)
— Jemand laS in einer Kirchenzeitung das Wort „Kctzergemetzel", ^
tonnte cs aber nicht herausbringen, und erst nachdem er sich mit „Metzer- >
getetzel, Kctzelgemetzer, Metzclgeketzer und Gctzermcketzcl" gequält hatte, gel ang cS ihm, da- gräßliche Wort zu buchstabiren. _
Druck UN» Verlag »er V. W- Za > fer 'scheu Buchhandlung. Redakti»« : H «l» l «.