Holstein, derzeit in Gotha. Bon hier geht heute eine erste Sendung mit 10,000 fl. ab. Nack de» bestimmtesten Versickerungen verdient die' Regierung des Herzogs Friedrich das vollste Ver- trauen, von ihr werden auck die vertriebenen sckleswig-hvlsteini. schen Beamten und Geistlichen nntcrstützt. Allein der Herzog braucht Millionen und viele Millionen, wenn er den doppelten Anforderungen entsprechen soll, die an ihn gemacht werde». Tie Gaben muffen viel, viel reichlicher fließen als bisher, wenn der Herzog in den Stand gesetzt werden soll, die schleswig-holsteinische Armee zu reactiviren. Freiwillige werden für diese Aimee seiner Zeit willkommen sein, aver „Freisckaaren" werden keine gebildet und keine geduldet. Kriegslustige junge Leute habe» jetzt einfach den nächsten besten Unlerosstzier zu ersuche», daß er sie rinübe. An die Negierung wird eine Petition abgeheu, damit den Leuten ber Jugendwehr im 16.—23. Lebensjahr (künftiges DolljährigkeitSaller) daS Fuhre» von Waffen gestatt, t werde. Bon den Jugendwehrcn bis znm Landwehrspstem ist nur ein Schritt. Statt deS bisherigen, ungeheuer kostspielige» und doch völlig unzureichenden ConscliptionSIystem soll das Landwehrsystem angenommen werden. In der Versammlung hcrrsa le die gehobenste, aber leider auch im Hinblick ans den Stand ber Tinge, der so vieles zu wünschen übrig läßt, eine trübe Stimmung.
Stuttgart, 13. Dez. Heule nach der Frühpredigt legte Se. K. Hoh. der Prinz Wilhelm, Sohn des Prinzen Fiieb- rich, in der Hoskircke das Glaubeiisbekenniniß ab, und wurde hieraus von Hostaplan v. Guuiber eingescgnet. — Tb. Georg ii erläßt einen Ausruf a» die Turnvereine, worin die Beschlüsse Les außerordentlichen TnrniagS vom 6. Tezbr. milgeiheill werden. Bis zum 24. d. M. wird von jedem Verein Belicht erwartet 1) über die Zahl der au den Wassennbunge» Theilneh- meilben, 2) cinVerzeichuiß der Freiwilligen nach Lchleswig-Holiicin.
Geislingen, 9- Dez. lieber die Wahl eines Abgeordneten verlautet »och nickt viel. Einzelne sprechen von Professor Römer in Tübingen, Lohn des abgetretenen Kammeipräsidenlen.
In der Nackt vom 13. Tez. wurde in Stötten bei Geislingen an ber nicht nnbemiltelieu Witlwe Bosch ei» Ranbmores- versuch begangen. Tie Wiltwe muß sich aber gegenüber dem Mörder wacker zur Wehr gesetzt haben; denn trotz der 16 Wunden, die sie erhielt, Halle sie dem Verbrecher den Dolch abgerungen. Dadurch und daß der flüchlige Mörder bei seiner Entweichung viele Bluispnren als Beweis der eigenen Verwundung zurückließ, könnte dessen Juhaflirung bewirkt werden.
Der bgdische KriegSmiiiister forderte in Erwägung deS Ernstes der gegenwärtigen Lage der D.nge eine» außerordentlichen Kredit von 2,300,000 fl. für den Fall, daß eine Mobilmachung des badischen Armeekorps nolhwendig werden sollte.
München, 15. Dez. König Max ist henie eingetroffe» und wurde von den Volksmasseu mit Jubel und dem Ruf: „Rettung Schleswig-Holsteins!" empfangen.
' Im DonanmooS wurde am 28. Nov. eine Häsin geschossen, die 12 Junge im Leibe trug. Sie wird dem Museum übergeben.
Frankfurt, 13. Dez. Gestern Abend wurde dem badischen BnnbeSlagSg,sandten Hr». v. Mo hl, als dem Vertreter der badischen Regierung, zur Anerkennung der Haltung derselben in der schleSwig-hvlsteinisckcn Frage, von dem hiesigen Turnverein ein Fackelzug gebracht.
Frankfurt, 14. Dez. In der heutigen Bundestagssitzung wurde eine Matrikuiarnmlage von 17 Millionen und die Instruktion für die Civilkommissäre beschlossen. Gcheimeralh Nieper wurde statt Hrn. v. Münchhausen zum haunover'schen Civilkom« iuissär ernannt. — Dem Vernehmen nach hat Hr. v. b. Psordte» das Referat in der holsteinischen Angelegenheit für jetzt uicder- gelegt. Wer dasselbe nnumchr übernehmen wird, ist uns bis letzt nicht bekannt geworden. Ter Grund des Rücktritts des vaicrischen Gesandten liegt offenbar darin, daß derselbe die Verantwortung für die nun folgenden Vorschläge der Majorität nicht übernehmen will, welche mit seiner eigenen Auffassung und derjenigen seiner Regierung im Widerspruch sich befinden. (K. Z.)
Gotha, 13. Dez. Auf Befehl des Herzogs ist das Haupt- wehrkomilck aufgelöst und jede weitere Thätigkeil desselben hier am Orte wird bei Androhung von Gewalt verhindert.
Leipzig, 12. Dez. Die „Leipziger Nachrichten" hatten unterm 12. Dez. die Mittheilung gebracht, daß sämmtliche zum AuSmarsch bestimmten königlich sächsischen Truppen auf höhere»
Befehl am 11. Dez. die deutsche Co carde neben der sächsi' scheu aufgestcckt hätten. Die „D. A. Z." fügt Hinz», baß auf später eiugegaugencn höheren Befehl die deutsche Eocarde bis auf weitere Bestimmung wieder hat abgenommen werden müssen.
Tie K. Kreisbircktion zu Leipzig hat ans erhobenen Ne- knrs mittelst Verordnung von, 4. Tez. die Entschließung des hiesige» PvlizeiamkS, daß der im vorigen Jahre gebildete Sckü. zenbnnd dem Vereinsgesetz gegenüber unzulässig sei und sich anfzulöse» habe, bestätigt.
Dresden, 12. Dez. An das dänische Kabinet ist in Folge des Bundesbeschluffes vom 7. Dez. von L.iteu Oestreicbs, Preußens, Sachsens und Hannovers heute die Äufforbernug erggugeu, binnen 7 Tage» das Herzog,hum Holstein rn räumen. l 3t.A.-
Jn Hannover hak der sromme König den abziebenden Truppe» persönlich seinen Segen ans den Weg gegeben. Der schleSwig-holsteinische Feldzug wird aber sur die oannover'sche» Zeiluugsschreldcr gefährlicher als für die Soldaten; die zwei tapfersten sind bereits vor die Polizei geladen, — jedenfalls um belobt zu werden. Einer war >o kühn, anzndeuteu, warum Hannover au dem ^Londoner Protokoll sesthalke. Oestreich niachre Schwierigkeiten, den König den Thron besteige» z» lassen, weil er blind war; da trat der alle Ernst August dein Protokoll be> und — Oestreich mit seinen Einwendungen zurück. Zi>umerma»»S- salbe! sagte man in Hannover.
Die „Rhein. Zeitung" lheilt ein Telegramm ans Berlin mit, wonach aus Wien eingetrvffenei, Nachrichten zufolge die BundeSkommilläre das Erscheinen des Herzogs Friedrich in Däne- mart nicht dulden würde». — Bon Berlin ans soll man in Kopenhagen augebculet haben, der Winter lasse fick benutzen, um die Erbfolgcfrage auf diplomatischem Wege zu einem für Dänemark befriedigenden Resultate zu führe» und nöthigenfalls die össentliche Meinung i» Deutschland auf sehr ernstem Wege zur Ruhe zu bringe».
In Berlin siel ein Maurer vom Gerüst und blieb mit dem Hinterlheile seiner Jacke an einem eisernen Nagel in der Höhe von 3 Stockwerken hängen. Schaudernd sah man ihn von nuten zwischen Himmel und Erde hängen, bis es nach einer Viertel- stunde seine» Kameraden gelang, ihn zu rette».
BiSmark und Rcchberg unker einem Hut? Einen Augenblick staunte Tenlschi..ub das Wunder an. AnS Wien kommt deS Räthsels Lösung. Sie heißt: Wiederherstellung der P h. Allianz, d. h. systemamche Niederhaltung aller Freiheits- und Ein- heilsregungen TeulschlandS, eine zweite Auflage der Reaktion von 1850-58- Bismark söhnt Rußland mit Oestreich ans und Rußland ist der Tritte im P Bunde. — Haben die Vermessenen eine Ahnung, was sie herausbeschwören, falls sich diese furcht- baren Gerüchte bestätige» sollte»?
Ans Wien wird berichtet, daß dort eine Ministerkrise ein- gctrctc» sei. Man befürchtet, daß durch den Rücktritt des Hr». v. Schmerling die kaiserliche Regierung gleich Preußen wieder ganz in daS reaktionäre Fahrwasser einlenke» werde.
Etwa am 17. oder 18. Dezember treffe» die östreichischen Exekutionslruppen an ber holsteinischen Grenze ein.
Altona, 12. Dez. In Kopenhagen wurde beschlossen, der Exekution keinen Widerstand z» leiste»; man erwartet Verständigung mit den deutschen Großmächten. (Allg. Z)
Muter, fragte ein lljähriger Knabe in Kiel, Mutter, wird der Vater dem Dänenkönig den Eid schwören? — Was geht dich bas a»? erwiderte die Mutter. —: Ich muß es wissen; denn wenn der Vater schwört, werde ich morgen in der Schule dnrchgeprügelt; heute haben wir den N. geprügelt, weil sein Vater geschworen hat.
In Polen sicht es unruhiger aus als in SchlcSwig-Hi^-, stein, der Kampf dauert fort, neue Mittel und nicht uubede tende Sendungen von Waffen und Munition sind eingetroffe« die Armee wird neu organistrt werben und sicher den Winter h«^-° durch kämpfen.
Paris, 12. Dez. Nachrichten ans Deutschland sieht m> mit der größten Spannung entgegen, und es muß konstatirt werden, daß die öffentliche Meinung sich sichtbar verändert hat; c>u- Blamage Deutschlands wird vielmehr gefürchtet als gehofft. Desto ärger würde aber auch das Hohngelächker sein wenn Deutschland auch diesmal wieder nickt durckgrcisen sollt:
Druck UN- Bering »er <s. W. pniser'sche» Buchhandlung. Siednclion l