der Fürst war der liebenswürdigste Wirt-. Dir Tafel war über» rrich besetzt, der edle Wein floß in Strömen. Es schien fast, als wolle der Fürst zeigen, daß seine Cassc eben so groß, wie sein Land klein sei. Nach der Tafel entwickelte sich beim funkeln- den Pokal die jovialste Laune, die ungebundenste Rede, der sprudelndste Witz Man sprach von der Unruhe der Zeit, den liberalen Elementen, man toastete auf das Wohl des fürstlichen Hauses.
Hoch rage dies alte Haus über die Plagen des Jahrhunderts, wie die stolze Eiche über die Wellen lobender Gewässer! rief ein alter Graf, den gefüllten Becher leerend.
Ich stehe fest aus meine» Maximen, sprach der Fürst, fest wie der Fels im Meere, und ich würde mich selbst nicht davon abbrin.,ea lassen, wenn die Flut des Aufruhrs bis an de» Fuß des Haiuberges anscbwvlle; ich würde mich mit meiner Familie und meinen Getreuen lieber in den Klostergang zurückziehen und darin verrammeln, wie der Fuchs in seiner Höhle.
Also existirt dieser unterirdische Weg, von welchem die Sage erzählt, in Wahrheit, Durchlaucht? fragte Baron Selten.
Er cxistirt, antwortete der Fürst, und ist ein ewiges Zeichen der Standhaftigkeit eines meiner edlen Vorfahren. That- kraftiger und unermüdlicher wie Leander den Bosporus durchschwamm, drang er durch Erz und Gestein wie ein wallendes Feuer zu seiner Hero. Fürwahr ein hoher Triumph der Liebe!
O zeigen Sie uns dieses berühmte Werk, Durchlaucht! ries der alte Graf.
Es sei! erwiederte freundlich der Fürst.
Der Hosmarschall ward bleich und zuckte fast merklich zusammen.
Sorgen Sie dafür, Herr Stallmeister, so sprach der Fürst zu Letzterem, daß meine edlen Gäste ihre abenteuerliche Wallfahrt sogleich beginnen können! Wir haben im bcllerleucbtclen Prnnk- sale manches Glas geleert — wie wäre cs meine Herren,, wenn wir im Bauche des Schloßbergcs oder in einer verfallenen Klosterhalle beijFackellicht und Nouneugeisteru eine Flasche edlen Seel aufbräche» ?
Sämmtliche Gäste riefen laut jubelnd diesem originellen Vorschläge ihren Beifall zu; nur der Hofstallmeister wankte wie vernichtet aus dem Saale, um die nöthigcu Anordnungen zu treffen. Lei» Auge suchte nach dem schwarzen Fritz, aber es suchte vergeblich, denn der Kroat wachte ja in den Ruinen. Noch war er nicht zudem kühnen Entschlüsse gelangt, den Vertrauten rufen zu lassen, da erschien der ungestüme Fürst bereits mit all seinen Gästen, deren jeder in süßer Weinlanne selbst einen silbernen Armleuchter ergriffe» hatte. Der Fürst führte die strahlende Gesellschaft nach dem Thurme und rief nach Fackcln. Sie wurden von Kammerdienern schnell bcrbeigebracht. Der Stallmeister schützte vor, daß der Schlüssel zur Thurmpforte verloren s i.
So breche man ans, zum Teufel! rief der Fn-st gereizt und an diesem Tage auf den Stallmeister ohnehin nickt gut zu sprechen.
In wenigen Augenblicken hatten zwei Leibjäger die morsche Pforte erbrochen, so daß ein Flügel derselben donnernd ans seinen Angel» fiel. Die Fallthür ans dem Boden des Thurmcs war unverschlossen und völlig practicabel. Man hob sie ea.vor; der Fürst, mit einer Fackel versehen, setzte zuerst seinen Fuß auf die zur Tiefe führende Treppe. Sein schöner Neufundländer eilte schnobernd vor ihm her. Man kam tiefer und tiefer. Kaller Moderdnst wehte die Gäste an. Unbekümmert darum schritt die heitere Schaar vorwärts, lachend und scherzend in süßer Weinlanne, oder das Echo herausfordernd. Nur der Stallmeister wankte langsam und gebrochen hinter den Anderen drein, so daß Einige Mangel an Courage bei ihm voraussetzten.
Plötzlich schlug der Hund an und schnaufte heftig. Der Fürst stutzte, weil er wußte, daß sein Neufundländer nur vor fremden lebendigen Erscheinungen laut ward. Er rief ihn, aber der Hund bellte fort. Als man ihn näher beleuchtete, stand er an der kleinen Pforte und scharrte. Der Fürst gebot ihm Ruhe und lauschte.
Ich höre ein Geräusch, wie leises Weinen, flüsterte er betroffen.
Es scheint ans der Wand zu dringen, fügte der Graf Hinz».
Nein ans der Tiefe, meinte Baron Selten.
Hausen denn Geister hier? ries der Fürst mehr neckend als ernst; aber wir wollen sie doch erforschen. Mein Hassan wittert M>" zenluft, wir wollen »ns daher beeilen, meine Herren, ehe die flüchtigen Gestalten der Geisternonnen uns entwischen. Stallmeister, besitzen Sie den Schlüssel zu dieser Pforte?
Nein, Durchlaucht! antwortete Herr von Kffirbusch heoend.
So brechen wir sie auf, sie ist morsch, versetzte der seltsam erregte Fürst und legte selbst Hand an. Die Thür brach ein. Hassan fuhr heftig durch die entstandene Lücke und hellte laut. Ein jäher Hnlfeschrei ward hörbar.
Mein Gott! rief der Fürst, die Geister haben doch Fleisch und Bein. Fast macht ich erschrecken. Aber lass.,, Sie uns sehen, meine Herren, der Hund bellt fort und das Ziel scheint nahe. Er riß die Thüre gänzlich nieder, leuchtete hoch und sprang mit einem Satze in das Nischengewölbe. Das blntrothe Licht der Fackeln fiel ans die bleiche Witkwe Mohl, die aus einem harten Lager mit dem Tode zu ringen schien, und ans Anna, welche erschreckt ausgcsprnngc» war, als der Hund mit glühenden Annen sich näherte.
Die ganze Gesellschaft war vor Erstaunen starr. Der Stallmeister griff nach der feucht.» Wand, weil er vor Schwäche zu fallen drohte.
Tie Aufklärung kan: schnell. Der Fürst erkannte entsetzt die Wiltwe des erschossenen Rentmeisters und die schöne Anna' er war durch diesen Anblick heftig erschüttert. Anna erzählte'mit geflügelt..» Worten unter einem Strome von Thränen den Her- gang^der -cc.cckc, aber sie hatte auch den Mnth, in Gegenwart des ^tallmeiq. cs zu gestehen, Laß dieser den Answeg verrammelt und die Franc!, fall zwei Tage Dem Hunger ansgesetzc hatte.
Ties.S Geständnis! machte ans die Gäste einen unbeschreiblichen Eindruck. Der Fürst wendete sich finster gegen den Stallmeister, um die Bestätigung zu Horen, aber sie erwies sich von selbst. Der Stallmeister, kreidebleich, wankte mit erloschenen Blicken nach einem zur Seite stehenden Scheinet, die Last der Schuld ließ ihn nicht mehr aufrecht stehn,.
Ah, Stallmeister, Sie scheinen hier hinter meinem Rücken den Mittelalterliche» Satrapen gespielt zu habe»! donnerte der erzürnte Fürst, von seinem leicht errege..reu Gccechii...iciksgesnhl überwältigt. Seine Entrüstung stieg, als er ih ilnenmend ans Lager der kranken Wiltwe trat und, dies Jammerbild vor Argen, die Bilder der Vergangenheit, die Glanzperiode Anna's und das jäh zerstörte Familienglück des einstigen RcntmeisteiS an sich vorüber ziehen ließ. Er hätte am liebsten ans der Stelle Gericht gehalten, aber »eben dem B wußtlein absoluter Herrscher zu sein, machte sich die Aufgabe eines Beschützers der Gesetze geltend, die ihm Mäßigung gebot.
Rechne» Sie auf meine Hülfe, sprach er zur Wstiwc; Sie soll.'» einige» Ersatz finden für die Leiden, die Sie ertragen, wenn es eine» Ersatz gibt. Sie sollen auch 'Vergeltung sehen. Aus, meine Herren, lasse» Sie uns dies Abenteuer mit einer Wohl- that beschließen. Diese Nonnen müssen wir dem lebendigen Grabe entführen. Sie gehören inS volle Leben. Mein Schloß nehme sic ans.
Sogleich he.stltcn sich mchrere Hcrren, das hölzerne Belt dcc Kranke» zu erheben, um Letztere bequem soittragcn zu können. Der Fürst selbst gab Anna den Arm. ( Schluß folgt >
Charade.
Des Sängers Schmcichellaut,
Des Schülers Lernbcglnn Wird dir in Eins vertraut,
Und hat oft Spott im Sinn.
Die Zwei drängt jedem Mann,
Wenn dn ihn nennst, sich vor;
Wo man ihn schauen kann.
Tönt oft sie scharf in's Ohr.
Eng zngcwölbt erscheint In Eins »nv Zwei vereint Ein Fluß.Bett zart und weich.
An Armen überreich.
Zum Diener wähle nie Den, der die Drei verschrie;
Befiehlt sie Ruhe dir,
So ist ihr Thun an mir.,
Du fragst, ob Eins, Zwei, Drei Dir z» empfehlen sei?
Ich Laie weiß das nicht;
Doch wenn's der Leibraih spricht.
So brauche sei» b.bcrzt,
Ob's auch ein wenig schmerzt.
Nur mein' ich für den Siaat Wär's stets ein übler Raih.
Auflösung d.'S Rathscls in Nro. 92: G l a s.